Šiauliai

Am 30. März fand im Saal des Rayonexekutivkomitees von Šiauliai für die Mitglieder der Zwanziger der religiösen Gemeinschaften ein Seminar statt. Das Seminar führte der Stellvertreter des Bevollmächtigten des Rates für Religionsangelegenheiten P. Raslanas durch. Er versuchte zu erklären, daß in Litauen vollkommene Glaubensfreiheit herrsche und daß jedes Jahr viel religiöse Literatur herausgegeben werde. Schlecht sei nur, daß manche Prie­ster die sowjetische Ordnung verleumdeten und sich dabei hinter dem Glau­ben versteckten. Als Hauptverleumder nannte P. Raslanas den Priester Alf. Svarinskas und zitierte einige Auszüge aus seinen Predigten. Er ärgerte sich, daß von den Kirchen Unterschriften für Priester Alf. Svarinskas gesammelt werden. Der Stellvertreter des Bevollmächtigten des RfR nannte eine Reihe seiner Überzeugung nach schlechte, extremistisch gesinnte Priester: Priester R. Černiauskas, Priester J. Kauneckas, Priester S. Tamkevičius und andere. P. Raslanas versuchte zu überzeugen, daß sogar das II. Vatikanische Konzil festgelegt habe, daß die weltliche Regierung entsprechende Maßnahmen gegen jene Priester ergreifen müsse, die der weltlichen Regierung nicht ge­horchten. Deswegen brauche man sich, seinen Worten nach, nicht zu wun­dern, daß man gegen Priester Alf. Svarinskas einen Strafprozeß eröffnet habe.

Nach dem Vortrag wurden Fragen eingereicht.

—        »Und wo kann man die von Ihnen herausgegebene religiöse Literatur bekommen? Es stimmt, wir haben in den Sendungen des Fernsehens die Umschläge der schon genannten Veröffentlichungen gesehen, aber damit war auch alles zu Ende. Einen großen Teil der Veröffentlichungen haben die Atheisten genommen, uns aber, den Gläubigen, sind nur die Krümel ge­blieben. «

Raslanas zeigte mit erhobener Hand zwei Gebetbücher und verteidigte sich:

—        »Ich habe nur zwei mitgenommen. Wegen der religiösen Literatur kön­nen Sie sich an den Priester Aliulis wenden.«

Auf die Frage, warum in der St. Peter und Paul-Kirche zu Šiauliai die Glok-ken nur vier Mal im Jahr läuten dürfen, stellte die Vorsitzende des Exekutiv­komitees Z. Garlickienė fest, früher hätten die Leute keine Uhren gehabt, und deswegen sei es nötig gewesen, sie mit Hilfe der Glocken in die Kirche einzuladen, jetzt aber habe jeder eine Uhr.

—        »Warum wird der Bischof J. Steponavičius schon beinahe seit einem Viertel-Jahrhundert in der Verbannung gehalten? Warum wird ihm nicht erlaubt, das Amt des Bischofs der Diözese Vilnius auszuüben, denn Vilnius hat doch keinen Bischof?«

- »Ihm ist eine andere Diözese gegeben worden, er war aber damit nicht einverstanden. Wir werden mit ihm nicht mehr verhandeln« — erklärte Raslanas.

- »Warum dürfen wir auf dem hinter Šiauliai liegenden »Berg der Kreuze« keine Kreuze frei aufstellen?«

- »Dort gibt es schon sowieso viel zu viele, vielleicht zehn- oder zwanzig­tausend Kreuze« — antwortete Raslanas.

Šakiai

Am 5. April 1983 waren die Zwanziger der Pfarreien des Rayons Šakiai in den Saal des Rayonexekutivkomitees von Šakiai eingeladen. Der Bevoll­mächtigte des RfR, Petras Anilionis, hielt ihnen als den Vertretern der religiösen Gemeinschaften einen Vortrag über das Verhältnis der religiösen Gemeinschaften zum Staat. Der Bevollmächtigte bemühte sich, sie zu über­zeugen, daß die Gläubigen genau so gleichberechtigt seien wie die Atheisten. Er klagte, daß die »extremistischen« Priester den Staat hinderten, vollkom­men für die Gläubigen zu sorgen. »Hier ein Beispiel: Bei der Vorbereitung der Herausgabe eines Journals religiösen Inhalts für die Gläubigen waren beinahe schon alle Formalitäten abgeschlossen, auch die Bischöfe und Ordinarien waren damit einverstanden, aber einige »Extremisten«-Priester führten eine derartige Gegenagitation durch, daß auch die Bischöfe mit der Begründung verzichteten, daß der Staat das Journal zensurieren werde. Natürlich möchten sie gerne die sowjetische Ordnung verleumden, aber unsere Verfassung verbietet das allen, also auch den Priestern« — erklärte P. Anilionis.

Der Bevollmächtigte gab sich Mühe, die Versammelten zu überzeugen, daß die sogenannten Zwanziger in den Pfarreien die Ordnung aufrecht erhalten müßten; die Priester seien nur von den Komitees angestellte Kultusdiener, die lediglich die kultischen Pflichten zu erfüllen hätten, sonst aber über keine anderen Rechte und Pflichten verfügten. »Es ist ihnen nicht erlaubt, die Glaubenswahrheiten zu lehren und die Kinder über Gott aufzuklären, weil die Schule von der Kirche getrennt ist. Dafür können sie bestraft wer­den. Die Kinder haben kein Recht, während der Messe zu dienen, an den Prozessionen teilzunehmen oder im Kirchenchor zu singen« — sprach P. Ani­lionis.

Weiter folgten die Fragen:

— »Wenn nach den sowjetischen Gesetzen niemand ohne Gerichtsurteil be­straft werden darf, warum sind dann zwei Bischöfe, der Bischof J. Stepona­vičius und der Bischof V. Sladkevičius schon so lange ohne Gerichtsurteil bestraft und aus ihren Diözesen verbannt gewesen?« — Dem Redner miß­fielen solche Fragen und deswegen entgegnete er scharf und erbost:

- »Ihr blast alle in dasselbe Horn der Extremisten! Wenn ihr es unbedingt wissen wollt, dann sage ich euch, was für ein Bischof der Sladkevičius ist

- das ist überhaupt kein Bischof. Sie haben ihn in der Küche des Pfarr­hauses zu Birštonas zum Bischof gemacht. Außerdem war er sehr anti­sowjetisch gesinnt; deswegen lebte er auch in Pabiržė. Bischof Steponavičius ist ein noch größerer Extremist und zeigt bislang keinerlei Zeichen, daß er seine Einstellung zu ändern geneigt wäre. Deswegen braucht er an eine Diözese gar nicht zu denken.

Auf die Frage, warum die Priester die Kinder nicht die Glaubenswahrheiten lehren dürfen, antwortete P. Anilionis, daß das Lehren nicht ihre Angelegen­heit sei, dazu seien die Lehrer da; da die Schule von der Kirche getrennt sei, dürften nur die Eltern ihre Kinder lehren, aber nicht die Priester oder die Klosterfrauen.

- »Der >Kalender der Katholiken< wird alljährlich herausgegeben, warum bekommen wir ihn dann nicht, warum ist er nur für die Priester bestimmt? Er heißt doch >Kalender der Katholiken< und nicht >Kalender der Priesten. Wir haben also das Recht, ihn zu bekommen!« — erkundigten sich die Leute.

- »Ihr braucht ihn nicht. Da gibt es nichts, was Ihr lesen könnt. Wann Weihnachten oder Ostern ist, wißt Ihr auch so« — stellte Anilionis fest.

Skuodas

Bronė Navickaitė, wohnhaft in Skuodas, Aušros g. Nr. 2-4, wurde am 1. Fe­bruar 1983 aus ihrer Arbeit entlassen, weil sie als Kassiererin des Kirchen­komitees gearbeitet hatte (siehe »Chronik« Nr. 57). Die Bildungsabteilung bat sie zuerst, sie möge selber eine Erklärung einreichen, daß sie freiwillig aus der Arbeit ausscheide. Als Navickaitė sich aber widersetzte, wurde sie wegen der »Kürzung des Etats« entlassen. B. Navickaitė hatte schon über 20 Jahre in der Buchführung gearbeitet und niemals Beanstandungen ge­habt.

Bei der Entlassung aus der Arbeit wurde ihr angeboten, als Reinemachefrau bei der gleichen Arbeitsstelle zu bleiben.

Dann begann B. Navickaitė bei den sowjetischen Behörden nach ihrem Recht zu suchen: sie wandte sich an das Volksgericht des Rayons Skuodas, wurde aber abgewiesen. Dann schrieb sie an das Bildungsministerium. Von dort teilte ihr der Stellvertreter des Ministers, A. Bubnys am 3. März mit dem Schreiben Nr. 09-N-42 mit, daß sie »aus der Arbeit berechtigt entlassen ist« und daß »kein Grund bestehe, sie in ihre frühere Arbeit wieder einzu­stellen.«

Am 4. April 1983 schrieb B. Navickaitė der Redaktion der »Tiesa« (»Die Wahrheit«) eine fünfseitige ausführliche Schilderung des Verlaufs der Er­eignisse, aus der hervorging, wie sie andauernd wegen ihrer religiösen Überzeugungen diskriminiert wurde (in der Reihe der Wohnungssuchenden zurückversetzt und ähnliches). Die Verfasserin schrieb: »Eigenartig klang auch die Bitte des Leiters, niemandem irgendetwas davon zu sagen. Wenn alles ordnungsgemäß gemacht wird, wozu dann eine derartige Bitte, eine derartige Aufforderung? Ist es aber nicht ordnungsgemäß, warum soll ich dann schweigen?« Auf diesen Brief antwortete die Redaktion der »Tiesa« sehr kurz: daß die dafür zuständigen Organisationen in Kenntnis gesetzt worden seien.

Am 26. April wurde B. Navickaitė in das Exekutivkomitee vorgeladen, wo der II. Sekretär der Partei J. Zalepūga und der Sicherheitsbeamte des Rayons Skuodas, A. Pocevičius, auf sie warteten. Zalepūga machte klar, daß es un­zweckmäßig sei, auf den Brief einzugehen, es genüge, sich nur mit der Ver­fasserin zu unterhalten. Sowohl Pocevičius als auch Zalepūga behaupteten vor Navickaitė, daß die Gläubigen nicht verfolgt werden; sie gaben schließ­lich aber zu, daß es ihnen doch nicht ganz gleichgültig sei, welche Mitarbeiter bei einer Behörde beschäftigt sind. Der Sicherheitsbeamte sagte, er habe einen anonymen Brief bekommen, in dem mitgeteilt werde, daß B. Na­vickaitė die Kinder katechisiere. Der Tschekist ermahnte B. Navickaitė, daß über ihre Verfolgung die »Chronik« und Radio Vatikan nichts erfahren dürften, denn andernfalls werde sie viel erleiden müssen.

Lazdijai

Am 11. April 1983 wurde Romas Žibūda in das Krankenhaus von Lazdijai eingeliefert. Kaum war er in seinem Krankenzimmer, wurde Romas schon in das Ärztezimmer gerufen. Zu seinem größten Erstaunen war im Ärzte­zimmer kein Arzt, sondern der Sicherheitsbeamte aus Lazdijai, A. Gylys. Gylys begann gleich zu schreien: »Wann hörst du endlich auf, Kreuze auf­zustellen?« Als Romas sagte, er habe keine Kreuze aufgestellt, begann der Sicherheitsbeamte ihn auszufragen: »Du weißt, wer sie aufstellt und du bist verpflichtet, uns zu helfen und es uns zu sagen, denn wir helfen dir doch auch öfters. Wer weiß, wie es sonst um dich stünde.« Romas unterbrach das Gespräch und entgegnete ihm: »Ich habe Sie niemals um Ihre Hilfe gebeten und bitte auch diesmal nicht darum.«

A. Gylys machte ihm Vorwürfe, weil er alles über die letzte Unterhaltung ausgeplaudert habe. Darauf sagte 2ibüda: »Ich habe über die letzte Unter­haltung allen erzählt, ich werde auch über diese erzählen.« Dann schrie der Sicherheitsbeamte ihn an: »Du bist wahrhaftig ein Winkelheini und verstehst gar nichts!«

Als er endlich nichts erreichte, drohte er ihm noch, daß es bei der Armee für Romas nicht auszuhalten sein werde und daß sein ganzes Schicksal allein von seinem Benehmen abhänge.

Kapčiamiestis (Rayon Lazdijai)

Am 3. April 1983 fuhren der Kolchos-Vorsitzende Vytautas Jarašius und der Agronom Mindaugas Garbinčius bei Familie Sakavičius vor. Sie nah­men Viktoras Sakavičius mit in den Hof hinaus zu einem Gespräch. Sie sagten zu ihm, daß er das vor Ostern errichtete Kreuz in der Nacht entweder auf dem Kirchhof aufstellen oder anderswo unterbringen solle: »Wir wissen«, sagte V. Jarašius, »daß Sie und die Familie Žibūda es errichtet haben. Wenn die Kinder das weiter treiben, werden sie keine Priester werden.«

»Ich habe das Kreuz nicht errichtet, ich werde es auch nicht abreißen«, — erwiderte fest entschlossen Sakavičius.

*

Am 28. April 1983 machte der Stellvertreter des Rayons Lazdijai, L. Va­nagas, den Priester der Pfarrei Kapčiamiestis, Ignas Plioraitis, mit folgender Verwarnung bekannt: »Ich, Vanagas Liudas, Stellvertreter des Vorsitzenden des Rayonexekutivkomitees von Lazdijai, verwarne hiermit den Pfarrer von Kapčiamiestris, Priester Ig. Plioraitis:

1.     Sie erlauben den minderjährigen Kindern, während der religiösen An­dachten zu ministrieren (er nannte eine Reihe Ministranten).

2.     Sie ziehen die Jugend in die politische Aktion der Religion außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereichs heran:

3.     Sie schickten gemeinsam mit der Jugend die Ostergrüße an den verhaf­teten Lehrer A. Grigas;

4.     Sie organisierten die Jugend, um den verhafteten Lehrer A. Grigas zu besuchen;

5.     Sie haben sich mit der Jugend im Dorf Karaivonys, nicht weit von Kapčiamiestis, neben einem gerade abgerissenen Kreuz fotografieren lassen;

6.     Sie haben die halbwüchsigen Jugendlichen organisiert und motiviert, wegen des Abreißens der Kreuze und wegen der Festnahme des Priesters Alf. Svarinskas Unterschriften zu sammeln.

Ihnen ist sehr gut das Gesetz bekannt, daß die Kirche von der Schule ge­trennt ist. Sie haben nicht das Recht, die Jugend zusammenzuscharen und zu organisieren. Ihr Platz ist in der Kirche, und dort haben Sie zu beten!

3.     Schon seit Jahren teilen Sie uns nicht mit, wann in Kapčiamiestis Ablaß­feiern stattfinden und welche Priester daran teilnehmen werden.

4.     Sie mischen sich in die Angelegenheiten des Pfarrkomitees. Sie haben uns z. B. nur ein Exemplar des Protokolls der Wahlen des Pfarrkomitees zukommen lassen, wir benötigen aber drei. Unterzeichnet hat dort »Der Zwanziger der Pfarrei«. Warum nennen Sie die Namen des Zwanzigers nicht? Warum verheimlichen Sie diese?

Der Priester Plioraitis verlangte eine Abschrift der Verwarnung, bekam sie aber nicht. Im Namen der Religionsfreiheit weigerte er sich grundsätzlich, die Verwarnung zu unterschreiben.

Užuguostis (Rayon Prienai)

Am 24. April 1983 hängte die Ortsverwaltung von Lelionys Bekanntma­chungen aus, in denen verkündet wurde, daß am 1. Mai im Kulturhaus zu Užuguostis das Exekutivkomitee und die Revisionskommission der Kirchen­gemeinde von Užuguostis gewählt werde. Eine solche Bekanntmachung wurde auch an den Zaun des Kirchhofs geklebt.

Der Pfarrer der Pfarrei Užuguostis, Priester Z. Navickas, erklärte am Sonn­tag, dem 24. April, den Leuten, daß bereits ein Komitee der Gläubigen und eine Revisionskommission der Pfarrei Užuguostis bestehe, und daß es nicht nötig ist, neu zu wählen.

Diese Idee der Ortsverwaltung von Lelionys sei ungesetzlich, weil der Staat von der Kirche getrennt ist. Der Pfarrer riet den Gläubigen, an dieser Ver­sammlung nicht teilzunehmen. Zu der für den 1. Mai angekündigten Ver­sammlung ging niemand von den Gläubigen hin.

Am 13. Mai wurden die Leute aus der Arbeit zu einer Versammlung im Kulturhaus von Užuguostis zusammengetrieben. Auch die Schüler der oberen Klassen wurden gezwungen, daran teilzunehmen. Die Versammlung führten die Ortsvorsitzende Kurminienė und der Brigadier des Kolchos, Urbonavičius. Zu der Versammlung waren Vertreter aus Prienai und aus Vilnius gekommen. Ein fremder Redner verleumdete die Priester und ver­suchte den Leuten zu beweisen, daß der Priester Alf. Svarinskas rechtmäßig verurteilt sei. Auch der Pfarrer von Užuguostis, Priester Z. Navickas, wurde verschiedenartig verleumdet.

Am Ende der Versammlung verkündete die Ortsvorsitzende von Lelionys, Kurminienė, den Leuten, daß man ein Komitee der Pfarrgemeinschaft wählen muß. Manchen Leuten gelang es, aus dem Kulturhaus davonzulaufen. Man­che versuchten, der Vorsitzenden klarzumachen, daß es schon ein Komitee gäbe. Der Brigadier befahl den Leuten zu schweigen. Die Ortsvorsitzende las die Namen der Kandidaten für das Pfarrkomitee vor und befahl den Leuten, für sie ihre Stimmen zu geben. Auf diese Art wurde trotzdem ein neues Pfarrkomitee und eine Revisionskommission gewählt. Den Neuge­wählten wurde befohlen, zu unterschreiben. Die Mitglieder des neuen Ko­mitees sagten dem Pfarrer, daß diese Wahlen gegen ihren eigenen Willen durchgeführt worden seien und daß sie nicht Mitglieder des Komitees sein wollten, die von den Atheisten gewählt wurden. Sie gaben aber zu, daß sie eine furchtbare Angst vor der Verwaltung und besonders vor dem Brigadier des Kolchoses, Urbonavičius, hätten, denn der hätte die Macht, ihnen das Heu zu entziehen wie auch das Pferd, um das Fleckchen Land, das sie noch bewirtschaften, zu bearbeiten. Es kommt die Frage auf: Wozu hat die Ver­waltung ein neues Pfarrkomitee gebraucht? Ein Teil der Pfarrei Užuguostis gehört zum Rayon Kaišiadorys, der andere Teil zum Rayon Prienai. In das neue Komitee wurden extra die Gläubigen gewählt, die im Rayon Prienai wohnen und die zu dem Kolchos Vyšniūnai gehören. Die Kolchosleitung von Vyšniūnai, der Vorsitzende P. Aleknavičius und der Brigadier von Užuguostis, A. Urbonavičius, zeichnen sich durch ihre Brutalität aus.

Die atheistischen Beamten wollen mit Erpressung und Drohungen die Gläu­bigen dazu zwingen, ihnen als Werkzeuge zu dienen, mit denen sie die reli­giöse Wiedergeburt der Gläubigen ersticken könnten.

Gižai (Rayon Vilkaviškis)

Zum Andenken an das heilige Jahr 1933/34 wurde in dem Wohnort Gižai ein Kreuz errichtet. Jetzt war dieses Kreuz schon angebrochen und stand schon zur Seite gebeugt, deswegen beschlossen die Gläubigen der Ortschaft, statt dieses Kreuzes ein neues zu errichten, denn das alte zu reparieren, war nicht mehr möglich.

Am 14. August 1982 brachten einige Männer ein neues Kreuz und schickten sich an, es aufzustellen. Gleich kam aber der Ortsvorsitzende, Juozas Šums-kis, und verbot, das Kreuz aufzustellen. Als das Kreuz aber trotzdem auf­gestellt wurde, benachrichtigte der Vorsitzende die Rayonverwaltung davon. Sofort war der Stellvertreter des Rayons, Urbonas, zur Stelle. Gemeinsam mit Šumskis rief er die Aufsteller des Kreuzes, Antanas Karpavičius, Juozas Marcinkus und Jonas Talačka zusammen und beschimpfte sie grob. Antanas Karpavičius legten sie eine Strafe von 20 Rubel auf. Damit war aber noch nicht alles zu Ende. Der Stellvertreter des Rayons, Urbonas, begann den am 13. September vorgeladenen Vorsitzenden des Kirchenkomitees, Antanas

Striuoginis, anzuschreien: »Was für ein Vorsitzender bist Du, wenn Du nicht weißt, was in Deinem Bereich geschieht? Sie stellen neben den Straßen Kreuze auf, Du aber schweigst!?« Außerdem befahl der Stellvertreter dem Vorsitzenden, dem Pfarrer nicht zu gehorchen: ihm die Schlüssel, die Kasse und die Stempel wegzunehmen; selber die Kirche zu reparieren und mit dem Pfarrer nichts zu besprechen.

Nach einiger Zeit bekam Antanas Karpavičius eine Benachrichtigung, daß er die Geldstrafe noch einmal zahlen müsse. Marcinkus und Talačka wurde die Strafe von ihren Pensionen abgezogen. Im Dorfe verbreiteten sich Ge­rüchte, daß der Rayon den Ortsvorsitzenden zwinge, das Kreuz abzureißen. In der Nacht des 17. Dezember wurde das Kreuz abgerissen. Die Gläubigen brachten es in die Kirche und verehrten es. Um eigene Spuren der Nieder­lage zu verwischen, verleumdete der Ortsvorsitzende Šumskis öffentlich bei einer Versammlung den Pfarrer, daß er das Kreuz in der Nacht abgerissen habe.