Klaipėda

Im Juni und September 1981 besuchten die Delegationen der Mitglieder des Kirchenkomitees und der Gläubigen der katholischen Kirche von Klai­pėda das Zentralkomitee der kommunistischen Partei in Moskau und den Vorsitzenden des Rates für Religionsangelegenheiten Kurojedow mit Erklä­rungen der Gläubigen, damit die von der Regierung unberechtigt weggenom­mene katholische Kirche von Klaipėda zurückgegeben wird. Der Text der Erklärung:

»Wir, die Gläubigen der Stadt Klaipėda und der gesamten katholischen Kir­che Litauens, wenden uns an Sie, Vorsitzender des Obersten Rates. Wir bitten Sie, die auf unsere Kosten und durch unsere Arbeit erbaute katholische Kirche von Klaipėda zurückzugeben.

Diese Kirche begann man, nach Erhalt der Genehmigung des Präsidiums des Obersten Rates der UdSSR, des Ministerrates der UdSSR und des Minister­rates der SSR Litauens, im Jahre 1956 zu bauen. Nach Vollendung des Kir­chenbaus im Jahre 1961, noch vor Ubergabe zu ihrer Bestimmung, wurde die genannte Kirche, auf Anordnung des damaligen Vorsitzenden des Ober­sten Präsidiums Chruschtschow, den Gläubigen weggenommen.

Zur Zeit ist die auf unsere Kosten und durch unsere Arbeit errichtete Kirche zu einem Philharmoniesaal umgewandelt; wir aber, die Gläubigen, die eine so geräumige Kirche errichtet haben, müssen uns abquälen wegen der Schwüle und dem Gedränge in einem kleinen (220 qm) Kirchlein, oder draußen frie­ren. In der Stadt Klaipėda und in ihrer Umgebung leben etwa 100 000 Gläubige.

Da wir uns auf ungerechte Weise benachteiligt fühlen, haben wir uns im Jahre 1974 mit etwa 3500 Unterschriften der Gläubigen an den Bevoll­mächtigten des Rates für Religionsangelegenheiten in Moskau gewandt. Im März 1979 mit 10 241 Unterschriften der Gläubigen und im Oktober mit 149 149 Unterschriften der Gläubigen an Sie, Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Rates L. Breschnew, und an den Bevollmächtigten für die Angelegenheiten der Religionen Kurojedow, mit der Bitte, uns die von uns erbaute Kirche zurückzugeben.

Wir, alle Gläubigen Litauens, warten auf eine gerechte Entscheidung. Wid­rigenfalls werden wir bitten und schreiben, bis die uns gehörende Kirche zurückgegeben wird ...«

Unter der Erklärung unterzeichneten 1008 Gläubige. Der Bevollmächtigte des RfR der UdSSR Kurojedow gab vor einer Dele­gation von 10 Leuten, unter der Teilnahme des Bevollmächtigten des RfR für Litauen, P. Anilionis, zu, daß die Kirche von Klaipėda unberechtigt weg­genommen wurde. Es ist aber nicht klar, ob im Ernst oder nicht, hat er ange­boten, eine Genehmigung zum Bau einer neuen Kirche und versprach eine endgültige Antwort den Gläubigen über das Exekutivkomitee der Stadt Klaipėda zu geben.

Da sie keine Antwort bekommen haben, schickte das Kirchenkomitee und das Komitee der Gläubigen von Klaipėda am 5. Dezember 1981 eine von 250 Menschen unterzeichnete Erklärung an den Vorsitzenden des Exekutiv­komitees der Stadt Klaipėda, A. Žalys. Sie verlangen, die weggenommene Kirche zurückzugeben.

Žilėnai (Diözese Kaišiadorys)

Die Kinder der Pfarrei Žilėnai wurden im Juni 1981 zur Erstkommunion vorbereitet. Eine Regierungskommission stellte dem Pfarrer deswegen drei Protokolle auf. Der Staatsanwalt des Rayons Varėna Kontrimas verhörte Anfang Juli die Kinder und zwang sie, irgendwelche Papiere zu unter­schreiben.

Am 16. Juli verkündete der Staatsanwalt von Varėna Kontrimas dem Kastytis Krikščiukaitis folgende Ermahnung:

»Durch Überprüfung von Aktenmaterial wurde festgestellt, daß der Pfarrer der römisch katholischen Pfarrei Žilėnai Kastytis Krikščiukaitis in Rayon Varėna in den Monaten Juni — Juli 1981 in der Kirche von Žilėnai Übungen religiösen Unterrichts für Minderjährige organisiert und systematisch aus­geführt hat. Damit verletzte er die Gesetze der Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche (Artikel 50 der Verfassung der SSR Litauen und Artikel 143 des StGB der SSR Litauen). Auf Grund des Geschilderten... mit Verwarnung wegen der Unzulässigkeit die genannten Gesetze zu verletzen und mit Aufklärung, wenn er in Zukunft die genannten Gesetze verletzen wird, wird er gemäß Artikel 143 des StGB der SSR Litauen zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen.«

Žilėnai

Nach dem Patroziniumsfest (Fest des hl. Antonius) am 7. Juni 1981 schlug der Pfarrer Kastytis Krikščiukaitis den Leuten vor, ein bißchen fröhlich zu sein. Die Leute sangen Volkslieder, spielten auf einer Harmonika; die Frauen bewirteten die Versammelten mit Erfrischungen. Die behagliche Stimmung der Anwesenden verpfuschten der Vorsitzende des Kolchos An-\anas Uždavinys, die Parteisekretärin Biekšienė und der Lehrer Biekša. Sie kamen dreimal dahergerannt und verlangten, daß die Leute sich entfernen sollen; denn dies Plätzchen gehöre der Schule. Die Leute beachteten sie nicht und freuten sich gemeinsam mit dem Pfarrer weiter. Es wurden Rayon­beamte hergerufen; auch sie konnten die Leute nicht überwältigen. Am nächsten Tag sind sogar Sicherheitsbeamte aus Vilnius gekommen und sie verhörten die Leute, ob die Nationalhymne »Lietuva, Tėvyne müsu« (»Li­tauen, du Land der Väter (Vaterland)«) nicht gesungen wurde. Der Vorsitzende Uždavinys spricht: »Entweder werde ich nicht hier sein, oder der hinkende Peter wird nicht hier sein«, (so verspottet der Vorsitzende den Ortspfarrer). Als der Priester Krikščiukaitis erfahren hat, daß der Vor­sitzende in der Fastenzeit für die Kolchosbauern eine Belustigung vorbe­reitet, ging er am 19. Februar 1982 in das Kontor des Kolchos, um zu er­mahnen, daß die gläubigen Kolchosbauern zur Fastenzeit in die vorbereitete Belustigung nicht kommen dürfen. Der Kolchosvorsitzende nannte den Pfarrer: Esel, Supernarr, dem zwei Balken fehlen, Arbeitsloser, Ungebildeter, Engstirniger und er drohte, dementsprechende Organe zu benachrichtigen. Die Rayonzeitung von Varėna brachte einen bösen, verleumderischen Artikel gegen Pfarrer Kastytis Krikščiukaitis. Warum wird dieser Priester so gehaßt? Die Antwort muß man in der Zeit suchen, als dieser Priester noch im Priesterseminar gelernt hat. Während der Osterferien 1975 versuchten zwei Sicherheitsbeamte den Seminaristen Krikščiukaitis als ihren Spitzel anzu­werben. »Wir brauchen deine Hilfe sehr... wir müssen wissen, was die Leute denken«, — bedrängten ihn die Sicherheitsbeamten. »Nein, daraus wird nichts!« — antwortete der Seminarist. »Wir schmeißen dich aus dem Priesterseminar hinaus«, — drohten sie, und trotzdem haben sie nichts er­reicht.

Vilnius

Die sowjetische Propaganda, den Klassikern des Marxismus gemäß, behauptet, daß in der Sowjetunion in keinen offiziellen Dokumenten an die religiöse Uberzeugung der Menschen erinnert wird. In dem »Tyrimo lapas« (Erkun­digungsblatt«) für die Rekruten der sowjetischen Armee, unter anderen Fra­gen, befindet sich folgende: — Wie ist das Verhältnis zur Religion?

Das »Erkundigungsblatt« ist mit Erlaubnis des ZK der KP Litauens unter Nr. 3 927 850 000 gedruckt worden. Es muß ein Offizier der sowjetischen Armee, nach einer Unterhaltung mit den in die Armee berufenen Rekruten, ausfüllen.

Tauragnai (Rayon Utena)

Am 22. Dezember 1981 fand in Utena ein Prozeß gegen Rakauskas, Strazdas und Nemunas statt, die die Kirche in Tauragnai ausgeraubt und das Aller-heiligste Sakrament geschändet haben. Nebenbei haben sie auch viele andere Vergehen begangen.

Zu der Gerichtsverhandlung sind viele Pfarrangehörige und Gläubige aus anderen Städten gekommen; aber in den kleinen Raum des Gerichts konnte nur ein Teil der Angekommenen gelangen.

Der Pfarrer von Tauragnai, Bronius Šlapelis, war gezwungen, den Saal zu verlassen und mußte als Zeuge bis zum Abend im Gerichtskorridor bleiben, ohne den Verlauf des Prozesses beobachten zu können. Während der Mit­tagspause erkundigte sich der Pfarrer Bronius Šlapelis beim Gerichtsvor­sitzenden, warum in der Verhandlung nicht über die Schändung des Aller-heiligsten Sakramentes gesprochen wird? Denn gerade diese Missetat wird von den Gläubigen als größtes Verbrechen angesehen. Der Richter erwiderte ihm, daß »der Besitz der Kirche dem Staat gehört und daß nur der Staat durch diesen Raub gelitten hat«.

Bei seiner Zeugenaussage betonte Pfarrer B. Šlapelis am meisten die Schän­dung des Allerheiligsten Sakramentes. Noch am 27. September, als die Übel­täter nach Tauragnai gebracht wurden, fragte sie der Pfarrer, wohin sie die Hl. Kommunion getan haben, sie antworteten, daß sie es nicht wissen. Wäh­rend der Verhandlung bat der Pfarrer mehrmals das Gericht um Erlaubnis, die Übeltäter zu fragen, wo sie das Allerheiligste Sakrament hingetan haben. Sie erlaubten keine Fragen zu stellen, nur der Richter selbst erklärte, daß sie die Kommunion in einer Badestube aufgegessen haben und tranken darauf den aus der Kirche entwendeten Wein. Als der Priester erklärte, daß eine Entweihung des Allerheiligsten Sakramentes ein größeres Verbrechen ist als die Entweihung der Staatsflagge, unterbrach ihn der Richter und gab ihm zu verstehen, daß es keine Sache von Belang ist.

Kapčiamiestis (Rayon Lazdijai)

Einige Male sind die Vertreter der Rayonregierung in die Gemeindeverwal­tung von Kapčiamiestis gekommen, um das kirchliche Inventar aufzuschrei­ben. Den Mitgliedern des Kirchenkomitees waren Einladungen zugeschickt worden, sich zu angegebener Zeit in der Gemeindeverwaltung vorzustellen. — Keiner aus dem Komitee ist in die Gemeindeverwaltung gegangen. Am 20. Januar 1982 kam der Stellvertreter des Rayonexekutivkomitees Vanagas nach Kapčiamiestis. Er wunderte sich, als er die Akten der Inventarisierung der Kirche noch nicht ausgefüllt vorfand. Er verlangte, daß die Mitarbeiterin der Gemeinde Janina Margelienė gemeinsam mit dem Pfarrer der Pfarrei Plioraitis und den Mitgliedern des Komitees hingehen sollen und sie aus­füllen.

»Ich gehe nicht hin!« — entgegnete Janina Margelienė. Am 9. Februar kam der Stellvertreter des Vorsitzenden Vanagas wieder in die Gemeindever­waltung von Kapčiamiestis. Auch der Direktor der Schule Z. Sabalius war in die Gemeindeverwaltung eingeladen. Das Kirchenkomitee zeigte sich auch dieses Mal nicht. Auch der Pfarrer Ignas Plioraitis war eingeladen, ging aber nicht hin.

Krosna (Rayon Lazdijai)

Zwei angetrunkene Jugendliche haben am 25. April 1981 aus der Kirche Krosna eine Engelgipsfigur entwendet, die später eine Kunstkommission auf 75 Rubel einschätzte. Die Übeltäter wurden erwischt und der Miliz übergeben. Einen von ihnen ließ die Miliz gleich laufen, bei ihm fanden sie nämlich keine gestohlenen Sachen. Der zweite, Arūnas Micka, wurde am 13. Juli 1981 in Lazdijai verurteilt. Das Gericht beurteilte das Vergehen als der Allgemeinheit ungefährlich, weil es aus der Kirche gestohlen wurde. Des­wegen wurde der Verbrecher Micka nur zu einem Jahr Besserungsarbeiten an seinem Arbeitsplatz verurteilt, wo es ihm von seinem Monatsverdienst 20 Prozent zu Gunsten des Staates abgezogen wird.

Also, beraubt wurde die Kirche, und der Staat bekommt dafür 500 — 600 Rubel. Die Diebe sind inzwischen auf freiem Fuß, von denen einer nicht einmal angeklagt wurde. Während der Verhandlung beachtete niemand die Bemerkung des Pfarrers, daß man die Beweggründe klären muß, warum sie gestohlen haben. Die Figur hinausgetragen, prahlten die Diebe, daß wenn sie die Figur in das atheistische Museum hinbringen, nicht weniger als zwei­hundert Rubel bekommen könnten. Es ist allen bekannt, daß das atheistische Museum sogar von Heranwachsenden und Kindern Sachen zur religiösen Thematik ankauft, ohne sich zu erkundigen, woher sie sie bekommen. Damit fördert es die Diebstähle in den Kirchen, die in der letzten Zeit sehr häufig vorkommen.

Mažeikiai

Der Bevollmächtigte des Rates für Religionsangelegenheiten, Anilionis, schickte am 14. Oktober 1981 an das Komitee der katholischen Kirche von Mažeikiai eine Ermahnung, es soll den Priester Antanas Beniušis warnen, der »während seiner Predigten Lüge und Verleumdung über die sowjetische Lebensweise verbreitet, die sowjetischen Behörden und die Regierungsbeam­ten angreift...« Der Bevollmächtigte schließt sein Schreiben mit einer Dro­hung ab: ».. .Ich warne Sie, daß wir gezwungen werden, die religiöse Ge­meinschaft aus der Registrierung herauszunehmen und das Gebetshaus zu schließen.«

Das Kirchenkomitee von Mažeikiai antwortete auf die Drohung Anilionis folgendermaßen: »Da der Priester Antanas Beniušis direkt der Kurie und Ihnen unterstellt ist, haben wir diesbezüglich auf Priester Beniušis keine rechtliche Macht.«

Židikai (Rayon Mažeikiai)

Am 24. August 1981 wurde in Židikai Kleopatra Rapalienė beerdigt. An der Beerdigung nahmen der Pfarrer von Židikai Domininkas Giedra und der Benefiziat der Pfarrei Ylakiai Priester Klemensas Arlauskas teil.

Am 12. September wurde Pfarrer Domininkas Giedra zum Stellvertreter des Vorsitzenden des Exekutivkomitees des Rayons Mažeikiai Songaila vor­geladen. Im Kabinett saßen zwei Zeugen. Der Stellvertreter tadelte den Pfar­rer, daß er einen Gastpriester zu der Beerdigung eingeladen und ohne Er­laubnis die Verstorbene zum Friedhof begleitet hat. Der Pfarrer entgegnete: »Ich bin ein Priester in vorgeschrittenem Alter und ich weiß, wie man einen Katholiken beerdigen muß; deswegen bitte ich Sie, mich nicht zu belehren.« Am Ende des Gesprächs drohte der Stellvertreter Songaila dem Pfarrer Giedra, daß er alles dem Bevollmächtigten Anilionis mitteilen werde.

Ariogala

Am 20. Januar 1982 hielt der Stellvertreter des Staatsanwaltes der LSSR Barauskas im Saal der Flurbereinigungsverwaltung einen Vortrag zu politi­schen Themen. Irgendjemand fragte ihn, warum es zur Zeit in Polen solche Unordnung gibt?

Der Staatsanwalt antwortete, daß an allem die »Polenbrut«, der Papst schuld sei, der die Polen aufgehetzt hat und hetzt auch weiter auf. Im Saal brach ein Tumult der Entrüstung aus, und einer der Teilnehmer protestierte: »Schämen Sie sich nicht, so ehrfurchtslos über einen von den Menschen der ganzen Welt verehrten Papst zu reden?«

Šiauliai

Am 20. —21. Oktober 1981 war der Vikar der St.-Georg-Kirche zu Šiauliai, Priester Feliksas Baliūnas, zu einem Verhör in das KGB von Vilnius vorge­laden. Der Untersuchungsrichter Kazys erkundigte sich über die während der Durchsuchung mitgenommenen Sachen und versuchte zwei Tage lang den Priester umzuerziehen.

Molėtai

Am 17. Februar 1982 erschien im Pfarrhaus von Molėtai wieder irgendein Mannsbild aus Vilnius. Er äußerte sein Mißbehagen darüber, daß neben der Kirche Unterschriften gesammelt werden, denn das sei ein Aufhetzen der Menschen. Diesem Mannsbild machte Sorgen, daß die jungen Priester sich vom Priester Alfonsas Svarinskas nicht distanzieren; das »spaltet« aber die Einigkeit der Priester. Ihm mißfiel auch, daß der Priester Jonas Zubrus nicht in der abseits liegenden Vytautuva sitzt, sondern irgendwo herum­fährt.

Tauragė

Am 28. Dezember 1981 starb der Arzt von Tauragė, Mečislovas Laužeckas, der sein ganzes Leben lang seinen Glauben mutig bekannt hatte. Der Arzt hat sein Leben lang die hl. Sonntagsmesse nicht ausgelassen und deswegen hat er in seiner Arbeit viele Unannehmlichkeiten gehabt. Die Ärzte erklärten im voraus, wenn der Verstorbene kirchlich beigesetzt wird, dann werden sie den Sarg nicht tragen. Die Ärztin Butkienė fügte hinzu, daß ein Beamter des Exekutivkomitees allen Ärzten streng verboten hat, an der Beerdigung teil­zunehmen.

Am offenen Grab lud der Pfarrer Puzaras die Mediziner ein, ein Abschieds­wort zu sprechen, aber keiner der Ärzte traute sich zu reden. Am Friedhof von Tauragė erhob sich ein neues Grab, geschmückt mit einem bescheidenen Kreuz aus Holz, das noch lange an einen guten Arzt, litauischen Patrioten und beispielhaften Katholiken, den verstorbenen Mečislovas Lau­žeckas erinnern wird.

Leipalingis

In seiner Erklärung an den Staatsanwalt Litauens vom 12. Dezember 1981 beklagt sich Robertas Grigas, daß die Milizmänner und Sicherheitsbeamten bei einer Hausdurchsuchung religiöse Bücher, Aufnahmen der Pleterytė (Teilnehmerin des Aufstandes im Jahre 1831) und sogar atheistische Bücher, in denen es Unterstreichungen gab, mitgenommen haben. Ein Teil der Bü­cher sind in dem Durchsuchungsprotokoll überhaupt nicht eingetragen.

»In den Auditorien des Staatlichen Pädagogischen Instituts zu Vilnius, wo ich studiere, — schreibt Grigas, — wird ununterbrochen die vollkommenste und die menschlichste sowjetische Rechtsordnung gelobt. Dennoch, keiner der Unterrichtenden der politischen Wissenschaften sprach davon, daß auf Grund dieser Rechtsordnung die persönliche Bibliothek zensiert, die religiöse Literatur, Notizen, sogar atheistische Bücher, wenn sie mit Unterstreichungen oder Notizen versehen sind, konfisziert werden dürfen. Wie brutal ist diese Tendenz, das Denken, das Beurteilen, ja sogar mit einem Buch, das in deiner Schublade liegt, Diskussion zu verbieten. Spürt denn der riesige Erguß der atheistischen Propaganda so tief ihre innerliche Minderwertigkeit, daß sie unsere religiösen Kommentare im Buche als Gefahr für sich selbst betrach­tet? Und wie heuchlerisch erscheint das Gedenken an die Aufstandsteilneh­merin des Jahres 1831 Emilija Pleterytė in der Rayonzeitung, wenn zu der­selben Zeit die Kopien ihrer Abbildungen weggenommen werden!«

Vilnius

Genė Šakalienė wurde am 26. Januar 1982 in das KGB von Vilnius zu einer Vernehmung vorgeladen. Den Tschekisten Kalakauskas interessierte es, ob die Verhörte nicht mit ihrem Mann Vladas Šakalys, der in den USA lebt, telefonisch gesprochen hat. Außerdem tadelte er sie, warum sie unter ver­schiedenen Erklärungen unterzeichne. Der Verhörer gab zu verstehen, wenn Šakalienė sich bessern und einige Aufforderungen des Sicherheitsdienstes erfüllen würde, dann würden sie ihr vielleicht nach einigen Jahren erlauben, zu ihrem Mann nach den USA zu fahren.

Vištytis

In der Nacht zum 25. September 1981 wurde nicht weit von Vištytis ein Kreuz errichtet. Am 26. September grub der Ortsvorsitzende Žarskis ge­meinsam mit dem Gefolgsmann Žukauskas das Kreuz aus und nachdem er das Kruzifix abgerissen hatte, versteckte er es im Gebüsch. Die Leute fanden das Kreuz und richteten es wieder auf. An dem selben Tag warf Žarskis und der Leiter des Kulturhauses Paškauskas das Kreuz wieder um. Der Vorsitzende Zarskis schüchterte die Leute ein und sagte, daß sie wegen der Aufstellung des Kreuzes bestraft werden.

Nach der Schändung des Kreuzes organisierte der Pfarrer der Pfarrei Vištytis Kazimieras Montvila wegen der Schändung des Kreuzes in der Kirche einen Sühnegottesdienst.

Im Jahre 1981 wurde der Traktorist des Sowjetgutes in Pajevonys Petras Bertašius in das EK Rayon Vilkaviškis vorgeladen und deswegen gescholten, weil er in die Kirche geht, bei den Beerdigungen den Gesang des Rosen­kranzes anführt usw. »Du gibst der Jugend ein schlechtes Beispiel«, schimpf­ten die Beamten. »Wenn Sie wollen, nehmen Sie mir den Traktor weg! So, wie ich in die Kirche gegangen bin, werde ich auch weiter gehen«, entgegnete der energische Mann.

Prienai

Am 11. Februar 1982 schickte der Vikar von Prienai, Priester Antanas Gražulis, ein Schreiben an den Bevollmächtigten des RfR Anilionis, in dem er eine Antwort auf die Ermahnung des Exekutivkomitees gibt. In seiner Erklärung schreibt er: »Ich habe in meiner Predigt weder die sowjetische Ordnung, noch die Partei, noch die Auslandspolitik des sowjetischen Staates angegriffen, ich habe keine antisowjetische Propaganda verbreitet, sondern ich habe lediglich die großen Verbrechen verschiedener Zeiten gegen die Menschheit und die Kirche verurteilt... Ich habe die Heuchler verurteilt, die das eine sagen, und das andere tun.. . deswegen sind die von Ihnen an mich gerichteten Anschuldigungen unbegründet.«

Šilalė

Am 7. Januar 1982 kam nach Šilalė eine Gruppe Tschekisten aus Vilnius. Sie haben einige Leute vorgeladen und fragten sie über den Priester Vytautas Skiparis aus, wie die Nachrichten über Šilalė in die »Chronik der LKK« ge­langen. Den Tschekisten zufolge wolle der Vikar von Šilalė in den sowjeti­schen Lagern verfaulen; sie zögern aber bislang, ihm den »Heiligenschein eines Märtyrers« zu verleihen.

Die Tschekisten befragten die Leute über Nijolė Sadūnaitė; sie interessierten sich, was sie in Šilalė gesprochen hat und wer ihr erlaubte, in der Kirche zu reden.

Am 30. November 1981 sind der Bevollmächtigte des RfR Anilionis, der Expriester Starkus und andere Propagandisten nach Šilalė gekommen, um den Atheismus zu propagieren. Der Oberlektor für Atheismus am Politech-nischen Institut zu Kaunas, Feliksas Laurinčiukas, verhöhnte in einem Vor­trag besonders den Priester Vytautas Skiparis. Mit den Worten des Lektors gesagt, der Priester sollte schon lange festgenommen werden, denn er sei wahnsinnig. ..

Mit ähnlichen Argumenten verkündeten auch die anderen Lektoren den »wissenschaftlichen Atheismus«.

Viešvėnai

Am 8. November 1981 schickten 110 Gläubige aus Viešvėnai ein Protest­schreiben an den Staatsanwalt Litauens; denn die sowjetischen Beamten haben die Priester gehindert, am 1. November rechtzeitig nach Viešvėnai zu kommen und deswegen sind viele ohne Beichte geblieben. In der Erklärung heißt es: »Wenn wir, die Gläubigen, zu den heiligen Stätten reisen oder zu den größeren Wallfahrtsorten, dann werden unsere Autos schikanös kon­trolliert. Bei den Feierlichkeiten der Ungläubigen dagegen (z. B. Liederfeste, Festivals) werden fahrende Autos nicht kontrolliert; ... auch wenn betrun­kene Autofahrer darin sitzen...«

In der Erklärung wird auch daran erinnert; daß man für ein Kilowatt Elek­trizität in der Kirche 25 Kopeken zahlen muß, anderswo aber nur 4 Kopeken.

Papilė

Am 9. Oktober 1981 brachen Übeltäter die Kirchentür auf und drangen in die Kirche von Papilė ein. In der Kirche brachen sie den Tabernakel auf; das Allerhl. Sakrament konnten sie aber nicht schänden, weil es am sicheren Platz aufbewahrt war. In der Sakristei verstreuten die Übeltäter die litur­gischen Gewänder.

Vėžaičiai

In der Nacht des 3. November 1981 drangen Verbrecher in die Kirche von Vėžaičiai ein. Die Diebe wurden gestellt und es wurde geklärt, daß sie vorher die Kirchen in Gargždai, Endriejavas und Medingėnai beraubt hatten.

Akmenė

Im November 1981 sind Verbrecher in die Kirche von Akmenė eingedrungen. Sie haben einen metallenen Tabernakel verbogen, jedoch konnten sie ihn nicht aufbrechen.

Alsėdžiai

Während der Erholungsabende, die vom Kulturhaus organisiert werden, wird der Kirchhof der Kirche von Alsėdžiai zur Toilette umgewandelt. Die Gläubigen haben schon oft die Rayonregierung darüber informiert; sie ergreift aber keine Maßnahmen.

Telšiai

Ende des Jahres 1981 und später versuchte der Tschekist Morkūnas, die gläubige Jugend von Telšiai zu Spitzeln des Sicherheitsdienstes anzuwerben.

Aus diesem Grund wurden die Mitarbeiterin des Kindergartens von Rainiai Vilhelmina Stulpinaitė und der Arbeiter Antanas Ruvelis lange Zeit gequält. Wegen der Verweigerung, mit dem Tschekisten zu sprechen, wurde Genovaitė Šalkauskaitė aus ihrer Arbeit entlassen und es wurde ihr untersagt, auf dem Bildungssektor zu arbeiten. Längere Zeit lud der Tschekist Morkūnas fol­gende Schülerinnen zu Gesprächen: Alina Stankutė, Judita Bružaitė und andere.

Während der religiösen Feiertage werden die Kommjugendlichen der oberen Klassen verpflichtet, in eine angegebene Kirche hinzugehen und die Gottes­dienste, Predigten, die Teilnehmer und anderes zu beschreiben. Vor den Weihnachtsfeiertagen 1981 wurde im Parteikomitee von Telšiai für solche Schüler eine Schulung veranstaltet.

Šiluva

Als die Gläubigen am 18. September 1981 (Sonntag) die Kirche in Šiluva verlassen wollten, jagten die Tschekisten und Milizmänner nach Jugend­lichen; sie pferchten sie in Autos und fuhren sie zur Miliz nach Raseiniai. Den Sakristan von Žagarė Rubinas hielten die Milizmänner den ganzen Tag fest, und der Einwohner von Tauragė Sigitas Jucikas wurde sogar 24 Stunden lang festgehalten. Manchen der Jugendlichen gelang es zu fliehen.

Kairiškiai (Rayon Akmenė)

Im Monat Oktober 1981 schrieb die Oberplanerin für Denkmalschutz im Rayon Akmenė, Šeržentienė, für die Aufnahme in das Museum von Papilė, alle neben den Anwesen stehenden kunstvollen Kreuze und Kapellchen auf. Der Meinung der Gläubigen nach ist dieses »Aufschreiben« nichts anderes als die Bemühung der Atheisten, die christlichen Zeichen von öffentlichen Stellen zu beseitigen.

Meškuičiai

Der Einwohner von Šiauliai Petras Mikulis fuhr am 13. September 1981 mit seiner Familie zu dem »Berg der Kreuze«. Bis nach Domantai hingekommen, hielt er an, weil ein Fahrverbotsschild auf dem Weg stand, der zu dem »Berg der Kreuze« führt. Als Milizmänner und ein Mannsbild festgestellt haben, daß die Hergefahrenen entschlossen sind, den Weg zu Fuß fortzusetzen, stellten sie ihnen eine Strafanzeige »wegen falschen Haltens« aus.