In den Monaten März und April 1982 führten die Mitarbeiter des Rates für Religionsangelegenheiten in ganz Litauen »Seminare« für die Pfarrko­mitees, die man »Zwanziger« nennt (sie bestehen aus 20 Mitgliedern) durch, an denen auch die Mitglieder der atheistischen Stützpunkte teilgenommen haben. Den Priestern war streng verboten, daran teilzunehmen. Ein ähnliches »Seminar« fand am 24. März 1982 auch in Vilkaviškis statt. Der Stellvertreter des Vorsitzenden des Rayonexekutivkomitees erzählte, daß in den Pfarreien Pajevonys, Kybartai und Didvyžiai »ungeeignete« Pre­digten gehalten werden, daß es noch vorkommt, daß die Priester die Kaiende einsammeln, d. h. die Gläubigen vor Weihnachten besuchen, wie z. B. in Vilkaviškis. In der Pfarrei Kybartai bekleidet der Pfarrer das Amt des Vor­sitzenden des Pfarrkomitees selbst. Nicht alle Pfarreien bitten die Behörden des Rayon um Erlaubnis, damit Priester zur Aushilfe kommen können. In Kybartai sei ein selbsternannter Priester erschienen, der nirgends studiert habe, nicht zum Priester geweiht sei und keine Erlaubnis für priesterliche Tätigkeit von der Regierung besitze (Priester Jonas Matulionis — Red.). Nachher sprach der Bevollmächtigte des RfR Anilionis selbst. Er erzählte, daß 89 Prozent der Pfarreien einen Pfarrer haben und nur 11 Prozent ohne Pfarrer sind. Deswegen »sorgt« seine Behörde dafür, daß das Priesterseminar mehr Kandidaten aufnehmen darf. Der Bevollmächtigte machte klar, daß die Katholiken Litauens ein Journal religiösen Inhalts haben könnten.

 Die Priester-»Extremisten« jedoch sorgen für Unruhe und verhindern es. Er nannte drei selbsternannte Priester: Petras Našlėnas, Jonas Matulionis und Kęstutis Brilius und fügte hinzu, daß es solche noch mehr gebe. Er kenne aber ihre Namen nicht. Der RfR ist dem Bevollmächtigten zufolge besorgt, daß die Gläubigen nicht irregeführt werden. Der Bevollmächtigte war ver­ärgert darüber, daß die Gläubigen verschiedene Erklärungen unterschreiben.

Er verleumdete gleichzeitig, indem er behauptete, daß die Unterschriften gefälscht werden. In seiner Rede über den Seminaristen Aloyzas Volskis erklärte der Bevollmächtigte, daß die Gläubigen sich unnötig für ihn ein­setzen. Der Seminarist selbst habe zugegeben, sich geirrt zu haben, deswegen wäre es notwendig, unter solchen Erklärungen nicht zu unterschreiben. Vor­spielend, daß ihm die Angelegenheiten der Kirche Sorgen bereiten, kritisierte der Bevollmächtigte, daß in manchen Kirchen die Jugend auf den Gitarren spielt, daß es Fälle gegeben habe, wo eine Frau eine Predigt gehalten haben soll.

Viele der Mitglieder der Pfarrkomitees haben diese »Symposien« einfach boykottiert. Alle wissen schon aus früherer Erfahrung, daß die Regierungs­beamten nur das eine Ziel haben: Das zu beschimpfen und herabzusetzen, was ihnen nicht paßt, und die Gläubigen irrezuführen.