Die stetig wachsende Zahl der Geistlichen aus Litauen, die an der sogenann­ten Friedenskonferenz von Berlin und auch an anderen vergleichbaren Ver­anstaltungen, ja sogar an der Gedenkfeier des Sieges in Moskau teilnehmen, verletzt die Gläubigen und stimmt sie traurig. Wenn an diesem Spiel des »Friedens« unreife Jugendliche, Zöglinge der kommunistischen Jugend teilnähmen, dann könnte man nur traurig lächeln und schweigen. So aber darf man nicht schweigen, denn der von den Priestern geführte sogenannte Kampf für den Frieden ist nichts anderes als eine sichtbare Heuchelei und ein Verrat an der Katholischen Kirche. Wenn es den Geistlichen wirklich um den Frieden ginge, dann würden sie dieses Problem mit den Augen der eigenen Katholischen Kirche betrachten. Keiner aber von diesen »Kämpfern« oder »Friedensstiftern« (wie das Volk sie nennt) hat ein Interesse gezeigt für die Stellung der Katholischen Kirche zur Frage des Friedens. Sie ist aber sehr deutlich in die Enzyklika »Redemptor hominis« im Artikel 17 darge­legt. Jeder Priester sollte sich die Worte der Enzyklika tief ins Herz hinein­schreiben: »Grundlage des Friedens ist die Achtung der unverletzlichen Rechte des Menschen; denn der Friede ist die Gerechtigkeit, der Krieg aber kommt aus der Verletzung dieser Rechte.« Wie soll man in dieser Hinsicht die Verteidiger des »Friedens« verstehen? Sie »verteidigen« den Frieden, in dessen Namen die Kirche der Königin des Friedens in Klaipėda geschlos­sen wurde, jenen Frieden, der auf das Recht von Hunderttausenden von Gläubigen spuckt, an Gottesdiensten teilzunehmen, ebenso auf die Unter­schriften Hunderttausender von Gläubigen! Kann denn ein Priester, ein geistlicher Führer der Gläubigen, das nicht begreifen? Wenn das kein Verrat ist, ist es dann vielleicht Blindheit, Senilität, Sklerose, Wahnsinn?

Wen vertreten die sogenannten Verteidiger des Friedens in Berlin? Wer hat sie geschickt? Viele fahren hin, ohne ihre kirchliche Obrigkeit überhaupt davon in Kenntnis gesetzt zu haben. Die katholischen Priester, die ins Aus­land fahren, um den Frieden zu »verteidigen«, werden von den .. . Kom­munisten geschickt! Die Kommunisten werden von den Priestern Litauens vertreten! Ein wahrscheinlich in der Weltgeschichte noch nie dagewesener Wahnsinn!

Nur die kleinen Kinder wissen noch nicht, daß die Kommunisten nicht allen erlauben, den Frieden zu verteidigen. Die Verteidiger des Friedens in Moskau wurden sogar vor Gericht gestellt. Die Kommunisten organisieren in der gan­zen Welt Friedensmärsche, wie heftig aber haben sie die Friedensfahrt der Balten auf der Ostsee angegriffen? Warum schicken sie denn die Priester, ja zwingen sie sogar, an den sogenannten Friedenskonferenzen und ähnlichen Zusammenkünften teilzunehmen? Nur deswegen, weil das der sowjetischen Innen- und Außenpolitik nützt? Deswegen, weil sie jene Politik verteidigen, die nur »erlaubt«, die religiösen Kulte auszuüben, aber nicht, Bauten für diese Kulte zu errichten, nicht erlaubt, niedergebrannte Kirchen wieder auf­zubauen, sogar die errichteten Gebäude wegnimmt, auf alle mögliche Art und Weise den Glauben unterdrückt, aber Glaubensfreiheit verkündet.

In der Diözese Kaišiadorys z. B. beteten die Gläubigen der Pfarrei Ryliškės, nachdem ihre Kirche niedergebrannt worden war, Jahrzehnte lang auf dem Friedhof und wurden nun sogar von dort vertrieben.

In der Diözese Vilkaviškis spielt der Wintersturm die Orgel, wenn die Gläu­bigen der Pfarrei Žalioji unter freien Himmel die hl. Messe feiern. Die Kirche aber ist in eine Mühle umfunktioniert, und die Regierung, die sich die menschlichste der Welt nennt, beachtet dies nicht. Sie schenkt den Hun­derten von Bittschriften und den Tränen keinerlei Achtung . . . Die Gläubigen der Pfarrei Batakiai in der Diözese Telšiai haben jahrzehntelang Versiche­rungsbeiträge für die Versicherung ihrer Kirche entrichtet, als sie aber nach dem Brand der Kirche um das Versicherungsgeld gebeten haben, spotteten die sowjetischen Beamten über sie: Das einbezahlte Versicherungsgeld wurde für kulturelle Zwecke des Rayons, darunter auch für die atheistische Pro­paganda ausgegeben ... Von der Verspottung der Gläubigen dieser Pfarrei kann man schon in der ganzen Welt hören: Ihnen ist nur erlaubt, im Glok-kenturm zu beten, in dem bei einer Beerdigung gerade der Sarg noch Platz hat; die Gläubigen aber, die Teilnehmer der Beerdigung, müssen bei Regen, Schneetreiben und ähnlichem Wetter draußen stehen. Das Rayonexekutiv­komitee von Tauragė sorgte sogar für die Entfernung einer kleinen Über­dachung aus einer Plane, die über der Tür des Glockenturmes errichtet wor­den war. Von einem Wiederaufbau der Kirche kann überhaupt keine Rede sein; Moskau genehmigt lediglich einen kleinen Anbau am Glockenturm, das aber erlaubt Vilnius nicht. Und wenn Vilnius irgendetwas erlaubt, dann erlaubt es das Rayonexekutivkomitee solange nicht, bis in Batakiai ein Kulturhaus und ein Kindergarten errichtet sind, obwohl die Gläubigen weder Geld noch Arbeitskräfte von der Regierung verlangen. Schließlich kommt der Sekretär der Kommunistischen Partei Litauens, Lionginą Šepetys, nach Batakiai und genehmigt einen Anbau am Glockenturm, eine Baracke aus Brettern, aber kein bißchen größer als der Glockenturm. Und das auch nicht jetzt.. . erst in Zukunft... So sieht unsere in der ganzen Welt klang­voll proklamierte Freiheit des religiösen Kultes aus! Wahrscheinlich gab es in der Welt noch niemanden, der die eigene Verfassung derart frech ver­spotten konnte.

Die aber zu den verschiedenen »Friedens«-Konferenzen fahren, gezwungen oder freiwillig, stimmen einer solchen Politik des »Friedens« zu.

Ein Land, das sich das demokratischste der Welt nennt, rühmt sich oft bei verschiedenen Gelegenheiten, wieviel Literatur für die Katholiken in Li­tauen herausgegeben wird. Auch mancher hohe Geistliche, auch ein »Ver­teidiger des Friedens« hat diese »Freiheit« der Presse in verschiedensten Interviews gelobt. Und diese bewundernswerte Pressefreiheit hat beschlos­sen, aus Anlaß des 600jährigen Jubiläums der Taufe Litauens 50 000 reli­giöse Bildchen (genau wie zum St. Casimir-Jubiläum) zu drucken. Diese Menge würde wahrscheinlich nicht einmal ausreichen, daß jeder Einwohner von Panevėžys eines bekommen könnte. Das ist die Freiheit!

Die ganze Welt bewundert die konkreten Leistungen des Hl. Vaters für den Frieden (z. B. im Konflikt zwischen Argentinien und England). Es gibt keine Initiative des Guten in der Welt, zu der der Hl. Vater nicht Stellung genommen hätte. Er fordert alle und immer zu Ruhe und Frieden auf. Am Vorabend des Treffens zwischen dem Generalsekretär der UdSSR Gor­batschow und dem Präsidenten der Vereinigen Staaten R. Reagan, wandte sich der Hl. Vater an sie mit seinen Erwartungen. Deswegen hört die UNO den Reden des Hl. Vaters mit großer Achtung zu; die Welt stimmt seinen Unternehmungen für den Frieden zu. Die Friedenspolitik des Hl. Vaters aber wird von den Kommunisten verurteilt. Die Uberschriften der »Prawda« (Die Wahrheit) verkünden: »Der Papst ist für die Raketen« (vom 25.9.1985).

Als die Regierung Polens den Hl. Vater zu verleumden begann, erhob die Geistlichkeit Polens ihren Protest. Dasselbe geschah auch in der Tschecho­slowakei.

Wie traurig, daß sich manche der katholischen Priester Litauens in die Rei­hen der Kommunisten stellen.

Der Verrat, man kann das nicht anders nennen, hört nicht auf. Als heuer der Erzbischof in den Vatikan fuhr, fuhren zur selben Zeit acht Priester Litauens nach Moskau, um an der sogenannten Friedenskonferenz von Berlin teilnehmen zu können. Ist es nicht an der Zeit, sich zu besinnen und die nötigen Schlüsse daraus ziehen?! ...