Viktoras Petkus wandte sich am 6. Dezember 1987 mit einer Klage an den Vorsitzenden des Obersten Sowjets und den Generalstaatsanwalt der UdSSR, in der er schreibt: „Ich bin am 21. September 1987 aus dem Gefängnis von Ulan Ude in die Ortschaft Bagdarin für eine dreijährige Ver­bannung gebracht worden. Beim Abtransport aus dem genannten Gefäng­nis habe ich nichts von meinen Sachen aus dem Lager zurückbekommen, z.B.: meine Bücher, meine handgeschriebene bibliografische Enzyklopädie der Schriftsteller der Welt, den elektrischen Rasierapparat, die Briefe von meinen Verwandten und anderes. Man konnte mir angeblich deswegen nichts aushändigen, weil man den Gefangenen, der im selben Gefängnis untergebracht und für das Lager zuständig war, nicht finden konnte.

Da die Miliz von Bagdarin mehrmals in der Woche nach Ulan Ude fährt, hat mir der Milizhauptmann, der unsere Etappe leitete, versprochen, mir in der darauffolgenden Woche die Sachen mitzubringen. Die Miliz von

Bagdarin speist mich seit zweieinhalb Monaten mit Versprechungen ab, daß sie mir die Sachen bringen werde, bringt sie aber nicht.

Ich bitte Sie um Ihre Hilfe!"

Die Klage hat er per Einschreiben mit Rückschein abgeschickt.

Erst drei Monate nach dem Tag, an dem er das Gefängnis verlassen hatte, wurden V. Petkus seine persönlichen Sachen zurückgegeben.

Gintautas Iešmantas schreibt aus der Verbannung an Povilas Pečeliūnas und seine Frau Danutė Pečeliūnienė...

„Ich gratuliere Dir, Povilas, daß Du nach Vilnius zurückgekehrt bist! Ich habe mit dieser Gratulation gezögert, bis ich mich überzeugt habe, daß es wirklich so ist. Der Rundfunk hat als erster diese Nachricht gebracht. Das Zurückkehren ist eine große Sache. Das ist einem Sieg gleich. Auch wenn es niemand zugibt, das Wichtigste ist zurückzukommen, ohne seine Ent­scheidung und seine Einstellung aufgegeben zu haben, ohne sich weder der Schwachheit, noch der Lüge gebeugt zu haben. Das ist eine Quelle des Vorbilds und der Inspiration für die anderen. Wie nötig die Menschen das haben!

Ich freue mich für Dich: Ich umarme Dich und wünsche Dir viel Erfolg und nicht weniger Beständigkeit, als Du bis jetzt gehabt hast. Unser Weg ist noch nicht zu Ende. Er beginnt erst.

Ich freue mich und gratuliere Dir, Danutė! Mir scheint, daß in solchen Momenten die Welt irgendwie schöner, besser erscheint. Solange unsere Herzen noch schlagen, wollen wir vorwärtsschreiten. Haben wir nicht des­wegen alle diese Trennungen und Gefängnisse, Lager und Erniedrigungen erleiden müssen? Ihr habt beide das Recht, mutig allen in die Augen zu schauen. Dieses Recht wird Euch niemand verfinstern können. Es ist um den Preis des Lebens erworben, deswegen ist es auch so leuchtend, so großartig.

Am 8. November 1987."