RAYON KAUNAS
Zu Ehren von Priester J. Zdebskis
Priester J. Zdebskis büßt im Lager ohne Strafverschärfung von Praveniškiai die Restzeit seiner Strafe ab. Obwohl der verurteilte Priester seine ihm zugewiesene Arbeit sehr gewissenhaft ausführt, unternimmt die Lagerverwaltung keine Schritte, um ihn vorzeitig zu entlassen; dies begründet man damit, daß er ein „Unverbesserlicher" sei.
In Litauen fand unter den Katholiken ein Gedicht weite Verbreitung, das der Mutter des Priesters J. Zdebskis gewidmet ist:
Weine nicht, Mutter, um deinen Sohn,
Der in eisernen Ketten geht...
Er trägt seine Fesseln als von Gott gewollt
Für die Jugendlichen, für sein ganzes Volk.
Wenn sich auch seine Hände nicht mehr zum Altaropfer heben,
Wenn sie auch das himmliche Brot nicht mehr reichen,
So wird uns doch über sie Trost und Vergebung zuteil.
Christus vom Golgatha-Hügel steht ihm bei.
Laß, Mutter, das Schluchzen bei Nacht,
AIs ob der Ostsee Wellen brächen,
Horch, ein stilles Kindergebet —
Es ist ein Gelöbnis, in Würde zu leben.
Schau, hier das Samenkorn, gesät von seiner Hand,
Entfaltet schon sein zartes Laub.
Er — ein getreuer Sohn der Kirche —
Führt uns aus dem Dunkel den rechten Weg zu ihr.
Was kümmern ihn Kaiphas und Pilatus,
All diese falschen Richter und Könige...
Die Dornen, der Kreuzes weg sind bitter,
Doch ersteht im Dienste des Allerhöchsten.
Er steht so aufrecht wie ein Stein am Feldrain,
Wie ein frostreifer Grashalm, wie ein Baum.
So einer verrät nicht Kirche und Heimat,
Er fühlt sich als Diener des Allmächtigen.
Tröste dich, Mütterlein, sei mit den Heiligen froh,
Freue dich mit allen Frommen.
In unserer Geschichtsschreibung wird dein Sohn
Einen Ehrenplatz bekommen.
Deshalb weine nicht, Mutter, daß dein Sohn,
Zum Altar nicht kommen kann,
Sein Opfer, hinter Gittern für uns entfacht,
Wird als Fackel Christi über das ganze Land getragen.
1971 Die Kinder