Kaunas / Vilnius

In Verbindung mit den Durchsuchungen am 22. Mai 1986 (Durchsuchungen wurden bei den Bürgern der Stadt Kaunas, A. Patackas, Antanas Patackas, dem Ingenieur Paulius Martinaitis, dem Kunstforscher Petras Kimbrys, dem Ingenieur Edvardas Šiugžda, dem Fotografen Gytis Ramoška und an­deren durchgeführt (siehe »Chronik der LKK« Nr. 71); es wurden vom Sicherheitsdienst bis 1. Oktober etwa 60 Personen vernommen. Unter ihnen die Einwohner der Stadt Kaunas: der Philologe Vytas Ališauskas, der Ma­thematiker Algis Saudargas, Fräulein Aušra Saudargaitė, der Architekt Rimantas Zimkus, der Bildhauer Vladas Rumša, Adelė Urbonaitė, die Ärztin Kurkliauskienė, Ramūnas Kurkliauskas, die Ingenieurin Adelė Ma-siūtė, der ehemalige Dozent an der Landwirtschaftsakademie Vladas Ku­dirka, Arūnas Rekašius, der Ingenieur Vytautas Volskis, der Dozent an der Landwirtschaftsakademie Prutenis Janulis, die Studentin Jūratė Banevičiūtė, der ehemilige politische Gefangene Liudas Simutis, die Pensionistin Birutė Fedaravičiūtė, der ehemalige Dozent an der Landwirtschaftsakademie Jonas-Algirdas Lazauskas, der Restaurateur Antanas Jucevičius, der Arbeiter Kostas Lukėnas, der Architekt Vytautas Petrašonis, der ehemalige politische Gefangene Petras Plumpa, der Architekt Henrikas Sambora, der Mathe­matiker Rolandas Razulevičius, Nijolė Patackienė (die Frau von Algirdas Patackas), M. Dambrauskienė (Ehefrau des politischen Gefangenen Liudas Dambrauskas. Frau M. Dambrauskienė haben die Tschekisten vorgeschla­gen, ein Gnadengesuch einzureichen, wenn sie nicht wolle, daß ihr Mann im Gefängnis stirbt), der Ingenieur Viktoras Krūminis, der Philosoph Albinas Plėsnys. Die Einwohner der Stadt Vilnius: der Philologe Rimantas Matulis, die Ärztin Gaudenta Juozapaitytė, der Ingenieur Juozas Prapiestis; die im Rayon Zarasai lebende Ärztin Ramunė Butkevičiūtė, der in Garliava lebende Adolfas Teresius und andere.

Alle Verhörten wurden über ihre Verbindungen zu Algirdas Patackas, Algis Saudargas, Petras Kimbrys gefragt. Die Untersuchungsbeamten be­mühten sich, Zeugen zu finden, die die »antisowjetische Tätigkeit« der verhörten Personen, oder der Personen, bei denen Durchsuchungen gemacht wurden, besonders aber von Antanas und Algirdas Patackas bezeugen könnten. Antanas Patackas wurde die Abfassung des Buches »Kunigas Ambraziejus Jakavonis 1886 —1986« — »Priester Ambraziejus Jakavonis 1886 — 1986« und einer Veröffentlichung über die Litauer in Weißruß­land vorgeworfen. Während der Verhöre haben die Tschekisten behauptet, daß sie die Beziehung der Vernommenen zur Religion nicht interessiere, trotzdem stellten sie verschiedenste Fragen, die die Weltanschauung der Vernommenen berührten oder die mit der Religion direkt zu tun hatten.

Šiluva

Am 8. September 1986 gegen 16 Uhr wurde Alfonsas Bumbulis an der Autobusstation von Šiluva von Sicherheitsbeamten und Milizmännern ange­halten. Er hatte in der Kirche von Šiluva Unterschriften für die Rückgabe der Kirche von Klaipėda gesammelt. Nachdem die Mitarbeiter der Miliz ihm die Texte mit den Unterschriften weggenommen hatten, brachten sie ihn in die Milizabteilung von Šiluva. Von dort wurde A. Bumbulis nach Raseiniai gebracht, wo ihm der Rayonsrichter Šumauskas eine Anklage­schrift vorlas, daß er, A. Bumbulis, angeblich die Milizbeamten beschimpft und ihre Anweisungen nicht befolgt habe. A. Bumbulis versuchte, diese lügnerischen Anschuldigungen zu widerlegen und sagte, daß diesen Vorfall an der Busstation von Šiluva etwa 30 Personen gesehen hätten und daß sie bezeugen könnten, daß nichts dergleichen vorgekommen sei, sondern daß die genannten Anschuldigungen tendenziös zusammenfabriziert seien. Wie schon In solchen Fällen gewohnt, kümmerte den Richter Šumauskas die Wahrheit nicht im geringsten; nachdem er erklärt hatte: »Es gibt genug Zeugen«, verurteilte er A. Bumbulis zu 7 Tagen Arrest. Bis zum 25. Sep­tember verbrachte A. Bumbulis die Zeit im Gefängnis von Raseiniai.

Bei der Vernichtung der Erklärungstexte und der Unterschriften wegen der Rückgabe der Kirche von Klaipėda behandelten die Tschekisten und die Milizmänner die Unterschriftensammler in Seda, Kartena und anderen Ort­schaften grob.