Gerade sind die Auferstehungsglocken und die Lieder der Osterprozession durch die Straßen der Altstadt verklungen. Die Menschenmenge strömt in die Basilika zu Kaunas, um den auferstandenen Christus zu begrüßen. Die Kirche ist voll mit Menschen, auch der Kirchhof ist voll. Und Autos über Autos... Die umliegenden Gäßchen sind alle vollgestopft! Auch der Rathausplatz ist mit einem buntfarbigen Mosaik von Autos überdeckt. Ringsherum herrschte überall Einkehr und feierliche Ruhe.
Der Gottesdienst ging in der Kathedrale schon zu Ende, als in dem Ameisenhaufen von Autos am Rathausplatz ein einsamer Wanderer erschien. Er wanderte verdächtig zwischen den Autos, als ob er vorhätte, sich da irgendetwas abzuschrauben oder abzureißen — so schien es jedenfalls manchem von uns. Doch tat er nichts dergleichen, sondern er schrieb etwas, so merkwürdig es einem auch vorkam.
Bald erschienen auch einige Inhaber der Autos, die das seltsame Benehmen des Unbekannten interessierte. Einer von ihnen ging hin zu dem Unbekannten und fragte ihn:
— »Was machen Sie hier?«
— »Ich schreibe die Nummern der Autos auf!«
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— »Das ist eine Anweisung der Verkehrspolizei, weil es verboten ist, auf dem Platz Autos abzustellen.«
Der Mann war durch die Überraschung ganz benommen und kehrte zu dem schon größer gewordenen Menschenhäufchen zurück. Alle kommentierten lebhaft diese sonderbare »Neuigkeit«, weil nirgends ein Verbotsschild zu sehen war.
Es kamen immer mehr Männer zusammen, und der »Schriftsteller« schrieb immer weiter... Endlich gingen ein paar untersetzte Männer, von einer nicht kleinen Gruppe von Männern begleitet, zu dem Unbekannten, verlangten entschieden zu erklären, was die ganze Schreiberei hier bedeuten solle und forderten ihn auf, seine Papiere vorzuzeigen ... Der Unbekannte überreichte ein rotes Büchlein und nachdem einer der Männer es durchgelesen hatte, wurde klar, daß es sich um einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes namens Grinevičius, Griškevičius, Grilevičius oder so ähnlich handelte. Dann packten zwei den »Dienstausübenden« plötzlich am Kragen, daß die Nähte der Jacke krachten, obwohl der Sicherheitsbeamte ein großer und starker Mann gewesen sein soll, rissen ihm das Notizbüchlein mit den aufgeschriebenen Autonummern aus der Hand und schleppten ihn zu den Beamten der Verkehrspolizei, die in der Nähe waren.
Auf die Frage der Männer, ob man auf dem Rathausplatz Autos abstellen darf, bejahten die Polizisten, daß es erlaubt sei, sie hier abzustellen.
- »Warum behauptet dann dieser Typ, daß er auf Ihre Anweisung dies macht?«
- »Wir haben keine Anweisung gegeben«, — wunderten sich die Milizmänner.
Natürlich entstand ein Radau und Ärgernis darüber, daß der Sicherheitsdienst wieder einmal eine Gelegenheit suchte, die Gläubigen zu diskriminieren und sie zu hindern, an der Osterfeier teilzunehmen. Als die Mitarbeiter der Verkehrspolizei merkten, daß daraus ein aufsehenerregender Vorfall entstehen könnte, setzten sie den »Aktivisten« in ihr Auto und brachten ihn aus der heißgewordenen Atmosphäre hinaus. So endete mit Schande noch ein Versuch, den Gläubigen die Erfüllung ihrer religiösen Pflichten »verfassungsmäßig« zu »erlauben«.