Auszug aus dem Brief von Vladas Lapienis:

»In meinem Dasein als Häftling und als Verbannter bin ich zufrieden, denn ich befolge den Willen Gottes . . .«

»Im litauischen Zeitgeschehen stand folgendes geschrieben: Alle Freiwilligen fah­ren jetzt nach Sibirien; die besten Vertreter der Jugend, die eine Fahrkarte der Komsomolzen bekommen haben, sind entschlossen, sich der Naturreichtümer an­zunehmen und die Schätze dieses Landes dem Volke zu erschließen. Und zu dieser Zeit war Sibirien ein Furcht verbreitender Verbannungsort (Tiesa /Die Wahrheit/, 5. April 1980). Wenn man das liest, taucht automatisch die Frage auf: ist Sibirien in der gegenwärtigen Zeit ein Ort, der Zufriedenheit verbreitet?«

Justas Gimbutas, der am 26. Februar vergangenen Jahres in Klaipėda zu einem Jahr Freiheitsentzug, wegen Verletzung der Paßvorschriften, verurteilt worden war, wird zur Zeit im Gefängniskrankenhaus in Vilnius festgehalten (Abt. 12/11). Hierher wurde er aus dem Konzentrationslager Kapsukas verlegt. Sein Gesund­heitszustand ist ernst: Im Karzer des erwähnten Konzentrationslagers erlitt er eine Lähmung der linken Extremitäten. Es zeigten sich Ödeme. Aber die Leiden des Gulags haben J. Gimbutas nicht zerstört. Er blieb genauso stark und er setzt seinen Kampf unter diesen unmenschlichen Umständen weiter fort. Im Brief schreibt er: »Was bleibt mir anderes übrig, leiden und nochmals lei­den, solange wie mein erschöpftes Herz noch schlägt. Einen anderen Weg gibt es nicht und kann es auch nicht geben. Im Innern bin ich ruhig. Sie wollen mich aus der Position der Gewalt heraus fertigmachen . . . Nicht umsonst haben sie in Klaipėda gesagt: Wenn du dich weigerst den Paß anzunehmen, müssen wir Ge­walt anwenden ... — So bekam ich die Gewalt zu spüren . . . Aber ich freue mich des Lebens und meines Schicksals. Gott hat mir solch eine Last auferlegt, und ich werde mein Lebenskreuz tragen, solange das Herz in der Brust schlägt. Damals schwor ich vor Gott und dem Vaterland, daß ich meinen Weg bis zu Ende gehe.«

Diesen Weg der Dornen geht J. Gimbutas schon 33 Jahre!

Der Arzt Algirdas Statkevičius, der im speziellen Krankenhaus der Psychiatrie in Tschernachowsk festgehalten wird, bittet alle, sich seines Schicksals anzunehmen. Gegenwärtig hält man ihn mit vier Mördern — Rezidivisten — zusammen fest. Er hat kein Recht sich zu verteidigen, denn alle Rechte wurden ihm aberkannt. Wenn man bei ihm Schreibutensilien oder ein sauberes Blatt Papier finden würde, käme er in eine Zelle mit besonders strengem Regime und würde mit Aminasin »ge­heilt« werden.

Nach der Gerichtsverhandlung wurden Ona Vitkauskaitė und Genovaitė Na­vickaitė sofort in das Lager krimineller Frauen in Panevėžys gebracht. Beide Häftlinge arbeiten in der Näherei. Die Lagerverwaltung hat befohlen, daß in ihren geschriebenen Briefen und in der Post, die sie erhalten, der Name Gottes nicht erwähnt werden darf.

Anschrift von Ona Vitkauskaitė: Panevėžys; Index 235300 — Abt. 12/5 »D«! Anschrift von Genovaitė Navickaitė: Panevėžys; Index 235300 — Abt. 12/5 »K«!