Skaudvilė (Rayon Tauragė)

An den ersten Sekretär der KP Litauens Griškevičius Protest

des Priester Vincas Velavičius, wohnhaft in Skaudvilė, Tauragės gt. 17.

Mitte Februar dieses Jahres und am 2. März wurden in der Mittelschule zu Skaudvilė zwei atheistische Veranstaltungen durchgeführt, an denen teilzu­nehmen die gläubigen Kinder der oberen Klassen mit Gewalt gezwungen wurden. In den Szenenbildern, Liedern und Gedichten wurde auf vulgäre Weise der Glaube verspottet.

Als Beispiel: die Lehrerin der Klasse IX b inszenierte ein Spektakulum, in dem das Opfer der Hl. Messe verspottet wurde. Ein Mädchen, in einen Umhang mit Kreuzen auf den Schultern und auf der Brust eingehüllt, ver­spottete in dem Spektakel die Hl. Messe, angefangen von dem Lied »Pulkim ant kelių« (»Wir wollen hinknien«), die Besprengung mit Weihwasser, die Opferung der Hl. Messe, die Konsekration und Hl. Kommunion. In diesem Spektakel wurde ein Gefäß, einem Kelch ähnlich, verwendet, voll mit Bon­bons gefüllt, und es wurde die Austeilung der Hl. Kommunion nachgeahmt. Am 12. März dieses Jahres erhebt der Korrespondent Bernardas Šaknys in der »Tiesa« (»Die Wahrheit«) seine Stimme zum Protest gegen den Physik­lehrer an der Mittelschule zu Lyduvėnai, der einen Schüler wegen der Nicht-vorbereitung der Unterrichtsstunde eigenwillig bestrafte. Er hieß den anderen Schülern, dem liederlichen Schüler einen Sack über den Kopf zu stülpen, und nachher schlugen der Lehrer selbst und die anderen Schüler zu. Der Korrespondent bemerkt: »Eine Schule — das ist eine Welt des Wissens und der leuchtenden Ideen. Hier lernt das Kind, der Heranwachsende, der Jugendliche, die anderen zu ehren. Im Schulpalast darf von Bosheit, Benach­teiligung, Erniedrigung eines Schülers weder die Rede sein, noch einen sol­chen Gedanken geben.«

Als Pfarrer der Katholischen Kirche von Skaudvilė erhebe ich in meinem und im Namen der Pfarrangehörigen, deren Kinder an der Mittelschule zu Skaudvilė lernen, Protest dagegen, daß einige gottlose Lehrer derart bar­barisch den Glauben der gläubigen Schüler und ihrer Eltern verspotten. Derartiges moralisches Lahmschlagen der Kinder ist eine wesentlich schlim­mere Sache, als eine Anwendung physischer Strafen. Wir, die Gläubigen, sind fassungslos, daß die Gottlosen jedes Maß verloren haben, und so er­scheinen uns die Kirchendiebstähle, die Schändung des Allerheiligsten Sa­kramentes, die Tatsachen der Uberfälle und sogar Morde an Priestern in neuem Licht. Derartig primitive und grobe atheistische Veranstaltungen ergänzen noch die Kader der anderen Verbrechen.

Ich bitte Sie, die tobenden Gottlosen an der Mittelschule zu Skaudvilė zu ermahnen und alle Maßnahmen anzuwenden, damit sich ähnliche Veran­staltungen nicht wiederholen, denn sie machen weder den Atheisten, noch der Sowjetregierung eine Ehre.

Pfarrer von Skaudvilė

Skaudvilė, am 5. 4. 1981.        Priester V. Vėlavičius

 

Pilviškiai (Rayon Vilkaviškis)

Im Sommer 1981 begann in der Kirche zu Pilviškiai ein Kinderchor zu singen, was gleichzeitig den Lehrern der Mittelschule zu Pilviškis Sorgen verursachte. Als das neue Schuljahr begann, ergriffen sie Maßnahmen, den kleinen Chor auseinanderzujagen. In dieser Arbeit zeichnete sich besonders die Führerin der Pioniere der Schule, die Lehrerin Bakaitienė aus. Für die »Umerziehung« der Jolanta Valinskaitė (Klasse VII a), der Irma Baukutė (Klasse V a) und der Asta Kvirevičiūtė nützte die Lehrerin Bakaitienė die Übungsstunden des Tanzkreises und sogar die gewöhnlichen Begegnungen auf der Straße aus.

Die Lehrerin V. Mekšrienė verbot der Schülerin Kristina Staugaitytė (Klasse VI a), in der Kirche zu singen, und die Mutter des Mädchens versuchte sie zu überreden, sie solle doch ihre Tochter nicht in den Kirchenchor gehen lassen.

 

Pagiriai (Rayon Kėdainiai)

Am 5.-6. Oktober 1981 wurden folgende Schüler der Mittelschule von Pagiriai in die Staatsanwaltschaft von Kėdainiai vorgeladen: die Viertkläß-lerin Rasa Grigaitytė und die Fünftkläßlerin Lina Kilijonaitė, Vida Vyšniaus­kaitė und Darius Vilčinskas. Hingegangen sind in die Staatsanwaltschaft nur L. Kilijonaitė und V. Vyšniauskaitė. Man fragte die Mädchen aus, wer sie den Katechismus und die Gebete lehre, befahl ihnen, das aufzuschreiben und zu unterschreiben.

Die Pfarreiangehörigen, über ein derartiges Verhalten der Regierungsgott­losen entrüstet, schickten eine Erklärung an den ersten Sekretär des ZK der Kommunistischen Partei Litauens, in der sie gegen eine solche Verfolgung der gläubigen Kinder protestieren und fordern ihn auf, das Recht der Eltern, ihre Kinder nach eigenen Uberzeugungen erziehen zu dürfen, zu garantieren.

Unter der Erklärung unterzeichneten 33 Gläubige von Pagiriai.

 

Kybartai (Rayon Vilkaviškis)

Die Schülerin der X. Klasse an der Mittelschule zu Kybartai, Vida Merke-vičiūtė, wurde am 16. November 1981 in das Arbeitszimmer des Direktors der Schule Jonas Dirvonskis vorgeladen. Unterwegs zum Direktor ängstigte die Klassenlehrerin Aldona Strakauskaitė das Mädchen, daß allein dafür, daß sie am 14. November bei ihrer Freundin D. Kelmelytė gewesen sei und dort Geburtstag gefeiert habe, man sie dorthin bringen könne, »wo die Weißbären zu finden sind«.

Der Direktor der Schule J. Dirvonskis erkundigte sich bei ihr, wie die Schü­lerin am 14. November in die Miliz geraten ist. V. Merkevičiūtė erzählte, daß gleich nach Beginn der Geburtstagsfeier Miliz und einige Sicherheits­beamte eindrangen und, nachdem man ihnen zugesagt hatte, daß sie nach der »Personalienfeststellung« wieder entlassen würden, man sie alle in die Milizabteilung gebracht habe.

Der Schuldirektor fragte die Schülerin hitzig aus, wie ihre Schar heißt, wer sie anführe. Als Merkevičiūtė erwiderte, daß die Jugend einen Geburtstag feierte und daß sie keine Schar kenne, nannte Dirvonskis die Schülerin eine Vagabundin und drohte ihr mit 10 Jahren Freiheitsentzug.

Am 18. November verhörten wiederholt ein dazugekommener Tschekist und der Schuldirektor J. Dirvonskis in der Kanzlei die Vida Merkevičiūtė.

Der Tschekist interessierte sich dafür, wer die Schülerin zum Geburtstag ein­geladen habe, ob auch ein Priester dabei gewesen sei, ob das Mädchen beim Gedenken an Vytautas den Großen in Trakai dabeigewesen war, oder in Šiluva... Auf die Fragen, die ihre Freunde betreffen, sagte Vida, daß sie nicht antworten werde. Die Lehrerin Aldona Strakauskaitė und der Direktor J. Dirvonskis waren am meisten darüber erbost, daß in der Wohnung der Familie Kelmelis an den Wänden der Vytis (das Staatswappen des unab­hängigen Litauens — Bern. d. Ubers.) und die Bilder der Fürsten Litauens hingen. Die Klassenlehrerin Strakauskaitė befahl, daß solche Geburtstage, bei denen sich der Sicherheitsdienst einschaltet, aufhören müßten, und ver­sicherte ihr, daß der Schülerin Vida Merkevičiūtė die Note in Betragen für das angerichtete »Verbrechen« bis ungenügend herabgesetzt werde.

Vilkaviškis

Am 28. Oktober 1981 sagte der Direktor Lisauskas zu dem Schüler der Klasse VIII a in Vilkaviškis, Arvydas Juška vor der ganzen Klasse: »Du hast die Schule besudelt, ich aber werde es ablecken müssen!« Er nahm den Schüler in sein Arbeitszimmer mit, fragte ihn aus, warum er nach Šiluva gegangen sei und freute sich gleichzeitig, daß die Wallfahrer angehalten worden seien; dem Beschuldigten befahl er, eine Rechtfertigung zu schreiben, der aber verweigerte es. An demselben Tag erklärte die Klas­senlehrerin der Klasse VIII a Durneikienė während der Kommjugendver­sammlung, daß Arvydas in Šiluva die sowjetische Regierung stürzen wollte. Am 30. Oktober verhörte der Direktor den Vater von Arvydas. Der Vater aber gab auf die Fragen beinahe keine Antworten. Noch an demselben Tag haben sie den Arvydas in das »Kinderzimmer« vorgeladen. Er ging zusam­men mit dem Vater hin. Auf sie warteten die Inspektorin des »Kinderzim­mers« und einige Tschekisten. Wieder ergossen sich Fragen und sie befahlen ihm, eine Rechtfertigung zu schreiben. Arvydas weigerte sich aber auch diesmal mutig, es zu tun.

Dann begannen sie, den Arvydas aus dem Unterricht herauszuholen, mit der Absicht, den Willen des Jungen brechen zu können, es gelang ihnen aber nicht, ihn zum Verräter zu machen.

 

Medingėnai (Rayon Plungė)

Eine Gruppe von Schülern, die zur Nachbarschaftshilfe aus Klaipėda ange­kommen waren, stellte sich am 20. September 1981 auf den Kirchhof und blies ihren Zigarettenrauch auf den Priester Paliukas, der mit dem Aller-heiligsten Sakrament in der Ablaßfeierprozession um die Kirche ging. Sie fluchten ungeheuerlich, spuckten aus, lachten und spotteten über die Gläu­bigen, die in der Prozession mitgingen. Bei ihnen war auch ihr Anführer, der sie sichtlich ermunterte, ihren Haß gegen die Religion und die Gläubigen auszudrücken.

 

Šilutė

Die Lehrerin an den Anfängerklassen der III. Mittelschule zu Šilutė, Bar-dauskienė, schreibt zwangsweise alle Kinder in die Spaliukai (Oktobristen) ein. Anfang des Jahres 1981 ermahnte Albina Dudonienė die Lehrerin Bardauskienė, sie solle ihren Sohn, den Schüler der I. Klasse Alvydas Du­donis, in die Spaliukai nicht einschreiben. Die Lehrerin Bardauskienė erwi­derte darauf:

»Wenn Du damit auch nicht einverstanden bist, ich werde ihn trotzdem einschreiben. Er muß ein Spaliukas sein.«

Der 14. November war als Festtag der Spaliukai dieser Schule angekündigt, und alle Kinder sollten in die Spaliukai eingeschrieben werden. Dudonienė ließ an diesem Tag ihren Sohn nicht in die Schule gehen, damit sie ihn nicht in die Spaliukai einschreiben. Da kamen zu ihr nach Hause die Lehrerin Stankuvienė, die Stellvertreterin des Direktors, Lehrerin Griciūnienė, und die Lehrerin Bardauskienė. Sie versuchten, die Mutter zu bewegen, das Kind doch zu »so einer wichtigen Feier der Kinder« gehen zu lassen. Die Mutter protestierte; ihr Sohn ist kein Spaliukas und er wird zu dem »Fest« nicht hingehen. Die Lehrerinnen versuchten die Mutter umzuerziehen, sie gab aber auf keine Weise dem Zwang der Atheistinnen nach.

 

Veisiejai (Rayon Lazdijai)

Am 21. Oktober 1981 wurde der Schüler der XI. Klasse an der Mittelschule zu Veisiejai, Mindaugas Juodeikis, in das Arbeitszimmer des Direktors vor­geladen, wo ihm der Tschekist, Leutnant Algis Gylys, entgegentrat. Nachdem er sich nach der Gesundheit erkundigt hatte, erklärte er, daß er ihn nicht anwerben wolle wie die meisten denken, sondern sich nur freundlich mit ihm unterhalten. Gylys erkundigte sich bei ihm, wo Mindaugas weiterzu­lernen gedenke, wunderte sich, warum er sich nicht für eine höhere Bildung vorbereite, sondern beabsichtige, eine Berufsschule zu wählen. Als der Schü­ler erklärte, daß er wegen der schwierigen materiellen Lage von der Hoch­schulbildung nicht einmal träumen dürfe, sagte der Tschekist: »Klar, die Lage ist schwer ... Du hast eine gläubige Mutter ... Deine Mutter ist genau so eine Fanatikerin, wie meine auch... Ich habe aber keine Angst, auch nicht, daß ihr berichtet würde, daß ich das Kreuz in Gudeliai umge­worfen habe, obwohl von mir nicht einmal ein Hauch dabeigewesen ist...« (Dieses freche Abstreiten, wo es Tatzeugen gibt, entspricht sehr der sowje­tischen Mentalität von der Lüge und der Wahrheit: Wahrheit ist nur das, was der Kommunistischen Partei nützt).

Nach der Selbstrechtfertigung ging der Tschekist zu einem anderen Thema über:

»Du bist ein vernünftiger Mann. Denk nur nicht, daß alles weiterhin so bleiben wird. Die Prozessionen nach Šiluva waren früher auch etwas anderes, jetzt sind sie aber rein politisch, antisowjetisch geworden. So bleibt es künftig nicht, es wird notwendig sein, alle Priester in Gefängnisse zu stecken, die Zeiten des Stalin zurückzurufen ... Wir wissen alles! Wir wissen auch, daß in Leipalingis eine Versammlung stattgefunden hat. Ich weiß, freilich, nicht, ob auch Du dort gewesen bist, aber ich werde es noch herausbekommen. Du gedenkst, in das Priesterseminar zu gehen. Du wirst dort nicht hinkommen, wir werden es nicht zulassen! Du würdest einen reaktionären Priester ab­geben!«

Mindaugas erklärte, daß es außer dem legalen Priesterseminar auch noch eines im Untergrund gibt. Der Tschekist versuchte es herabzuwürdigen: »Na, selbstverständlich, das gibt es. Aber Du begreifst doch, was für Priester das sind — sie haben keine eigene Pfarrei, sie verdienen nichts, das sind nur solche zum Herumschubsen... Und wegen der Weiterbildung, überlege Dir! Wir können Dir helfen, in eine Hochschule einzutreten, wenn Du Deinen Aktivitäten absagst. Jetzt bist Du aber offensichtlich gegen die sowjetische Regierung. Du denkst vielleicht, wir wüßten nicht, daß Du die Untergrund­literatur liest und verbreitest? Wir wissen alles, wir greifen aber nur nicht zu. Ein anderer an meiner Stelle hätte Dich längst zur Ordnung gebracht...« Am Ende des Gesprächs erinnerte ihn der Tschekist daran, daß das Gespräch nur unter ihnen beiden bleiben solle. Der Vorgeladene lachte: »Schon als Sie zu reden begannen, wußten Sie ganz genau, daß es nicht unter uns beiden bleiben wird.«

 

Prienai

Nach einem alten Brauch besuchte die Jugend der Pfarrei Prienai während der Osterfeiertage am 19. April 1981 die im Altenheim lebenden alten Leute, von denen 70 Prozent gläubig sind. Die Gesichter der alten Leute leuchteten vor Freude, als die Jugend ihnen einige Osterlieder vorsang und an alle bescheidene Geschenke — Ostereier, Feingebäck und ähnliches ver­teilte.

Das mißfiel aber dem Direktor Proškus und einigen Mitarbeiterinnen des Altenheimes. Sie versuchten die jungen Leute einzufangen, damit man sie in ein Auto hineinsetzen kann. Gefangen haben sie nur die J. Kazlauskaitė, und ihrer Schwester Marytė nahmen sie das Fahrrad weg. Der Stellvertreter des Direktors der II. Mittelschule, Kuras, hat die Schüle­rinnen M. Gudaitytė, L. Banytė und Vida Kaminskaitė im Städtchen ange­halten und führte die Mädchen in die Milizabteilung, wo die Beamten sie zuerst einschüchterten, sogar in Einzelzellen einsperrten, und anschließend verhörten, wer noch von der Jugend im Altenheim dabeigewesen sei. Die Eltern der Mädchen: Kaminskas, Kazlauskienė und Banienė, kamen zur Miliz und verlangten entschlossen, die Ursache der Festnahme der Kinder bekanntzugeben und die Kinder freizulassen. Die Milizbeamten ließen die Mädchen frei, ohne irgendwas erklärt zu haben, nur die Mitarbeiterin der Jugendinspektion Zoveckienė schrieb vorher die Namen der Mädchen und ihrer Erzieher auf.

In der Schule spottete die Klassenlehrerin der Klasse IX a, D. Natkevičienė während des Unterrichts über L. Banytė und die anderen Mädchen, weil sie die alten Menschen besucht hatten.

Šilutė

Die Einwohnerin von Šilutė, Kazė Maksvytienė, die in einer katholischen Fa­milie aufgewachsen ist, erzieht auch ihre drei Söhne, die in der I. Mittel­schule in Šilutė lernen, in demselben Geist. Da sie gesehen hat, daß die Mit­glieder der Gottlosen-Organisationen auf dem Jackenaufschlag ein Abzei­chen tragen, heftete die Mutter jedem ihrer Söhne ein Kreuzchen an. Am 12. Oktober 1981 versuchte die Lehrerin Staškuvienė während der Schulpause dem ältesten Sohn der Maksvytienė, dem Linas Maksvytis (IV. Klasse), das Kreuzchen mit Gewalt wegzunehmen. Die Direktorin der Schule hat ein derartiges Verhalten der Lehrerin Staškuvienė nicht nur nicht miß­billigt, sondern begann auch selbst, den Schüler Linas Maksvytis, seine Brü­derchen und die Mutter zu verleumden und zu beleidigen. Auf Veranlassung der Schuldirektorin Dobranskienė brachte der Lehrer Vilkis am 21. Oktober alle drei Kinder der Familie Maksvytis — den Linas (IV. Klasse), den Stasiukas (IIc Klasse) und den Simas (Ia Klasse) wegen des Tragens der Kreuzchen, in das »Kinderzimmer« der Abteilung für innere Angelegenheiten des Rayons Šiutė.

In einem vollgequalmten Zimmer verhörten vier uniformierte Beamtinnen den Linas:

»Was willst du werden, wenn du groß bist?«

»Ich weiß es noch nicht. Ich bin noch klein«, antwortete der Knabe. »Du wirst bestimmt ein Priester?« »Vielleicht werde ich auch ein Priester.«

»Nein! Du wirst kein Priester! Du wirst 8 Klassen beenden, dann wird die Direktorin dich aus der Schülerliste streichen und dich auf das Landwirt­schaftstechnikum überweisen.« »Dann werde ich das Technikum beenden.« »Dienst du während der Messe in der Kirche?« »Ja, ich diene.«

»Wir werden an den Pfarrer schreiben, daß du ein Lügner bist und er wird dich vom Ministrieren entlassen. Wie lautet der Name des Pfarrers?« »Ich weiß es nicht.«

»Du bist ein richtiger Dummkopf, ein Narr, daß du es nicht weißt. Sag, wann nimmst du das Kreuz ab?«

»Erst dann, wenn die Direktorin mein Mütterchen nicht mehi schmähen wird.«

»Schau nur, was für ein Rachsüchtiger! Versprich, daß du es abnimmst. Und wenn nicht, dann tragen wir dich in eine Liste ein und bringen dich in eine Anstalt.«

Erst als der Linas zu weinen begann, riefen sie seine jüngeren Brüderchen Stasiukas und Simukas herein.

»Das Mütterchen hat euch also befohlen, den Lehrern nicht zu gehorchen?«

»Doch, das Mütterchen hat befohlen, den Lehrern zu gehorchen. Nur wenn sie befehlen werden, das Kreuzchen abzunehmen, nur dann sollen wir nicht gehorchen«, erwiderten beide Knaben.

Auch diese Kleinen schüchterten die Beamtinnen des Kinderzimmers mit der Anstalt ein. Anschließend stellten die Beamtinnen eine Aktennotiz her und befahlen dem Linas, sie zu unterschreiben. Die jüngeren Brüderchen konnten noch nicht unterschreiben, deswegen wurde ihnen befohlen, an Stelle der Unterschrift Kreuzchen zu machen.

 

Adakavas (Rayon Tauragė)

An den ersten Sekretär der KP Litauens P. Griškevičius Klageschrift

der Bürger Jadvyga Grigaitienė, Marijona Lauraitienė und Jonas Griškus.

In einer Nummer der »Valstiečių laikraštis« (»Landbewohnerzeitung«) im Oktober dieses Jahres befand sich ein Artikel »Anonimas meluoja« (»Der Anonymus lügt«). Unter anderem schrieb S. Mickuvienė, die Verfasserin die­ses Artikels:

»Noch ein Einwohner von Panevėžys,, sich »Sakalas« (»Falke«) nennend, schwärzt aus Leibeskräften die Lehrer an, die angeblich die Kinder gläubiger Eltern beleidigen. Wo? An welcher Schule? Welche Lehrer? Darüber — kein einziges Wort. Er weiß, er weiß sehr genau, daß, wenn man konkret schreibt, wenn man den eigenen Namen angibt, dann wird die Redaktion unbedingt Stellung dazu nehmen. Und dann kann es unangenehm werden, unschön, weil diese »Tatsachen« aus den Fingern gesogen sind.« Wir möchten Ihnen einige Tatsachen der Diskriminierung der Kinder und der Jugend erzählen.

Die Direktorin der Achtklassenschule zu Adakavas, im Rayon Tauragė, Aldona Žąsytienė, verspottet während des Unterrichts unsere Kinder wegen des Kirchenbesuchs und verletzt damit die Verfassung der UdSSR, die allen Bürgern der UdSSR die Glaubens- und Gewissenfreiheit garantiert. Zum Beispiel, den Schüler der VII. Klasse Algimantas Lauraitis verspottet sie: »Wozu gehst Du in die Kirche? Der Gott hilft Dir doch nicht.« Den Schüler Antanas Grigaitis, IV. Klasse, verspottete sie während des Unterrichts:

»Hast Du die Rockschösse des Pfarrers schon geküßt?« Den Arvydas Griškus, Schüler der IV. Klasse, belegt sie mit dem Schimpf­wort »Kirchenbesen«.

Wir, die gläubigen Eltern, sind über das derartige Benehmen der Direktorin Aldona Žąsytienė unseren Kindern gegenüber sehr verärgert.

Am 31. Oktober 1981