Mit allen nur erdenklichen Mitteln zwingt die »Gorbatschowsche Aera« ihrem Volke die durch ein neues Denken und Handeln begründete Idee der »großen Reformen« auf. Der Inspirator und Schöpfer dieser neuen Re­formen sagt selber, daß die jetzige Zeit »unerhört neue Aufgaben von unerhörten Ausmaßen offenbart habe, die in möglichst kurzer Zeit der Geschichte bewältigt werden müssen.«

Ist diese »große Reform« nicht dem schon in Vergessenheit geratenen »gro­ßen Sprung« der »Kulturrevolution« Maos ähnlich, die ebenfalls in kür­zester Zeit realisiert sein sollte? Leider erinnert man sich an alle aus Größen­wahn geborenen Bewegungen heute nur als an einen drückenden Alptraum, der Millionen von Menschen gezwungen hat, sich in seinem berauschenden Wirbel zu drehen. Wer vermag aber alle die sinnlosen Opfer dieser Bewe­gungen, die Leben zerstört haben, aufzuzählen? Wie schon früher, so ist auch der heutigen Bewegung das wichtigste Ziel und die wichtigste Aufgabe, die allgemeine Einigkeit im Denken und im Tun zu erreichen. Das bedeutet, auf das eigene subjektive Denken, auf die individuellen Anschauungen zu verzichten, und sich dem kollektiven Mechanismus mit aufgezwungener Vorprogrammierung »anzuschließen«. Genau so, wie in der Dichtung »Devynpedziai« — »Die Neunfüßler« von K. Soja: Nichts tun, was dem Ochsen nicht gefällt — nicht singen, nicht laut reden, nicht selbständig denken usw.

Auch die Besprechung der Dozenten für Gesellschaftslehre der Sowjetunion, die am 1. Oktober dieses Jahres in Moskau stattgefunden hat, riecht irgend­wie nach Maoismus. M. Gorbatschow sagte bei der Gelegenheit, daß für eine größere Beschleunigung der Verwirklichung der Reformen und um eine neue Lage der sowjetischen Gesellschaft zu erreichen, es notwendig sei, die Ideen, die Theorien zu beleben, d. h. an den Hochschulen solle die Auf­merksamkeit hauptsächlich den Gesellschaftsdisziplinen (Marxismus-Leni­nismus, wissenschaftlichem Kommunismus, der Geschichte der Partei und des Atheismus u. a.) gewidmet werden. Er erklärte weiter, daß die Fähigkeit, sich in der jetzigen Welt voller komplizierter Gegensätze orientieren zu können, keine Naturbegabung sei. Sie komme nicht von selbst; man müsse die gesellschaftlichen Disziplinen studieren. Deswegen müsse man die zu­künftigen Sozialisten diese Fähigkeit lehren, denn nur die gesellschaftlichen Disziplinen seien in der Lage, die geistigen Fundamente der Persönlichkeit eines sowjetischen Sozialisten zu formen. Das Lehren der Gesellschafts­lehre ist die Aufgabe der Aufgaben (vergl. Zitate aus Mao Tse-tungs »Der Morgen bricht an«).

Ähnlich hat auch der oberste Ideologe der Kommunistischen Partei J. Li-gatschow gesprochen, indem er alle zur Einigkeit der Worte und der Taten aufforderte.

Ungeachtet aller schönen Reden und klangvollen Parolen über die Einigkeit gibt es aber einen Teil der Gesellschaft, mit dem man sich nicht einigt, son­dern gegen den man zum Kampf auffordert: Das ist das gläubige Volk, besonders die Katholische Kirche, vor allem aber die Katholische Kirche Litauens — der einzige Vorposten in den von den Kommunisten versklavten Republiken.

In dem Leitartikel der »Prawda« vom 28. September 1986 wurde geschrie­ben, daß es »die wichtigste Aufgabe ist, mit allen Formen und Mitteln der atheistischen Erziehung einen tiefen politisch angreifenden Inhalt zu geben«

(das bedeutet eine Offensive, aber nicht Einigkeit). Es wird in dem Leit­artikel auch kritisiert, daß in manchen wissenschaftlichen Werken und in Literatur- und Kunstschöpfungen das Leben der Kirche, die kirchlichen Zeremonien idealisiert werden, daß man die religiöse Moral mit den Prin­zipien der Ethik der sozialistischen Gesellschaft gleichstellt; es werden jene Schriftsteller verurteilt, die manchmal mit dem lieben Gott »kokettie­ren«, indem sie die göttlichen Ideale wiederzubeleben helfen.

O. J. Ligatschow nimmt Anstoß daran, daß manche sowjetische Menschen von einer Toleranz den religiösen Ideen gegenüber reden und von einer Zweckmäßigkeit der Rückkehr zu religiöser Sittlichkeit. Nicht die Religion sei die Quelle der sittlichen Grundlage des Menschen, nicht sie habe den Menschen die Sittlichkeitsnormen gezeigt. Diese Normen sollen die Volks­massen im Kampfe gegen Ausbeutung, gegen die Reichen geschaffen haben. Die Anhänger der Religion würden sich mit allen Mitteln der materialisti­schen Weltanschauung widersetzen und dächten sich deswegen auch die Sagen über eine Unterdrückung der Religionsfreiheit in der Sowjetunion aus. Manchmal habe sich auch der bourgeoisistische Nationalismus die religiösen Gewänder angezogen, wie beispielsweise in der reaktionären Tätig­keit eines Teils der Geistlichkeit des Islams, der Unierten, der Katholiken. Solange es immer wieder solche Erscheinungen gebe, fordert der Leitartikel der »Prawda« alle Propagandisten des wissenschaftlichen Atheismus, alle Mitarbeiter der Bildung, alle Lehrkräfte, Schriftsteller, Künstler, alle kultu­rell Tätigen, alle bewußten Werktätigen und vor allem alle Kommunisten auf, sich zu einem aktiven Kampf gegen die religiöse Ideologie zu vereinen. Hier muß man, selbstverständlich, auch das ganze Grundarsenal des Kampfes aufführen — die Presse, das Fernsehen, den Rundfrunk, aber auch den zu­verlässigsten Apparat des Zwangs— das KGB, die Miliz, die Staatsanwalt­schaft, die administrativen Organe usw.

Solche riesenhaften Kräfte also werden auf der einen Seite der Barrikaden, auf der Seite der Angreifer zusammengezogen. Und was bleibt auf der anderen Seite der Barrikaden? Wer ist denn der gefährlichste Feind, gegen den alle Kräfte der Erde und der Unterwelt zusammengezogen werden? Wie soll er die immer neuen und immer stärkeren Angriffswellen abwehren?

Er könnte sie möglicherweise auch nicht abwehren, wenn es sich nicht um die auf den Fels der Unsterblichkeit errichtete Katholische Kirche handeln würde, die nicht einmal die Pforte der Hölle überwältigen können, denn sie wird von Jesus Christus, von Gott verteidigt und behütet, der unser aller Schutz und Stärke ist. Alle Erprobungen, die sie in 600 Jahren erfahren hat, konnte die Katholische Kirche Litauens nur deswegen überleben, weil sie fest an die Sendung Christi in dieser Welt geglaubt hat und daran, daß Christus selbst mit ihr lebt. So zerbrachen alle Reformationen, das Toben des Kalvinismus, die bösen Absichten des zaristischen russischen Reiches, die Erscheinungen des Freidenkertums, und schließlich auch die Anstren­gungen des vollkommen organisierten staatlichen Atheismus an diesem Fels unerschütterlicher Stärke.

Man kann selbstverständlich nicht behaupten, daß die Kirche in diesem Kampf um Leben und Tod keine Verluste zu verzeichnen habe. Die einen werden müde durch die Anstrengungen des ständigen Kampfes, die anderen laufen wegen ihres schwachen Glaubens beschämend davon; die einen wer­den durch die Angst um die Zukunft gelähmt, die anderen wollen instinktiv Leiden und Opfer meiden; die einen wollen nicht auf die gesättigte Alltäg­lichkeit verzichten, die anderen sind von Skeptizismus befallen ... Das ist doch ganz natürlich und menschlich.

Der Hauptkern der Kirche bleibt aber fest und unveränderlich. Sie ist wie eine an Pfingsten gefirmte und geheiligte Gemeinschaft der ersten Christen, für die der gewählte Weg und das Ziel klar ist. Man kann einen solchen Menschen nicht brechen oder unterkriegen, der aus Liebe zur Wahrheit das Martyrium nicht meidet, der sich nicht fürchtet, seine Freiheit oder sogar das Leben dafür herzugeben. Manche nennen solche Menschen leider ein­fältige Narren, denn wie der Dichter Drilinga schreibt, »Wozu soll man sich deswegen quälen, wenn ein Halunke sich erdreistet, einen anständigen Menschen zu betrügen, wenn er ihm ins Herz hineinspuckt, seinen Glauben und seine Hoffnung zertrampelt, denn das alles, was hinter dir geschieht, was ohne dich geschieht, geht dich doch gar nichts an... So sagten die Be­sitzer eines nüchternen und kühlen Verstandes, die womöglich niemals er­fahren werden, was ein Leiden ist...«

Und weil der Atheismus wußte, daß es ihm nicht gelingen werde, die Ver­teidiger der Kirche Christi zu besiegen, nahm er sich das schon seit langen Zeiten von allen totalitären Regimen erprobte Mittel zu Hilfe: »divide et impera« — »teile und herrsche«. Eine Abart davon ist die Aufforderung zur Einigkeit (ein eigenartiges Paradoxon!), damit man durch die Anstren­gungen mancher Oberhäupter oder Geistlichen der Katholischen Kirche den Widerstand der eifrigen und treuen Verteidiger des Glaubens gegen Gewalt und Verfolgung, wie auch gegen die Verstaatlichung der Kirche brechen könne. Dafür wird den Befürwortern solcher »Einigkeit« eine ganze Reihe von Privilegien versprochen: Bessere, reichere Pfarreien, entsprechende Titel, ja sogar den Bischofsstuhl. Und wie es oft in der Praxis des Lebens geschieht, so gewann auch hier leider das irdische Element an Mehrheit. Es gab Ge­hilfen des Atheismus, die es weder öffentlich noch privat gemieden haben, die Tätigkeit der Helsinkigruppe, des Komitees der Katholiken zur Verteidi­gung der Rechte der Gläubigen zu kritisieren oder sogar zu verurteilen, die, ohne es zu verheimlichen, die Anstrengungen der Priester Alf. Svarinskas, S. Tamkevičius, J. Zdebskis und anderer, die das Ansehen der Kirche und des Glaubens mehren wollten, mit Abneigung betrachteten; die sogar die Sendungen von Radio Vatikan wie auch die Untergrundveröffentlichungen ignorieren und daran Anstoß nehmen. Und das alles zum Wohle der Kirche, im Namen der Liebe zu Christus, im Namen der Einigkeit der Christen, um irgendwelche Konflikte mit den Vertretern der Regierung zu vermeiden. Wenn es ihnen nicht an Zivilcourage fehlen würde, es zuzugeben, daß sie nur die Meinung der Atheisten vertreten, hätten sie es nicht nötig, ihre ver­räterischen Taten unter heuchlerischen Ausflüchten zu verbergen, und das alles wegen eines Stückchen Goldes, wegen einem Löffel voll besseren Essens ...

Kann es noch eine bessere Kopie der Pharisäer aus den Zeiten Christi geben? Die Pharisäer haben Christus zum Tode verurteilt, weil sie be­fürchteten, daß er Unruhe stiften könnte, die die Gewalttätigkeiten der Römer gegen die Juden und die Synagoge provozieren würde. Heute wird befürchtet, daß die Tätigkeit der eifrigen Verteidiger des Glaubens größere Repressalien gegen die Priester und die Kirche hervorrufen könnte. Die Getreuen aber sind ungeachtet der schmerzvollen Opfer vor die Alternative: Mit wem und gegen wen? gestellt, stark und unerschütterlich geblieben.

Wie groß die Bedeutung der Lösung dieser Alternativprobleme war, zeigt auch die folgende Tatsache als eine von vielen: Als seinerzeit die Verwirk­lichung der atheistischen »Einigkeit« schon Früchte zu tragen begann (Spal­tung unter den Priestern), ging Pater Pranciškus Masilionis von schweren Gedanken geplagt zu Fuß in der Kälte durch tiefen Schnee sieben Kilometer weit in eine entfernte Ecke der Provinz zu Priester Juozapas Zdebskis, um ihn zu fragen: »Auf wessen Seite stehst du, Priester Juozapas?« Als er die Antwort hörte: »Ich bin mit jenen, denen Gott, die Kirche und die Heimat kostbar sind, die sich nicht um ihre Freiheit und um ihr Leben fürchten«, kehrte er wieder zu Fuß zurück, diesmal aber mit einer gehobenen Stimmung, ohne Müdigkeit oder Unruhe zu spüren. Als später das Blut der Priester das Pflaster der Straßen und der Wege benetzte, als zahlreiche ehrwürdige, Gott und der Heimat ergebene Männer die Ketten der Unfreiheit trugen, wurde es klar, daß die Katholische Kirche Litauens und das litauische Volk in diesem Kampf um Leben und Tod durchhalten werden. Das Blut der Märtyrer und das Leiden der Erniedrigten heiligt und stärkt jede gute An­strengung.

Wie schätzt aber der atheistische Hausherr die Mühe der Helfer dieser an­geblichen Einigkeit ein? Ist er auch dankbar dafür, oder nützt er nur ihre Unvernunft aus? Von dieser Seite aus betrachtet scheint es nicht so, als wenn sie gleichberechtigte Partner oder vertraute Bundesgenossen wären (Es stimmt: sie werden von Zeit zu Zeit gelobt, es wird ihnen erlaubt, in den Vatikan und zu verschiedenen Konferenzen zu fahren, es werden Inter­views für Journalisten aus dem Ausland erlaubt); die Beziehung erinnert aber vielmehr eher an ein Verhältnis zwischen Sklavenhalter und Sklaven, zwischen Stärkeren und Schwächeren. Die Differenzierung der Verhältnisse untereinander basiert auf anderen Prinzipien, die weder das Recht auf eine Entscheidung noch auf Beratung gibt. Hier herrscht nur ein einziges, erbar­mungsloses Gesetz: Bedingungslos das zu erfüllen, was befohlen ist, »was dem Ochsen gefällt« (vergl. »Devynpėdžiai« — »Die Neunfüßler«).

Der Schöpfer hat den Menschen frei erschaffen und ihm das Verlangen nach dem Guten und Wahren gegeben. Der Heiland hat uns die Grausamkeit der Sünde gezeigt und hat die Menschheit mit seinem eigenen Blut für das ewige Glück und die ewige Freude und für die herrlichste und zuverläs­sigste Einigkeit mit dem Herrscher über Himmel und Erde erlöst. Deswegen wollen wir uns nicht nur durch falsche Propheten verführen und durch ihre trügerischen und heuchlerischen Aufforderungen begeistern lassen. Unsere Einigkeit ist Christus! Nur Er allein ist unser Weg, unsere Wahrheit und unser Leben.

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An den Generalsekretär des ZK der KPdSU, M. Gorbatschow Erklärung

Nr. 7 der Untergrundgruppe des Komitees der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen

Im Jahre 1987 wird die Katholische Kirche des 600jährigen Jubiläums der Taufe Litauens gedenken. Es ist selbstverständlich, daß jeder Katholik Li­tauens will, daß dieses Jubiläum würdig begangen werde. Die Vertreter der sowjetischen Regierung reagieren auf dieses berechtigte Begehren der Katho­liken Litauens, indem sie eine Kampagne des Hasses und der Verdächtigun­gen gegen die Katholische Kirche Litauens anstiften.

Das bezeugt der provozierend böse, grobe Ton der in der sowjetischen Presse erscheinenden atheistischen Artikel.

Anfang des Jahres 1987 druckte das Journal » Tarybinė moteris« — »Die sowjetische Frau« einen Artikel »Šventoji šeima« — »Die heilige Familie« von VI. Balkevičius ab, voll verleumderischer Erdichtungen über die allen Christen teuren Persönlichkeiten Jesus und Maria. Obwohl der Verfasser dieses Artikels genau weiß, daß die Gegenstandslosigkeit dieser Verleum­dungen allgemein anerkannt ist, wiederholt er diese Schmähungen trotzdem, nur um die Gläubigen zu erniedrigen und zu beleidigen. Würden sich nicht alle Kommunisten beleidigt fühlen, wenn jemand öffentlich in der Zeitung schreiben würde, daß ein uneheliches Kind, ein Sohn einer Frau, die ein ungezügeltes Leben geführt hat, die Kommunistische Partei gegründet hat? Ein sowjetisches Journal macht es aber hinsichtlich der Gläubigen so.

Das Heiligtum der Muttergottes in Šiluva ist allen Katholiken Litauens sehr lieb und wert. Die dort stattfindenden Ablaßfeierlichkeiten ziehen Tau­sende von Wallfahrern an. Nach den Ablaßfeierlichkeiten dieses Jahres in Šiluva hat die Wochenzeitung »Literatūra ir menas« — »Literatur und Kunst« einen langen Artikel abgedruckt, in dem die Ablaßfeierlichkeiten von Šiluva und ihre Teilnehmer grob verspottet wurden. Man ging sogar so weit, das für alle Christen kostbare Meßopfer zynisch eine öffentliche Reklame der Säufer zu nennen.

In der sowjetischen Presse werden jene Priester grob angegriffen, die die ihnen vom kirchlichen Recht auferlegte wichtige Aufgabe, sich um die Kate­chese der Kinder und der Jugend zu sorgen, gewissenhaft erfüllen. Der Be­vollmächtigte des Rates für Religionsangelegenheiten, Petras Anilionis, greift in seinem im Oktober 1986 in der »Valstiečių laikraštis« — »Zeitung der Landbewohner« abgedruckten Artikel nicht nur die Priester an, die sich bemühen, diese Aufgaben zu erfüllen, sondern spottet sogar zynisch über solche Priester, die es nicht wagen, die jüngeren Priester von der Erfüllung dieser Aufgabe abzuhalten. Wie würden die Kommunisten reagieren, wenn irgendwo eine Regierung versuchen würde, die Vorstandschaft der Kom­munistischen Partei zu verpflichten, daß diese ihre Mitglieder zwingen soll, die Satzungen der Partei nicht einzuhalten? So macht es jetzt die sowjetische Regierung mit den Priestern der Katholiken Litauens.

Am 30. September 1986 übernahm die »Tiesa« — »Die Wahrheit« den Leitartikel der »Prawda«, »Ugdyti įsitikinusius ateistus« — »Man soll über­zeugte Atheisten erziehen«. In diesem Artikel wird die Religion ein System lügenhafter Anschauungen von Anfang bis Ende genannt, d. h. daß jeder positive Einfluß der Religion auf die Gesellschaft kategorisch verneint wird. Der Artikel fordert auf, mit allen Mitteln gegen die Religion zu kämpfen. Und nach einer solchen offiziellen Erklärung im Leitartikel fordert der Bevollmächtigte des RfR, P. Anilionis, die Bischöfe Litauens, die er zu sich geladen hat, auf, eine Erklärung zu unterzeichnen, die die Politik der so­wjetischen Regierung in Fragen des Friedens unterstützt. Welche Bedeutung würden denn die Unterschriften der Bischöfe unter einer solchen Erklärung haben — d. h. eine Unterschrift derer, die offiziell zu »Lügnern von Anfang bis Ende« deklariert wurden? Höchstens die, daß die Bischöfe gedemütigt würden und daß man sie vor den Augen der Öffentlichkeit verspotten könnte.

Wir verlangen:

1.     daß der Bevollmächtigte mit dem Terror gegen die Bischöfe Litauens aufhört;

2.     daß dieser groben und verleumderischen atheistischen Vorjubiläums-Propaganda durch die Massenmedien Einhalt geboten wird;

3.     daß die Priester nicht gehindert werden, die ihnen vom kirchlichen Recht auferlegten Pflichten auf dem Gebiet der religiösen Kinder- und Jugend­erziehung zu erfüllen;

4.     daß auch die anderen Repressionsmaßnahmen gegen die Kirche, mit denen die Regierungsgottlosen in Erwartung des Jubiläums der Taufe Li­tauens begonnen haben, rückgängig gemacht werden, daß z. B. auch die verhafteten eifrigen Priester Litauens in die Freiheit entlassen werden.

 

Im November 1986

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