Dokument Nr. 36 (20. Oktober 1980) — Hiermit wird bekanntgegeben, daß folgende drei neue Mitglieder dem Katholischen Komitee zur Verteidigung der Rechte Gläubiger beigetreten sind:
Priester Leonas Kalinauskas — Index 235036, Kreis Kėdainiai, Josvainiai, Šušvės 16;
Priester Algimantas Keina — Index 234645, Kreis Varėna, Valkininkai; Priester Vaclovas Stakėnas — Index 234584, Kreis Alytus, Kriokialaukis.
Der Priester Jonas Kauneckas wurde für das Jahr 1981 zum Sekretär des Katholischen Komitees zur Verteidigung der Rechte Gläubiger gewählt.
Dokument Nr. 37 (20. Oktober 1980) — In der Erklärung an den Zweiten Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, Dybenko, heißt es: »Wie aus der Autobiographie des Eduardas Bulach zu entnehmen ist, hat er in seinem Leben viel unverdiente Erniedrigungen und Verfolgungen erleiden müssen, der Grund dafür waren nur seine religiösen Überzeugungen.« Und weiter wird darum gebeten, ihn in die USA auswandern zu lassen.
Dokument Nr. 38 (1. November 1980) An den Staatsanwalt der Litauischen SSR!
1975 wurde in Kaunas, an der Fähre im Stadtteil Aleksotą, die Nonne Stanislava Lušaitė, eine fleißige Religionslehrerin der Kinder, auf dem Weg zur Kirche überfallen und mit einem Messer ermordet. Nachdem sie im Krankenhaus noch zu Bewußtsein kam, erzählte sie, daß sie von einem älteren Mann im grauen Regenmantel überfallen und mit mehreren Messerstichen niedergestochen worden sei. Vor ihrem Tode verzieh die Schwester bei vollem Bewußtsein dem Mörder seine Schuld. Sie wurde auf dem Friedhof von Viduklė bestattet.
Am 10. März 1978 überfielen Banditen in der Nacht den Pfarrer von Šiluva, Priester Vaclovas Grausiis, und verletzten ihn durch Messerstiche; sein Glück, daß er entkommen konnte, aber ein Krankenhausaufenthalt war nicht zu vermeiden. Einer der Banditen trug eine Uniform der Miliz. Man behauptet, daß die Verbrecher gefaßt seien, aber dem Gericht nicht übergeben worden sind.
Am 28. April 1980, um 7.30 Uhr, war der Pfarrer von Karmėlava, Priester Benediktas Povilanskis, überfallen und heftig zusammengeschlagen worden. Zu dieser Zeit übertrug er das heiligste Sakrament aus dem Aufbewahrungsort der Sakristei zum großen Altar. Die Verbrecher sind noch nicht gefunden worden, aber vielleicht hat man auch nicht ernst genug nach ihnen gesucht.
Die Ereignisse der letzten Monate haben die Gläubigen Litauens wieder tief erschüttert.
In der Nacht vom 12. zum 13. September d. J. sind unbekannte Täter in die Wohnung des Priesters Antanas Bitvinskis, Kanzlist der Erzdiözese Kaunas und Pfarrer von Kulautuva, eingedrungen und prügelten ihn fast zu Tode. Der Priester mußte sich ins Krankenhaus einweisen lassen. Die Verbrecher sind nicht ermittelt worden.
Anfang Oktober d. J. haben irgendwelche Verbrecher mit ungeklärten Mitteln dem Pfarrer von Šlavantei, Priester Juozas Zdebskis, schwere Verbrennungen zugefügt. Die Ärzte der Klinik in Kaunas stellten eine Verbrennung II. Grades fest. Während der Behandlung zeigte es sich, daß es sogar eine Verbrennung II.—III. Grades war. Es ist zu bemerken, daß der Priester J. Zdebskis während der Tat sowie danach von motorisierten Personen verfolgt wurde. Zusammen mit dem Priester Juozas Zdebskis trug auch der Ingenieur Vytautas Vaičiūnas leichte Verbrennungen davon.
In der Nacht vom 10. zum 11. Oktober fielen Übeltäter über den in seiner Wohnung schlafenden Pfarrer von Luokė, Priester Leonas Šapoka, her. Nach einer vier- bis fünfstündigen Mißhandlung fand man den Pfarrer tot auf dem Boden liegen.
Zu bemerken wäre, daß in diesem Jahr in der Zeitung Tiesa (Die Wahrheit) sogar zwei Artikel gegen den ermordeten Priester zu finden waren, obwohl das sowjetische Gericht den Prozeß zugunsten des Priesters entschieden hatte.
In der Nacht des 18. Oktobers überfielen Räuber den Pfarrer von Griškabūdis, Priester Vytautas Užkuraitis: sie verletzten ihn durch einige Stiche und schlugen auf seinen Kopf ein. Der Priester läßt sich im Krankenhaus von Šakiai stationär behandeln, und die Verbrecher suchen neue Opfer.
Heute fragen die Gläubigen Litauens begründet: Wer sind diese verwilderten Verbrecher, und welcher Priester wird ihr nächstes Opfer sein? Wie ist es zu erklären, daß diese Banditen so mutig aktiv sind, quasi als fühlten sie einen starken Schutz? Wir sind sehr in Sorge, damit die Behörden der Sowjetregierung nicht eine solche strafbare Nachgiebigkeit zeigen mögen, wie sie es in den letzten zehn Jahren gezeigt haben, als man die Kirchen von Sangrūda, Batakiai und Gaure verbrannt hat. Oder aber, als jährlich in vielen Orten das heiligste Sakrament entweiht wurde. In den letzten zehn Jahren wurde das heiligste Sakrament, der teuerste Schatz der Kirche, in der Auferstehungskirche zu Kaunas, in den Kirchen von Upyna, Žemaičiu Kalvarija, Sėda, Juozapavas, Tryškiai, Gudanavas, Kuršėnai, Dotnuva, Josvainiai, Baptai, Vilkija, Alsėdžiai, Joniškėlis, Vyžuonai, Klovainiai, Skiemonys und Balbieriškiai u. a. entweiht. Schade, die Verbrechen blieben ungeklärt, oder aber man bemüht sich nicht, sie zu ermitteln. Wir sind der Ansicht, daß zwischen all diesen Vergehen: Kirchenraub, Brandstiftungen, Entweihungen des heiligsten Sakramentes, Mißhandlungen und Ermordungen der Priester, ein innerer, organischer Zusammenhang besteht. Deswegen ist es natürlich, daß die Gläubigen die schmerzhaften und schrecklichen Verbrechen als bewußt geplante Aktion gegen die Autorität der katholischen Kirche und den emporkommenden Einfluß in Litauen ansehen.
Herr Staatsanwalt, unternehmen Sie eiligst Entsprechendes, um die sowjetische Mafia zu zügeln, und um die Verbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Denn diese, gegen die Kirche und Priester gerichteten Untaten, fügen nicht nur der Kirche einen Schaden zu, sondern kompromittieren besonders die Sowjetregierung, die mit allen Mitteln die Atheisten und die Gegner der Kirche schützt.
Die Mitglieder-Priester des Katholischen Komitees zur Verteidigung der Rechte Gläubiger:
Leonas Kalinauskas, Jonas Kauneckas, Algimantes Keina, Vaclovas Stakėnas, Alfonsas Svarinskas, Sigitas Tamkevicius und Vincas Vėlavičius.
Unter diese Erklärung oder Erklärungen mit ähnlichem Inhalt haben Zehntausende Gläubige Litauens und der größte Teil der Priester ihre Unterschrift gesetzt.
Dokument Nr. 39 (1. November 1980) — ist an die Madrider Konferenz gerichtet und beschreibt die gegenwärtige Lage der Katholiken Litauens.
Dokument Nr. 40 (25. November 1980) — Hier berichtet man über die Verprüge-lung des lettischen Priesters Vladislovas Zavalniuks und seine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik.
Dokument Nr. 41 — (in dieser Nummer der »Chronik der LKK« ober schon erwähnt).
Dokument Nr. 42 (22. Dezember 1980)
An den Staatsanwalt der Litauischen SSR und an den Vorsitzenden des Höchsten Rates der Litauischen SSR!
Mitteilung
Wir teilen mit, daß der Wunsch des Dozenten Vytautas Skuodis, nämlich ihn in das Katholische Komitee zur Verteidigung der Rechte Gläubiger aufzunehmen und seinen Nachnamen unter jedes Dokument zu setzen, befriedigt worden ist. Die Mitglieder-Priester des Katholischen Komitees zur Verteidigung der Rechte Gläubiger: Alfonsas Svarinskas, Algimantas Keina, Vaclovas Stakėnas, Sigitas Tamkevičius.