Auf Einladung von Katharina II. ließen sich an der Wolga und in einigen Gegenden der Ukraine viele Deutsche nieder: vor den Verschleppungen wa­ren es etwa 3 Millionen. Ein großer Teil von ihnen war katholisch. Sie waren in Pfarreien organisiert, hatten eigene Kirchen, Priester und sogar ein Prie­sterseminar. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg (etwa 1930) wurde begonnen, die Kirchen der deutschen Katholiken zu schließen und sie selber nach Ka­sachstan zu deportieren. Als Hitler Rußland überfallen hatte, wurden alle Deutsche aus der Ukraine verbannt und in den Weiten von Kasachstan zerstreut. Während des Krieges kamen die Männer, nicht selten aber auch die Frauen in die sogenannte »Arbeitsarmee«, wo viele von ihnen wegen der schlechten Verpflegung starben. Nach dem Kriege kehrte ein Teil der Deutschen an die Wolga zurück, die anderen ließen sich in den Städten und Dörfern Kirgisistans, Tadschikistans und Usbekistans nieder oder blieben in Kasachstan, um weiterhin dort zu leben, wo es nach Meinung der LTE jetzt noch etwa eine Million Deutsche gibt.

Während des Krieges und gleich nach dem Kriege hatten die deutschen Katholiken keine einzige Kirche und keinen Priester mehr. Erst als die in den Lagern inhaftierten Priester rehabilitiert wurden, begannen manche von ihnen, darunter auch Litauer, diese Gläubigen zu versorgen. Am Anfang besuchten sie sie inoffiziell, später aber schon mit Erlaubnis. Mancherorts wurde diese Erlaubnis widerrufen. Priester Antanas Šeškevičius z. B., der ungefähr zwei Jahre lang offiziell in Slawgorod im Altajgebiet gearbeitet hatte, wurde gezwungen, nach Kanta in die Nähe von Frunze zu fahren, um dort zu arbeiten. Nachdem er sich in der Nähe von Frunze niedergelassen hatte, begann er auf mündliche Erlaubnis hin, ein Gebetshaus zu bauen. Nach einiger Zeit wurde das Gebetshaus geschlossen, der Priester A. Šeške­vičius verhaftet und 1967 verurteilt. Den Gläubigen von Kustanaj hatte die Regierung versprochen, offiziell einen Priester für die Arbeit hier ein­zustellen. Priester Albinas Dumbliauskas, der aus Litauen gekommen war, erwarb ein Gebetshaus und verlor nach beinahe einem Jahr Arbeit wieder das Recht, legal zu arbeiten.

Erst fünf Jahre später durfte in Kustanaj ein anderer Priester offiziell mit den Gläubigen arbeiten. Auf ähnliche Weise wurde den Gläubigen »erlaubt«, ein Gebetshaus zu erwerben und einen eigenen Priester zu haben: in Frunze, Alma-Ata, Aktjubinsk und anderswo. Als die Deutschen auf das Recht auf eine eigene Kirche pochten und einen Priester haben wollten, wurde den Gläubigen deutscher Nationalität ihr Wunsch in Karaganda und Tadschiki­stan erfüllt. In Karaganda begann Priester A. Dumbliauskas zu arbeiten. In Tadschikistan (Duschanbe), Kurgan-Tjube und Wachsch bildeten sich drei Pfarreien, die der Priester J. Svidneckis betreute. 1982 wurde in Kurgan-Tjube ein Gebetshaus eingerichtet, wo der Priester J. Bieleckis zu arbeiten begann. In Celinograd begann 1980 Priester B. Babarskas, die Gläubigen zu versorgen. Zur Zeit arbeiten in Kasachstan 10 Priester — drei in Kara­ganda: in Alma-Ata, Aktjubinsk, Celinograd, Dschambul, Kustanaj, Krasno-armejsk, Prokopowsk je einer, und zwei in Kirgisien. Einige von ihnen müssen nicht nur die Gläubigen der Ortschaft versorgen, sondern das ganze Gebiet. Dieses Jahr haben die deutschen Katholiken fünf ihrer Priester verloren: Es sind gestorben der Pfarrer von Pawlodar, Bischof Alexander, der in Karaganda arbeitete, und der Pfarrer von Frunze, Priester Köhler. In Tadschikistan verließ Priester J. Bielickis seine Gemeinde Kurgan-Tjube, weil das Klima für seine Gesundheit ungünstig war.

Der Priester P. Krikščiukaitis hat Duschanbe verlassen. Zur Zeit ist also ganz Tadschikistan (wo drei Gemeinden arbeiteten) ohne Priester. Auch die ganze Region von Pawlodar (wo ebenfalls drei Gemeinden arbeiteten) hat keinen Priester mehr. Es gibt noch Gläubige in Taschkent und in der Nachbarschaft (Usbekistan), sie sind hier aber nicht in Pfarreien organisiert und haben auch keinen Priester. Nicht wenige deutsche Katholiken sind in den Weiten der Russischen Republik geblieben: in den Regionen von Proch-ladnij, Saratow, Wolgograd, Tscheljabinsk, Omsk, Tomsk, Nowosibirsk und im Altajgebiet. Einen Priester gibt es aber (seit 1982) nur in Nowosibirsk; in der Region von Saratow, Tomsk und im Altajgebiet — Woltschcha sind die Gläubigen in Gemeinden organisiert — die Zwanziger angemeldet, sie haben also das Recht auf ein Gebetshaus und einen Priester. Besonders viele Deutsche leben in dem Gebiet von Omsk (nach den Angaben von LTE etwa 120 000 Einwohner), von denen ein nicht geringer Teil katholisch ist.

Die Gläubigen, die keinen Priester haben, versammeln sich zum sonntäg­lichen Gebet an Feiertagen und in der Fastenzeit, zu Mai- oder Juniandach­ten in ihren Gebetshäusern, und wenn auch die fehlen — in einer Privat­wohnung. Zur Zeit warten offiziell auf einen Priester folgende Ortschaften: Marx (im Gebiet von Saratow), Prochladnyi (im Nordkaukasus), das ganze Gebiet von Petropawlowsk, das Gebiet von Pawlodar, Tomsk, Woltschcha (im Altajgebiet), Duschanbe und Kurgan-Tjube. Es gibt genügend Kandi­daten auch unter den Deutschen, die Priester werden möchten, bis jetzt aber studieren nur einige von ihnen im Priesterseminar zu Riga.