Im Juni 1982 zeigte sich, daß die sowjetische Regierung mit der Rückkehr S. E. des Bischofs Vincentas Sladkevičius aus der Verbannung in seine Diözese einverstanden ist und gleichzeitig erlaubt hat, den Verwalter der Diözese Telšiai, Priester Antanas Vaičius, zum Bischof zu konsekrieren.

Die westlichen Rundfunksender brachten diese Nachricht offiziell am 16. Juli. Alle warteten ungeduldig auf den Ingreß des verbannten Bischofs in die Kathedrale der Diözese Kaišiadorys.

Erzbischof Teofilius Matulionis, ein Märtyrer der Nation und der Kirche, hatte am 25. Dezember 1957 den Priester Vincentas Sladkevičius zum Bischof konsekriert, ohne Einverständnis der sowjetischen Regierung. Da sich die sowjetische Regierung aber zum Ziel gesetzt hat, die kirchliche Hierarchie ihren Interessen zu unterjochen, erlaubte sie dem neu konse-krierten Bischof, der schon vorher wegen seiner Treue zur Kirche bei der Regierung in Ungnade gefallen war, nicht, sein Amt auszuüben. So ver­brachte Bischof Vincentas Sladkevičius 23 Jahre in der Verbannung und war beinahe 25 Jahre Bischof ohne Amt.

Während dieser ganzen Zeit betete das gläubige Litauen für den verbannten Bischof; Priester uund Gläubige schrieben Petitionen und gingen dafür sogar in die Lager und siehe ... der Verbannte darf den Thron des Domes von Kaišiadorys übernehmen.

Der Ingreß des Bischofs Vincentas Sladkevičius ist einer der größten Siege der katholischen Kirche in Litauen, der durch große Opfer erreicht wurde.

Am 8. August 1982 war die Kirche von Pabiržė (in der Diözese Panevėžys) schon in aller Frühe voll von Menschen, die sich vom Bischof Vincentas Sladkevičius verabschieden wollten.

Auf dem Weg zur Diözese Kaišiadorys kamen dem verbannten Bischof Hunderte von Gläubigen der Pfarreien Pasvalys und Pumpėnai entgegen, um sich von ihm zu verabschieden. Wegen dieses Geleits mußten sich die Priester von Pumpėnai und Pasvalys sogar vor dem Exekutivkomitee des Rayons Pasvalys rechtfertigen.

Den ankommenden Bischof in Empfang zu nehmen, erlaubte die Regierung nur am Eingangstor zum Kirchplatz um die Kathedralkirche von Kaišiadorys. Trotz aller Bemühungen der Regierung, die Feierlichkeit möglichst zu ba­gatellisieren, versammelten sich die Gläubigen sehr zahlreich. Die Menge, mit Blumen in den Händen, füllte das Gäßchen vom Kirchplatz bis zur Hauptstraße. Um 12.30 Uhr setzte das feierliche Glockengeläute der Kathe­dralkirche ein. Als der Bischof erschien, bedeckte die Menge das Auto und den Boden mit Blumen, klatschte in die Hände — jeder gab seiner Freude Ausdruck, wie er es eben verstand. Durch Fenster und von der Eingangstür des Exekutivkomitees aus beobachteten Angestellte, Milizmänner und Sicher­heitsbeamte die Feierlichkeit. Das war eine gute Lektion für die beamteten Gottlosen Litauens: Wie vergeblich sind ihre Anstrengungen, die der Kirche treuen Bischöfe und Priester verächtlich zu machen!

An den Feierlichkeiten nahmen die Bischöfe Liudvikas Povilonis, Julijonas Steponavičius und Antanas Vaičius teil, die gemeinsam mit dem Bischof Vincentas Sladkevičius die hl. Messe konzelebrierten. Während der Messe sprach der Bischof von Kaišiadorys selbst. Hier eine Zusammenfassung seiner Predigt:

»Genau vor 50 Jahren, 1932 stand ich hier, in dieser Kathedrale, hinter der Fahne der Ateitininkai (Entsprechung zu Neu-Deutschland) als ein kleiner, zwölfjähriger Junge. Mit kindlichen, aber mit Stimmen voller Be­geisterung pflegten wir die Hymne der Ateitininkai zu singen. Jetzt, nachdem 50 Jahre vergangen sind, stehe ich wieder vor euch als der vom Hl. Vater ernannte Apostolische Administrator der Diözese Kaišiadorys, als euer Bischof und Hirte. Mit neugierigen Blicken schaut ihr mich an, gleichsam mit der Frage: Was wirst du sein? Diese Frage beantworte ich nicht und kann das auch nicht, -— das beantworten wird mein ganzes Leben, die Geschichte und das Gericht Gottes. Ich kann nur sagen, was ich sein muß nach dem Willen Christi und dem Auftrag der Kirche. Und das geht sehr deutlich aus dem Telegramm hervor, das der Hl. Vater Johannes Paul II. dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz unseres Landes, Bischof Liudvikas Povilonis, geschickt hat. Dadurch, daß der Heilige Vater ein so gehaltvolles und uns außerordentlich tröstendes Telegramm geschickt, hat er für unser Land eine besondere Zuneigung bekundet. Laßt uns alle jetzt den Wortlaut des Telegrammes des Hl. Vaters aufmerksam anhören: >Angeregt durch Liebe und Sorge um die uns so teure Kirche Litauens, wenden Wir uns an Unsere Brüder Bischöfe an dem segensvollen Tag, an dem der neue Bischof Antanas Vaičius konsekriert wird, der als Apostolischer Administrator die Diözese Telšiai und die Prälatur Klaipėda regieren wird. An der Freude dieser katholischen Gemeinschaft nehmen wir besonders auch deshalb teil, weil zugleich der ehrwürdige Seelenhirte Vincentas Sladkevičius sein Bischofsamt als Apostolischer Administrator von Kaišia­dorys antritt.

Ein Bischof ist wahrhaft ein von Gott für die Kirche gegebenes unschätzbares Geschenk, weil der Bischof die Stelle der Apostel einnimmt und durch die Auflegung der Hände und durch die Konsekrationsworte die Gnade des Heiligen Geistes und den unauslöschlichen Charakter erhält. Kraft dessen vertritt er in erhabener und staunenswerter Weise Christus selbst, den Lehrer, Hirten und Bischof und wirkt in der Macht seiner Person, um das Volk Gottes in Gerechtigkeit und Heiligkeit zu versammeln und für dieses Sorge zu tragen durch Gebet, Verkündigung und Ausübung aller Liebesdienste.

Die Priester aber, die Teilnehmer sind am Vollpriestertum Christi im Dienste des Volkes Gottes, sollen wegen eben dieser Teilnahme am Priestertum und Sendung ihren Bischof als Vater anerkennen und ihm ehrfürchtig gehorchen. Schließlich möge die ganze katholische Gemeinde, deren Glaube durch Schwierigkeiten und Mühen der Wahrheit geprüft ist, einen Schutz der Seele, Begeisterung und Stärkung in der Beharrlichkeit im Glauben mit mächtiger Hoffnung und Rückhalt der Liebe finden, damit sie wertvoll leben kann, in der Ausübung christlicher Tugenden, welche die Erziehung und Bildung eines Volkes ergänzen.

Die katholische Familie Litauens empfehlen wir der Gottesgebärerin, Mutter der Barmherzigkeit, indem wir mit liebevollem Herzen den Apostolischen Segen erteilen den Bischöfen, Priestern, Jugendlichen, die zum Erbe Gottes berufen sind, wie auch allen, die sich der Verherrlichung Gottes geweiht haben, und allen Gläubigen.

Papst Johannes Paul II.<

Das Telegramm des Hl. Vaters enthüllt sehr schön die Intention der Kirche, was der Bischof in seiner Diözese sein muß: Er vertritt Christus selbst als Lehrer, Hirte und Bischof. Von jetzt an bin ich euer Bischof und die Verant­wortung für euch fällt auf meine Schultern. Alles, was euer Leben berühren wird, wird auch mein Herz treffen. Alle Stürme, die euch treffen, werden zuerst meinen Kopf treffen; alle Mühen, Schwierigkeiten, ja sogar all eure Fehler — werden Echo finden in meinem Herzen.

Mir fällt eine unglaublich schwere und verantwortungsvolle Pflicht zu. Ledig­lich die Worte des hl. Paulus an die Korinther trösten mich, wo er sagt: >Was der Welt töricht erscheint, hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen. Was der Welt schwach erscheint, hat Gott auserwählt, um das Starke zu beschämen.< Gott läßt doch das tägliche Brot, das Eucharistische Brot, nicht auf Eichen wachsen, sondern auf weißem Strohhalm, der, wenn er sein Korn hergegeben hat, in Vergessenheit gerät und sogar mit den Füßen getreten wird. Damit ich euch das Brot der Wahrheit und der Liebe Christi spenden kann, erwarte ich von euch nicht eine gefühlsmäßige Liebe, sondern ich erwarte Gebet.

Heute ist das Fest der Verklärung Christi. Im Angesicht des verklärten Christus sagten die Apostel, daß es ihnen gut sei. In Gottes Nähe muß es gut sein, wie in der Nähe der Sonne Licht sein muß. Gott will, daß es immer, für jeden Menschen gut sei. Dazu ist Christus auf die Erde gekommen, dazu gründete er die Katholische Kirche, damit sie die Trägerin der Güte Christi in der Welt sei. Dazu ist der bischöfliche Dienst in der Kirche, damit es möglich ist, Güte zu spenden. Deshalb sagt auch der Hl. Vater, daß der Bischof ein staunenswertes und großes Geschenk Gottes in der Kirche ist. Kann man also die Kirche fürchten, kann man einen Bischof fürchten? Darf man einen Bischof von seinem Dienst entfernen, wenn er nur Gutes will? Es ist ein Schaden, wenn der Bischof von seinem Dienst entfernt wird, Scha­den für die Diözese, für die Kirche und für alle neben der Kirche. Es ist gut, daß einige Fehler berichtigt werden, aber noch nicht vollständig, und wir hoffen, daß sie mit der Zeit vollständig korrigiert werden. Geduldig haben wir gewartet und warten immer noch, daß einige Dinge auch bezüglich der Kirche revidiert werden. Ist es sinnvoll, die Kirche als Wohltäterin unter Rechtseinschränkungen zu halten, von jenen Bereichen getrennt, wo sie am meisten Gutes tun könnte? Ist es nicht an der Zeit, die Kirche aus einer Lage von Rechtseinschränkungen in die von Erweiterungen zu versetzen, damit sie mehr Gutes tun kann? Nicht dazu ist die Kirche und auch der bischöfliche Dienst gestiftet, damit sie jemandem schaden. Deshalb kann die Kirche in jeder Gesellschaftsordnung viel Gutes tun und tut es auch. Nur muß man ihr die Möglichkeit dazu geben. Die Kirche ist nicht dazu gestiftet, um Gesell­schaftsordnungen zu unterstützen oder sie zu zerstören.

Als ich meinen Verpflichtungen nicht nachgehen durfte, trugen sie andere auf ihren Schultern, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Dankbar bin ich auch euch, liebe Priester der Diözese Kaišiadorys, die ihr zu mir immer sehr gut gewesen seid. Gottes Vorsehung gab für unsere Diözese solche erhabene Bischöfe wie den ehrwürdigen Märtyrer Erzbischof Teofilius Matulionis. Wenn schwere Stunden für euch kamen, habt ihr euch an diese heiligen Bischöfe erinnert, und das hat euch vor falschen Schritten bewahrt.

Unsere Diözese hat ihren freudenreichen Abschnitt erlebt, als sie nach der Gründung einer eigenständigen Kirchenprovinz Litauens ihre Existenz be­gonnen und solche bewundernswerte Hirten erhalten hatte. In unserer Di­özese haben die schönsten Keimlinge des christlichen Lebens sich zu ent­falten begonnen. Aber unsere Diözese erlebte auch den schmerzhaften Ab­schnitt. Damals haben wir gelitten, gebetet und gewartet, im Vertrauen auf Gottes Vorsehung. Wird unsere Diözese auch ihren glorreichen Teil haben? Das hängt von uns ab, ob wir es vermögen, von unseren Schwächen aufzu­erstehen und unseren Blick auf Jesus Christus zu richten. Ob wir unsere kindliche Frömmigkeit zu Maria bewahren. Ob diese Frömmigkeit nicht nur ein eigentümliches Merkzeichen von Šiluva, vom Tor der Morgenröte oder von Žemaičių Kalvarija (berühmte Wallfahrtsorte in anderen Diözesen; Anm. d. Ü.) bleibt, sondern auch ein Merkzeichen von Pivašiūnai wird? Es hängt von uns ab, damit unsere Diözese, die ihren freudenreichen und schmerzlichen Abschnitt gehabt, auch ihren glorreichen Teil erlebe.«

Nach der hl. Messe begann die Jugend Litauens dem Bischof zu gratulieren. Nur schade, daß aus Zeitmangel nicht alle das tun durften, denn auf dem Kirchplatz und in der Kirche warteten schon Kinder und Jugendliche, in Rei­hen aufgestellt, auf das Sakrament der Firmung. Im Namen der Priester der Diözese gratulierte Kanonikus Stanislovas Kiškis dem Bischof.

Bischof Vincentas Sladkevičius bedankte sich bei allen, die ihn beglück­wünschten, ganz besonders innig bedankte er sich bei der Diözese Panevėžys, die ihn aufgenommen und für ihn gesorgt hat.

»Die Gläubigen der Diözese Panevėžys haben mir sehr viel Herz gezeigt«, sagte der Bischof, »davon hoffe ich noch mehr bei den Meinigen zu finden, denn hier ist die Scholle meines Vaters und meiner Mutter, hier sind die Spuren meiner Eltern und meine eigenen aus Kindeszeiten. Dieses Kindes­gemüt ist in meinem Herzen geblieben«, — fuhr der Bischof fort, — »und in dieser Verfassung, mit dieser Begeisterung, mit Hilfe der Gnade Gottes will ich das große Werk antreten: Mich ganz zu widmen Gott und der Kirche.«

Das Sakrament der Firmung spendeten alle vier Bischöfe. Es wurden 600 Kinder und Jugendliche gefirmt.

Beim Mittagessen gratulierte dem früheren verbannten Bischof sein gemein­samer Schicksalsbruder Bischof Julijonas Steponavičius. Seine Gratulation geben wir fast vollständig wieder:

»Zur Hervorhebung dieser schönen und frohen Feier, eben des feierlichen Ingresses Seiner Exzellenz in seine Kathedrale, der Rückkehr zu seinen di­rekten Pflichten, sind ganz besonders die Worte unseres Erlösers geeignet: >Ihr werdet traurig sein, aber eure Trauer wird sich in Freude verwandeln« (Jn 16, 20).

Die gesamte Kirche Litauens war traurig angesichts der Tatsache, daß die Diözese Kaišiadorys beinahe während der ganzen Nachkriegsjahre ohne Bischof war, weil ihre rechtmäßigen Hirten verhindert waren und ihr Hirten­amt nicht ausüben durften. Es trauerten auch die Priester der Diözese Kaišia­dorys und die Gläubigen, die 35 Jahre verwaist waren, ohne ihren Vater und Hirten. Es trauerte ihr rechtmäßiger Hirte, der 25 Jahre lang von den Seinen getrennt war und in Abgeschiedenheit und Einsamkeit leben mußte. Heute ist diese Trauer zur Freude geworden. Aber dieser Tag der Freude kam zu Ihnen, liebe Exzellenz, nach langen Jahren des Leidens, des Schmer­zes und der Trauer. Offenbar ist es in den Plänen der Vorsehung Gottes so vorgemerkt, daß die Hirten einer in Schmerzen geborenen Diözese den Weg der Schmerzen gehen und den Kelch der Schmerzen trinken sollen bis zur Neige.

Die Anfänge der Diözese Kaišiadorys waren schmerzvoll. Wie Kan. Kiškis schon erwähnte, wurde nach dem I. Weltkrieg, nach der Gründung des unab­hängigen Litauens, Vilnius im Jahre 1920 besetzt. Die Diözese Vilnius wurde in zwei Teile geteilt. Bei der Gründung der Kirchenprovinz Litauens im Jahre 1926 wurde aus diesem Teil der Diözese Vilnius die Diözese Kaišia­dorys geschaffen. Ihr erster Hirte Kan. Juozapas Kukta war ein Verbannter, im Jahre 1922 zusammen mit drei aktiven Litauern (aus dem polnisch be­setzten Vilnius-Gebiet; Anm. d. Ü.) verbannt in das unabhängige Litauen. Schwer war für den neuen Bischof der Beginn seines Episkopats. Es war nicht nur kein Dom da, sondern Kaišiadorys hatte damals nicht einmal eine brauchbare Pfarrkirche gehabt. Nach dem Krieg wuchs an Stelle der ge­planten Pfarrkirche eine Kathedrale empor, die im Jahre 1926 eingeweiht wurde. Nach dem Tode des Bischofs Juozapas Kukta hat der Apostolische Stuhl für Kaišiadorys den Bischof Teofilius Matulionis ernannt — einen wahren Märtyrer, der 16 Jahre in den Lagern gelitten hat und außerhalb der Grenzen seiner Diözese gestorben ist. Auch Dich, liebe Exzellenz, führte die Vorsehung Gottes zu dem Stuhl der Diözese Kaišiadorys auf dem Weg des Opfers und des Leidens. Als der Bischof Teofilius Matulionis, der sein Amt nicht mehr ausüben konnte, um die Zukunft seiner Diözese sich Sorgen machte, fiel sein Blick auf Dich. Er fand einen Weg, daß der Hl. Vater Dich zum Bischof ernannte und hat Dich konsekriert. Leider war Dir nicht gegönnt, unter den Deinen zu arbeiten. Im Leben der Verbannung wurdest Du für einen Aussätzigen gehalten. Irgendjemand hat suggeriert, daß es gefährlich sei, Dich zu treffen, und indem die Priester dieser Angst nach­gaben, haben sie sich sogar gefürchtet, Dich überhaupt zu besuchen. Eine Begebenheit kommt mir in Erinnerung: Ein Ehrenkanonikus der Diözese Kaišiadorys, der heute nicht mehr unter den Lebenden weilt, fragte mich einmal: »Darf man wohl unsere Exzellenz besuchen? Ich fürchte, daß mich jemand fragen könnte, warum ich dort hingefahren bin und was ich dort gesprochen habe.« Nach Anhörung solcher Redensarten habe ich natürlich gefragt: »Ja, aber haben Sie denn keine Angst, mit mir zu sprechen, denn Sie wissen doch wohl, daß wir beide gleich angesehen werden?« Der Ge­sprächspartner wurde rot und hat den Weg zur Exzellenz nicht gefunden.

Was war das denn für ein Aussatz, mit dem die Priester geängstigt wurden, mit dem man sich hätte anstecken können? Er wurde sowohl Ihnen, liebe Exzellenz, als auch mir, Ihrem Schicksalsfreund zugeschrieben. Dieser Aussatz, das ist die Treue zu Christus und seiner Kirche, die Liebe zu Gott und den Seelen, die Sorge um Gegenwart und Zukunft der Diözese, Kummer um das Priesterseminar, Kummer um das Verhalten und Betragen einiger Priester. Und ich meine, daß ich mich nicht täusche, wenn ich sage, daß alle diese Anliegen, für die Du Dich geopfert, gelitten, um die Du Dir Sorge gemacht hast in der Verbannung, heute, wo Du vor der Öffentlichkeit ange­treten bist, Deiner Seele und Deinem Herzen noch kostbarer sein werden. Gott und den Seelen, Christus und der Kirche, dem Wohl der Kirche unseres ganzen Landes, dem Wohl der eigenen Diözese wirst Du die ganze Kraft deines Leibes und alle Fähigkeiten Deines Geistes in unermüdlicher Arbeit und in innigem Gebet opfern, eingedenk der Worte des hl. Apostels Paulus: »Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden« (Rom 12,15).

Heute möchte ich mich mit allen freuen, daß es Dir möglich wurde, zu Deinem bischöflichen Amt zurückzukehren. Ich freue mich, daß Du zu den Deinigen zurückgekommen bist, und daß ich Dir den Weg nicht verstellt habe, und daß ich nicht über Deine Leiche Kaišiadorys übernommen habe. Ich danke Dir, daß Du, obwohl ich auch ferner noch als Aussätziger be­trachtet werde, die Freundlichkeit hattest, zu dieser schönen Feier mich heute einzuladen und Dich von mir nicht mit einer Mauerwand abgesperrt hast. So nimm denn an diesem schönen und frohen Tag Deines Lebens meine herzlichsten Glückwünsche mit Gebeten entgegen; es sind die Deines früheren gemeinsamen Schicksalsfreundes. Ich wünsche Dir, daß Du, mit den Gnaden des Allerhöchsten gestärkt, Deine Diözese im Geiste der Einheit leiten und alle auf dem Wege des Geistes der Kirche führen mögest. Irgend jemand hat unsere Priester auseinanderdividiert in Reaktionäre und Fortschrittliche, in Extremisten und Einsichtige, und in der letzten Zeit kam noch eine neue Bezeichnung auf: Oppositionelle und Loyale. Für die Kirche ist eine solche Zerteilung fremd. Für die Kirche ist ein jeder Priester, um mit den Worten des hl. Paulus zu sprechen, Diener Christi und Spender der Gnaden Gottes, aus den Menschen genommen, für die Menschen bestellt. Nun ja, man möchte eben wünschen, daß es in Deiner Diözese weder sogenannte Reak­tionäre noch Fortschrittliche, weder Extremisten noch Einsichtige geben möge, sondern daß alle Priester Diener Christi und treue Söhne der Kirche sein möchten. Und schließlich wünsche ich, daß Du, geprüft durch Opfer und Leid, Deinen standhaften Priestern durch Mut und Treue leuchten und die schwachen und schwankenden festigen mögest. Möge der gütige Herr die Kräfte Deines Leibes und die Fähigkeit deines Geistes stärken, damit Du, gemeinsam mit allen Bischöfen Litauens, gemeinsam mit den Priestern Deiner Diözese für das heilige und heilbringende Wohl der Kirche unseres Landes und zum Wohle Deiner Diözese wirkest, und der gütige Gott möge Deine Gebete und Arbeiten segnen.«