Vor einigen Jahren verehrten die Katholiken Irlands den verfolgten Katho­liken Litauens ein symbolisches Geschenk: eine Marienstatue, die in Aušros Vartai (Tor der Morgenröte) zu Vilnius aufgestellt werden sollte. Die so­wjetische Regierung erlaubte es nicht, daß diese Statuette nach Litauen ge­bracht wurde, deswegen hat man sie vorläufig in der St.-Kasimir-Kirche in Dublin aufbewahrt.

Im Januar 1983 reiste eine »ökumenische Delegation« von Geistlichen aus der Sowjetunion durch England und Irland. Diese Delegation hat der Rat für Religionsangelegenheiten organisiert; ihr Ziel war nicht der Ökumenis­mus, sondern die Propaganda, daß es in der Sowjetuion Religionsfreiheit gäbe. Während der Instruktion in Vilnius, wo den Geistlichen Verhaltens­regeln für die Reise gegeben wurden, fragte der Dekan von Šakiai, Mgr. J. Žemaitis, einen verantwortlichen Mitarbeiter des RfR, was er machen solle, wenn die Katholiken Irlands ihn bitten würden, die Statue der Heilig­sten Jungfrau Maria nach Litauen mitzunehmen. Der Beamte antwortete, daß er sie mitnehmen dürfe. Es sieht so aus, als ob die Katholiken Irlands mit ihren Forderungen, die Statue nach Litauen zu schicken, der sowjeti­schen Regierung derart lästig geworden sind, daß diese sich entschloß, diese Delegation zu Überbringern der Statue nach Litauen zu benützen. Die Mit­arbeiter der sowjetischen Botschaft in Dublin waren ungeheuer froh, daß sie endlich die Marienstatue loswerden konnten.

Als die Delegation nach Moskau zurückkehrte, kamen Mitarbeiter der Zollbehörde und nahmen die Statue weg. Als Mgr J. Žemaitis zu Hause war, rief er den Bevollmächtigten des RfR Petras Anilionis an und teilte ihm dieses unangenehme Ereignis mit. Nach einiger Zeit ließ ihn der Stellver­treter des Bevollmächtigten des RfR Juozėnas wissen, daß man die Marien­statue werde abholen dürfen, sie müsse aber ihren Platz in der Kirche von Šiluva bekommen. Das KGB wollte nicht, daß die Statue in der Hauptstadt bleibt und dort die Pilger anzieht.

Endlich brachten Mgr. Juozas Žemaitis und der Dekan von Šiluva Vaclovas Grauslys das Geschenk der Katholiken Irlands am 16. Februar, und zwar an dem Tag, an dem die Litauer der ganzen Welt die Wiederkehr des Jahres­tages der schwer erkämpften Unabhängigkeit gedenken, aus Moskau nach Litauen.

Nicht ohne Einmischung des KGB wurde das Geschenk der Katholiken Irlands stillschweigend ohne Feierlichkeiten nach Šiluva gebracht. Die Prie­ster und die Gläubigen wurden darüber nicht informiert. Und damit die Katholiken Irlands mit einem solchen stillen Empfang ihres Geschenkes zufrieden seien, ordnete der RfR an, daß Bischof L. Povilionis dem Kardinal Irlands ein Dankschreiben senden solle.

Dieses Überbringen der Statue der Heiligsten Jungfrau Maria sollte nach dem Plan des KGB ein Beweis sein, daß Litauen kein Volk der Märtyrer ist. Dieser Beweis war zu der Zeit notwendig, als einer der besten Söhne der Kirche Litauens, der Priester Alf. Svarinskas durch die Hand des Besatzers hinter Gitter geworfen wurde.

Die Katholiken Litauens gedenken sehr warmherzig ihrer Brüder in Irland und sind ihnen für ihre Solidarität und Gebete zu der Zeit, wo man einen dornenvollen Weg gehen muß, sehr dankbar. Einen besonderen Platz in den Herzen der Gläubigen Litauens hat der Direktor des Keston College, Michael Bordeaux, eingenommen, der einige Bücher über die Nöte der Ka­tholiken Litauens geschrieben hat.