Pašušvys (Rayon Radviliškis)

Die Ortsvorsitzende von Pašušvys Bronė Stulgienė und die Lehrerinnen Ona Liubinienė und Roma Siurnienė haben am 12. Juli 1982 an der Autobus­haltestelle die aus der Kirche kommenden Kinder Bronius und Česlovas Matulevičius, Lina Bitytė, Valdis Molis und andere angehalten und auf­geschrieben.

Am nächsten Tag erkundigte sich der Pfarrer von Pašušvys, Priester Juozas Vaičekauskas in der Ortsverwaltung, warum die sich zur Erst-Beichte vor­bereitenden Kinder eingeschüchtert und verfolgt würden. Die Ortsvorsitzende Bronė Stulgienė erklärte, daß eine gruppenmäßige Unterrichtung der Kinder in den Glaubenswahrheiten verboten ist und daß sie die Kinder auf Anwei­sung des Stellvertreters des Vorsitzenden des Exekutivkomitees von Rad­viliškis Alfredas Krikštanas aufgeschrieben habe.

Telšiai

Am 18. August 1982 war die Schülerin der XI. Klasse der IV. Mittelschule von Telšiai Danutė Adomaitytė in den Sicherheitsdienst von Telšiai zum Verhör vorgeladen. Dem Tschekisten machte es die größte Sorge, ob die Vorgeladene sich vorbereite, in ein Kloster einzutreten und ob die Inhabe­rinnen der von ihr gemieteten Wohnung Klosterfrauen seien. Der Tschekist riet ihr, anstatt zu glauben und die Kirche zu besuchen, lieber die vom Leben angebotenen Freuden zu genießen.

»Wenn Du Dein Leben nicht änderst, werden wir uns während des Schul­jahres noch öfters begegnen«, drohte der Sicherheitsbeamte.

Telšiai

Am 2. September 1982 war die Schülerin der X. Klasse der VI. Mittelschule zu Telšiai Saulė Gaižauskaitė in das Arbeitszimmer des stellvertretenden Direktors vorgeladen. In dem Arbeitszimmer fand das Mädchen einen auf sie wartenden Tschekisten. Er versuchte sie vom Besuch der Kirche und der Anbetung während des Gottesdienstes abzubringen. Am meisten ärgerte sich der Sicherheitsbeamte wegen der Teilnahme an der Ablaßfeier von 2. Kalvarija.

»Du bist noch nicht volljährig. Den Minderjährigen verbieten die sowjeti­schen Gesetze, an den Prozessionen teilzunehmen. Da Du die Gesetze ver­letzt, bist Du eine Verbrecherin, und wenn Du damit nicht aufhörst, werden wir Dich von Deinen Eltern wegnehmen und in einer Kolonie erziehen«, ängstigte der Tschekist das Mädchen.

Eines der größten Verbrechen der Saulė Gaižauskaitė ist nach Tschekisten-Meinung ihre Zugehörigkeit zum Kirchenchor.

Rokiškis

Die Lehrerin Milda Dilienė an der Ervardas-Tičkus-Mittelschule zu Ra­seiniai schimpfte und verspottete am 20. September 1982 mit unflätigen Worten die gläubigen Schüler der Klasse VIc: Gediminas Maineiis, Aida Čerputė, Elvira Gagiškytė, Gita Tervydytė und Rasa Kačiušytė. Die Lehrerin forschte nach, wen die Schüler über früher stattgefundene ähnliche Gespräche unterrichtet hätten, über die sogar Radio Vatikan schon Bescheid wisse. Die Lehrerin Milda Dilienė versprach, die Eltern der genannten Schüler dem KGB zu übergeben. Der Schülerin Jolanta Šmatavičiūtė befahl die Lehrerin Milda Dilienė streng, an den Sonntagen die Kirche zu besuchen und die Namen der Kinder, die am Gottesdienst teilgenommen haben, aufzu­schreiben und ihr zu übergeben. Nach der Meinung der Lehrerin braucht der Atheismus Schnüffler: Die Atheisten müssen alle jene kennen, die die Kirche besuchen.

»Ich kann meine Freunde nicht verraten und werde nie eine Verräterin sein« — erwiderte die Schülerin Jolanta Šmatavičiūtė der Lehrerin Milda Dilienė.

Pakiršynys (Rayon Radviliškis)

Am 23. September 1982 befragte die Lehrerin Ona Adomaitienė an der Grundschule von Pakiršynys die Schüler der III. Klasse während der Unter­richtsstunde, womit die Haut verunreinigt und angesteckt werden könne. Die Lehrerin erklärte, daß die größte Quelle und der Herd der Hautan­steckung das Weihwasser in den Kirchen ist. Als die Lehrerin Ona Adomai­tienė verlangte, daß jene Schüler aufstehen sollten, die die Kirche besuchten, stand die ganze Klasse auf. Sie schrieb in ihr Notizbüchlein einige Schüler auf, die zugegeben hatten, dieses Jahr zur Beichte gegangen zu sein oder die Kommunion oder das Sakrament der Firmung empfangen zu haben. Dann sagte die Lehrerin Ona Adomaitienė in drohendem Ton: »Wenn ich erfahre oder jemand von Euch in die Kirche gehen sehe, weiß ich selber nicht, was ich Euch antun werde!«