Erklärung
von Katholiken der Gemeinde Simnas
Im Herbst 1975 verlor die große Gemeinde Simnas ihren Pfarrvikar, der auf Anordnung der Obrigkeit versetzt wurde. Die seelsorgerische Betreuung der Gläubigen muß seitdem von dem alleingebliebenen Gemeindepfarrer vorgenommen werden. Einen zusätzlichen Geistlichen bekamen wir nicht. In Litauen gibt es zur Zeit 85 Gemeinden ohne ständigen Pfarrer. Allein in unserem Bistum sind fünf Gemeinden unbesetzt (Laukeliškiai, Patilčiai, Išlaužas, Riečiai und N. Uta).
Nach langer Zeit wurden im Vorjahr mit Zustimmung der Regierung zwölf Studienkandidaten in das Priesterseminar aufgenommen, doch 19 Priester sind in diesem Jahr verstorben. Im Jahr zuvor verstarben 22 Geistliche. Die Schädigung, die Litauen von Regierungsseite zugedacht wird, ist eindeutig. In der KSZE-Deklaration von Helsinki aus dem Jahre 1975, die auch der Generalsekretär der KPdSU, L. I. Brežnev, unterzeichnet hat, heißt es: „Die Teilnehmerstaaten werden die Menschenrechte achten, darunter Gedanken-, Religions- und Meinungsfreiheit, ohne Rücksicht auf Rasse, Geschlecht oder Glaubensbekenntnis."
Wir Unterzeichner dieses Briefes, Gläubige der Gemeinde Simnas, ersuchen Sie, den Beauftragten für religiöse Angelegenheiten, dessen Aufgabe es ist, zwischen Staat und Kirche zu vermitteln, um:
1. Aufhebung des Aufnahmelimits für das Priesterseminar. Alleinentscheidung der Bischöfe über Aufnahme aller Kandidaten, die Priester werden wollen. Zuteilung eines Vikars für die Gemeinde Simnas, die einen solchen dringend benötigt.
2. Herausgabe wenigstens eines kleinen Katechismus. Ein solcher wurde letztmalig vor dem Zweiten Weltkrieg verlegt.
3. Herausgabe des Gebetbuches und des Neuen Testaments der Heiligen Schrift in einer höheren Auflage.
Mehrere hundert Unterschriften
von Mitgliedern der Kirchengemeinde Simnas.
Simnas, den 8. April 1976