Vilnius

Am 25. Juni 1979 schrieb die Lehrerin Žemaitienė der Mittelschule in Prienai der Schülerin Marytė Kazlauskaitė ein Zeugnis, in dem stand »tief religiös«. Das jun­ge Mädchen ging mit dem Schreiben am 2. Juli zur Handelsschule von Vilnius (Žirmūnų, g. 143). Am 10. Juli trat eine Prüfungskommission aus sechs Personen zusammen. Dem Mädchen wurde dann mitgeteilt, daß sie ruhig die nächsten drei Jahre weiter zur Kirche gehen solle. Wenn sie bis dahin vernünftig geworden sei, könne sie in die Schule aufgenommen werden.

Utena

Am 1. März 1979 wurde der 19jährige Mindaugas Jauniškas, der bei einem tragi­schen Unfall ums Leben kam, auf dem Friedhof in Billiakiemis begraben. Mit­schüler des Verstorbenen vom Ingenieur-Institut in Vilnius sowie eine Gruppe von Freunden seines Bruders kamen dort um 11.00 Uhr an. Es waren insgesamt 50 Personen. Ein Lehrer war auch anwesend. Der Prodekan des Institutes (früherer Dekan Kazlauskienė), Vida Montvilienė, kam mit dem Auto vorbei und verbot den Studenten, dem Gottesdienst in der Kirche beizuwohnen. Sein Kommentar war: »Wollt ihr das Gegacker alter Weiber hören?« Die Studenten durften nur noch den Sarg in die Kirche tragen und wurden dann nach Vilnius zurückge­bracht. Sie durften nicht einmal zum Essen bei dem Hause der Eltern des Verstor­benen anhalten. Die Fotografin wurde gewarnt, keine Fotos vor der Kirche zu machen, als der Pfarrer den Toten in die Kirche geleitete. Sie mußte auch nach Vilnius zurückfahren.

Der Prodekan Montvilienė behauptete später, daß sie von der kommunistischen Partei in Vilnius den Auftrag erhalten hätten, zu dieser Beerdigung zu gehen.

Kybartai

Bei einer Schulversammlung der Mittelschule in Kybartai am 30. August verlangte die Russischlehrerin Kazlauskienė, daß Maßnahmen gegen den Pfarrer Sigitas Tamkevičius ergriffen werden müßten, denn es sei unmöglich, in seinem Wir­kungsbereich atheistische Arbeit zu leisten.

Judrėnai

Die Lehrerin Kikštienė vom Gymnasium in Judrėnai griff zu ungewöhnlichen Maßnahmen, um Schüler zu terrorisieren, die die Kirche besuchen und nicht den Pionieren angehören wollen.

Im Dezember 1978 vor Weihnachten befahl sie Saulius Pulkauskas aus der 5. Klasse, das Kreuz von der Kette zu entfernen. Als er nicht gehorchte, stellte sie sich hinter ihn, nahm ihm das Kreuz ab und zeigte es in der Klasse herum. Sie machte dabei Christi Passion lächerlich: »Er leidet, es ist besser, wenn ich ein Pioniertuch um deinen Hals binde.« Saulius aber blieb hartnäckig: »Ich will es aber nicht tragen.« Als die Mutter von der Lehrerin das Kreuz zurückverlangte, lächelte die Lehrerin nur höhnisch, gab es aber nicht zurück. Im März und April 1979 prüfte die Lehrerin Kikštienė die Schüler der 8. Klasse. Vytautas Stonys, Kazė und Rūta Papievytė und andere, die die Kirche regelmäßig besuchen und nicht zur Kommunistischen Jugend gehören, erhielten die Note B. Auf erneute Befragung, ob sie zur Kirche gingen, erhielten sie die Note D, wenn sie dies bejahten. Anderen Schülern drohte sie sogar, sie durch die Prüfung fallen zu lassen.

Der Schuldirektor unterstützte sie dabei. Gläubige Schüler werden oft von ihm eingeschüchtert. Egal wo er ihnen begegnet, fragt er penetrant die Schüler, ob sie immer noch zur Kirche gingen. Sagen sie ja, herrscht er sie an: »Dann mußt du in die Prüfung gehen und wirst durchfallen.«

Kurtuvėnai, Rayon Šiauliai

Im Mai 1979 befragten der Schuldirektor Čepulytė und die Lehrerin Stanelienė des Gymnasiums in Kurtuvėnai die Mädchen Romana Audriuškaitė, Rasa Rimai-tė u. a. aus der vierten Klasse, ob sie in die Kirche gingen, Blumen bei Prozessio­nen streuten usw. Sie bestätigen das und meinten, dies auch in Zukunft tun zu wollen. Romana Andriuškaitė drohte man dann an, sie müsse die Schule verlas­sen, wenn sie ihr Verhalten nicht ändern wolle. Der Lehrer Bečys verlangte von Rasa Rimaitė, eine erneute Erklärung zu schreiben, daß sie nicht mehr an Gott glauben wolle und auch nicht mehr an Prozessionen teilnehmen wolle. Das Mäd­chen weigerte sich standhaft. Andere Ängstlichere schrieben das, was der Lehrer von ihnen verlangte. Ähnliche Vorfälle passierten auch in anderen Klassen.

Šiauliai

Am 30. August dieses Jahres fand eine Lehrerkonferenz im Kulturzentrum von Šiauliai statt. Der zweite Sekretär des Kommunistischen Parteikomitees, S. Ver-kulis, sagte zum Thema »Mängel der Lehrer«, daß vor allem verhindert werden müsse, daß Lehrer oder Ausbilder der pädagogischen Institute sich mit religiösen Personen verbänden.

Vyžuonos

Am 11. Januar 1978 bestellte der Schuldirektor, Vaišnoras Algimantas, Petkūnas aus der 10. Klasse zu sich in sein Büro und verlangte von ihm, zu versprechen, nicht mehr die hl. Messe zu besuchen, sonst würde er an eine andere Schule ver­setzt.

Am nächsten Tag versuchte es die Lehrerin Brasiūnienė mit Drohung, Petkūnas zu beeinflussen. Sie drohte ihm mit der Note D im Zeugnis. Am 2. Februar wiederholte sie die Drohung. Darüber hinaus erhob sie die schlimmsten Anschuldigungen gegen seine gläubige Mutter. Am 13. Februar beschuldigte die Rayonsvorsitzende die Mutter des Schülers, ih­ren Sohn zu ruinieren, und versicherte ihr, daß er kein Priester werden würde. Zu diesen Vorkommnissen des Jahres 1978 mußten Schüler Fragenbogen ausfül­len zu Fragen wie: Glaubst du an Gott? Glauben auch deine Eltern . . .? Algi­mantas Petkūnis schrieb auf alle Fragen folgenden Absatz aus dem Band sechs, Seite 364, aus Lenins »Schriften«: »Kein Regierungsbeamter hat das Recht, ir­gend jemanden über Religion zu befragen. Das ist eine Gewissensfrage, und nie­mand hat das Recht, sich da einzumischen.« In seinem Zeugnis erhielt er dafür die Betragensnote D.

Anfang Juni 1979 machten die Schüler das Examen. Nach dem schriftlichen Teil für die litauische Sprache erklärte der Direktor Vaišnoras, daß die gesamte Klasse bestanden hätte. Doch schon einige Tage später mußte Algimantas Petkūnas die­se Prüfung wiederholen. Nachdem er am 21. September das Examen für die litau­ische Sprache wiederholt hatte, fragte ihn die Lehrerin Brasiūnienė eindringlich, ob er wirklich in das Theologische Seminar eintreten wolle. In seinem Zeugnis stand dann, daß Algimantas Charakter sehr stark von seiner Mutter geprägt und beeinflußt sei. Diese sei sehr religiös und wünsche, daß ihr Sohn religiöser Geistli­cher eines Kultes werde.

Mit allen erdenklichen Mitteln wollen die Atheisten beweisen, daß in offiziellen Dokumenten nichts von religiösen Überzeugungen zu lesen ist. Die vorliegenden Tatsachen sprechen aber dagegen.