Die Gläubigen müssen den Atheismus verkünden

Das Programm der Kommunistischen Partei sieht vor, daß alle Intellektuellen: Lehrer, Mediziner,Agronomen u.s.w. ideell „aufgeklärt" und bereit sein müssen, andere „aufzuklären". Im Krankenhaus inŠvenčioniai. hing das ganze Jahr über der Befehl des Oberarztes aus, daß jeder Arzt, ohne Ausnahme,verpflichtet sei und dazu in der Lage sein müsse, jederzeit einen medizinischen und einen antireligiösenVortrag zu halten. Oft werden gläubige Lehrer dazu auserwählt, atheistischen Zirkeln vorzustehen. Auchden atheisti­schen Betriebsräten werden gläubige Arbeitnehmer willkürlich zugeteilt. Auf diese Artzwingt man die Gläubigen, entgegen ihrer Überzeugung zu reden und zu handeln. Da viele ihre Arbeitnicht verlieren oder in Unannehmlich­keiten geraten wollen, geben sie nach und werden somit zuHandlangern der Atheisten. Es ist unmögliche auch nur die ungefähre Zahl jener gläubigen Lehrer zuermitteln, die auf den Terror der Atheisten hin gezwungen wurden, wider ihren Glauben zu handeln; manweiß nicht, wieviele Schüler auf diese Weise zu atheistischen Pionieren, Komsomolmitglieder oderMitarbeitern der Atheistenzirkel gemacht wurden. Nicht zufällig herrscht darum in Litauen die Meinungvor, die Lehrer hätten am meisten zur Gottlosigkeit des Volkes und zugleich zum Verrat am Volkstumbeigetragen.

Die Rolle der Eltern

Auch die katholischen Eltern selbst, die den Terror der Atheisten zu spüren bekamen, arbeitenunwissentlich an der Zerstörung des Glaubens mit. Bei einem eventuellen Zweifel des Kindes, ob es nundem Komsomol beitreten soll oder nicht, raten die gläubigen Eltern oft zu einem Beitritt, da sie sonsteine Verfolgung des Kindes befürchten: „Schreib dich ein Kind! Was soll man machen, so sind dieZeiten..." Und damit bringen sie ihr Kind auf den Weg der Heuchelei und sselischen Verkrüppelung.Viele der Kinder verlieren so ihren Glauben und die Eltern begreifen nicht, daß sie selbst es waren, dieaus Angst vor der atheistischen Verfolgung das religiöse Leben ihres Kindes zer­stört haben. Es gibtEltern, die aus Furcht vor Repressionen oder direkt aus purem Unverständnis sich fürchten, ihre Kinderzu verteidigen, wenn diese gezwungen werden, wider ihren Glauben zu handeln. Dennoch finden sich auch beherzte Eltern, die entschieden ihre Meinung kundtun: „Setzt mein Kind keinem Terror aus,andernfalls bin ich gezwungenes von der Schule fernzuhalten!"

Die gläubigen Schüler

Die Atheisten versuchen sogar, gläubige Schüler für ihre Aktionen zu miß­brauchen. Oft muß eingläubiger Schüler in der Schule den Glauben verspotten, antireligiöse Karrikaturen zeichnen und seinenFreund wegen dessen religiöser Praxis verhöhnen. So eignen sich die Kinder den Konformis­mus derErwachsenen an, verheimlichen ihren Glauben und mißbilligen jene Klassenkameraden, die öffentlichihre Religion praktizieren. Die Sowjetpädagogik befürwortet solch ein Verhalten und nennt es einen „positiven Einfluß des Kollektivs".

Vergleichen wir die genannten Tatsachen mit der atheistischen Propaganda: „Die Sowjetunion und derenRegierungsorgane mischen sich nicht ein in die inneren Angelegenheiten der Kirche" heißt es in demBüchlein von J. Aničas und J. Rimaitis, Tarybiniai įstatymai apie religinius Kultus ir sąžines laisve, (DieSowjetgesetze über die religiösen Kulte und Gewissensfreiheit), Vilnius 1970, S 21.

„Die Partei kämpft für die vollkommene Gewissensfreiheit, sie ehrt jede auf­richtigeGlaubensüberzeugung" schreibt A. Balsys in der Broschüre Kur susikerta ietys (Wo die Lanzen sichtreffen). Vilnius 1972, S 58.