In seiner Rede über die bevorstehenden Verfolgungen der Kirche und ihrer Kinder hat Christus folgende Worte gesagt: »Es werden falsche Messiasse auftreten und falsche Propheten, und sie werden Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Ihr aber seht euch vor! Seht, ich habe euch alles vorhergesagt.« (Mk. 13, 22-23).

Es lohnt sich, in schweren Augenblicken der Geschichte der Kirche über diese Worte Jesu nachzudenken vor dem Hintergrund der alltäglichen Ge­schehnisse des Lebens. Wir wollen in Erinnerung an diese Worte versuchen, das eine oder andere Ereignis aus bestimmten Momenten unseres Lebens zu analysieren, besonders solche, die das Herz des gläubigen Litauers stärker beunruhigen.

Man sagt, daß die atheistische Regierung über spezielle Abteilungen für bewußte Desinformationen und Verbreitung von Gerüchten verfüge und daß die Freude bei den Feinden der Kirche um so größer ist, je größer und wich­tiger das Fischlein ist, das auf ihrem Desinformationsangelhaken hängen­bleibt.

Ein Triennium des Jubiläums der Christianisierung Litauens (vom 3. März 1985 bis 3. April 1987)

Anfangsprojekt der Jubiläumskommission, vorgelegt der Konferenz der Bi­schöfe Litauens im Februar 1985

I. Übersicht des Trienniums

1. Dem ersten Schreiben der Bischöfe und der Verwalter der Diözesen Li­tauens zum Jubiläum der Christianisierung nach sollte sich das Programm

188 in der Tätigkeit der Oberhäupter niederschlagen. Es sollte sich besonders durch den Besuch der Pfarreien und Kirchen, durch Visitationen und Re­chenschaftsberichte der Dekane, durch Konferenzen für die Alumnen des Priesterseminars, in Exerzitien für Priester und Laien, in den Themen der Predigten, in der gesamten Seelsorge und auch in den Restaurierungsarbeiten an der Kirchen wiederspiegeln.

 (Das Schreiben wird hier in der Urfassung wiedergegeben, die kursiv ge­druckten Worte, Sätze und Absätze sind von der Behörde des Bevollmäch­tigen des Rates für Religionsangelegenheiten gestrichen worden.)

Schon seit beinahe 2000 Jahren lebt die Menschheit unter dem Zeichen des Segens Christi. Von Palästina, wo Christus geboren wurde, wo er gelehrt und gelitten hat und von den Toten auferstanden ist, trugen die Apostel und ihre Schüler und später ihre Nachfolger das Licht und die Gnade Christi zu vielen Völkern: Zuerst zu den näher liegenden, die leichter zu erreichen wa­ren, später auch zu den entfernteren und weit entfernten.

Vor 600 Jahren gab die Vorsehung Gottes dieses Geschenk auch dem Lande unserer Väter und Ahnen, dem Lande Litauen. Durch die heilige Taufe im Jahre 1387 schloß es sich der großen Familie der Christenheit an, wurde Erbe und Teilhaber ihres Segens. Seit sechs Jahrhunderten gehen, von der Gnade Christi unterstützt, unzählige litauische Christen ehrenvoll auf dem Weg der Tugend und des Heiles.

Wir danken dem Trinitarierorden in Amerika für die von ihm verkündete Solidarität mit den Gewissensgefangenen Litauens. Neben dem Grab des aus der Kathedrale von Vilnius in die St. Peter und Paul-Kirche in Anta­kalnis verbannten Schutzpatron Litauens, St. Casimir, steht die von unserem Volk geliebte Statue von Jesus dem Nazarener, die aus der ehemals Ihnen gehörenden (jetzt geschlossenen) Kirche stammt. Mögen diese verbannten Sinnbilder uns auch weiter für den gemeinsamen Kampf und die gemein­samen Bemühungen verbinden, damit die Kraft der christlichen Liebe den Zwang und die Gewalt besiege!

Die Verteidigungsrede und das Schlußwort von Vladas Lapienis, gesprochen vor dem Obersten Gericht der LSSR am 28. März 1985.

»Der Artikel 52 der Verfassung der UdSSR garantiert die Gewissensfreiheit, und die sowjetischen Gesetze erklären, daß die Gewissensfreiheit in weitem Sinne einem jeden Menschen die Möglichkeit gibt, nach eigenen Uberzeu­gungen und nach dem eigenen Gewissen zu handeln (J. Anicas, J. Rimutis, »Die sowjetischen Gesetze über die religiösen Kulte und die Gewissensfrei­heit«, 1970, Seite 3). Analog erklärt auch der Artikel 19 der Allgemeinen Deklaration der Menschenrechte: »Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfaßt die Freiheit, Meinungen unange­fochten anzuhängen und Informationen und Ideen mit allen Verständigungs­mitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu ver­breiten. «

Artikel 49 der Verfassung der UdSSR verkündet, daß »Verfolgung wegen Kritik verboten ist« und Artikel 57 besagt: »Die Achtung der Persönlichkeit, der Schutz der Rechte und Freiheiten der Bürger ist die Pflicht aller Staats­organe und Funktionäre.« Die Verfassung besitzt aber übergeordnete Macht, der keine Gesetze widersprechen dürfen.

nach dem Durchlesen der Artikel »Wie werden Frömmler gemacht« und »Der Sinn der jesuitischen Wahrheit« von J. Kazlauskas und V. Balkevičius.

Wenn man diese Artikel gelesen hat, dann entsteht der Eindruck, daß die Verfasser, die Anweisungen oder Aufträge von einer anderen Person zu­diktiert bekommen, mit geradezu erbarmungswürdigem Trotz und wie im Fieber Erzeugnisse der Lüge produzieren. Solche »wissenschaftlich begrün­dete Argumente« machen ihnen bestimmt keine Ehre, schon gar nicht, weil sich die Auftraggeber immer abseits halten wollen; soll doch ruhig ein anderer sich deswegen vor anständigen Menschen und Studenten schämen müssen. So hat in diesem Fall V. Balkevičius als Dozent der Philosophie ziemlich an Ansehen verloren. Ein Dozent der Philosophie sollte schon wissen, daß Philosophie eine Wissenschaft ist, die die allgemeinen Gesetze der Entwick­lung der Gesellschaft und des Denkens untersucht (allgemeine Gesetze also, nicht aber persönliches Denken von V. Balkevičius oder seinen Auftrag­gebern). Das sollten sich alle merken, die sich Philosophen nennen. Wenn man einseitige und einparteiische Philosophie lehrt und untersucht, dann bedeutet es noch nicht, daß wir schon Grund haben, uns als Philosophen zu bezeichnen.

Aus einem Brief des Priesters Alfonsas Svarinskas:

»Das Wiedersehen wurde auf das kommende Jahr verschoben (es sollte am 9. September sein). So gefällt es Gott! Ich bin vergnügt und guter Laune. (Schon seit zwei Jahren ist weder ein langes noch ein kurzes Wiedersehen erlaubt worden). Ich bin aber am Leben und gesund. An Sonntagen ruhe ich mich aus; ich schlafe ein paar Stunden länger, lese und bete. Für alles bin ich unserem Herrgott dankbar. Das Leben meint es gut mit mir. Gebe Gott, daß wir alle uns im Himmel begegnen und mit allen Mächten des Himmels »hei­lig, heilig ...« singen.

Auf Liebe antworten die Menschen immer mit Liebe, besonders aber die Kinder und die Jugend. Liebe zu Gott und zu den Menschen — das ist die ewige Tugend, denn Glaube und Hoffnung hören an der Himmelspforte auf.

Am 7. September jährt sich der Todestag des Kardinals Josef (Slipyj). Viel­leicht könnten wir an dem Abend an ihn denken. Die Kinder könnten die Kreuzwegstationen begehen und der Hausherr für ihn beten.«

Am 14. 8. 1985.

Kaunas

Anfang September 1985 mahnte der Rektor des Priesterseminars zu Kaunas, Priester Dr. Viktoras Butkus, die Seminaristen, außer den Zusammenfas­sungen der Lehrfächer keine religiösen Bücher im Priesterseminar zu haben. »Sie werden euch zukünftigen Priestern vollkommen ausreichen«, sagte der Rektor. Er erinnerte daran, daß am Anfang des Sommers zwei Seminaristen wegen Vervielfältigung religiöser Bücher vom Priesterseminar verwiesen wor­den sind (zu jetziger Zeit wieder ins Priesterseminar aufgenommen) und behauptete, daß litauische religiöse Bücher zweifelhaften Wert hätten; dann sei es schon besser, ausländische Sprachen zu lernen. Selbstverständlich sprach der Rektor so, weil er von der gottlosen Regierung dazu gezwungen wurde, und zwar von einer Regierung, die dauernd damit vor der Welt angibt, daß es in der UdSSR Priesterseminare gebe. Was würden die Atheisten sagen, wenn sie die marxistische Philosophie nur aus Zusammenfassungen studieren dürften und ihnen zusätzliche Literatur versagt wäre? Für die Bildung der zukünftigen Priester ist nicht nur ein gerüttelt Maß an theologischem Fach­wissen notwendig, sondern auch die innere Bildung, und dafür braucht man gute religiöse Literatur.

An das Bildungsministerium der LSSR Erklärung

der Eltern und der Verwandten der Schüler von Gargždai im Rayon Klaipėda

Wir, die Eltern, Großeltern und Verwandten der Schüler, wenden uns an Sie mit einer sehr heiklen Frage.

Am 16. Februar dieses Jahres hat der Direktor der I. Mittelschule von Gargždai, Jacikas, den Schüler der IV. Klasse Saulius Lingevičius zu sich gerufen und ihn ausgefragt, wer aus der Schule in die Kirche geht. Der Direktor las aus einer aufgestellten Liste die Namen vor und fragte den Schüler, wer in die Kirche gehe. Einen Teil hat der Schüler bestätigt.

S. Lingevičius hat über diese Unterhaltung mit dem Direktor seinen Freun­den erzählt. Unsere Kinder haben von der bestehenden Liste erfahren und wir erfuhren davon von unseren Kindern. Ein solches Verhalten des Direk­tors hat uns sehr erschüttert; er schickt sich an, unsere Kinder wegen des Kirchenbesuchs durch die Klassenlehrer und auf andere Weise zu verfolgen.

Nowosibirsk

Am 13. bis 16. Mai 1985 fand in Nowosibirsk ein Prozeß gegen den Priester der ukrainischen Christen, Juozas Swidnicki, statt, der im April 1984 ver­haftet worden und früher in Schitomir, Duschanbe und Nowosibirsk tätig war.

Die wichtigsten dem Priester J. Swidnicki bei Gericht vorgelegten Anklage-punke sind: Das Organisieren von ökumenischen Kreisen (mit Katholiken und Freikirchlern), Vervielfältigung und Verbreitung des Büchleins über die Erscheinungen der Gottesmutter in Fatima, Katechese der Jugend. Die ganze Tätigkeit des Priesters J. Swidnicki wird als Verleumdung der sowjetischen Wirklichkeit qualifiziert.

Zu Beginn des Gerichtsprozesses verkündigte die Gerichtssekretärin, daß die Gerichtsverhandlung in einer geschlossenen Gerichtssitzung stattfinden wer­de. Deswegen werde niemand in den Saal gelassen. Am letzten Prozeßtag, an dem der Gerichtsbeschluß verkündet wurde, wurden alle in den Saal ge­lassen, die hereinwollten. Das Gericht nützte dies aus und verkündete, daß die Gerichtsverhandlung gegen Priester J. Swidnicki in einer öffentlichen Sitzung behandelt worden sei. Der Staatsanwalt hatte für den Angeklagten zweieinhalb Jahre Freiheitsentzug beantragt, das Gericht hat aber dem Prie­ster J. Swidnicki die höchste Strafe ausgesprochen: 3 Jahre Freiheitsentzug einschließlich Konfiszierung seines Eigentums. Die Strafe ist in einem Lager mit allgemeinem Regime zu verbüßen.

»Aušra« (Die Morgenröte« Nr. 47 (87). Im Februar 1985 erschien die Nr. 47 (87) der Untergrundveröffentlichung »Aušra«. In der Veröffentlichung wird das biografische Material angegeben, das den tragischen Tod der An­gela Račaitė-Paškauskienė betrifft, die ihr Leben im Dienste Gottes und der Heimat hingegeben hat. Es wird die Aufmerksamkeit auf neue Exzesse des KGB gegen Andersdenkende gelenkt, wie den Prozeß gegen Priester J. K. Matulionis und Romas Žemaitis, wie auch der Versuch, den ehemaligen Do­zenten Antanas Patackas, der auf der Straße ging, zu überfallen. Viel Auf­merksamkeit wird dem Gedenken des 16. Februar gewidmet. Neben anderen zu diesem Thema geschriebenen Artikeln wird auch die Sendung der »Stimme Amerikas« vom 17. Februar 1985 abgedruckt, die dem Gedenken des 16. Februar gewidmet war. In dieser Ausgabe werden auch die Aktivisten und Führer der Nation nicht vergessen, die durch ihre Kraft und Arbeit zur Wiederbelebung Litauens beigetragen haben, wie die Signatare des Unab­hängigkeitsaktes S. Stulginskis, M. Pečiulionis, P. Klimas und andere. In dem Artikel »Neteisybės žaizda kraujuoja« (Die Wunde des Unrechts blutet noch) wird an den Gerichtsprozeß gegen Priester Sigitas Tamkevičius erin­nert und die Unschuld des Verurteilten mit Argumenten begründet.

Priester Alfonsas Svarinskas

Priester Sigitas Tamkevičius

Priester Jonas-Kąstytis Matulionis

Dozent Vytautas Skuodis

Viktoras Petkus

Vladas Lapienis

Romas Žemaitis

Jadvyga Bieliauskienė

Povilas Pečeliūnas

Gintautas Iešmantas

Julius Sasnauskas

Liudas Dambrauskas

Antanas Terleckas

und andere tragen die Ketten der Unfreiheit, damit du frei leben und glauben darfst!