Am 24. September 1983 wurde der Ingenieur Vytautas Vaičiūnas nach der Verbüßung seiner Strafe aus dem Lager Bakal in die Freiheit entlassen. Vor dem Lager empfingen den würdevollen Gefangenen sein Bruder und die Jugend, die aus Litauen angereist war. In der Heimat wurde der Heim­kehrer von der Jugend und von seinen Freunden warmherzig begrüßt.

Ing. V. Vaičiūnas kam ermüdet zurück, aber stark im Geiste. Im Lager mit allgemeinem Regime kam der Ingenieur gerade noch mit dem Leben davon, denn wegen der Unsauberkeit und der Unzahl von Parasiten griffen dort ständig Epidemien und Darmtyphus um sich. Zur Zeit wohnt V. Vaičiūnas in Kaunas.

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Am 27. Juli 1983 wurde Anastazas Janulis aus dem Lager von Baraschewo per Etappe in das Durchgangslager nach Perm gebracht, von wo aus er nach Ausstellung seiner Dokumente am 29. Juli nach Litauen zurückkehren durfte. In die Heimat zurückgekehrt, ließ sich A. Janulis an seinem früheren Wohn­ort in Kaišiadorys nieder. Als er am 2. August in die Paßabteilung des Rayons Kaišiadorys ging, um sich anzumelden, schickte ihn der Beamte, der offensichtlich vom Erscheinen des Janulis schon informiert war, zu der Leiterin der Abteilung, und diese weiter in das Arbeitszimmer des Ober-

Inspektors des Kriminalsuchdienstes. Nachdem die Unterlagen in Ordnung gebracht worden waren, erklärte der Oberinspektor ganz offen, daß A. Ja­nulis beobachtet werde und gab ihm zu verstehen, daß alles von seinem Be­tragen abhänge, ob er unter administrative Aufsicht gestellt werde oder nicht. Nach der Unterhaltung mit dem Inspektor ließ der Vorsteher des Sicherheitsdienstes A. Janulis zu sich kommen; in seinem Arbeitszimmer war noch ein Tschekist mit ihm zusammen. Auf die aufdringlich immer wieder wiederholte Frage, ob er sich auch weiter an der Untergrundtätigkeit beteiligen werde, stellte A. Janulis klar, daß er sowohl bei der Vorunter­suchung, als auch bei der Gerichtsverhandlung auf diese Frage geantwortet habe, er werde sich immer nach seinem Gewissen und nach seiner Über­zeugung richten. Dasselbe könne er auch heute, da er aus dem Lager zu­rückgekommen sei, noch wiederholen. Der Vorsteher des Sicherheitsdienstes wollte gerne A. Janulis überzeugen, daß die Extremisten-Priester an den schlechten Beziehungen zwischen Staat und Kirche schuld seien. Vor allem versuchte er, die Priester Alfonsas Svarinskas und Sigitas Tamkevičius des antisowjetischen Predigens zu beschuldigen. Auf seinen Versuch, die »Chro­nik der LKK« und die anderen Untergrund Veröffentlichungen als verleum­derisch hinzustellen, legte A. Janulis eine ganze Reihe konkreter Tatsachen vor, deren Zeuge er selbst gewesen ist. Er erzählte, daß er selbst an der Beisetzung des Pfarrers von Kalviai, des Priesters Z. Neciunskas teilgenom­men und mit eigenen Augen gesehen habe, wie der Sarg mit den Über­resten des verstorbenen Priesters aus Kalviai zum Friedhof seiner Heimat­pfarrei transportiert wurde. Auf Anordnung der Beamten des Rayonexeku­tivkomitees von Kaišiadorys schickten die Ortsbeamten von dem Platz vor dem Kirchhof sogar drei für den Sargtransport vorbereitete, geschmückte Lastautos weg. (Wenn das eine Lastauto weggeschickt wurde, besorgten die Gläubigen, solange die Andacht in der Kirche noch nicht zu Ende war, wieder ein anderes.. .) Nach der Andacht stellte sich heraus, daß kein Transportmittel für den Sarg da war. Als es keinen anderen Ausweg mehr gab, mußte man den Sarg im Gepäckraum des Personenautos des Priesters A. Svarinskas transportieren . .. Der Anblick war niederschmetternd ... Diese offensichtliche Diskriminierung, die nicht nur für die Gläubigen ein Ärgernis war, haben die Menschen von drei Rayons gesehen, durch deren Gebiet man bis zum vorgesehenen Friedhof fahren mußte. Der Vorsteher des Sicherheitsdienstes versuchte den Vorfall zu beschönigen. Er nannte ihn ein kleines Mißverständnis, sprach von Übereifer der örtlichen Organe und behauptete, daß irgend jemand wegen des Vorfalls bestraft worden sei... Als die Unterhaltung zu Ende ging, versuchte der Tschekist zu beweisen, daß Litauen in den sowjetischen Zeiten sehr viel erreicht habe, daß für die Gläubigen genügend religiöse Literatur herausgegeben werde und ähnliches, und daß sich die Menschen freuten über die freiwillige Eingliederung in die Sowjet-Union. A. Janulis erinnerte daran, daß er auch in diesem Bereich ein lebendiger Zeuge sei, der selbst erlebt habe, wie damals die Abstim­mung durchgeführt wurde, und er erinnerte auch an die Verschleppungen ... Als der Tschekist einsehen mußte, daß die Unterhaltung nicht richtig gelinge, erkundigte er sich, wie A. Janulis die Artikel über die Verurteilten betrachte, die in der Presse veröffentlicht werden, wie z. B. über den Priester A. Sva­rinskas. A. Janulis erwiderte, daß er die Artikel über die anderen genau so betrachte, wie er seinerseit auch den über sich selbst betrachtet habe, der nach seiner Verurteilung veröffentlicht wurde, also als grobe Fälschung der Tatsachen und als Bestreben, sie durch zusammenfabrizierte, nie dagewe­sene Sachen zu verleumden und anzuschwärzen, wie es nur geht.

Beim Abschied äußerten die Sicherheitsbeamten ihre Hoffnung, daß diese Unterhaltung noch nicht die letzte gewesen sei. A. Janulis äußerte seiner­seits die Hoffnung, daß er sich nicht mehr wegen unnötiger Vorladungen ärgern müsse.