Am 23. Februar 1983 fand in Elta zu Vilnius ein geschlossener Vortrag für die Presseleute statt, den der Stellvertreter des Bevollmächtigten des Rates für Religionsangelegenheiten E. Juozėnas hielt. Die Zuhörer bekamen Anweisung, nichts aufzuschreiben. Wir geben die Grundgedanken des Red­ners wieder:

Der Redner legte statistische Daten über die allgemeine Lage der Katho­lischen Kirche und der anderen religiösen Gemeinschaften vor und unter­strich, daß das eine greifbare Macht in unserer Republik sei.

Die Direktiven für die Katholiken würden vom Vatikan ausgehen. Diese Lage sei nicht normal, und dadurch äußere sich religiöser Extremismus, würden Predigten gegen die Öffentlichkeit gehalten und die sowjetischen Aktivisten verleumdet. Die Priester fordern die Leute auf, die Gesetze nicht einzuhalten. Extremistische Priester gäbe es etwa 50, von denen der aktivste Alfonsas Svarinskas sei. In der Öffentlichkeit würden Unterschriften unter Bittschriften gesammelt, wie z. B. »Wir wollen gegen die Ermordung der Priester kämpfen.«

Untergrundveröffentlichungen würden hergestellt, die für Radio Vatikan und die Stimme Amerikas bestimmt seien.

Die Extremisten-Priester hätten aktive Frauen um sich geschart — etwa 300 Frauen, ein Teil von ihnen mit Hochschulbildung.

Manchmal würden absichtlich Situationen provoziert, damit ein Konflikt entstünde. Die Kreuze würden nur dazu aufgestellt, damit sie wieder abge­rissen würden. Die Öffentlichkeit würde aufgehetzt, man solle beispielsweise am Sonntag nicht zur Arbeit gehen, die Schüler würden aufgefordert, am Aschermittwoch nicht in die Schule zu gehen.

Die vom Papst vorgelegte Sozialdoktrin sei nicht konstruktiv, aber seine Reisen und Reden würden bei den Massen Aufmerksamkeit hervorrufen. Er habe nicht nur einmal erklärt, daß er für Litauen bete.

Die Priester hätten große Möglichkeiten für ihre Propaganda. In Šiluva versammeln sich beispielsweise über 20 000 Menschen, zu denen der Priester J. Kauneckas oder die anderen Extremisten-Priester sprechen würden.

Die Mängel in der atheistischen Arbeit seien für den Extremismus die beste Hilfe.

Viele Schüler besuchen die Kirche. Die Lehrer rufen durch ihr taktloses Benehmen Konflikte mit den Eltern hervor; das Kind beginnt zu weinen, die Mutter rennt zum Priester, und der — sofort in die »Chronik«. Man müsse mit den Eltern arbeiten.

Die Formen der atheistischen Arbeit seien unvollkommen. Der Vatikan habe sein Programm für die religiöse Propaganda besser formuliert.

Der atheistischen Propaganda mangele es an Greifbarkeit.

Im Jahre 1976 wurde das Gesetz über die Kulte geändert. Die Pädagogen müßten es alle haben. Vergangenes Jahr habe er eine Gelegenheit gehabt, sich mit einem Komitee der Gläubigen zu unterhalten. Es habe sich heraus­gestellt, daß sie das Gesetz so kennen, wie der Pfarrer es ausgelegt habe. Man müsse die Taten der Extremisten mit einem Griff entlarven!

In der Tätigkeit des Papstes gäbe es viele Widersprüche. Er spreche von der unpolitischen Mission der Kirche. Aber wie sähen seine Erklärungen in der Polenfrage aus! Die Internierten freizulassen! Voriges Jahr gab der Vatikan ein Dekret heraus, daß die in der Kirche engagierten Christen an der Friedensbewegung der Atheisten nicht teilnehmen dürfen.

Die Priester tasten in ihren Predigten die Lehrer ab. Und was machen wir dagegen? Die Ohren der Priester schleichen sich überall hinein — sie wollen wissen, wie man den Kampf gegen Extremismus vorbereitet. Unsere Ohren hören leider viele ihrer Predigten nicht.

Großen Schaden richte die unwissenschaftliche atheistische Propaganda an. Das Bildungsministerium hat in die Köpfe der Lehrer eingehämmert, daß ein gläubiges Kind niemals die Note »vorbildlich« im Betragen haben könne. Das habe nur den Priestern gedient. Jetzt sei diese Praxis schon beseitigt. Man müsse zu sehr beleidigende Zeichnungen in den athistischen Ecken meiden.

Man habe viele Gelegenheiten gehabt, sich mit den Gläubigen von Viduklė zu unterhalten. Sie hätten schon gespürt, daß der Pfarrer das Ende des Steges erreichen werde.

Pfarrer Alf. Svarinskas besitze eine aktive Gruppe, die bereit sei, alles zu tun, was der Priester nur befehlen werde.

Die Lage der Bischöfe Litauens sei nicht leicht. Die Extremisten hätten sie denunziert, und die Bischöfe führen nach Rom, um sich zu rechtfertigen.

Krikščiūnas war schon in Rom, und jetzt fahren die anderen hin. Die Extre­misten schreiben verleumderische Briefe und erpressen alle moralisch, damit diese sich gegen die sowjetische Ordnung erheben.

Das »Komitee der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen« entstand 1978. Warum wird es toleriert? Es wird nicht toleriert. Es gibt keinen Svarinskas mehr, die anderen würden auch eins auf die Finger be­kommen. »Wir haben keine Eile. Niemand darf daran zweifeln, daß unsere Gefangenen antisowjetisch sind.«

Um den Jahrestag des Hl. Kasimar vorzubereiten, ist eine Kommission ge­gründet worden. Provokationen werden nicht erwartet.

Die Extremisten planen aber, vor dem atheistischen Museum zu wachen und Gebetsaktionen, öffentliche Versammlungen und Prozessionen zu organi­sieren; es wird die Frage wegen der Rückgabe der Kirchen an die Gläubigen erhoben.