Mit Einverständnis Moskaus ernannte der Apostolische Stuhl im Juli 1982 den verbannten Bischof Vincentas Sladkevičius zum Apostolischen Ad­ministrator der Diözese Kaišiadorys, nominierte den Priester Antanas Vaičius zum Bischof und ernannte ihn zum Apostolischen Administrator der Diözese Telšiai und der Prälatur Klaipėda. Litauen freut sich darüber besonders, daß einer der verbannten Bischöfe endlich den Stuhl einer Diözese besetzen kann, fragt aber mit Sorge, wie das Schicksal des zweiten verbann­ten Bischofs ausschauen wird? Auf eine andere Frage kann heute in Litauen keiner eine Antwort geben, warum die sowjetische Regierung mit der Er­nennung dieser beiden Bischöfe einverstanden war. Welchen Nutzen konnte sie für sich erhoffen? Bedeutet diese Ernennung etwa, wie einige Rund­funkstationen des Auslands kommentiert haben, daß die sowjetische Regie­rung die Zange der Unterdrückung etwas lockert? Ganz im Gegenteil! Zur Zeit spürt man sogar verstärkten Druck auf die Priester, die Vorschriften der Religiösen Vereinigungen einzuhalten, deren Ziel es ist, die Kirche zu erwürgen. Und jene, die die Rechte der Kirche und der Gläubigen zu ver­teidigen suchen, werden jetzt noch schärfer angegriffen. Die richtige Ant­wort dürfte folgende sein: Nachdem die sowjetische Regierung die ihr ge­nehmen Kandidaten im vorigen Jahr nicht wie geplant durchbringen konnte, hat sie dieses Jahr beschlossen, ihren Plan subtiler zu realisieren — zuerst einen den Priestern und Gläubigen annehmbaren Fall zuzulassen und dann im gleichen Atemzug auch die ihr passenden Kandidaten durchzubringen versuchen. Aus diesem Grund spürt man unter den Priestern und gläubigen Laien in Litauen viel begründete Sorge, aber trotzdem glauben alle an die göttliche Vorsehung und die Wachsamkeit des Apostolischen Stuhles. Die Gläubigen und Priester Litauens wollen »in ihrem Hirten seelischen Schutz, Begeisterung und Stärkung zur Beharrlichkeit im Glauben« (Johannes Paul II.) finden, sie fürchten aber ernstlich, daß auch sie die Tragödie der Ortho­doxen Kirche treffen könnte: Die Trennung der Hierarchie vom gläubigen Volk.

Im Juni 1982 zeigte sich, daß die sowjetische Regierung mit der Rückkehr S. E. des Bischofs Vincentas Sladkevičius aus der Verbannung in seine Diözese einverstanden ist und gleichzeitig erlaubt hat, den Verwalter der Diözese Telšiai, Priester Antanas Vaičius, zum Bischof zu konsekrieren.

Die westlichen Rundfunksender brachten diese Nachricht offiziell am 16. Juli. Alle warteten ungeduldig auf den Ingreß des verbannten Bischofs in die Kathedrale der Diözese Kaišiadorys.

Erzbischof Teofilius Matulionis, ein Märtyrer der Nation und der Kirche, hatte am 25. Dezember 1957 den Priester Vincentas Sladkevičius zum Bischof konsekriert, ohne Einverständnis der sowjetischen Regierung. Da sich die sowjetische Regierung aber zum Ziel gesetzt hat, die kirchliche Hierarchie ihren Interessen zu unterjochen, erlaubte sie dem neu konse-krierten Bischof, der schon vorher wegen seiner Treue zur Kirche bei der Regierung in Ungnade gefallen war, nicht, sein Amt auszuüben. So ver­brachte Bischof Vincentas Sladkevičius 23 Jahre in der Verbannung und war beinahe 25 Jahre Bischof ohne Amt.

Während dieser ganzen Zeit betete das gläubige Litauen für den verbannten Bischof; Priester uund Gläubige schrieben Petitionen und gingen dafür sogar in die Lager und siehe ... der Verbannte darf den Thron des Domes von Kaišiadorys übernehmen.

Am 21. Juli 1982 ernannte der Hl. Vater den Priester Antanas Vaičius zum Apostolischen Administrator der Diözese Telšiai und der Prälatur Klaipėda und gleichzeitig zum Bischof. Die Konsekration war für 25. Juli in der Basi­lika zu Kaunas vorgesehen. Die Priester und Gläubigen Litauens haben diese Ernennung des Hl. Vaters wohlwollend aufgenommen, weil sich der Priester Antanas Vaičius bestens in der Seelsorge vorgestellt hatte, durch Zustimmung und Unterstützung der antialkoholischen Bewegung und durch Bestätigung des Priesterrats der Diözese Telšiai. Als er das Amt des Ver­walters dieser Diözese versah, gelang es ihm, Kontakt zu den Priestern der Diözese zu finden. Seiner Zeit haben die Priester, besonders außerhalb der Grenzen der Diözese Telšiai, Bedenken über die Eignung des Priesters Antanas Vaičius für die Kandidatur geäußert, aber die Zeit hat diese Zweifel immer mehr zerstreut. Alle bedauerten sehr, daß Hochw. Antanas Vaičius voriges Jahr in das Dreigespann der der Kirche Litauens unerwünschten Kandidaten einbezogen war und deshalb scharfe Angriffe der Opposition hinnehmen mußte.

Die Konsekrationsfeierlichkeiten waren sehr schön. Antanas Vaičius zum Bischof konsekriert haben die Bischöfe Liudvikas Povilonis, Vincentas Slad­kevičius, Julijonas Steponavičius und Romualdas Krikščiūnas. In seinem Wort während der hl. Messe las Bischof Liudvikas Povilonis die Telegramm-Gratulationen des Papstes Johannes Paul II. an die Kirche Litauens vor, teilte die Ernennung des Bischofs Vincentas Sladkevičius nach 23 Jahren Verbannung zum Apostolischen Administrator der Diözese Kaišiadorys mit und blieb länger beim Bischofsamt stehen, indem er betonte, daß »der Bischofsdienst nicht eine Sache des Ruhmes, sondern ein Dienst der Arbeit und des Opfers ist«. Am Schluß seiner Rede wandte sich Bischof Liudvikas Povilonis an den Weihekandidaten mit folgenden Worten: »Lieber Bruder in Christus Antanas, heute, am Tag Deiner Konsekration, nimm Dir vor, das Ideal eines Bischofs zu erstreben gemäß dem Vorsatz des Dieners Gottes Erzbischof Jurgis Matulevičius: »Laß mich, o Gott, wie eine Kerze am Altar verbrennen von der Hitze der Arbeit und vom Feuer der Liebe zu Dir und zu Deiner Kirche.«

Die Hauptwallfahrt in Ž. Kalvarija vom 2. bis 9. Juli fand unter Bewachung von Miliz und Militäreinheiten statt. In den Schulinternaten der umliegenden Städte waren Kursteilnehmer der Miliz untergebracht, aus Vilnius waren einige Feuerwehrwagen von großer Leistungsstärke gebracht, viele verdeckte Autos mit Abhöreinrichtungen bereitgestellt. Die Autos der Gläubigen, die zur Wallfahrt kamen, wurden von 41 Posten der staatlichen Verkehrspolizei kontrolliert. Sie hatten eine direkte Funkverbindung mit einer Funkzentrale, die in der Fischereiwirtschaft von Pasruojė im Dorf Juodenai II eingerichtet war. Sogar der Chef der Verkehrspolizei der Republik, Vaitasius, und Ge­neral Žemaitis sind gekommen. In Pasruojė richteten sie ein Computer-Zentrum ein, dem alle Nummern der kontrollierten Autos übermittelt wur­den und so stellten sie fest, zum wievielten Male ein Wagen nach Žemaičių Kalvarija hingefahren ist. Autofahrer, die schon einige Male hier waren, wurden der Gewerbetreiberei beschuldigt. Auch für die Priester machten sie keine Ausnahme.

Der Pfarrer der Nachbargemeinde Tirkšliai, Vincentas Gauronskis, fuhr jeden Abend nach Hause. Manchmal brachte er auch seine Nachbarn, die Geist­lichen von Mažeikiai, zur Wallfahrt mit. Deshalb hat die Autoinspektion ihn angehalten und die staatliche Autonummer abmontiert, mit der Bemer­kung: »Jetzt ist aber Schluß mit der Fahrerei!«

Am Abend des 5. Juli wurde der Pfarrer von Seda, Petras Serapinas, der bei der Wallfahrt ausgeholfen hatte, zu einem Kranken nach Plinkšės ge­rufen. Als er zurückkam, nahm die staatliche Autoinspektion seinem Fahrer Paulauskas den Führerschein weg.

Am 8. Juni 1982 waren die Dekane der Diözese nach Telšiai zu einem Ge­spräch mit dem Bevollmächtigten des RfR P. Anilionis eingeladen. Nicht teilgenommen hat nur der Dekan von Mažeikiai Pfr. Jonas Gedvila. Die Dekane weigerten sich, im Exekutivkomitee des Rayon Telšiai zu verhan­deln, weil die Rayonregierung von Telšiai den Jungfrauenhügel geschändet hat. Das Gespräch fand in der Kurie der Diözese Telšiai statt. Der Bevoll­mächtigte sprach, wie gewohnt, über die Vorschriften der religiösen Vereini­gungen. Zum Jungfrauenhügel äußerte er sich so: »Der religiöse Extremis­mus hat den atheistischen Extremismus herausgefordert«. Nach dem Ge­spräch überreichten die Dekane dem Bevollmächtigten eine Erklärung:

»Seit Menschengedenken beten auf Anweisung der Kirche die Priester mit den Gläubigen jedes Jahr am 1. und 2. November für die Verstorbenen auf den Friedhöfen. Am 1. November 1981 war es den Gläubigen beinahe in allen Pfarreien der Diözese Telšiai verboten, auf den Friedhöfen gemeinsam für die Verstorbenen zu beten. An manchen Orten (z. B. in Telšiai) war es an dem Tag sogar verboten, Kreuze auf dem Friedhof zu weihen. In anderen Rayons (z. B. Mažeikiai) war es zwar nicht ausdrücklich verboten, aber an Friedhöfen wurden Lautsprecherapparate derart laut aufgedreht, daß es den Gläubigen in keiner Weise möglich war, gemeinsam ihre Verstorbenen zu ehren und für sie zu beten. Wir, die Gläubigen, fühlen uns grob verletzt. Alle Menschen äußerten empört ihren Protest, daß sie ihre Verstorbenen nicht so ehren dürfen, wie es der Glaube und die Kirche verlangt. In der Nacht vom 2. zum 3. April 1982 wurde im Rayon Telšiai, Gemeinde Gadūnavas, Dorf Pasruojė das historisch-religiöse Denkmal unseres Volkes Alkskalnis — Jungfrauenhügel grauenvoll verwüstet und der Friedhof ge­schändet: Die dort seit alter Zeit existierende Kapelle niedergerissen; die Balken der Wände, die Decke, das Dach irgendwohin verfrachtet; zwei kleine Kapellchen abgerissen und ebenfalls irgendwohin verfrachtet; der Altar, der in der Kapelle stand, ebenfalls zerschlagen, die Marienstatue zerschlagen und in den anliegenden Tümpel geworfen, die Heiligenbilder vernichtet, die Kreuze zerbrochen, zerschlagen, die hölzernen abgesägt, die Korpuse Christi mit den Resten von Kreuzen weggeworfen und in den Boden hineingetram­pelt. Diese Schändung des Friedhofs, des Heiligtums und der Kreuze ist die gröbste Verletzung des gläubigen Volkes. (...) Die Vernichtung dieses historisch-religiösen Denkmals ist kein gewöhnliches Toben von einfachen Rowdies, sondern ein organisierter Einsatz von Arbeitskräften und Trans­porttechnik. Wir haben Grund zu behaupten, daß dies ein von den Atheisten bösen Willens organisiertes Vergehen ist, das nicht ohne Zustimmung von manchen Regierungsbeamten durchgeführt wurde.

Im Mai 1982 wurden, wie alljährlich schon seit bald vierzig Jahren, viele junge Söhne Litauens zur sowjetischen Armee rekrutiert. Am 13. Mai wurde auch Robertas Grigas aus dem Rayon Lazdijai, Städtchen Leipalingis, einbe­rufen. Am 25. Mai weigerte sich Robertas in Jany-Kurgan (Kasachische SSR) in Anwesenheit von Mannschaften und Offizieren den Eid zu leisten, weil dieser der religiösen Überzeugung eines Katholiken und patriotischen Über­zeugung eines Litauers widerspreche.

Robertas Grigas schreibt in einem seiner Briefe: »Ich betete bis zum letzten Moment und konnte mich nicht entscheiden, wie ich diese Eidfrage lösen sollte, die mich sehr beunruhigte. Am 25. Mai 1982 mußte unsere Gruppe in Jany-Kurgan das tun. Ich kam als zweiter daran. Ich sah, wie ein Jugend­licher, der vor mir gestanden hat, ein automatisches Gewehr nahm, den >Eid< aus einem Buch las und darunter unterschrieb. Ich wußte immer noch nicht, was ich tun werde, ich litt nur darunter, wie noch nie in meinem Leben und wiederholte immer in meinem Herzen: >Maria, Maria, laß mich so han­deln, wie Gott es will.< Schon bin ich an der Reihe! Ich nahm das automa­tische Gewehr, stellte mich zwischen die Mannschaft in Reih und Glied und den den Eid entgegennehmenden Major, und, versteht mich, bitte, verzeiht mir die Ungewißheit, die Euch nach dem Lesen dieser Zeilen quälen wird, sagte in russischer Sprache: >Ich, Robertas Grigas, Bürger Litauens, erkläre hiermit, daß ich mich weigere, den Eid abzulegen, weil er meiner religiösen und patriotischen Überzeugung widerspricht. <«

Nachdem sie ihn mit häßlichsten Fluchworten ausgeschimpft und ihm physi­sche Vernichtung angedroht, schickten die Offiziere des örtlichen Bataillons den Jungmann noch am selben Tag zum Brigadestab nach Tschimkent. Am nächsten Tag übernahm die Leitung der Brigade die Fortsetzung von Einschüchterungen.

Am 29. Mai 1982 hat Vytautas Vaičiūnas, gefangengehalten im Gebiet von Tscheljabinsk in der Stadt Bakal, ein Wiedersehen mit seinem Bruder und mit seiner Frau gehabt, und am 11. August durfte er während eines Be­suches durch eine Glastrennwand anderthalb Stunden lang mit seiner Frau sprechen.

Der Gesundheitszustand von Vytautas Vaičiūnas ist wesentlich schlechter geworden. Vor kurzer Zeit lag er im Krankenhaus, wo er noch nicht ausge­heilt vorzeitig entlassen wurde, weil im Lager eine Epidemie tobte und im Krankenhaus nicht genügend Plätze vorhanden waren. Es haben ihn Ge­schwüre befallen, am Bein ist eine große Wunde, ein starkes Jucken quält den ganzen Körper, und nach einem längeren Spaziergang schwellen die Füße an. Zur Zeit wiegt Vaičiūnas 73 kg (in der Freiheit wog er 115 kg). Nach Verbüßung eines Drittels der Strafe bat Vytautas Vaičiūnas, ihn in die freie Bauwirtschaft zu entlassen (diese Erleichterung wird allen Krimi­nellen im Lager mit allgemeinem Regime gewährt). Die Gefängnisverwaltung erlaubte dies nicht mit der Begründung, seine Gesundheit sei zu schwach.

»Dann geben Sie mir eine zusätzliche Nahrungsration«, wendete Vaičiūnas ein.

»Steht nicht zu!« bekam er als Antwort.

An den Stellvertreter des Vorsitzenden des Exekutivkomitees des Deputier­tenrates des Volkes (DRV) im Rayon Pasvalys

Abschriften an:  1. Volksgericht Rayon Pasvalys

2.     Apost. Administrator der Diözese Panevėžys

3.     Priesterrat der Diözese Panevėžys

4.     Dekan von Pasvalys

Erklärung

des Pfarrers der Kirche von Joniškėlis B. Urbonas

Ich wende mich an Sie als den direkt zuständigen Beamten für Kultusange­gelegenheiten im Rayon.

Nachdem die Vorsitzende des Exekutivkomitees des DRV der Stadt Jo­niškėlis, J. Gasiūnienė, mich angezeigt hat, bekam ich am 20. April 1982 den Bescheid Nr. 59 der Administrativkommission bei dem Exekutivkomitee des DRV Rayon Pasvalys, ausgestellt am 16. April 1982, in dem ich wegen Teilnahme von Schülern am Gottesdienst (Ministrieren) beschuldigt und, ohne Prüfung der Sache und ohne Möglichkeit einer Rechtfertigung, mit einer Strafe von 50 Rubel belegt wurde.

Am 18. März 1981 wurde der Vikar der Pfarrei Prienai, Antanas Gražulis, eingeladen, im Rayon Prienai die Gläubigen der Bauernschaften Ašminta, Apušotas und Bagrėnai zu besuchen und ihre Häuser einzusegnen.

Am 30. März 1981 wurde die Mitarbeiterin der Bibliothek der Gemeinde Ašminta, Ona Vaitauskienė, zum Stellvertreter des Vorsitzenden des Exeku­tivkomitees Rayon Prienai, K. Morkvėnas, vorgeladen.

Einer Kulturschaffenden ist es nicht erlaubt, zur Kirche zu gehen, dabei die Tochter mitzunehmen, eine Liste von Menschen anzufertigen, die auf den Priester warten, und nachher den Priester einzuladen, — herrschte K. Morkvėnas die Vorgeladene an. Der Stellvertreter unterstrich, daß es für Ona Vaitauskienė an der Zeit sei, entsprechende Schlüsse zu ziehen und ihre Weltanschauung zu ändern, denn sonst mache sie dem Rayon nur Schande. Ona Vaitauskienė erklärte, daß sie die Kirche besucht hat und besuchen wird, ihre Tochter mitgenommen hat und mitnehmen wird; niemand wird sie umerziehen und sie wird ihren Glauben nicht verleugnen, und wenn sie wegen ihrer Überzeugung nicht mehr in der Bibliothek arbeiten kann, dann wird sie eben jede andere Arbeit verrichten.

Der Stellvertreter des Vorsitzenden des Exekutivkomitees Rayon Prienai, K. Morkvėnas, hat der Direktorin der Zentralbibliothek Prienai, G. Polekauskienė, befohlen, Frau O. Vaitauskienė von der Arbeit zu entlassen.

Rainiai (Rayon Telšiai)

Am 18. Juni 1982 erhoben sich, ungeachtet der Bewachung, zum Andenken an die žemaitischen Märtyrer, im Wäldchen 3 metallene Kreuze. Sie wurden am 20. Juni vernichtet.

Anulėnai (Rayon Telšiai)

Am 21. Juni 1982 wurde ein von den Gläubigen an der Kreuzung der Chaussee Šiauliai—Palanga und der Straße Eigirdžiai—Anulėnai errichtetes Kreuz niedergerissen. Dabei hat der Trecker auch die niedrige hölzerne Umzäunung zermalmt, die von altersher dort gestanden.

Paukštakiai (Rayon Plungė)

Am 25. Juni 1982 wurde mit Buldozer ein an der Wegkreuzung im Dorf stehendes Kreuz auseinandergebrochen.

Vilnius

Am 17. Juni 1982 waren alle Beschöfe und Verwalter der Diözesen in das Amt des Bevollmächtigten des RfR zusammengerufen. Außer dem Bevoll­mächtigten sprach auch der Stellvertreter des Staatsanwalts der SSR Litauen Barauskas. Er unterstrich, daß strenge Maßnahmen ergriffen werden, damit die Vorschriften für religiöse Vereinigungen eingehalten werden.

Veiviržėnai (Rayon Klaipėda)

Am 25. Juli 1982 wurde hier das Sakrament der Firmung gespendet, unter großer Beteiligung der Gläubigen. Das hat die Gottlosen in Harnisch ge-bracht.In der Nacht vom 27. zum 28. Juli sind sie in die Kirche eingebrochen. Weil die Verbrecher den großen, aus einem Safe angefertigten Tabernakel nicht aufbrechen konnten, zerstörten sie alle seine Verankerungen, rissen den Mittelteil des Hochaltars heraus, warfen den Thron um und trugen den ganzen Tabernakel fort. Pfarrer Juozapas Janauskas ließ Experten aus Klaipėda kommen. Diese stellten fest, daß das Verbrechen von 2 Erwach­senen und einem Kind begangen wurde. Am 1. August fand der Gottesdienst am Seitenaltar statt. Um Sühne zu leisten, sind viele Gläubigen auf den Knien und unter Tränen zum zerstörten Hochaltar gegangen. Feierlicher Sühnegottesdienst — am 22. August.

Laukžemė (Rayon Kretinga)

In der Nacht vom 3. August 1982 sind Bösewichte in die Kirche einge­brochen und haben die Opferstöcke zertrümmert.

Luoke (Rayon Telsiai)

Am 4. März 1982 drohte die Stellvertreterin des Direktors der Mittelschule in Luoke, Tendziagolskiene, öffentlich vor der ganzen Klasse dem Schüler Lesciaukas wegen Kirchenbesuch die Note im Betragen herabzusetzen. Ende

Februar hat der Schuldirektor Limantas die Großmutter vorgeladen, die ihre fünf Enkelkinder Kikilas erzieht, und ihr gedroht: »Wenn deine Enkel auch weiter zur Kirche gehen und am Altar herumstolzieren, werden sie dir weggenommen und der staatlichen Erziehung übergeben.«

Am 12. April d. J. fragte die Geschichtslehrerin Mitkuvienė, wer von den Schülern in der Kirche gewesen ist, und verlangte zu verraten, was der Priester gesprochen hat.

Lehrerin Skriabienė verhöhnt vor der ganzen Klasse die Schüler, die zur Kirche gehen. Sie ist gerade von einem fanatischen Haß gegen sie erfüllt.

Weißrußland

Etwa ein dutzend Kilometer von Druskininkai entfernt gibt es ein schönes Eckchen mit kleinen Seen, hineingezwängt zwischen Pariečė und Aziorai. Als der Sonntag kam, habe ich mich entschlossen, mich umzuschauen, die Augen zu entspannen, und das um so mehr, weil ich von Prozeduren frei war und in Druskininkai nichts unternehmen konnte. Nachdem ich einen Freund angesprochen und einen Wagen aufgetrieben, gelangte ich nach Weißrußland, wo zwischen Kiefernwäldchen beeindruckend blaue Wasser­flächen lagen. Unterwegs entdeckten wir, zwischen zwei kleinen Seen ein­geklemmt, das Städtchen Naujoji Rūda. So schön die Natur, so nieder­drückend waren die anderen Eindrücke, die nicht im geringsten an festliche Sonntagsstimmung erinnerten. Wir sahen arbeitende Menschen — sie sägten Holz, stapelten Stroh. Was wir an Männern in dem Städtchen getroffen haben, alle waren angetrunken. Ein Pärchen ging vorbei — ein Soldat und ein Mädchen, aber nicht er hat sie geführt, sondern sie ihn geschleppt... Wir bemerkten eine Kirche — aus Holz, nicht alt, recht imposant, von außen nicht übel aussehend. Wir wollten sie von innen anschauen. Nach einigem Herumfragen fanden wir eine Frau, die für uns aufgeschlossen hat. Wir erblickten ein trauriges Bild, wie nach dem Krieg. Die Türe der Sakri­steischränke aufgebrochen ... Altarbilder heruntergerissen, der Tabernakel aufgebrochen, nur die Figur des Gekreuzigten über dem Hochaltar war heil. Diese vermochten sie offenbar nicht abzureißen.

»Lietuvos ateitis« (Litauens Zukunft) Nr. 3. Die Schrift ist Ende Juli 1982 erschienen; sie umfaßt 20 Schreibmaschinenseiten und behandelt nationale und religiöse Fragen. Die Herausgeber vergessen diejenigen nicht, die für Gott und Vaterland leiden, indem sie ihre Gefangenschaftsadressen und Auszüge aus ihren Briefen vorlegen.

Povilas Pečeliūnas
Mečislovas Jurevičius
Algirdas Statkevičius
Gintautas Iešmantas
Viktoras Petkus
Vytautas Skuodis
Vytautas Vaičiūnas
Petras Paulaitis
Sergeij Kowaliow
Julius Sasnauskas
Antanas Terleckas
Balys Gajauskas
Anastazas Janulis

und andere tragen die Ketten der Gefangenschaft, damit du frei leben und glauben kannst!