Verband der „Ateitininkai" wird wiedergegründet.

Am 7. Januar 1989 versammelten sich die Altmitglieder der Ateitininkai (Zukünftler), Vertreter der Öffentlichkeit, Studenten und Schüler im Haus der Künstler in Vilnius, um den Verband der „Ateitininkai" wiederzugrün-den, d. h. die jetzige Jugend mit der Geschichte des Verbandes und seinen Zielen bekannt zu machen und alle gemeinsam über die Möglichkeit der Tätigkeit des Verbandes zu dieser Zeit zu beraten.

Priester Vaclovas Aliulis eröffnete diese Versammlung mit gemeinsamem Gebet. In das Präsidium wurden eingeladen das Ehrenmitglied, Witwe des verstorbenen Professors Stasys Šalkauskis, Frau J. Šalkaukienė, der ehema­lige politische Gefangene, Altmitglied der Ateitininkai Viktoras Petkus und der Lehrer Vytautas Toleikis. Die Versammlung leitete das Mitglied des par­lamentarischen Rates der Sąjūdis, Arvydas Juozaitis. Als Sekretärin wurde Daiva Kuzmickaitė bestellt.

A. Juozaitis begann die Versammlung mit den Worten: „Wir wollen heute versuchen umzuschauen, wie wir vereint die Prinzipien des christlichen Lebens im öffentlichen Leben, vor allem aber unter unserer Jugend, ver­nünftig wiederherstellen könnten." Im ersten Teil der Versammlung gaben folgende Ateitininkai, die meisten von ihnen sind Altmitglieder, ihre Berichte: Priester V. Aliulis, der Arzt V. Rastenis, die Psychologin Dozentin Giedrė Butkienė, J. Mikulevičius, der Lehrer Vytautas Toleikis, J. Antanai­tis. Sie alle machten die Versammelten mit der Geschichte der „Ateitis", mit den Prinzipien ihrer Tätigkeit, ihren Aufgaben und ihrer Ideologie bekannt.

Priester V. Aliulis berührte in seiner Rede die Frage der Ideologie der „Ateitininkai" und betonte, daß der Verband der katholischen Jugend „Ateitis" ein Verband der umfassenden Bildung ist, die eine ganzheitlich ausgereifte Persönlichkeit zum Ziel hat; sie ist eine geistvolle und gemüts­pflegende, weltliche und kirchliche Lieder singende Organisation. Nur praktizierende Katholiken dürfen ihre Mitglieder sein, jene, die mit ihrer Ideologie nur sympathisieren - nur Kandidaten. Die Ateitininkai werden nur jene Jugend in ihre Reihen aufnehmen, bei denen der Glaube, die humanistischen Ziele, die Sittlichkeit, die Nächsten- und Heimatliebe ihre wahre Bedeutung noch nicht verloren haben.

Es erklang die Parole der Ateitininkai: „Alles erneuern in Christus!" Die Altmitglieder erinnerten an die während des Krieges und in den Nachkriegsjahren ums Leben gekommenen, unschuldig zu Tode gequälten Ateitininkai: Prof. Pranas Dovydaitis, Bischof Vincentas Borisevičius,

Bischof Mečislovas Reinys, Skrupskelis und andere. Alle Versammelten sprachen für sie ein gemeinsames Gebet.

Die Dozentin der Psychologie G. Butkienė sprach über die Bedingungen des menschlichen Glückes: „In psychologischer Hinsicht ist der Mensch nur dann glücklich, wenn er das Gefühl der Gemeinschaft miteinander und eine enge Verbindung mit Gott empfindet. Unter diesen Bedingungen erlebt er das Empfinden der Vollkommenheit und ist glücklich."

Der Lehrer V. Toleikis befaßte sich in seiner Rede mit den Repressalien der Nachkriegszeit, der Zeit der Stagnation, die unsere Gesellschaft in eine Gesellschaft der totalitären Lüge umgewandelt hat. Ein nicht geringer Teil unserer Landsleute hat seine Überzeugungen und Weltanschauungen ver­heimlicht und manche verheimlichen sie auch heute noch - die dem Druck nicht widerstehen konnten und sich auf den demoralisierenden Weg der Heuchelei begaben. Der Lehrer brachte seine feste Überzeugung zum Ausdruck, daß die Ateitininkai-Schüler keine Mitglieder der Untergrund­bewegung sein sollten, sondern daß sie das vollkommene Recht haben, ihre Tätigkeit wie die Pioniere, die Kommunistische Jugend oder die Pfadfinder rechtmäßig auszuüben. Das ist keine religiöse, sondern eine gesellschaftliche Organisation. Es könnte den Ateitininkai vorgeschlagen werden, sich an den Kirchen zu organisieren, in dem Falle aber, wenn man logisch denkt, müßte die Kommunistische Jugend in der Schule verboten werden und sich dem ZK anschließen. Altmitglied Lehrer J. Antanaitis, der seit 55 Jahren sich als Mitglied dieser Organisation betrachtet, unterstützte diesen Gedanken seines Kollegen, betonte aber gleichzeitig, daß die Ateiti­ninkai auf keinen leichten Weg hoffen dürfen und unterstrich die Wichtig­keit der Bildung. Nach seinen Worten: „Wenn das litauische Volk eine Wiedergeburt erlebt, dann muß es seine Wiedergeburt auf universellen Fundamenten erleben".

Im zweiten Teil der Versammlung wurde über praktische erwägenswürdige Fragen der wiedergegründeten Organisation gesprochen. Priester V. Aliulis wurde zum Spiritual der Ateitinikai gewählt. Ebenfalls gewählt wurde auch das Komitee der Organisation aus 17 Personen, das einige Fragen der Vor­bereitung einer Gründungsversammlung unter sich beraten und als Grün­dungstermin etwa den Monat Mai vorgesehen hat. Es wurde auch über Möglichkeiten der Tätigkeit der Ateitininkai beraten. Auch die Frage der Standorte der Gründung der Ateitininkai wurde erörtert, der Arzt V. Raste­nis wurde zum Vorsitzenden, V. Petkus zum Bibliothekar und Kassenwart gewählt. Die Altmitglieder haben vorgeschlagen, die Veröffentlichung „Ateitis" - „Die Zukunft" und „Židinys" - „Der Brennpunkt" wieder erscheinen zu lassen.

Nachdem alle Versammelten nach der alten Sitte der Ateitininkai sich erhoben hatten, las V Petkus die Akte der Wiedergründung des Verbandes der Ateitininkai in Litauen vor. Diese Akte wurde von den Teilnehmern der Versammlung - Altmitgliedern und Vertretern der einzelnen Körper­schaften - unterzeichnet. Am Schluß der Versammlung sangen die Alt­mitglieder die Hymne der Ateitininkai.

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Am 28. Februar 1989 um 12 Uhr fand eine Versammlung der Jungateitinin-kai im Haus der Künstler zu Vilnius statt. Während eines Jugendgottes­dienstes um 10 Uhr in der Kathedrale von Vilnius wurde vorher um eine erfolgreiche Wiedergründung der Organisation gebetet.

Zu der Versammlung kamen Vertreter aus Vilnius, Kaunas, Alytus, Prienai, Kapsukas, Kybartai, Raseiniai, Vilkaviškis und anderen Ortschaften Litauens zusammen. Über drei Stunden lang diskutierten der Spiritual der Ateitininkai, Priester V. Aliulis, und die Mitglieder des Organisationskomi­tees gemeinsam mit den Jungateitininkai die Wiederbelebung des Verban­des berührende Fragen.

Der Spiritual gab einen Überblick über die Ziele der Organisation, der Leh­rer V. Toleikis sprach über die Möglichkeiten der Tätigkeit der Ateitininkai-Schüler, Saulius Galadauskas analysierte die Formen ihrer Tätigkeit, Kazimieras Kryževičius hielt einen Vortrag zum Thema „Die Teilnahme der Lehrer an der Tätigkeit der Ateitininkai". Die Vertreter der Ateitininkai der Gruppe „Casimir" aus Kaunas und die aus Panevėžys berichteten über ihre Tätigkeit. Eine der ersten Gruppen der Ateitininkai wurde in Kapsukas (jetzt heißt es offiziell wieder Marijampolė! - Bern. d. Übers.) gegründet.

Das Mitglied des Komitees zur Befreiung der politischen Gefangenen, Petras Cidzikas, der an dieser Versammlung als Gast teilnahm, wünschte den Jungateitininkai, sich im Geist der ersten Christen in einer tiefen Reife an die Arbeit für die auf Wiedergeburt wartende Heimat zu begeben.

Die Akte der Wiedergründung der Föderation Ateitininkai in Litauen

Die am 7. Januar 1989 in der Hauptstadt Vilnius versammelten Altmitglie-der-Ateitininkai, die ehemaligen Altmitglieder-Ateitininkai, die ehemaligen Studenten- und Schüler-Ateitininkai wie auch Vertreter der Öffentlichkeit verkünden nach vielerlei schrecklichen Erlebnissen feierlich die Wieder­begründung der Föderation der Ateitininkai in Litauen und legen von neuem fest, daß „die Bewegung der Ateitininkai sowohl ihrer Herkunft nach, als auch durch ihre Aufgaben eine zweite Wiedergeburt für das litauische Volk ist, und zwar eine geistige Wiedergeburt, die ihrerseits ihm eine höhere, unverlierbare Bedeutung verleiht." Aus diesem Grunde muß der Ateitinin­kas immer entschlossen sein, alle Anstrengungen zu unternehmen, um im gemeinsamen Dienste an Gott und der Heimat sein höchstes Ziel zu rea­lisieren:

„Alles erneuern in Christus".

Gleichzeitig erklären wir entschlossen, daß unsere Emigranten und unsere aus politischen Gründen Verbannten zum gemeinsamen Körper des litaui­schen Volkes gehören und die unter ihnen tätigen Ateitininkai unsere Brüder und Schwestern sind.

Auch weiterhin bleibt als Grundlage unserer Tätigkeit im schweren Kampfe für unsere nationale Existenz die Überzeugung, daß „die Zugehö­rigkeit zu der Bewegung der Ateitis von dem Ateitininkas eine bewußte, unermüdliche Vorbereitung verlangt, daß er ein feuriger Patriot Litauens, ein klar bewußter Christ, ein intelligenzmäßig gut Gebildeter, ein aktiv Tätiger der Öffentlichkeit, ein guter Kenner seines Berufes sein muß."

In ihrer weiteren Tätigkeit werden sich die Ateitininkai von den seit 1911 bestehenden ideologischen und organisatorischen Erfahrungen leiten las­sen, die von den großen Männern unseres Volkes, Stasys Šalkauskis, Pranas Kuraitis, Pranas Dovydaitis, Stasys Yla und anderen vervollkommnet wor­den sind.

Möge Gott uns helfen!

 

Es unterzeichneten die Ateitininkai-Altmitglieder

und ehemalige Studenten- wie auch Schüler-Ateitininkai:

Julia Šalkauskienė, Körperschaft „Giedra"

Juozas Simokaitis, Landwirtschaftsakademie

Algimatas Suminąs, Gymnasium von Utena

Vincas Rastenis, Gymnasium von Utena

Elena Gabulaitė, Körperschaft „Birutė"

Emilija Šešekaitė - Mackevičienė, Körperschaft „Birutė"

Juozas Mackevičius, „Neringiečiai" Klaipėda

Povilas Šilas, Vilnius

Nijolė Sadūnaitė, Vilnius

Juonas Stašaitis, Gymnasium von Raseininai

Kazys Kryževičius, Gymnasium von Rietavas

Liudas Dambrauskas, Gymnasium von Kėdainiai

Viktoras Petkus, Gymnasium von Raseiniai

Jonas Boruta, Körperschaft „Grandis" in Kaunas

Gustavas Gudanavičius, Universität Vytautas des Großen zu Kaunas

Emilija Jakševičiūtė - Adiklienė, Altmitglied

Jadvyga Bieliauskienė, Gymnasium von Palanga

Julija Kuodytė, Körperschaft „Gajos"

Chmieliauskaitė, Körperschaft „Gajos"

Alma Mikličienė, Gymnasium von Rokiškis

Bronė Gudelienė, Körperschaft „Birutė"

Monika Gavėnaitė, Gymnasium von Ukmergė

Albina Pajauskaitė, Gymnasium von Kupiškis

An alle, die sich sehnen, unsere Heimat in Christus zu erneuern

Glückliche Zukunft der Heimat sehen wir voraus, uns leuchtet das Kreuz auf ihrer Flagge. Wir wollen mutig den ehrenvollen Kampf beginnen -wir wollen arbeiten und kämpfen für Litauen!

Wie ein Saatkorn der Erlösung schlug das von Christus gesprochene Wort in den heidnischen Herzen unseren Ahnen seine Wurzeln und wurde beim Wachsen zum unzertrennlichen Teil des Geistes, der Kultur und der Welt­anschauung unseres Volkes. Die Woge der nationalen Wiedergeburt, die sich zu Beginn des XX. Jahrhunderts in Litauen erhob, sollte einen höheren geistigen Inhalt bekommen. Die Bewegung der 1911 gegründeten Organisation „Ateitis" wurde durch ihre Herkunft und ihre Aufgaben zur zweiten, einer geistigen Wiedergeburt, die, begründet in der nationalen Wiedergeburt, dieser eine höhere unverlierbare Bedeutung verlieh. Die christliche Schuljugend vereinte sich um die Organisation „Ateitis" mit der Parole „Alles erneuern in Christus", um Gott und der Heimat zu dienen. Als Frucht dieser Organisation „Ateitis", wuchs in den Jahren der Unab­hängigkeit eine zahlreiche Generation der katholischen Intelligenz heran, die der Heimat große Dienste erwiesen hat. Die damals von den Ateitinin­kai herausgegebene Presse (wie „Ateitis" - „Die Zukunft", „Studentų die­nos" - „Studententage", „Židinys" - „Der Brennpunkt", „Naujoji Romuva" - „Die neue Romuva" und andere) lehrte und bildete die Jugend, hob und stärkte ihr Bewußsein und ihre geistige Kultur. Die Werke der Ateitininkai P. Dovydaitis, S. Šalkauskis, A. Maceina, B. Brazdžionis, V. Mačernis, A. Vaičiulaitis, J. Keliuotis und anderen sind aus der Kulturgeschichte Litauens nicht mehr wegzudenken.

Als Litauen seine Freiheit und Unabhängigkeit verloren hatte, begann eine Politik des Genozids und der Entfremdung vom eigenem Volkstum gegen das ganze Volk, wüteten staatlicher Atheismus, scharfe Verfolgung der Kir­che, Vernichtung der Kultur und der Traditionen, herrschten Lüge und Heuchelei. Dies alles hat die Wurzel des Volkes verletzt, die Moral und den

Glauben der Jugend verdorben. Der Geist der Ateitininkai ist jedoch nicht gebrochen, ihre Ziele und Ideale sind lebendig und aktuell im Bewußsein des litauischen Volkes geblieben.

Wir wenden uns an alle Menschen guten Willens, die an die Ideen der Ateitininkai glauben und die sich an der Belebung dieser edlen Bewegung beteiligen wollen. Wir wollen uns im Glauben aufrichten, und wir wollen durch unser Beispiel und andere Taten auch die anderen auffordern, sich aufzurichten. Wir wollen durch unsere Taten - durch große und kleine -die Ideen der Ateitininkai verkörpern, damit die Worte der Hymne der Ateitininkai, wenn sie sich in Litauen verbreiten, nicht hohl klingen. Wir wollen uns zusammenfinden, uns wiedergründen! Wir wollen die Kinder und die Jugendlichen in Scharen und Gruppen der Ateitininkai vereinen, ihnen die Wahrheiten der Christenheit erklären und gleichzeitig die Heilige Schrift, die Werke von S. Šalkauskis, A. Maceina und anderen christlichen Gebildeten vorlesen und auslegen. Wir wollen kleine Bibliotheken der Ateitininkai gründen, Werke der Jüngeren zum Vortrag bringen, Abendpro­gramme zu verschiedenen Themen und Diskussionsabende vorbereiten, das Material über Ateitininkai-Altmitglieder unseres Landes sammeln, Ver­bindungen mit ihnen anknüpfen, die Berichte über unsere Tätigkeit dem Organisationskomitee zukommen lassen. Wir wollen in unserer Tätigkeit uns von den fundamentalen Prinzipien der Ateitininkai leiten lassen - nach dem Christlichen, dem Nationalen, nach Bildung und Aktivität, nach dem Familiären und Gesellschaftlichen streben. Wir wollen uns für eine Zusam­menkunft der Ateitininkai vorbereiten.

Wir wollen eifrig die Kirche besuchen! Wir wollen beten! Wir wollen bit­ten, in allen Kirchen Litauens Gottesdienste für die Jugend einzuführen.

Ateitininkai-Altmitglieder, liebe Priester und Lehrer! Wir wollen unserer Jugend nicht nur Führende, sondern auch Freunde sein! Haben wir die Stimme Christi vernommen? Sind wir noch nicht eingeschlafen, wie die Apostel damals im Garten von Gethsemani?

Wir wollen aufwachen, beten und arbeiten!

Möge Gott unseren Entschluß und unsere Arbeit segnen!

Schreiben Sie uns bitte: 232001 Vilnius, Kretingos 16 „Ateitis" oder rufen Sie uns an unter der Nummer 445616.

Es unterschrieben im Namen des Wiedergründungskomitees der Födera­tion der Ateitininkai:

Der Vorsitzende V. Rastenis der Spiritual Priester V. Aliulis die Sekretärin D. Kuzmickaitė

Am 11. November 1988 fand in Vilnius eine Konferenz der Schüler Litau­ens statt. Zur gleichen Zeit wurde ein Rat der Schüler der Stadt Vilnius und eine „Bewegung" der Schüler gegründet, die sich als eine ihrer Auf­gaben die Unterstützung der wieder- und neugegründeten Organisationen vorgenommen haben. Zu dieser Zeit werden folgende Jugendorganisatio­nen wieder- oder neugegründet: Die Verbände der Pfadfinder und der Ateitininkai, die Gediminaičiai, die Kudirkiečiai, die Junglitauer (Jaunalie­tuviai), die Gesellschaft „Lituanica" und andere. Über manche von diesen Organisationen möchten wir ausführlicher berichten.

Am 14. November 1988 wurde der Wiederbegründungsstab des Pfadfinder­verbandes gebildet. Sein Ziel ist, die internationale Organisation der Pfad­finder wieder zu beleben, die im unabhängigen Litauen tätig war. Im Jahre 1940, als die Tätigkeit dieser Organisation eingestellt werden mußte, verei­nigte sie eine zahlreiche, 15 000 Mitglieder zählende Familie der Pfadfinder unter sich. Die Organisation hat sich als Ziel vorgenommen, einen allseitig harmonischen Menschen zu erziehen: einen Patrioten seines Landes, der Gott liebt und bereit ist, seinem Nächsten behilflich zu sein. Es handelt sich um eine lustige, sportliche, aktive Jugendorganisation. Die Parole der Pfadfinder ist: Für Gott, Heimat und den Nächsten!

Am 12. Februar 1989 fand im Statybininkų-Palast die erste feierliche Zu­sammenkunft der Pfadfinder Litauens statt. Gemeinsam mit den grauge­wordenen Pfadfindern kamen auch die jungen Pfadfinder-Kandidaten zu der Zusammenkunft. Die Zusammenkunft eröffnete der Pfadfinder des unabhängigen Litauens, das Mitglied des Wiederbegründungsstabes des Verbandes, Feliksas Šakalys. Er gab einen kurzen Überblick über die Geschichte der Pfadfinder und forderte die alten Pfadfinder auf, die wie­dergegründete Organisation zu unterstützen und mit ihren Erfahrungen zum Wachstum und Gedeihen der Organisation beizutragen.

Während der Zusammenkunft gratulierten der Schülerrat, die Organi­sation der Ateitininkai, die Partei der Demokraten, die Vertreter der „Freiheitsliga" und die „Sąjūdis" dem Pfadfinderverband; die Mitglieder des Verbanntenklubs, ein Vertreter aus Lettland, Gäste aus den USA und Venezuela ergriffen bei dieser Gelegenheit ebenfalls das Wort. Alle freuten sich über den wieder ins Leben gerufenen Verband der Pfadfinder und wünschten ihm gutes Gelingen. Der aus den USA zurückgekommene Schriftsteller Kazys Saja berichtete über die Tätigkeit der Pfadfinder in den USA und auch über ihren Wunsch, mit den wiedergegründeten Vereinen der Pfadfinder in der Heimat zusammenzuarbeiten.

Die Pfadfinder wurden in der Öffentlichkeit wohlwollend aufgenommen. Es wird wahrscheinlich der am zahlreichsten und am schnellsten wiederge­gründete Verband sein. Im April dieses Jahres wollen die Pfadfinder eine Gründungsveranstaltung zusammenrufen.

Seitens der Regierung ist versucht worden, aus den Pfadfindern eine Unterabteilung der Kommunistischen Jugend und der Pioniere zu machen, den Pfadfindern nicht mehr zu erlauben, aus der Einheit dieser Organi­sation auszuscheiden. Manche sind daran interessiert und versuchen die Religion aus dem Pfadfindertum auszuscheiden oder wenigstens zu errei­chen, daß die Religion eine private Sache eines jeden Mitglieds, nicht aber des ganzen Verbandes sein sollte. Es scheint aber trotzdem, daß die Pfad­finder für ihre eigenständige Organisation kämpfen, deren Tätigkeit voll­kommen die Parole „Für Gott, Heimat und den Nächsten" realisieren soll. Der Wiederbegründungsstab des Pfadfinderverbandes Litauens und die alten Pfadfinder sagen, daß sie um die religiöse Erziehung der Jugend besorgt sind und vertreten die Meinung, daß man versuchen könnte, durch Samstagsvorträge diese Lücke zu schließen; der Stab und die Organisation erlauben nur, gläubige Mitglieder aufzunehmen und solche, die entschlos­sen sind, ihre Kenntnisse in den Glaubenswahrheiten zu vertiefen. Der Stab gibt eine eigene Zeitschrift „Lietuvos skautas" - „Der Pfadfinder Litauens" heraus.

Die Gediminaičiai betrachten sich als Kinder der Umgestaltung. Die Orga­nisation ist in Vilnius entstanden und konzentriert sich um Vilnius. Ihr Ziel ist, die Gediminasburg mit allen ihren Türmen wiederaufzubauen. Die Gediminaičiai wollen nicht nur die sichtbare historische Burg wiederauf­bauen, sondern zusammen mit der Burg solle auch ganz Litauen geistig wiederauferstehen. Das ist ein schweres, großes Unterfangen für Jahr­zehnte. Ihr Ziel wollen sie auf drei Wegen erreichen: Durch die Religion (sie propagieren das Heidentum, hinsichtlich anderer Religionen verhalten sie sich tolerant), durch die Traditionen des Volkes und durch das Hand­werk.

Die Struktur dieser Organisation sieht sehr romantisch aus. Sie ist gegrün­det auf dem Regierungssystem der alten Litauer und wendet auch ihre Ter­minologie an : Die Mitglieder sind eingeteilt in Gruppen, Scharen und Bur­gen; ihnen stehen die vaidilos (Priester), vaidilutės (Priesterinnen) und kri­viai (hohe Priester) vor. Die Organisation hat schon etwa 100 Mitglieder.

Es ist eine Organisation der Jugendlichen, der beinahe kein Erwachsener zugehört. Die Gediminaičiai geben ihre eigene Zeitschrift „Geležinis vil­kas" - „Der eiserne Wölf heraus.

Sie schicken sich an, vom 7. bis 9. Mai eine Gründungsversammlung zusammenzurufen.

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Jaunalietuviai. Es handelt sich um eine Organisation, die im Begriff ist, sich wiederzugründen. Sie ist im Jahre 1920 im unabhängigen Litauen gegrün­det worden. Diese Organisation nimmt die ganze Jugend Litauens in ihre Reihen auf, ohne Unterschied, ob es Dorf- oder Stadtjugend, Schüler, Studenten, oder einfache Arbeiter sind. Die Tätigkeit der Organisation ist auf das Geistige, das nationale Bewußtsein gerichtet. Die Jaunalietuviai (Junglitauer) verurteilen die antireligiöse Propaganda als Vergewaltigung des Gewissens. Ihren Mitgliedern geben sie den Rat, die Werke der litau­ischen Philosophen S. Šalkauskis und A. Maceina zu studieren. Es ist eine maximalistische Organisation der Jugend, die ein unabhängiges Litauen zum Ziel hat.

Die Gesellschaft „Lituanica" ist 1987 gegründet worden. Ihre Aufgabe ist es, die litauische Jugend, die außerhalb Litauens lebt oder studiert, zusam­menzubringen, besonders aber die in der Sowjetunion. Mitglieder aller Organisationen dürfen dieser Gesellschaft angehören. Ob man glauben soll oder nicht, ist eine persönliche Sache des Mitglieds selbst. Die Gesellschaft „Lituanica" will am 15. Juli eine Gründungsversammlung einberufen.

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