Vilnius

Vom 22. bis 24. Oktober d. J. erfolgte in Vilnius eine örtliche Besprechung — Se­minar zum Thema: »Die Durchführung eines allgemeinbildenden Programmes in russischer Sprache an nationalen Schulen«. Aus diesem Anlaß forderte ein her­ausgegebenes Projekt an Rekommandationen dazu auf: »Mit allen Mitteln mög­lichst viele Schüler zu allgemeinbildenden Arbeiten in russischer Sprache und von verschiedener Art heranzuziehen, um eine allgemeinschulische Russisch sprechen­de Umgebung zu organisieren: z. B. Tage und Wochen der russischen Sprache, Olympiaden, verschiedene Wettkämpfe, Diskussionen u. a.« In dem methodi­schen Brief wird angewiesen, Versammlungen der Pioniere und Komsomolzen u. a. in russischer Sprache zu veranstalten. Es wird empfohlen, Gelegenheiten zu schaffen, sich mit Schülern in russischer Sprache unterhalten zu können. Auch wird empfohlen, die Fächer Geographie, Geschichte, Biologie u. a. in Russisch zu unterrichten.

 

Šiauliai

Am 2. September 1980 suchte der KGB-Bedienstete Blazauskas in der medizini­schen Schwesternschule von Šiauliai die Schülerin der III. Klasse aus der 7. Grup­pe, Irena Dapkutė, auf. Der KGB-Mitarbeiter wollte sie dazu bewegen, für den KGB zu arbeiten, und drohte, niemandem über diese Begegnung zu erzählen. Ire­na versprach jedoch nichts. An jenem Tag erfolglos, versuchte der KGB-Mitarbeiter am 8. September abermals, das Mädchen mit schönen Versprechun­gen zu locken: er würde ihr den Zutritt in die Hochschule erleichtern (obwohl sie die Klassenbeste war). Als es ihm nicht gelang, Irena anzuwerben, fragte er sie über die Einwohner von Šiauliai: M. Jurevičius, J. Petkevičius und Frau Petkevi­čius aus und schmähte diese Personen ständig. Auf diese Weise hatte der KGB-Beamte versucht, auch Irenas Freundin, Vida Uksaitė, anzuwerben, aber diese wehrte sich heftig dagegen.

Am 17. November 1980 suchte der KGB-Beamte abermals Irena Dapkutė in der Schwesternschule auf und brachte sie in eine Abteilung des KGB. Es wiederholte sich dieselbe Geschichte, Schmähungen und Abwertungen der Einwohner von Šiauliai — M. Jurevičius, Frau Petkevičius u. a. Auch dieses Mal ging der KGB-Bedienstete leer aus.

 

Josvaniai

Am 12. September 1980 schickte Frau Kaminskienė, Leiterin des Atheismus in der Mittelschule von Josvainiai, die Schülerinnen der Klasse VIa, Genutė Brigytė und Daiva Vasiliūtė, zum Direktor Vytas Rakickas. Der Direktor schrie die Mäd­chen hysterisch an, nur weil sie die Klassenfreundin Kalinaitė zum Singen in die Kirche mitgenommen hatten.

Betygala

Am 27. Juli 1980 wurde in der Pfarrgemeinde Betygala das Kirchweihfest der hl. Ona gefeiert. An diesem Tag hatten Kinder ihre erste heilige Kommunion. Eine Gruppe von Lehrern und Sicherheitsbeamten stand vor dem Tor des Kirchhofes und beobachtete und fotografierte die Prozessionsmitglieder. Am 7. September feierte die Gemeinde den 50. Jahrestag seit der Erbauung der Kirche. Kinder, die an dieser Feier teilgenommen hatten, wurden in der Schule verhört und ausgelacht. Die Lehrerin Viršilienė beschimpfte die Schülerinnen Asta Jaciūtė und Kareivaitė und lachte sie zudem noch aus.

 

Prienai

In den Tagen des 24. bis 29. Novembers d. J. organisierte die atheistische Gruppe der II. Mittelschule, angeführt von der Lehrerin V. Tamašauskienė, eine atheisti­sche Woche. Im Programm war folgendes vorgesehen: eine Ausstellung atheisti­scher Zeichnungen — »Die Atheisten lächeln«, ein atheistischer Vortrag, die Her­ausgabe einer Schülerzeitschrift und ein Frage-Antwort-Abend (Begegnung mit dem Atheisten Morkvėnas).

 

Am 24. November 1980 suchten gläubige Mütter einiger Schüler, die über diese Ausstellung der atheistischen Bilder gehört hatten, den Direktor der Schule, Mickas, auf und verlangten, man möge diese Zeichnungen entfernen. Aber der Direktor weigerte sich kategorisch,das zu tun.Am 26. November richtet sich eine Gruppe gläubiger Schüler: Aldonas Gudaitis, Klasse XIc; Algis Gudaitis, Klasse XIc; Sigitas Bitkauskas, Klasse Xb; Jūratė Kaukmanaitė, Klasse Xa; Lina Banytė, Klasse IXa; Lina Bitkauskaitė, Klasse IXb; Janė Kazlauskaitė, Klasse IXb; Snieguolė Golmonaitė, Klasse IXb; Aldona Černiavičiūtė, Klasse IXc; Marytė Gudaitytė, Klasse IX; Virginija Stamkauskaitė, Klasse VIII, und Vida Kaminskaitė, Klasse VIII, an den Direktor der Schule mit der Bitte, die atheistische Woche zu beenden oder aber wenigstens die Ausstellung atheistischer Bücher nicht öffentlich zu veranstalten (diese sollte in den Räumen der Komsomolzen oder der Pioniere stattfinden). Der Schuldirektor versuchte, die Unterhaltung anders zu lenken, aber nachdem ihm das nicht gelang, sagte er, er würde sich die Bitte anderntags aufmerksam anhören und ihnen eine Antwort geben. Zur abgemachten Stunde versammelten sich alle wieder beim Direktor Mickas. Während der Unterhaltung notierte sich der Direktor alle Nachnamen der Schüler und erklärte, daß die Ausstellung am vorgesehenen Ort stattfinden werde. Diese Ausstellung fand in dem Raum der Pioniere statt. Am 28. November wurde die Schule von zwei KGB-Beamten aufgesucht. Folgen­de Schüler wurden verhört: Aldonas Gudaitis aus der Klasse XIc; Janė Kazlaus­kaitė der Klasse IXa und Virginija Stamkauskaitė der Klasse VIIlc. Die Sicher­heitsbeamten wollten wissen, wer das alles organisiert habe. Besonders aber ärger­te die KGB-Beamten, als die Schüler das Kabinett des Direktors mit den Worten »mit Gott« verließen, damit beleidigten sie auch den Direktor.

 

Korrektur

In der »Chronik der LKK«, Nr. 45, wurde in der Nachricht über den Umzug Ju­gendlicher von Tytuvėnai nach Šiluva erwähnt, Priester Bulota habe die Predigt in der Kapelle von Šiluva gehalten. In Wirklichkeit hat diese Predigt der Priester Kęstutis Daknevičius gehalten.