I. Gedanken vom vierten Lehrerkongreß der Litauischen SSR

In seiner Rede auf dem vierten Lehrerkonkreß der Litauischen SSR, am 7. Juni 1978 in Vilnius, erklärte Bildungsminister A. Rimkus, der Schuljugend Litauens würden »Gefühle des hehren Sowjetpatriotismus, der Völkerfreundschaft und des proletarischen Internationalismus« eingeimpft. Erfreut stellte er fest, es ge­be »bereits 98 gemischte Schulen, die von 53 500 Schülern, d. h. einem Zehntel der gesamten Schülerschaft allgemeinbildender Schulen besucht werden.« Der Redner betonte ferner, »einen bedeutenden Beitrag zur Erziehung im Geiste der Völkerfreundschaft und Sowjetpatriotismus leistete der sozialistische Wettbe­werb zwischen Litauen und Weißrußland«.

Hier ist daran zu erinnern, daß auf dem Territorium Weißrußlands schon 34 Jahre hindurch ein Kampf gegen die dortige litauische Jugend geführt wird, die nicht einmal in Volksschulen den Unterricht ihrer Muttersprache kennt. Wenn man sich ausrechnet, wie viele Menschen im heutigen Weißrußland ihrer litaui­schen Muttersprache kaum noch mächtig sind; wenn man darin in den Worten von A. Rimkus einen bedeutenden Beitrag sehen will, so wird unschwer erkenn­bar, woraus Sowjetpatriotismus, Völkerfreundschaft und proletarischer Inter­nationalismus bestehen, die man mit brutalen Mitteln in Herz, Seele und Ver­stand litauischer Schulkinder infiltrieren möchte.

In derselben Rede meinte A. Rimkus, gewisse Fortschritte in Wirtschaft und Kultur Litauens seien nicht etwa dem Arbeitsfleiß und der Gewissenhaftigkeit des Volkes selbst zuzuschreiben, er betonte vielmehr, dies sei »in erster Linie ein Resultat der uneigennützigen (?) Hilfe des großen (?) russischen Volkes«. (Fra­gezeichen vom Verfasser.) Als Gegenleistung für diese Hilfe verpflichtete sich A. Rimkus im Namen aller im Bildungswesen Tätigen: »Auch in Zukunft wer­den wir alles tun, um die Schüler zu flammenden Patrioten der Heimat (UdSSR-Verf.) zu erziehen« (das soll heißen, Verächter des litauischen Volkes und seiner Kultur — Verf.), »damit die Saat nationaler Ausschließlichkeit, Absonderung und Besonderheit im Gewissen keines der Schüler Platz finde.« Hieran wird deutlich, warum sich der Bildungsminister Sowjetlitauens so freut, daß die Zahl litauischer Schulen zurückgeht, diejenige gemischter Schulen aber ansteigt. Vorher erinnerte derselbe Sprecher an anderer Stelle seiner Rede an einen kürz­lich verabschiedeten Beschluß des ZK-Büros der KP Litauens über den Rus­sischunterricht und erklärte dazu: »Neuauflagen der Schulbücher und sonstige Lehrmittel müssen sicherstellen, daß alle Schüler die russische Sprache bereits in der Mittelstufe gut erlernen.« Nach dieser »Sicherstellung« wird dann, obwohl der Minister dies nicht sagte, eines schönen Tages beschlossen werden, Doppel-sprachigkeit erübrige sich in den gemischten Schulen Litauens. Russisch allein wird dann ausreichen, um »Sowjetpatriotismus, Völkerfreundschaft und prole­tarischen Internationalismus« und deren verhängnisvolle Konsequenzen für Li­tauen noch viel besser zu gewährleisten. Nach dem Motto — Russifizierung des litauischen Volkes ist nur über die Schule möglich!

Im Anschluß an seine Selbstverpflichtung zur »Internationalisierung der Schul­jugend Litauens«, beschäftigte sich A. Rimkus alsdann mit dem ZK-Büro-Beschluß der KP Litauens vom 11. April 1977 »Über die Arbeit der Mittelschule in Pabiržė bei der Einimpfung der wissenschaftlich-atheistischen Weltanschau­ung.« Hierzu erklärte Rimkus: »Nach dem Modell dieses Dokuments ist es un­bedingt notwendig, in jeder Schule ein erfolgversprechendes System atheisti­scher Erziehung einzuführen« (das bisherige System war also noch unvollkom­men!? — Verf.). »Sorgfältig und subtil ist mit denjenigen Schülern zu arbeiten, die sich bisher noch nicht ganz vom Einfluß des Religiösen befreien konnten. Wir müssen einem jeden Schüler dazu verhelfen, sich bereits auf der Schulbank eine feste materialistische Weltanschauung anzueignen, die Schädlichkeit der Religion voll zu erkennen und ein aktiver Atheist zu werden.« Die Eltern in Li­tauen sind also gezwungen, ihre Kinder einem Unterrichts- und Erziehungssy­stem dieser Art auszuliefern!

Warum wählte sich das ZK-Büro der KP Litauens ausgerechnet die Schule von Pabiržė als Opfer aus, warum nicht irgendeine andere Schule in Litauen? Sicher besteht hier ein Zusammenhang mit der Umsiedlung des amtsbehinderten und verbannten Bischofs, Exzellenz Vincentas Sladkevičius, der sehr bald von sei­nem bisherigen Verbannungsort — Nemunėlio Radviliškis — nach Pabiržė »umquartiert« wurde.

2. Verstärkte Verfolgung religiöser Kinder

Wenn einer meint, die atheistische Staatsmacht habe den Gläubigen gewisse Konzessionen gemacht, so irrt er sich. Noch viele und schwere Heimsuchungen harren der gläubigen Christen Litauens. Dies ergibt sich nicht nur aus der oben zitierten Rede des Bildungsministers, sondern auch aus nachstehend wiederge­gebenen Partei- und Staatsdokumenten, die bisher nur in Kreisen der Bildungs­bürokratie bekannt waren:

Bildungsministerium der Litauischen SSR Beschluß des Kollegiums Nr. 89 Vilnius, 27. Mai 1977

Das Kollegium des Bildungsministeriums der Litauischen SSR beschließt:

1.   Bestätigung der Maßnahmen des Bildungsministeriums der Litauischen SSR zur Verbesserung der atheistischen Schülererziehung, in Durchführung des ZK-Büro-Beschlusses der KP Litauens vom 11. April 1977 »Über die Arbeit der Mittelschule Pabiržė bei der Einimpfung der Schülerschaft zur wissenschaftlich­atheistischen Weltanschauung«.

2.   Verpflichtung aller Hauptverwaltungen, Abteilungen und sonstiger dem Bil­dungsministerium unterstehender Ämter sowie der Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte, zur

a) Gewährleistung der termingerechten Anwendung der vorgesehenen Maßnah­men,

b) Verstärkung der atheistischen Erziehung in allgemeinbildenden Schulen, den außerschulischen und vorschulischen Kinderanstalten.

 

Vorsitzender des Kollegiums A. Rimkus, Bildungsminister

 

Maßnahmen des Bildungsministeriums der Litauischen SSR zwecks Verbesse­rung der atheistischen Schülererziehung in Durchführung des ZK-Büro-Be­schlusses der KP Litauens »Über die Arbeit der Mittelschule Pabiržė bei Erzie­hung der Schüler zur materialistischen Weltanschauung«.

1. Konsequente und zielstrebige Durchführung der Beschlüsse des XXV. Parteitages der KPdSU und des XVII. Parteitages der KP Litauens auf dem Gebiet des Volksbildungswesens.

Verbesserung der atheistischen Schülererziehung bei Vervollkommnung der Formen und Methoden wissenschaftlich-atheistischer Propaganda, in getreuli­cher Befolgung des III. ZK-Plenum-Beschlusses der KP Litauens und des ZK-Büro-Beschlusses »Über die Arbeit der Mittelschule Pabiržė bei Einimpfung der Schüler mit wissenschaftlich-atheistischer Weltanschauung«.

2.   Es ist zu erreichen, daß der gesamte Unterricht und der Gesamtprozeß au­ßerschulischer Tätigkeit eingesetzt wird zur Formierung der materialistischen Weltanschauung und atheistischen Erziehung der Schüler, die beim Abschluß der Mittelschule kämpferische Atheisten sein müssen.

3.   Erforschung des Systems und der Methodik atheistischer Erziehung einzel­ner Pädagogenkollektive, sachliche sowie methodische Hilfeleistung an die­selben.

Dauernd (gültig für) — Hauptverwaltung Schulwesen, Abteilungen außerschu­lische und vorschulische Arbeit, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

4. Systematische Analyse der Fragen atheistischer Schülererziehung in Zusammenkünften der Lehrerschaft, Schulleiter und Volksbildungsräte.

Dauernd (gültig für) — Hauptverwaltung Schulwesen, Abteilungen außerschu­lische und vorschulische Arbeit, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

5. Gewähr dafür, daß sich Schüler in der Unterrichtsstunde als der Grundform von Lehre und Erziehung, ein Kompaktwissen solider wissenschaftlich-atheisti-scher Tatsachen, ein materialistisches Verständnis der Gesetzmäßigkeiten der

Entwicklung in Natur und Gesellschaft aneignen. Zusammenhänge zwischen den Einzelfächern sind zu verstärken, das Prinzip wechselseitiger Übernahme anzuwenden. In jeder Unterrichtsstunde muß die prinzipiell atheistische Posi­tion des Lehrers deutlich werden. Förderungswürdig sind Fähigkeiten der Schü­ler zur selbständigen Vertiefung des Wissens, Orientierungshilfen innerhalb des Angebots wissenschaftlicher und politischer Informationen.

 Dauernd (gültig für) — Hauptverwaltung Schulwesen, Abteilungen außerschu­lische und vorschulische Arbeit, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

6. Überprüfung der Arbeit einer allgemeinbildenden Schule in einer Stadt und einem Rayon bezüglich der Durchführung des ZK-Büro-Beschlusses der KP Litauens »Über die Arbeit der Mittelschule Pabiržė bei Einimpfung der Schüler mit wissenschaftlich-atheistischer Weltanschauung«.

1978 — Hauptabteilung Schulwesen, Abteilung außerschulische und vorschuli­sche Arbeit.

7. Nachprüfung über Verwendung mathematisch-naturwissenschaftlichen und humanistischen Fachwissens und damit verbundener Veranstaltungen außer-halb des Unterrichts für die Heranbildung einer wissenschaftlich-materialisti-schen Weltanschauung und atheistischen Erziehung der Schüler.

1978 — Dauernd (gültig für) — Hauptverwaltung Schulwesen, Abteilungen au­ßerschulische und vorschulische Arbeit, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

8. Überprüfung der Bestände und der Propagierung atheistischer Literatur in Bibliotheken allgemeinbildender Schulen — in jeweils zwei Städten und zwei Rayons.

1978—1979 — Dauernd (gültig für) — Hauptverwaltung Schulwesen, Abteilun­gen außerschulische und vorschulische Arbeit, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

9. Verbesserung des Systems atheistischer Erziehung in Pädagogenkollektiven der allgemeinbildenden und vorschulischen Anstalten — zwecks permanenter Einflußnahme auf die Jugend durch Zusammenfassung verschiedener Unter- richts- und Arbeitsformen bzw. Richtungen in und außerhalb des Lehrbereichs zwecks Förderung der atheistischen Überzeugungen der Schüler, Entwicklung der besten moralischen Eigenschaften des Sowjetmenschen, seiner Widerstands-fähigkeit gegen die bürgerliche Ideologie und den Einfluß der Religion.

Dauernd (gültig für) — Hauptverwaltung Schulwesen, Abteilung außerschuli­sche und vorschulische Arbeit außerhalb der Klasse, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

10. Systematische Kontrolle der Arbeit allgemeinbildender und außerschulischer Anstalten, der Tätigkeit außerhalb von Schule und Unterricht. — Analyse des Erfolges organisierter Veranstaltungen und deren Einfluß auf die atheistische Erziehung der Schülerschaft.

Dauernd — Abteilung außerschulische und außerunterrichtliche Arbeit, außer­schulische Kinderanstalten der Republik, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

11. Bei der Arbeit außerhalb des Unterrichts ist die materialistische Weltanschauung, ausgehend vom fachlichen Stoff, zielstrebig einzuimpfen. Jede schulische Arbeitsgemeinschaft, besonders der Atheistenzirkel, hat wissenschaftlich- atheistische Kenntnisse zu propagieren, die reaktionäre Rolle der Religion in der Entwicklungsgeschichte der Wissenschaften zu demaskieren, die Verdienste des materialistischen Weltbegriffs um den gesellschaftlichen Fortschritt hervorzuheben.

Dauernd — Abteilung für Arbeit außerhalb der Schule und des Unterrichts, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

12. Sorgfältige Arbeit der allgemeinbildenden Schulen mit den Eltern der Schü-ler ist anzustreben. Systematische Erforschung der Familien und deren Einfluß auf die Erziehung der Kinder ist zu betreiben. Besondere Aufmerksamkeit ge-bührt der individuellen Arbeit mit gläubigen Eltern der Schüler. Pädagogische Fakultäten haben für die Eltern die Probleme der Formierung einer wissenschaftlich-atheistischen Weltanschauung zu erforschen.

Dauernd — Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

13. Verstärkte ideenmäßige politische Zielausrichtung der Schulbücher, Hebung ihres wissenschaftlichen und methodischen Niveaus, Verdeutlichung der wissenschaftlich-atheistischen Akzente des Inhalts als Ausgangspunkt der in jeder Fach-Unterrichtsstunde zu fördernden materialistischen Weltanschauung der Schüler.

1978—1980 — Methodische Lehrabteilung, Pädagogisch-Wissenschaftliches Forschungsinstitut (PMTI).

14. Vorbereitung und Herausgabe pädagogisch-methodischer Schriften athei-stischer Thematik:

D. Poneris, L. Krotova, Mokslinis ateistinis anklėjimas, mokant fizikos

(Wissenschaftlich-atheistische Erziehung im Physikunterricht).

I. Kundrotas, Praregėjimas (Sehendwerden eines Blinden)

A. Čertkovas, V. Komarovas, Pokalbiai apie religiją ir ateizmą (Gespräche über Religion und Atheismus).

I. Zaksas, Kas sakūrė pasaulio tvarką (Wer schuf die Ordnung der Welt?). V. Nečajeva, T. Markovą, Dorovinio auklėjimo vaiku darželyje metodika (Methodik moralischer Erziehung im Kindergarten).

H. Tidikis, Ateistino poveikio metodika (Methodik atheistischer Einflußnah­me).

V. Glaudutis, Iš klasės vadovo darbo patirtis (Erfahrungen eines Klassenleh­rers).

Z. Bajorūnas, Vaikų auklėjimas šeimoje (Kindererziehung in der Familie). A. Urbonas, Mokslas apie žmogų (Die Wissenschaft vom Menschen).

1977—1980 Abteilung Unterrichtsmethodik.

15. Fertigstellung eines Rundschreibens über Methodik atheistischer Schul-erziehung unter gegenwärtigen Bedingungen.

1978           Pädagogisch-Wissenschaftliches Forschungsinstitut (PMTI).

16. Organisieren einer wissenschaftlich-praxisbezogenen Konferenz über Fra-gen der materialistischen Weltanschauung und atheistischen Erziehung der Schuljugend.

1979           Pädagogisch-Wissenschaftliches Forschungsinstitut (PMTI); Institut der Republik für Lehrerfortbildung (RMTI).

17. Berücksichtigung von Berichten zu den Themen marxistisch-leninistische Weltanschauung und atheistische Erziehung bei Zusammenstellung pädagogi-schen Lesestoffs für die Republik.

1978 — (dieselben — Verf.)

18. Kurse zur Erhöhung der Lehrerqualifikation und Seminare für Leiter fach-lich-methodischer Arbeitsgemeinschaften der Republik räumen Fragen der For-mierung einer materialistischen Weltanschauung und Möglichkeiten atheisti-scher Erziehung in einzelnen Unterrichtsfächern größeren Raum ein.

Alljährlich — Institut der Republik für Lehrerfortbildung (RMTI).

19. Organisation eines Seminars über Fragen zur Formierung einer materialistischen Weltanschauung und atheistischen Erziehung für Leiter schulischer Arbeitsgemeinschaften sowie junge Naturwissenschaftler, Chemiker, Physiker und anderer Disziplinen.

Alljährlich — Institut der Republik für Lehrerfortbildung (RMTI).

20. Vorbereitung langfristiger Ausstellungen atheistischer Literatur und Propagierung wissenschaftlich atheistischen Schrifttums in Städten und Rayon-zentren.

1978—1979 — Schulbibliothek der Republik.

21. Auftrag an die Redaktionen der Zeitschriften Tarybinis Mokytojas (Der Sowjetlehrer), Tarybinė Mokykla (Die Sowjetschule), Moksleivis (Der Schüler) und der Publikation Šeima (Die Familie) zur ausführlicheren Behandlung des Themas atheistische Erziehung in Schule und Familie. Publikation eines Zyklus von Artikeln über den Aufbau einer wissenschaftlichen Weltanschauung und Formierung atheistischer Überzeugungen — geeignet für den Unterricht in den Fächern Litauische Literatur, Russische Literatur, Geschichte, Gesellschaftskunde, Biologie, Chemie, Physik und andere Disziplinen. Schilderungen des Arbeitssystems außerhalb des Klassenunterrichts zwecks Förderung einer wissenschaftlich-atheistischen Weltanschauung der Schüler. Erstellung einer theoretisch-methodischen Artikelserie für Pädagogen — zum Thema Formierung der wissenschaftlichen Weltanschauung und atheistischen Überzeugungen bei Jugendlichen.

1977—1980 — Die Redaktionen der Zeitschriften

Tarybinis Mokytojas, Tarybinė Mokykla, Šeima und Moksleivis.

Hauptverwaltung des Schulwesens 3. Entnationalisierungsprogramm für die Schulen

»Plan der Perspektivmaßnahmen zur Verbesserung der zwischenstaatlichen und patriotischen Jugenderziehung in den allgemeinbildenden Schulen und sonsti­gen Bildungsanstalten« — lautet der durch Beschluß Nr. 88 des Kollegiums des Bildungsministeriums der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik vom 27. Mai 1977 sanktionierte Plan zur Entnationalisierung litauischer Schulkinder, den wir nachstehend bis auf wenige unwesentliche Kürzungen wörtlich wieder­geben:

I. Erzieherische Lehrarbeit

1. Wichtigste Aufgabe der allgemeinbildenden Schulen, der vorschulischen und außerschulischen Bildungsanstalten ist die Erziehung der jungen Generation im

Geiste des proletarischen, sozialistischen Internationalismus, des Sowjetpatrio­tismus und des gesamtnationalen Stolzes — im Sinne der Beschlüsse des XXV. Parteitages der KPdSU. Diesem Zweck dient das zielstrebige, einheitlich ausge­wogene patriotische und zwischenstaatliche System der Jugenderziehung, als komplexer Bestandteil dem gemeinsamen ideologischen, politischen, ästheti­schen, moralischen und atheistischen Erziehungsprozeß verbunden.

Dauernd (gültig für) — Ministerielle Hauptverwaltungen und Abteilungen in Republikzuständigkeit, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

2. Die pädagogischen Kollektive der Schulen und anderer Bildungsanstalten sind gehalten, von Lehrmitteln zu erzieherischen Zwecken besseren Gebrauch zu machen. Im Lehrprozeß aller Fächer, besonders derjenigen humanistischen Profils, ist die Erklärung marxistisch-leninistischer Theorie über die Beziehungen zwischen Nationen und Völkern, Erfolge der Nationalitätenpolitik der UdSSR zu verstärken (z. B. Entnationalisierung der Litauer in Weißrußland und anderer Sowjetrepubliken, einschließlich der Maßnahmen, daß die entnationalisierten Bewohner des Gebietes von Vilnius ja nicht etwa wieder zum Litauertum zurückfinden — Verfasser). Besonders wichtig ist dabei die Aufklärung über den Begriff einer in der Geschichte der Menschheit neuartigen national gesichtlosen (Verf.) Gemeinschaft des Sowjetvolkes — bei Hinweis auf die objektiv notwendige Gesetzmäßigkeit des weiteren Internationalisierungsprozesses der Sowjetgesellschaft — zwecks allseitiger Entwicklung aller sozialistischen Völker und Nationalitäten unseres Landes, und ihre graduelle Annäherung (Entnationalisierung d. h. Russifizierung — Verf.).

Dauernd — gültig für Hauptverwaltung Schulwesen, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

3. Verstärkte Anwendung der einzelnen Sachgebiete zur Beförderung atheistischer Erziehung und Formierung einer atheistischen Weltanschauung der Schuljugend, klarere Herausstellung der reaktionären Natur der Religion, der Interessengleichheit zwischen religiöser Weltanschauung und Ausbeuterklassen. Zeitige und tatkräftige Abwehrschläge gegen Ausfälle der reaktionären Geistlichkeit und ihrer Versuche, bürgerlich nationalistische Ideologie innerhalb der Jugend zu verbreiten.

Dauernd (gültig für) — wie oben — Verf.

II. Arbeit außerhalb des Klassenunterrichts und außerhalb des Schulbetriebes

1. Die Arbeit der Bildungsanstalten außerhalb des Klassenunterrichts und des Schulbetriebs soll die internationalistische Natur gegenseitiger Beziehungen un­ter den Schülern praktisch festigen. Diesem Zweck dient die Tätigkeit interna­tionaler Freundschaftsklubs, erweiterte Praktizierung gemeinsamer Veranstal­tungen in Schulen mit unterschiedlicher Unterrichtssprache, Gründung von Produktionsbrigaden und anderer Schülerkollektive aus Schülern verschiedener Nationalität. Aktiver Einbezug solcher Schüler in praktische Tätigkeit, z. B. Vorbereitung des Nationalen Festivals der Jugend und Studenten in Havanna, des Internationalen Kinderfestivals der Sowjetunion, des Wettbewerbs »Planet der Kleinen« in der Republik, und anderes.

Dauernd (gültig für) — Abteilungen für Arbeit außerhalb des Klassenunter­richts und außerhalb des Schulbetriebs, Hauptverwaltung Schulwesen, Volks­bildungsabteilungen der Rayons und Städte.

2. Verstärkte militärisch-patriotische Erziehung der Schülerschaft, Gewährleistung ihrer aktiven Teilnahme an Massenveranstaltungen im Bereich der Landesverteidigung. Weitgehende Praktizierung der Mannesmut-Übungen, der Zusammenkünfte und »Treffen dreier Generationen«, Wettbewerbe im Bereich Bereitschaftsinspektion, Probemärsche »auf den Pfaden revolutionärer, soldatischer und arbeitsproduktiver Ehre«, militärpolitische Spiele vom Typ »Blitz« oder »Jungadler«, Teilnahme am Komsomol- und Jugendstafettenlauf »entlang den Grenzen der Sowjetunion«. Aktivierung der Gesellschaft für Wehrsport und Technik (SDAALR), verstärkte Pflege der Beziehungen zwischen Schülern und den Soldaten der Sowjetarmee, systematische Berufsorientierung der Schüler in Oberklassen, unter Propagierung einer militärischen Berufslaufbahn. Die militärischen Kenntnisse und die Grundausbildung der Schüler müssen gründlich und zuverlässig sein.

Dauernd (gültig für) — Abteilung militärische Grundausbildung, Volksbil­dungsabteilungen der Rayons und Städte.

 

3. Verbesserte Führung und Kontrolle der heimatkundlichen und touristischen Betätigung. Es ist darauf hinzuarbeiten, daß sich die jungen Heimatkundler der Erforschung der Geschichte der revolutionären Arbeiterschaft und deren internationalen Ursprüngen widmen; Verewigung des Angedenkens an Kommunisten, Komsomolzen und ersten Aktivisten der Sowjetmacht, die von bürgerlichen Nationalisten umgebracht wurden; Erforschung der Entstehungsgeschichte der Kolchose, Sowchose und Betriebe, besondere Hervorhebung der internationalistischen Aspekte, ihrer Arbeit und Funktionen. Idealisierung der Vergangenheit, nicht-klassenkämpferische Bewertung von Ereignissen der vorsowjetischen Geschichte hat zu unterbleiben. Umfangreichere Darstellung der sozialen und politischen Errungenschaften Sowjetlitauens und Betonung, daß diese Entwicklung ein Resultat der Einheit, Geschlossenheit und gegenseitigen Hilfestellung aller Sowjetvölker ist.

Dauernd (gültig für) — Abteilungen Arbeit außerhalb des Unterrichts und au­ßerhalb des Schulbetriebs, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

4.   Bei der Arbeit der Körperkultur — Kollektive in allgemeinbildenden Schulen — der Kinder- und Jugendsportschulen ist die Organisierung gemeinsamer Sportveranstaltungen mit Schülern der Bruderrepubliken zu verbessern, ihr zwi­schenstaatlicher Inhalt zu vertiefen . . .

5.   Bei Durchführung internationaler und patriotischer Erziehungsarbeit mit Schülern ist weitgehender Einsatz der Massenmedien zu sichern.

III. Lehrmethodische Arbeit und deren Kontrolle

1.. . . Bei Vorbereitung neuer Schulbücher und sonstiger Lehrmittel ist deren internationaler und patriotischer Inhalt zu verbessern . . .

2. Kursusprogramme zur Erhöhung der Qualifikationen pädagogischer Kader haben Theorie und Praxis der Nationalitätenpolitik der KPdSU als Thema zu berücksichtigen und sich mit Fragen der internationalen und patriotischen Schülererziehung im Lichte der Beschlüsse des XXV. Parteitages der KPdSU zu befassen. Methodische Empfehlungen zum Zweck der Verbreitung guter Erfah­rungen, Seminare und Konferenzen werden den Pädagogen helfen, den fakti­schen Stoff theoretisch in Griff zu bekommen und eine bessere Handhabung in­ternationaler und patriotischer Arbeitsmethoden bewirken.

Dauernd (gültig für) — RMTI, RPR, Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

3. Breitere Erörterung internationaler und patriotischer Schülererziehungsar beit in der Presse, Abdruck von Artikeln über die Nationalitätenpolitik der KPdSU, mit Beispielen aus dem Sowjetleben und sowjetischer Völkerfreundschaft. Verstärkte schöpferische Verbindung zu Redaktionen und pädagogischen Verlagen in Weißrußland, Lettland, der Russischen Föderation (RSFSR) und anderen Unionsrepubliken. Vermehrter Erfahrungsaustausch über internationale Arbeit zwischen Behörden des Bildungswesens.

Dauernd (gültig) — Redaktionen der Zeitschriften Tarybinis Mokytojas, Tary­bine Mokykla, Moksleivis und der Publikation Šeima.

4. Erforschung des Erfahrungsbestandes aus zwischenstaatlicher und patriotischer Arbeit in allgemeinbildenden Schulen und Maßnahmen zur weiteren Verbesserung dieser Arbeit bei erhöhter persönlicher Verantwortung eines jeden Leiters und Pädagogen der betreffenden Lehranstalt für die Qualität der Arbeit.

Ziel sind gesunde moralisch-politische Zustände vor Ort, unter maximaler Rücksichtnahme und Sensibilität gegenüber multinationalen Kollektiven. Diese Frage ist in allen pädagogischen Kollektiven des Volksbildungswesens zu diskutieren; es sind Mittel und Wege zur besseren Planung, Koordinierung und verstärkten Kontrolle der internationalen und patriotischen Arbeit zu finden.

1977—1978 — Volksbildungsabteilungen der Rayons und Städte.

5. Systematische Analyse der Tätigkeit der Volksbildungsabteilungen und Be­hörden des Bildungswesens ist ferner notwendig in bezug auf die Organisation einer internationalen und patriotischen Erziehung der Schuljugend und Kinder im Vorschulalter.

1978—1980 — Hauptverwaltungen und Abteilungen des Ministeriums.

Hauptverwaltung des Schulwesens