An das Akademiemitglied A. D. Sacharov Sehr geehrter Herr Nobelpreisträger!

Am 9. Oktober hat uns die erfreuliche Nachricht erreicht, daß Ihnen der Nobelpreis verliehen wurde. Alle Menschen guten Gewissens in Litauen freuen sich herzlich mit Ihnen über diese große Auszeichnung, durch die Ihr Kampf für Wahrheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte jetzt endlich an­erkannt wurde. Ebenso freuen wir uns, daß Sie unsere religiöse Verfolgung in Litauen nicht übersahen, es fand sich in Ihrer Großherzigkeit auch noch ein Plätzchen für unsere Nöte. Wenngleich Sie auch in den öffentlichen Kri­tiken beschmutzt, gedemütigt und erniedrigt wurden, so sollen Sie doch wissen, daß Tausende von Litauern sich mit Ihnen solidarisch erklären. Ihre große Opferbereitschaft bedeutet für viele Menschen einen Ansporn zum Kampf für Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit, was in der freien Welt schon akzeptiert ist. Hochverehrter Herr Nobelpreisträger, wir glauben, daß Ihre und des Schriftstellers Solzenicyn Ansichten und Ihr Eintreten dafür allen Völkern einen Weg zu einer lichten Zukunft weisen wird.

20. Oktober 1975                                                                  Die Litauer