Am 5. Dezember 1981 umzingelten die Sicherheitsbeamten und Milizmänner das Haus der Magdalena Kuncevičiūtė (Alyvų. g. Nr. 4), wo der Priester Pranciškus Šulskis das hl. Meßopfer feierte und eine kleine Schar der Gläubigen betete. Sie drangen hinein. Der Priester Pranciškus Šulskis wurde 1946 von den Tschekisten angeschossen und schon seit 36 Jahren kann er seine Beine nicht richtig bewegen; deswegen feiert er die hl. Messe immer in der Wohnung.

Die Eindringlinge fingen an, die Betenden zu fotografieren. Die Tschekisten schnüffelten in allen Zimmern herum, fotografierten die gefundenen Rosen­kränze, Bücher, schauten den Dachboden durch, nahmen die auf dem Tisch gefundene Nr. 49 der »Chronik der LKK« mit. Die Sicherheitsbeamten ver­langten aufdringlich schnell, das Beten zu unterbrechen und Personalaus­weise vorzuzeigen. Ungeachtet des von den Eindringlingen verursachten Radaus, sangen die Versammelten Kirchenlieder und beteten einen Teil des Rosenkranzes. Die Frauen verlangten, daß die Radaumacher sich vorstellten; aus der ganzen Gruppe nannte nur der Vorsteher der Hausverwaltung Gra-nickas seinen Namen. Einer der Sicherheitsbeamten erklärte, daß eine An­zeige vorliege, daß in diesem Haus die Jugend herangelockt würde. Nach der Überprüfung der Dokumente wurde der Priester Šulskis unter Begleitung der Sicherheitsbeamten in sein Haus getragen. Die Beamten stellten ein Protokoll auf, die Inhaberin des Hauses unterschrieb es aber nicht.

Jene, die keinen Ausweis dabei hatten, setzten die Eindringlinge zwangs­weise in Autos hinein und brachten sie in die Milizabteilung, um ihre »Per­sonalien festzustellen«. Drei Sicherheitsbeamte, die sich nicht getraut haben, ihre Namen zu nennen, fragten die hergebrachten Frauen aus. Als eine der Hergebrachten sich weigerte, mit einem unbekannten Verhörer zu reden, sagte der Major Arbačiauskas seinen Namen. Einige der Festgenommenen verhörten sie mehrere Male, die anderen fuhren sie nach Hause, um ihre Ausweise dort zu überprüfen und zwangen sie, Rechtfertigungen zu schreiben. Nach vier Stunden Verhör, um 23 Uhr in der Nacht, wurden die Frauen nach Hause entlassen, die Strapazen aber waren damit noch nicht zu Ende. Bald fingen neue Verhöre an.

Nach einigen Tagen wurde Marytė Aleksaitė in der Miliz von Alytus aus­gefragt, wie sie zu diesem Gottesdienst gekommen ist, ob sie den Priester Sigitas Tamkevičius kenne, ob sie eine Nonne sei und anderes. Der Verhörer schlug Aleksaitė vor, zu spionieren: was die Klosterfrauen treiben, wo sie hinfahren, worüber sie reden usw. Im Februar 1982 wurden sogar die Eltern der Marytė Aleksaitė zum Verhör in das Gebäude des Sicherheitsdienstes vorgeladen.

Am 9. Dezember 1981 verhörte eine Tschekistin die Einwohnerin von Vilnius Regina Liukinevičiūtė wegen des am 5. Dezember in Marijampolė stattgefun­denen Gottesdienstes. Die Tschekistin behauptete während des Gesprächs, daß Liukinevičiūtė eine Klosterfrau sei und versprach in der Zukunft sich noch mit ihr zu treffen.

Am 11. Dezember 1981 wurde die Einwohnerin von Vilnius Stasė Jaku-bonytė vernommen. Die Tschekistin beschuldigte die Vernommene, daß sie an einer Versammlung der Klosterfrauen teilgenommen haben soll. Die Verhörerin behauptete, daß die Klosterfrauen, unter der Maske des Gebetes, antisowjetische Propaganda verbreiten. »Wir wissen, — schrie die Sicher­heitsbeamtin, — daß Sie den Priester Sigitas Tamkevičius gut kennen!« Die Tschekistin ärgerte sich, daß nach Verhinderung einer Prozession nach Šiluva, die Gläubigen noch einige Male versuchten haben, dort hinzugehen.

Am 11. Dezember 1981 wurde in Marijampolė Magdalena Kuncevičiūtė vernommen. Der Sicherheitsbeamte beschuldigte die Hausinhaberin, daß sie am 5. Dezember die Jugend, die am Gottesdienst teilgenommen hat, versteckt haben soll. Der Untersucher fragte sie über Nijolė Sadūnaitė, Genė Na­vickaitė, Ona Vitkauskaitė aus, ob sie die »Chronik der LKK« lese und anderes. Der Sicherheitsbeamte versuchte sie zu überzeugen, daß, wenn sie diese Aktivitäten weiter betreiben werde, werden sie und ihre Freundinnen im Gefängnis landen.

Am 11. Dezember 1981 wurde Stasė Burkutė aus Kapsukas verhört. Den Tschekisten interessierten die Klöster, die »Chronik der LKK«, Nijolė Sa­dūnaitė, Genė Navickaitė, Ona Vitkauskaitė und anderes. Nach dem Verhör fuhren die Sicherheitsbeamten die Stasė Burkutė nach Hause, wo sie eine Schriftprobe der Schreibmaschine genommen haben und versprachen, daß es notwendig wird, sich in Zukunft wieder zu treffen. Am 11. Dezember 1981 sprach ein Sicherheitsbeamter zu Eugenija Kalvai­tytė:, »Sie, die Älteren, dürfen ruhig beten, aber die Jugend darf man nicht verkrüppeln.« Nach Drohungen, daß man für die Organisierung von reli­giösen Zusammenkünften sehr hart bestraft werden kann, hat der Tschekist der Kalvaitytė befohlen, alle Ordensfrauen zu warnen, daß es verboten ist, Prozessionen und religiöse Zusammenkünfte zu organisieren.

Anfang Dezember 1981 wurde bei Marytė Navickienė eine Hausdurch­suchung gemacht. Die Frau wird wegen Vervielfältigung der religiösen Lite­ratur beschuldigt.

Nach der Hausdurchsuchung wurde sie einige Male verhört.

Der Priester Pranciškus Šulskis, wohnhaft in Marijampolė, Laukaitytės g. 19, beschreibt in seiner Erklärung vom 19. Dezember 1981 an Bischof Liudvikas Povilonis, wie die Milizmänner und Sicherheitsbeamten am 5. Dezember den Gottesdienst gestört und 24 Personen in die Milizabteilung abtranspor­tiert haben.

Stasė Burkutė wurde am 26. Januar 1982 zum zweiten Mal verhört. Der Sicherheitsbeamte streute wieder Sand in die Augen, daß man beten darf. Man darf sich nur nicht mit der Politik befassen, wie wenn Burkutė und die anderen Frauen am 5. Dezember nicht gebetet, sondern die sowjetische Regierung hätten stürzen wollen.

Am 28. Januar 1982 wurde Zina Kuzmickaitė verhört. Der Meinung des Sicherheitsbeamten nach gehöre Kuzmickaitė zum Untergrund.

Am 29. Januar 1982 wurde Stasys Kuzmickas verhört. Der Sicherheitsbeamte gab ihm die Adresse der Stasė Burkutė und befahl ihm, zu ihr hinzugehen und zu sagen, die Klosterfrauen sollten seine Töchter nicht ins Gefängnis bringen.

Am 1. Februar 1982 wurde Ona Rėklaitytė vernommen. Der Tschekist Ja-kowlew drohte ihr, daß sie wegen des Einflusses auf die Kinder und auf die Jugend eine Gefängnisstraße bekommen könnte.