Lukšiai (Rayon Šakiai)

Im Jahre 1978 wurde Birutė Alytaitė, Schülerin der 8. Klasse der Mittelschule in Lukšiai, ohne Wissen ihrer Eltern zum Mitglied der Kommunistischen Jugend ge­macht. Sogar in der Ausgabe der Šakiai-Rayon-Zeitung vom 13. Mai 1978 stand eine kurze Notiz darüber, die die Mutter von der Tatsache überzeugte. Frau Aly-tienė ging zur Lehrerin ihrer Tochter, Adomaitienė, und sagte ihr: »Wir sind Gläubige, und unser Glaube gestattet uns nicht, gottlosen Organisationen beizu­treten.« Die Lehrerin versuchte sie zu überzeugen, daß die Kommunistische Ju­gend ihrer Tochter nichts anhaben würde. Die Mutter war außer sich: »Man ver­langt von den Eltern, daß sie ihre Kinder großziehen, ihre Wäsche waschen und alle Kosten tragen. Doch die Erziehung sollen nur Schule und Staat ausüben. Das soll hier nicht der Fall sein. Sorgen Sie dafür, daß meine Tocher niemals im Ver­dacht stand, Mitglied der Liga der Kommunistischen Jugend gewesen zu sein.« Danach ging Frau Alytienė mit ihrer Tochter zum Komitee der Kommunistischen Jugend des Rayon Šakiai. Dort veranlaßte sie, daß der Name von der Liste gestri­chen wurde und kein Hinweis mehr auf eine Mitgliedschaft in der Kommunisti­schen Jugend aktenkundig war.

Allerdings mußte Frau Alytienė dafür büßen. Sie war als Köchin in der Mittel­schule in Lukšiai beschäftigt. Von da an stellte die Schule so schwere Bedingun­gen, daß Frau Alytienė gezwungen war, diese Arbeit aufzugeben.

Prienai

Auf eine Beschwerde der Eltern wegen der Verfolgung von Schulkindern in der Mittelschule Nr. 2 in Prienai schickte das Amt für Erziehung und Bildung des Rayon Prienai eine Antwort, in der es unter anderem auch hieß: »Bei der Gewährleistung der totalen Gewissensfreiheit spielt die konstitutionell garantierte Freiheit der atheistischen Überzeugung und ihre Propaganda eine wichtige Rolle. Die Verbreitung atheistischer Konzepte ist eine der Grundaufga­ben der sowjetischen Schulen. Die Kinder werden in den Schulen nicht über ihren Glauben befragt, sondern es sind vielmehr Diskussionen und Gespräche, die die­ses Thema in der Schule behandeln. Ebensowenig werden Schulkinder gezwun­gen, atheistische Bilder zu malen.« Außerdem sei nicht bewiesen, daß S. Kuras, der das Programm nach der Schule durchführt, die Kinder brutal behandelt hätte, indem er sie mit Schimpfnamen angeredet hätte (s. auch die Beschwerden gläubi­ger Eltern in der Chronik Nr. 41).

 

Pašilė

Als Julija Nausėdienė, Mutter von sechs Kinder, am 1. Dezember 1979 aus dem Krankenhaus nach Hause ging, wurde sie unterwegs von den Lehrerinnen Po­cienė und Aranauskienė aus Pašilė angehalten, die ihr vorhielten, daß ihr Sohn Juozas, der in die neunte Klasse geht, Meßdiener sei. Parteimitglied Aranauskienė sagte:

»Frau Nausiedienė, wissen Sie überhaupt, welchen Eindruck Ihr Sohn macht? Er steht im Chorhemd vor dem Altar, und der alte Küster ist sein Freund. Er ist eine Schande der sowjetischen Jugend. Seine Wohnung hängt voll mit Heiligenbil­dern. Ein Kreuz steht mitten zwischen seinen Büchern auf dem Tisch. Wir sind sehr bestürzt, derartige Dinge in den Häusern unserer Schüler zu finden.«

»Meine Kinder sind weder Diebe noch Trunkenbolde. Und ich verbiete ihnen nicht, den Pfarrer oder Küster zu besuchen«, antwortete die weinende Mutter und schwieg dann.

Derweil Lehrer gläubige Kinder sowie deren Eltern terrorisieren, nur weil sie in die Kirche gehen, belästigen betrunkene Rowdies litauische Städte und Dörfer. Am 2. Dezember zum Beispiel betranken sich eine Gruppe der Kommunistischen Jugend von Pašilė,währenddessen eine Messe gelesen wurde. Wenig später töteten sie mit einem Ziegelstein einen Mann in der Nähe des Karklėnai Kulturzentrums. Lehrer, die ihr Gewissen noch nicht verpfändet haben, sollten sich lieber um solche Dinge kümmern als um einen Meßdiener.

Kybartai (Rayon Vilkaviškis)

Alle Kinder der 6 B der Mittelschule Kybartai stellten sich am 23. Februar 1980 zu einem Marsch- und Gesangswettstreit auf. Nicht-Pioniere trugen kein Halstuch. Als die Lehrerin vergeblich versucht hatte, Nicht-Pioniere zu zwingen, das Hals­tuch anzulegen, rief sie den Subdirektor Verikas zu Hilfe. Dieser ordnete sofort an, daß jedes Kind ein Pioniertuch zu tragen hätte. Die meisten Kinder gaben nach, bis auf Rita Griškaitytė. Der Subdirektor Verikas schrie sie an: »Nimm dei­nen Kram und verlasse die Schule!« Das Mädchen berichtete diesen Vorfall den Eltern. Ritas Vater suchte Herrn Verikas auf und verlangte eine schriftliche Erklä­rung, warum man seine Tochter aus der Schule geworfen habe, doch Herr Veri­kas verweigerte eine solche Erklärung. Er behauptete, daß er ihr nur das rote Halstuch umlegen wollte, damit alle Kinder in der gleichen Uniform seien. Aber Rita Griškaitytė hatte unerschrocken geantwortet: »Ich will keine Heuchlerin sein, indem ich in der Kirche den Rosenkranz und das Halstuch in der Schule tra­ge. Das Halstuch ist das Symbol für die Pioniere. Ich bin aber kein Pionier. Also trage ich es auch nicht!«

Kretinga

In der Mittelschule Nr. 1 von Kretinga verlangte die Lehrerin Stakėnienė der Klas­se 2 A am 24. Dezember 1979, daß alle Kinder ihre Hand heben sollten, die in die Kirche gingen. (Fast die ganze Klasse hob die Hand.) Danach fragte sie jeden Schüler dasselbe: Gehst du oft in die Kirche? Mit wem gehst du?

Wirst du zur ersten heiligen Kommunion gehen? Kannst du die Gebete sagen?

Tauragė

Zu Beginn des Halbjahres 1978/79 wurde ein Elternabend der Klasse 6 A der Mit­telschule Nr. 5 in Tauragė veranstaltet. Nach der Versammlung versuchte die Lehrerin A. Krikštaponienė die Mutter von Aurelija Saveikytė dazu zu bewegen, ihre Tochter zu den Pionieren zu schicken. Das Mädchen könne auch noch nach Beitritt zu den Pionieren weiterhin in die Kirche gehen und sie müßte später auch kein Mitglied der Kommunistischen Jugend werden. Der Schuldirektor verlangt vergeblich, daß alle Schüler Pioniere werden.

Am 3. Dezember 1979 stellte die Lehrerin Krikštaponienė den Schülern die Auf­gabe, schriftlich auf Fragen der Religion zu antworten. Aurelija Saveikytė ant­wortete folgendermaßen: »In der Schule beantworte ich nur Fragen zum Lebens­lauf. Die Verfassung garantiert Glaubensfreiheit.« Nach der Schule verlangte die Lehrerin noch einmal konkrete Angaben über ihren Glauben. »Deine Mutter war auch Lehrerin. Sie wird dir auch sagen, daß du Fragen beant­worten mußt.«

Aurelija antwortete: »Deshalb arbeitet meine Mutter ja nicht mehr in der Schule, damit sie keinen atheistischen Unterricht geben und die Kinder zu nichts zwingen muß.«

Barstyčiai (Rayon Skuodas)

Herr Žeimys, Geschäftsführer des staatlichen Landwirtschaftsbetriebes, wurde seiner Position im Februar 1979 enthoben, weil sein achtjähriger Sohn in die Kir­che geht. Er erhielt einen niedrigeren Posten als Gruppenleiter.

Simnas (Rayon Alytus)

Der Mittelschullehrer und Klassenlehrer der 9 B, Antanas Sitka, von Simnas be­fragte am 4. Januar 1980 seine Schüler, wer von ihnen aus freiem Willen in die Kirche gehe. Die gesamte Klasse stand auf. Auf die zweite Frage, wer von ihnen auf Befehl der Eltern in die Kirche gehe, antwortete niemand und keiner stand auf.

Der Lehrer Sitka sagte später spöttisch, daß er in den Fragebogen eintragen wür­de, die ganze Klasse ginge in die Kirche, weil die Eltern sie dazu zwingen würde. Einstimmig antworteten darauf die Schüler, daß sie Vertretern des Ministeriums für Erziehung und Bildung schon erklären würden, daß der Fragebogen nicht der Wahrheit entspräche.

Sidabravas (Rayon Radviliškis)

Während des Naturkundeunterrichtes am 11. November 1979 nannte die Lehrerin der dritten Klasse, Frau Zaleckienė, gläubige Kinder religiöse Fanatiker, Spätzün­der und Ignoranten. Frau Zaleckienė ist die Sekretärin des Parteileiters der Mittel­schule in Sidabravas.

Man zwingt gläubige Kinder dazu, daß sie atheistische Themen besprechen. Pe­tras Bajorūnas, Lehrer der 6 A, verlangte vom Schüler Vilius Staškūnas einen Aufsatz für ein atheistisches Programm. Thema war: »Hilft das Kreuz beim Ler­nen«.

Die atheistische Lehrerin Giedraitienė plant den Aushang atheistischer Zeichnun­gen, die Heilige, Priester und Gläubige auf infamste Weise lächerlich machen. Vom 4.—9. Februar 1980 gab es eine atheistische Woche. Die Lehrerin Giedrai­tienė veranstaltete dabei einen atheistischen Aufsatzwettbewerb. Auch von gläu­bigen Schülern verlangte sie Aufsätze. Arvydas Lotužys aus der AB, der am 2. Februar ebenfalls einen Aufsatz schreiben sollte, weigerte sich. Am 8. Februar versammelten sich nach der fünften Stunde alle zu einem atheisti­schen Vortrag des ehemaligen Mönchs Gedgaudas. Denjenigen, die nicht zuhören wollten, wurde der Mantel von der Garderobe weggenommen, um sie am Gehen zu hindern. Der Vortragende behauptete, Gott gehöre nur ins Badezimmer, pro­phezeite den Niedergang der Religion, beschwor die Schüler, gottlosen Organisa­tionen beizutreten, bezeichnete die Priester als Ausbeuter und den Küster von Si­dabravas, den Seminaristen Petras Blažukas, als einen Zerstörer der sowjetischen Jugend.