Dieses Jubiläumsjahr des heiligen Casimir ist für die Katholische Kirche Litauens ein Jahr schweren Kampfes gegen die Unterdrückung durch die Gottlosen und ihre Tücken geworden.

Nach der Festnahme der Priester Alfonsas Svarinskas und Sigitas Tam-kevičius fingen die Gottlosen an, das in der Rede des ersten Sekretärs der Kommunistischen Partei, Petras Griškevičius, bereits voriges Jahr vorge­legte Programm der Verfolgung der Kirche in die Tat umzusetzen.

Nachdem die öffentliche Tätigkeit des Komitees der Katholiken zur Vertei­digung der Rechte der Gläubigen lahmgelegt worden war, gingen die Gott­losen daran, die anderen potentiellen Herde des organisierten Widerstandes gegen den Zwang der Gottlosen auszulöschen, und zwar die Priesterräte. P. Griškevičius forderte in seiner Rede auf, die Priesterräte als antisowjeti­sche Organisationen zu erklären. 

Nachdem man sich jetzt aber überzeugt hat, daß nach dem neuen Kodex des Kirchenrechts die Priesterräte gegründet werden müssen, beschloß man, alles zu tun, daß die Priesterräte, besonders aber die Beratungsgremien in den Diözesen, so zusammengesetzt werden, daß sie den Gottlosen helfen, die Kirche in Litauen zu zerstören und die geistige Wiedergeburt des Volkes zu unterdrücken. Mit Hilfe der Behörde des Bevollmächtigten des Rates für Religionsangelegenheiten haben sich die Gottlosen in der Erzdiözese Vilnius und in der Diözese Panevėžys auf be­sonders grobe Weise und offen in die Mitgliedswahlen der Beratungsgremi­ums eingemischt, das im Bedarfsfall das Recht hat, einen neuen Verwalter der Diözese zu wählen.

Der Apostolische Stuhl hat die Versuche der Gottlosen, die Kirche in Nica­ragua zu spalten, verurteilt. Dasselbe versuchen die Gottlosen in Litauen schon seit langem; sie bemühen sich, jene Geistlichen, die die Kirche ver­raten haben, unter allen Umständen in führende Positionen der kirchlichen Hierarchie zu bringen. Fast nur noch solchen Geistlichen erlaubt die Re­gierung, den Vatikan offiziell zu informieren.

Heute sind solche Priester, die sich der Regierung selbst verkauft haben, noch in der Minderheit, deswegen strengt sich der Staatssicherheitsdienst besonders an, daß in der Zukunft jene, die sich selbst verkauft haben, die Mehrheit bilden. Zu diesem Zweck wurde in diesem Jahr die Anwerbeaktion für die Mitarbeit für den Sicherheitsdienst bei den Jungmännern, die in das Priesterseminar zu Kaunas eintreten wollen, besonders intensiviert. Die Sicherheitsbeamten schüchterten wie gewöhnlich beinahe jeden Kandidaten ein, daß er, wenn er nicht schriftlich verspreche, ein Agent des Sicherheits­dienstes zu werden, das Priesterseminar nur wie die eigenen Ohren sehen werde (nämlich gar nicht! — Bern. d. Übersetzers). Sie nötigten die Jung­männer, indem sie behaupteten, daß ein großer Teil der Kandidaten schon unterschrieben habe. Wie schade um die Jünglinge, die, ohne sich von guten Priestern beraten zu lassen, ihre Berufung »retten«, indem sie sich auf den glatten und schweren Weg des Verrats begeben.

Es ist sehr traurig, daß heuer auch einige Personen aus der Leitung des Priesterseminars in diese Arbeit miteinbezogen wurden, die der Lähmung der Kandidaten gilt. Einen der Jugendlichen, dem die Repressalien der Sicherheitsbeamten nichts ausmachen konnten, versuchte jemand von der Leitung des Priesterseminars eines erfundenen Vergehens gegen die Kir­chenführung zu beschuldigen. Später aber gaben die Sicherheitsbeamten dem Jungpiann gegenüber selber zu, daß er nicht vom Priesterseminar, sondern von ihnen gehindert werde, in das Priesterseminar einzutreten.

Die Existenz des Untergrundpriesterseminars erschwert den Beamten des Sicherheitsdienstes die Arbeit der Anwerbung der Kandidaten für das Priesterseminar, als Agenten des Sicherheitsdienstes zu arbeiten. Deswegen versucht man heuer, jene Priester, die das Untergrundpriesterseminar abge­schlossen haben, zu zwingen, »freiwillig« Eintrittserklärungen in das Prie­sterseminar für den Anfängerkursus einzureichen. Damit wird der Versuch unternommen, zwei Hasen mit einem Schuß zu treffen: die unkontrollierbare Tätigkeit der im Untergrundpriesterseminar ausgebildeten Priester zu unter­binden, (sie mindestens für fünf Jahre von dem gläubigen Volke zu trennen) und jene Kandidaten für das Priesterseminar einzuschüchtern, die der Nöti­gung der Beamten des Sicherheitsdienstes nicht nachgeben und den Weg des Untergrundpriesterseminars wählen. Manche Geistliche wollen in diesem Bemühen der Gottlosen, die Untergrundpriester zu »legalisieren«, den guten Willen der Gottlosen erkennen, aber die Art der Legalisierung ist heim­tückisch. Wenn man »freiwillig« das Eintrittsgesuch einreicht, dann ist man noch nicht sicher, daß die Gottlosen erlauben, alle in das Priesterseminar aufzunehmen. Dann wird sich wieder der Sicherheitsdienst einmischen, wird versuchen, sie als Agenten des Sicherheitsdienstes anzuwerben und sie zu erpressen und einzuschüchtern. Die »Trotzköpfe« werden sie mit Sicherheit in das Priesterseminar nicht zulassen. Solange also die Aufnahme der Kan­didaten für das Priesterseminar in den Händen der Gottlosen der Regierung ist, solange muß die Kirche in Litauen, um Berufungen zu retten, den § 2 des Canons 234 für sich in Anspruch nehmen, wonach den Jungmännern die Möglichkeit gegeben werden soll, sich auch außerhalb des Priestersemi­nars für das Priesterseminar vorzubereiten.

Noch mehr! Da alle Bemühungen, die Zusammensetzung des Dozenten­kollegiums im Priesterseminar grundlegend zu verbessern, von der Regierung der Gottlosen zunichte gemacht werden, — es wird sogar versucht, solche Priester als Dozenten in das Priesterseminar zu bringen, die durch ihre »ultra-sonderbaren« Anschauungen schockierend wirken — wird vielleicht in Zukunft das Untergrundpriesterseminar die einzige Möglichkeit sein, gute, den Gottlosen nicht ergebene Priester für die Katholische Kirche Li­tauens vorzubereiten.

Der Kampf gegen die Heimtücke der Gottlosen ist sehr schwer. Die er­leuchtetsten Gestalten unserer Priesterschaft, A. Svarinskas und S. Tamke-vičius, sind im Gefängnis, nicht wenige treue Priester, die von der Regie­rung der Gottlosen eingeschüchtert worden sind, wagen es nicht mehr, öffentlich gegen die Absichten der Gottlosen zu protestieren.

Wir bitten den Allmächtigen, er möge die Kirche in unserer Heimat nicht verlassen, sondern neue tapfere Männer zur Verteidigung der Rechte Christi und der Kirche wecken. Wir glauben fest daran, daß auch das schwere Kreuz unserer Tage, das auf der Katholischen Kirche Litauens lastet, eine Auf­erstehung verspricht.