„Wir gratulieren Ihnen anläßlich des ehrwürdigen Jubiläums zur Vollendung Ihres 80. Lebensjahres und bitten Gott, daß er Ihnen Kraft verleiht, auch weiterhin erfolgreich die Mission der Vorsehung fortsetzen zu können.

Bei dieser Gelegenheit danken wir Ihnen für die väterliche Sorge, um die Menschheit und die katholische Kirche in dieser schweren, durch die Ausdehnung des Atheismus und den sittlichen Verfall gekennzeichneten Zeit als Hüter der Reinheit des Glaubens und der Sitten. Wir danken Ihnen für den Mut, den Sie im Kampf für die Unterdrückten, Benachteiligten und Verfolgten in der ganzen Welt zeigen.

Wir vernehmen Ihre Worte und verstehen, wie sehr Sie sich um unsere verfolgte Kirche sorgen. In vielen Fällen ist es ihr nicht möglich, frei zu wirken, ihre eigene Presse zu haben, ihr Recht zu verteidigen und besonders die Kinder und Jugendlichen zu kathechisieren. Oft ist sie gezwungen, dem Beispiel der Christen der ersten Jahrhunderte zu folgen und die Lehre Christi in der Heimat und in den weiten von Atheisten beherrschten Gebieten zu verbreiten.

Wiederholt versichern wir Ihrer Heiligkeit als dem Statthalter Christi unsere herzliche Hochachtung und Gehorsamkeit.

Wir erhoffen auch in Zukunft Ihren Schutz und Segen sowohl für die öffentliche als auch für die im Untergrund tätige litauische Kirche."

Im September 1977 besuchte die Ehefrau von P. Plumpa ihren Mann, der im 36. Lager von Perm eingesperrt ist. Vor dem Treffen wurde sie völlig entkleidet und durchsucht. Verweigert man solche Durchsuchungen, so erhält man keine Genehmigung zum Besuch. P. Plumpa ist durch die schweren Lagerverhält­nisse stark erschöpft, aber trotzdem standhaft. Gleich nach dem Wiedersehen mit seiner Frau, wurde er in ein anderes Lager verlegt. Seine jetzige Adresse ist: Perm, sr., Cusovskij r., Vsevsvetskaja st., vs 389/35.

Im Oktober 1977 durfte Frau Lapienienė ihren Mann, den Gefangenen VL. Lapienis, in Mordovien besuchen. Seine jetzige Adresse ist: Mordovskaja ASSR, Potma-Barasevo, učr. zx 385/3-5.

Hier einige Auszüge aus dem Verhör von VI. Lapienis:

Der Untersuchungsrichter zu Lapienis: ,,Du bringst durch Deine Tätigkeit viele Leute in „Eure" Gefängnisse."

Lapienis: „Ich habe keine Gefägnisse. Wenn ich welche hätte, müßte ich nicht lange überlegen, wer dorthin gehörte — diese Leute oder Sie."

Der Untersuchungsrichter bemerkt, daß die Leute oft nicht lange in den Gefängnissen leben.

Lapienis antwortet: „Sie sollten einmal selbst dorthin gehen, um zu sehen, ob Sie das Leben dort lange ertragen."

An den

Generalsekretär des ZK der KP der UdSSR, Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Vorsitzenden der Kommission für die Verfassung der UdSSR Leonid Iljic Brežnev

Abschriften an:

das Präsidium des Obersten Sowjets der Litauischen SSR, den Beauftragten des Rates für religiöse Angelegenheiten beim Obersten Sowjet der UdSSR für die Litauische SSR

Eingabe

der Priester der Erzdiozäse Vilnius, Litauische SSR

Wir, die unten unterzeichneten Priester der Erzdiözese Vilnius, haben uns mit dem Entwurf der neuen Verfassung der UdSSR, der dem Volk zur Mitberatung unterbreitet wurde, befaßt. Wir halten für notwendig zu erklären:

1. Daß aufgrund der Gleichberechtigung des Bürgers unabhängig von seiner Beziehung zur Religion, wie im Artikel 34 niedergelegt, die neue Verfassung der UdSSR für alle Bürger des Landes — Gläubige wie Ungläubige — gleiche Rechte und Freiheiten in Gewissensfragen garantieren soll. Daß der Artikel 52 der Verfassung außer der Freiheit zur antireligiösen Propaganda auch das Recht zur Verbreitung der religiösen Überzeugung enthalten soll, d.h., sie soll die Freiheit zur religiösen Propaganda garantieren und daß die Gläubigen diese Freiheit genauso ausüben können wie die Ungläubigen und Atheisten die Freiheit zur antireligiösen Propaganda.

Durchsuchungen, Verhöre und Festnahmen sind das tägliche Brot der litauischen Katholiken

Am Dienstag, dem 23. August des Jahres 1977, um 15 Uhr, hielten der erste Untersuchungsrichter des Sicherheitsdienstes, Major Pilelis, und der Voll­zugsbeamte, Major Trakimas, im Autobusbahnhof von Vilnius Viktoras Petkus und Aigis Masilionis an. Die Sicherheitsbeamten zeigten einen Haus­durchsuchungsbefehl für die Wohnung von V. Petkus (Komjaunimo Str. 38, Wohnung 8) und forderten Ihn auf, in den bereitstehenden Wagen einzu­steigen. V. Petkus lehnte ab, in den Wagen einzusteigen und ging, begleitet von den Sicherheitsbeamten, zu Fuß nach Hause. Mit ihm ging auch A. Masilionis. Die Wohnung von V. Petkus wurde durchsucht; auch er und A. Masilionis wurden persönlich durchsucht. V. Petkus trug einen Protest in das Protokoll ein, weil A. Masilionis willkürlich ohne Durchsuchungsbefehl durch­sucht wurde.

Während der Durchsuchung wurden beschlagnahmt: eine Reiseschreib­maschine und aus der Aktentasche, die V. Petkus im Autobahnhof bei sich trug, vier Nummern der Ausgabe Dievas ir Tėvynė (Gott und Heimat), Lietuvos kultūros archyvas (Archiv der litauischen Kultur), in Maschinen­schrift Helsinkio susitarimų vykdymui remti Lietuvos visuomeninė grupė, Dokumentai Nr. 3, 4... iki 12 (Litauische Gruppe zur Unterstützung der Durchführung der Beschlüsse von Helsinki, die Dokumente Nr.3,4...bis 12). Die Erklärung von Mart Nikius an die litauische Gruppe in russischer und estnischer Sprache; Estijos, Latvijos ir Lietuvos tautinio judėjimo Vyriausiojo komiteto sudarymo aktas (Die Gründungsakte des Obersten Komitees für die nationale Bewegung in Estland, Lettland und Litauen) — drei Expl. in litauischer und je ein Expl. in russischer, lettischer und est­nischer Sprache; ein handgeschriebener Text mit Kalninš Unterschrift; eine Kopie der Eingabe des Pfarrers der Pfarrei Viduklė an den Administrator des Erzbistums Kaunas sowie die Briefe des A. Šeškevičius (63 Blätter).

Die Hausdurchsuchung dauerte bis 18 Uhr. Nach der Durchsuchung wurden V. Petkus und A. Masilionis vom Sicherheitsdienst mitgenommen. A. Masilionis wurde kurz darauf entlassen, V. Petkus kam nicht zurück.

An den

Beauftragten des Rates für religiöse Angelegenheiten, K. Tumėnas., Stellvertretender Vorsitzenden des Exekutivkomitees des Rayon Vilkaviškis, J. Urbonas

Eingabe

der Gläubigen des Wohngebietes Klausučiai, des Versuchsgutes Rumokai, der katholischen Pfarrei Žalioji.

Der Zweck dieser Eingabe ist, unser Ärgernis kundzutun wegen der Umwand­lung unserer Kirche im Wohngebiet Žalioji in eine Mühle, nach der Abreise des Beauftragten des Rates für religiöse Angelegenheiten aus Žalioji, am 30. Juni 1977. Nach den uns vorliegenden Informationen ist das ein vorsätzlicher Verstoß gegen unsere Rechte. Nach Ihrer Abreise wurde in der Mühle unver­züglich die Arbeit aufgenommen. Wir nehmen an, daß dieses auf Ihre An­weisung hin geschehen ist. Wir werden nicht nachgeben. Geben Sie uns die Kirche zurück. Sie gehört nicht irgend jemandem, sondern uns, und wir wollen dort nicht Korn mahlen, sondern nach gewissenhafter Arbeit beten. Wir erinnern daran, daß dieses Gebäude seit 1948 in Vilnius vom Beauf­tragten des Rates für religiöse Angelegenheiten, B. Pušinis, nicht als land­wirtschaftliches Gebäude, sondern als Kirche gemeldet ist. Versicherungen und andere Abgaben, werden wie für eine Kirche gezahlt. Der 1948 abge­schlossene Vertrag mit dem Rayon Vilkaviškis bezeugt, daß es sich um eine Kirche mit einem Turm handelt. Kann man jetzt abstreiten, was rechtlich anerkannt und bestätigt ist? Gesetz soll Gesetz und Vertrag soll Vertrag bleiben. Es schmerzt, wenn das alles mißachtet wird. Wir, die Gläubigen der katholischen Pfarrei Žalioji, empfinden alle Maßnahmen seitens der Atheisten gegen unser ehemaliges Heiligtum als Verstoß gegen unsere Grundrechte. Wir bitten Sie, uns die Kirche unverzüglich zurückzugeben!

Die Gläubigen des Wohngebietes Klausučiai
des Versuchsgutes Rumokai, der Pfarrei Žalioji
den 15. August 1977 (Unterschrieben von 136 Personen)

Vilnius

Das Kultusministerium der Litauischen SSR Verordnung Nr. 239, 2. August 1977

Wegen der nicht grundsatztreuen Haltung der Leitung und der Pädagogen der achtjährigen Schule Šumskas, Rayon Vilnius, während der Beerdigung des Schüler-Pioniers der Klasse 5, M. Mikulskis. 22

Am 19. Oktober 1976 ist der Schüler-Pionier M. Mikulskis der achtjährigen Schule Šumskas, Rayon Vilnius, Sohn der Lehrerin A. Mikulskaja, gestorben. Er wurde kirchlich bestattet.

Der Schüler wurde zu Hause ohne kirchliche Symbole aufgebahrt. Aber beim Wegtragen des Leichnams aus dem Haus wurde klar, daß der Sarg zur Kirche getragen wurde. Zum Begräbnis gekommen war die Mehrheit der Schüler, der Lehrer und die Einwohner der Gemeinde. Die Schüler begleiteten den Sarg mit Blumen und Kränzen bis zur Kirche. An den religiösen Hand­lungen nahmen sie nicht teil, sondern warteten auf der Straße bis sie zu Ende gingen. Die Lehrer der achtjährigen Schule Šumskas, ausgenommen N. Sutova... Gurin, H. Hrinovičius und A. Mikulskaja sowie ein Teil der Schüler, nahmen an den weiteren Zeremonien der Beerdigung nicht teil.

Nach den religiösen Handlungen in der Kirche ging die Beerdigungsprozession mit dem Pfarrer in kirchlicher Kleidung, den übriggebliebenen Schülern, die die Blumen und Kränze trugen, sowie den Einwohnern der Gemeinde zum Friedhof. Hier wurden die religiösen Handlungen fortgesetzt.

Die Leitung der Schule (Die Direktorin — Kommunistin J. Sidarevič, der stellvertretende Direktor S. Soboliev) und das Kollegium verhielten sich bei dem Ablauf der Beerdigung passiv, ergriffen nicht die Initiative, damit die Beerdigung nach den zivilen Bräuchen gestaltet werden konnte. Wegen der nicht grundsätzlichen Haltung der Leitung und der Pädagogen der Schule, wurde der Schüler mit religiösen Zeremonien beerdigt, an denen viele Schüler und sogar einige Lehrer teilnahmen.

Geistliche des Bistums Telšiai, die ermordet wurden oder in den Gefängnissen und Straflagern festgesetzt waren:

1. Bischof Vincentas Borisevičius, verhaftet 1946. Zum Erschießen verur­teilt am 29. August 1946. Anfang November 1946 erschossen. Im Ge­fängnis von Vilnius grausam gefoltert, weil er es abgelehnt hatte, ein Gnadengesuch einzureichen.

2. Bischof Pranciškus Ramanauskas, Professor des Priesterseminars in Kaunas, später Professor des Priesterseminars in Telšiai, 1945 zum Bischof geweiht. Verhaftet 1946, entlassen: 1955. Gestorben: 1962.

3. Pfarrer Pranas Gustaitis, ehemaliger Pfarrer von Kaltinėnai, verhaftet 1946, gemeinsam mit dem Bischof V. Borisevičius zur Erschießung verurteilt. Erschossen im November 1946. Vor seinem Tod schreibt er aus dem Gefängnis in Vilnius an einen Pfarrer, einen Freund: „Unsere Nöte und Leiden gehen zu Ende. Wir sind zum Tode verurteilt. Wir sterben, ohne unser Vergehen zu kennen!"

4. Kanonikus Dr. Antanas Kruša, ehemaliger Professor des Priestersemi­nars von Telšiai, verhaftet 1947; am 23. November 1952 im Lager Erzew, Bezirk Archangelsk, gestorben. Dortselbst auch begraben.

5. Pfarrer Dr. K. Prialgauskas, Emerit von Palanga, verhaftet am 4.Sept. 1950, entlassen am 2. Juli 1954.

Aušra (Die Morgenröte) Nr. 8 (48)

Im Artikel Ka turime daryti (Was sollen wir tun?) wird erläutert, was man tun kann, um Litauen vor der Vernichtung zu bewahren. Als allerwichtigste Mittel gegen den Untergang des Volkes werden die Erhaltung des Glaubens und die Rechtschaffenheit, genannt. In dieser Nummer ist eine kleine Samm­lung von Liedern und Gedichten „Erškėčiams žydint" (Bei der Blüte des Dornenbusches) abgedruckt. Einen großen Raum nehmen die Dokumente des Komitees der litauischen Gruppe zur Überwachung der Beschlüsse von Helsinki ein (von Nr. 3 bis Nr. 12). Es wird von der Festnahme des Mit­glieds der litauischen Helsinki-Gruppe, Viktoras Petkus, und von der Gründung des Komitees für die nationale Bewegung Estland-Lettland-Litauen berichtet.

Tiesos kelias (Weg der Wahrheit) Nr. 5

Im Oktober dieses Jahres erschien die 5. Nummer des Tiesos kelias und ihre Beilage — Predigten und Literatur für Predigten. In der Ausgabe wird über die Reform der Liturgie berichtet. Sie enthält viele Nachrichten aus dem Leben der katholischen Kirche und berührt praktische Fragen der Seelsorge — die neuen Wege zur Kinderkathechisation und Bemerkungen zur Ehrung der Verstorbenen.

Ferner sind viele biographische Einzelheiten über den verstorbenen Pfarrer

J. Gribulis enthalten.

Die Ausgabe umfaßt 93 Seiten.

Litauer, vergiß nicht!

P. Plumpa, P. Petronis, N. Sadūnaite, S. Kovaliovas, O. Pranskūnaitė, v. Lapienis, V. Petkus und andere tragen die Fessel der Unfreiheit, damit du frei glauben und leben kannst!