Vilnius

Am 17. Juni 1982 waren alle Beschöfe und Verwalter der Diözesen in das Amt des Bevollmächtigten des RfR zusammengerufen. Außer dem Bevoll­mächtigten sprach auch der Stellvertreter des Staatsanwalts der SSR Litauen Barauskas. Er unterstrich, daß strenge Maßnahmen ergriffen werden, damit die Vorschriften für religiöse Vereinigungen eingehalten werden.

Veiviržėnai (Rayon Klaipėda)

Am 25. Juli 1982 wurde hier das Sakrament der Firmung gespendet, unter großer Beteiligung der Gläubigen. Das hat die Gottlosen in Harnisch ge-bracht.In der Nacht vom 27. zum 28. Juli sind sie in die Kirche eingebrochen. Weil die Verbrecher den großen, aus einem Safe angefertigten Tabernakel nicht aufbrechen konnten, zerstörten sie alle seine Verankerungen, rissen den Mittelteil des Hochaltars heraus, warfen den Thron um und trugen den ganzen Tabernakel fort. Pfarrer Juozapas Janauskas ließ Experten aus Klaipėda kommen. Diese stellten fest, daß das Verbrechen von 2 Erwach­senen und einem Kind begangen wurde. Am 1. August fand der Gottesdienst am Seitenaltar statt. Um Sühne zu leisten, sind viele Gläubigen auf den Knien und unter Tränen zum zerstörten Hochaltar gegangen. Feierlicher Sühnegottesdienst — am 22. August.

Laukžemė (Rayon Kretinga)

In der Nacht vom 3. August 1982 sind Bösewichte in die Kirche einge­brochen und haben die Opferstöcke zertrümmert.

Kėdainiai

Am 1. April 1982 schickte der Vikar der Kirche von Kėdainiai, Kęstutis Daknevičius, eine Erklärung an den Sekretär des ZK der KP Litauens, P. Griškevičius, wegen Verfolgung der gläubigen Jugend.

Am 15. April ist in dieser Angelegenheit ein Vertreter des ZK nach Kėdainiai gekommen. Hochw. K. Daknevčius wurde zum Exekutivkomitee vorgeladen. An dem Gespräch nahmen der Stellvertreter des Vorsitzenden des Exekutiv­komitees Rayon Kėdainiai, A. Juškevičius, und der Stellvertreter des Staats­anwaltes teil. Es fing mit einem Verhör an: »Sie haben wohl eine direkte Verbindung mit dem Vatikan? Warum beklagen sie sich über »schwere Lage<? — fragten die Angekommenen aus. Der Priester erklärte, daß er keine direkte Verbindung mit dem Vatikan habe, die Lage aber wirklich schwer sei, denn in der Schule werden gläubige Schüler verfolgt. Zum Schluß des Gesprächs bekräftigte der Vertreter aus Vilnius dem Priester, daß es verboten sei, Kinder in Religionswahrheiten zu unterweisen. Man darf die Kinder nur während der Beichte im Beichtstuhl examinieren.

Am 3. Mai teilte der Stellvertreter des Vorsitzenden des Exekutivkomitees Rayon Kėdainiai telefonisch mit, daß es auf die Erklärung des Priesters Kęstutis Daknevičius vom 1. April keine schriftliche Erklärung geben wird.

Am 4. Juni wurde Hochw. K. Daknevičius wieder zur Staatsanwaltschaft vorgeladen. Die vorgelegte Verwarnung unterschrieb der Priester nicht.

 

Girdžiai (Rayon Jurbarkas)

Am 9. Juli 1982 schickte die Sekretärin des Exekutivkomitees der Gemeinde Girdžiai, Rayon Jurbarkas, B. Bileckienė, an den Pfarrer von Girdžiai, Viktoras Šauklys, folgendes Schreiben:

Dem Gen. Šauklys, Viktoras

Das Exekutivkomitee des Deputiertenrates des Volkes der Gemeinde Girdžiai verwarnt Sie wiederholt, daß beim Vollzug von religiösen Zeremonien keine Kinder hinzugezogen werden dürfen.

Rokiškis

Im Dezember 1981 haben die Sicherheitsbeamten bei dem Sakristan der Kirche von Rokiskis Vytautas Sablinskas eine Durchsuchung durchgeführt, ohne einen Durchsuchungsbefehl. Es wurden alle Tonbänder mitgenommen, in denen die Predigten der Priester Alfonsas Svarinskas, Sigitas Tamkevicius und J. Kauneckas aufgezeichnet waren. Die Tschekisten haben dem Sablins­kas gedroht, er soll sich ja nicht mehr unterstehen, Predigten von diesen Priestern aufzuzeichnen.

Šaukėniai (Rayon Kelmė)

Am 27. Juli 1982 versuchte Jonas Stakutis in der Rayonzeitung von Kelmė »Komunistinis zodis« / Das kommunistische Wort / die inszenierte gottlose Beerdigung des Petras Liesis zu rechtfertigen, bei der die Lehrerin Rakaus­kienė durch ihre frechen Zwischenrufe die Predigt des Priesters Antanas Liesis auf dem Friedhof stark behindert hat.

Die Zeitung lügt mit ihrer Behauptung, daß »niemand und niemals gesehen hat, daß die Liesiai je den Weg zur Kirche gefunden hätten«. Das ist nicht wahr! Die Leute von Šaukėnai wissen, daß Familie Liesis die Kirche besucht hat, und daß der Verstorbene vor seinem Tod in der Kirche gewesen ist und die hl. Kommunion empfangen hat.

Pilviškiai (Rayon Vilkaviškis)

Am 25. Juni 1982 starb in Pilviškiai die körperbehinderte Bettlerin Ka­stancija Šeškevičiūtė. Die (pensionierte) Lehrerin Širvinskienė wandte sich an den Gemeindevorsteher von Pilviškiai, Žibutis, mit der Bitte um Sarg und Hilfe zum Ausschachten des Grabes. Der Vorsteher fragte: »Wie wollt ihr beerdigen: mit oder ohne Kirche?« Als man erklärt hat, daß die Verstorbene mit kirchlichen Zeremonien beigesetzt wird, verweigerte der Vorsteher Ži­butis ganz entschieden bei der Beerdigung jede Hilfe.

Kastancija Šeškevičiūtė wurde mit kirchlichen Zeremonien beigesetzt. Für den Sarg, Ausschachtung des Grabes, Überführung u. a. haben die Pfarr­kinder von Pilviškiai Sorge getragen.

Aukštelkė (Rayon Šiauliai)

Ona Stankienė, wohnhaft in Vilnius, R. Armijos 36-4, wandte sich an den Bevollmächtigten des RfR P. Anilionis und bat ihn um Erlaubnis, für ihre Schwester, die schon das zweite Jahr im Alteninternat Aukštelkė liegt, einen Priester bringen zu dürfen. Nachdem der Bevollmächtigte des RfR erklärte, daß man den Priester bringen dürfe, wenn die alten Leute selbst darum bitten, wandte sich O. Stankienė am 21. Mai 1982 an den Direktor des Alteninternats Aukštelkė, der einverstanden war, den Priester in die Leichenhalle hereinzulassen. Über den Besuch eines Priesters im Internat haben auch andere alten Leute erfahren und flehten mit Tränen in den Augen, auch zu ihnen den Priester zu bringen. O. Stankienė stellte eine Liste der alten Leute zusammen, die einen Priester wünschten, mit ihren Unter­schriften und Nummern der Stationen, wo sie liegen.

Als O. Stankienė, Misiūnaitė aus Šiauliai und Nobičienė aus Vilnius die Leichenhalle zum Empfang des Priesters vorbereitet haben, erschien der Direktor und hat sie aus dem Raum vertrieben. Als die Frauen wissen wollten, was passiert sei, fing der Direktor an, mit der Miliz zu drohen und zu schreiben, daß er den Priester nur für die kranke V. Markevičiūtė zu bringen erlaubt hätte.

Die Frauen wandten sich an den Stellverteter des Vorsitzenden des Exekutiv­komitees Rayon Šiauliai Caparas. Der Stellvertreter erklärte, daß der Priester im Internat nur diejenigen mit den Sakramenten versehen dürfe, die am Sterben sind oder krank. Außerdem hat er versprochen, daß im Laufe einer Woche alle die die Sakramente empfangen wollen, versehen werden. Aber es sind schon drei Wochen vergangen, und niemand erlaubt, für die alten Leute einen Priester zu holen, die es wünschen.

Kaunas

Am 11. Juni 1982 machten die Mitarbeiter des KGB bei der Bürgerin von Kaunas, Teresė Kurtinaitytė, wohnhaft TSRS 50-cio Str. Nr. 1.6—92, eine Hausdurchsuchung. An der Durchsuchung waren 5 Tschekisten und zwei Frauen beteiligt. Im Hausdurchsuchungsbefehl war eingetragen, daß die Durchsuchung im Zusammenhang mit der Vervielfältigung der »Chronik d. LKK« durchgeführt wird. Die Tschekisten waren sehr enttäuscht, da sie bei der Durchsuchung nichts gefunden haben. Sie nahmen nur die Schreib­maschine und ein religiöses Buch mit. Beim Weggehen ließen sie nicht einmal ein Durchsuchungsprotokoll zurück.

Am 28. Juli 1982 teilte man während eines Verhörs der Teresė Kur-tinaitytė mit, daß die Schreibmaschine bald zurückgegeben wird, sobald die Prozeßakte der »Chronik d. LKK« abgeschlossen ist.

Vilnius

Im Mai verbreitete sich in Vilnius die traurige Nachricht, daß der Vikar der St. Nikolauskirche, Hochw. Ričardas Černiauskas, versetzt wird. Seitdem dieser Priester in der St. Nikolauskirche tätig war, kamen so viele Gläubige, um seine Predigten zu hören, daß viele sogar bei schlechtem Wetter draußen stehen mußten. Besonders beliebt war Hochw. Ričardas Černiauskas bei der Jugend von Vilnius, deshalb ist es nicht erstaunlich, daß er den Kirchen­feinden mißfiel. Als die Nachricht über die Versetzung von Hochw. R. Černiauskas sich verbreitet hat, setzte bei dem Verwalter der Erzdiözese Vilnius Hochw. Algirdas Gutauskas ein Strom von Menschendelegationen ein. Alle waren vom Schicksal dieses eifrigen Priesters betroffen. Auf wessen Initiative wird er als Vikar in die Pfarrei Marcinkonys versetzt, die mitten in Waldungen liegt, wo sonntags kaum zwanzig ältere Leute zum Gottes­dienst kommen? Als es klar wurde, daß diese Versetzung vom Rat für Re­ligionsangelegenheiten inspiriert ist, hat Hochw. R. Černiauskas sich gewei­gert, sie anzunehmen und informierte darüber die Gläubigen. An die zwei­tausend Gläubige aus Vilnius wandten sich an den Apostolischen Admini­strator der Erzdiözese Vilnius, den verbannten Bischof Julijonas Stepona­vičius, und baten ihn, sich einzumischen, damit Priester R. Černiauskas nicht nach Marcinkonys beordert wird, sondern in Vilnius bleibt. In ihrer Erklärung schreiben die Bürger von Vilnius: »Die Gläubigen kennen nur ein >Vergehen< von ihm — er ist ein eifriger Priester. Wie ist es zu ver­stehen, daß moralisch kompromittierte Priester in großen Stadtpfarreien oder sogar in der Kurie arbeiten, und fromme Priester von der Jugend und größeren Zentren isoliert werden?«