Šilutė. Am 5. April 1988 wurde der Schüler der 11. Klasse an der Mittel­schule von Šilutė, Linas Maksvytis, in das Arbeitszimmer des Schuldirek­tors gebeten, wo ein aus Vilnius angekommener Mitarbeiter des Sicher­heitsdienstes auf ihn wartete. Ohne seinen Namen zu nennen, begann der Tschekist sein Gespräch mit bedeutungslosen Fragen über die Beziehungen zu den Lehrern, fragte, ob es nach den Vorkommnissen im Jahre 1981 keine Konflikte gegeben habe, als Linas Maksvytis und seine zwei Brüder Stasiu­kas und Simutis wegen öffentlichen Tragens eines Kreuzchens auf dem Aufschlag der Joppe bestraft worden sind. Der Schüler antwortete, man könne sagen, daß es keine Konflikte gegeben habe, aber jahrelang sei ihnen die Note in Betragen wegen öffentlichen Besuchens der Kirche auf „Genügend" herabgesetzt worden. Die Lage habe sich erst vor zwei Jahren geändert. Erst als man mitten im Gespräch war, wurde der Zweck des Besuchs des Sicherheitsbeamten klar: Er wollte herausbekommen, ob der Schüler L. Maksvytis sich nicht vorbereitet, in das Priesterseminar zu Kau­nas einzutreten. Den Sicherheitsbeamten interessierte, was den Schüler L. Maksvytis mit dem in Gargždai lebenden Alfonsas Bumbulis verbindet, ob dieser oft nach Šilutė komme, ob er er religiöse Bücher mitbringe und, was das Wichtigste ist, ob er ihn nicht auffordere, den Beruf eines Priesters zu wählen. Der Schüler antwortete darauf, daß A. Bumbulis ein Verwand­ter sei, etwas weiteres zu erklären verweigere er.

Vor dem Abschied forderte der Sicherheitsbeamte L. Maksvytis auf, nie­mandem von der Unterhaltung zwischen ihnen zu erzählen, riet ihm zu lügen, daß er befragt worden sei, ob er keine antisowjetischen Aufrufe gesehen habe.

Die Unterhaltung dauerte eineinhalb Stunden.

Am 11. April rief die Direktorin der Schule, Dobranskienė, den Schüler L. Maksvytis zu sich, erkundigte sich, wo er beabsichtige weiterzustudieren und versicherte, daß seine religiöse Überzeugung kein Hindernis sein werde, auf irgendeiner Hochschule zu studieren.