Erst als vier Monate dieses Jahres schon verstrichen waren, haben die Priester Litauens endlich einen liturgischen Kalender » Katalikų kalendorius —žinynas«

(»Kath. Kalender — das Wissenswerte für Katholiken«) bekommen. Die Katholiken haben in Wirklichkeit keinen »Katholischen Kalender« bekom­men. Je einen Kalender haben nur die Kirchen und die Priester bekommen. Eine Freude hat der »Katholische Kalender« den Priestern nicht bereitet, denn sein Ziel ist deutlich propagandistisch. Wir finden in diesem Kalender nicht nur Verschweigen der Wahrheit, sondern auch reine Lügen und rein propagandistische Abweichungen von der Wahrheit.

Im Kalender wird (auf der Seite 72) verschwiegen, wer der Apostolische Administrator der Diözese Kaišiadorys ist (der verbannte Bischof Vincentas Sladkevičius!). Genannt wird aber nur der Kapitularvikar. Auf ähnliche Weise wird auf der Seite 111 der Apostolische Administrator der Erzdiözese Vilnius, Bischof Julijonas Steponavičius, schmählich verschwiegen.

Aus irgendeinem Grund wurden im »Kath. Kalender« die verbannten Bi­schöfe nicht zu der Bischofskonferenz von Litauen zugerechnet. Haben sie denn, obwohl sie die rechtmäßigen Administratoren ihrer Diözesen sind, kein Recht, der Bischofskonferenz Litauens zuzugehören?

Auch ganz eindeutige Unwahrheiten gibt es im Kalender. Zum Beispiel: Die Kurie der Diözese Telšiai schickte einen Bericht an die Redaktion des »Kath. Kalenders«, daß es in der Diözese Telšiai 51 Pfarrkirchen gibt, die keinen eigenen Pfarrer haben. Im Kalender dagegen (Seite 118) sind nur 43 solche Pfarrkirchen aufgezählt.

In den statistischen Mitteilungen über die Katholische Kirche Litauens führte der »Kataliku kalendorius« (auf der Seite 118) eine rein propagandistische Spalte ein — das Verhältnis der Zahl der Priester und der Kirchen. Den Angaben des Kalenders zufolge übersteigt beinahe in allen Diözesen die Zahl der Priester die Zahl der Kirchen. — Es gibt also keinen Grund zum Schreien, daß es in Litauen an Priestern mangelt. Wenn man aber schon ein Verhältnis durchführen will, dann muß man die Zahl der Kirchen mit der Zahl der arbeitsfähigen Priester vergleichen. Dieses Verhältnis würde aber eine Anschuldigung gegen die sowjetische Regierung darstellen, die daran schuld ist, daß die Zahl der Priester in den Nachkriegsjahren stark gesunken ist.

Die Priesterräte der Diözesen sind im Kalender der Katholiken überhaupt nicht erwähnt, obwohl sie in manchen Diözesen (Vilnius und Telšiai) offiziell bestätigt sind.

Unter Wissenswertes sind Gedichte sowie Kirchenlieder und auch einige Dokumente untergebracht, die die Priester Litauens seinerzeit aus den Kurien bekommen und schon einige Male den Gläubigen vorgelesen haben. Es bietet sich der Gedanke an, daß jemand wollte, daß das Wissenswerte nicht den Priestern, sondern der sowjetischen Propaganda mehr Nutzen bringt.

Die Priester Litauens warten darauf, daß sie den Kalender für das Jahr 1983 rechtzeitig bekommen. In ihm sollten solche Informationen Platz finden, die die Priester Litauens besonders vermissen. Beispielsweise aus der Litur­gie, Kirchenrecht, Moral und andere Sachen.