Heiliger Vater, wir danken Ihnen für Ihre Liebe zu unserer Heimat und deren Kirche, die Sie beim Gedenken des 600. Jahrestages der Taufe Litauens gezeigt haben.

Ihr Gebet, Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Liebe werden uns helfen, die 600-jährige Tradition der Treue zum Heiligen Stuhl fortzusetzen.

Wir versprechen, daß wir, dem Beispiel unserer Ahnen folgend, alles tun werden, daß die Woge des Atheismus unsere Heimat nicht vom Felsen Petri wegreißt, wie dies in der Vergangenheit weder der Protestantismus, noch die Orthodoxie vermochten.

Wir werden Eure Heiligkeit auf dem schweren Weg, den Sie unter heiliger Last zu gehen haben, immer im Gebet begleiten.

Das katholische Litauen

Wenn wir bei einer Reise durch die Ebenen unserer Heimat eine riesen­große hundertjährige Eiche mit weit ausgebreiteten Ästen sehen, denken wir unwillkürlich: Sie steht da, rauscht seit so vielen Jahren, und wir gehen Generation um Generation an ihr vorbei... So eine Eiche ist auch das Christentum, das in den 600 Jahren seine Wurzel tief in die Erde unse­res Landes gesenkt hat.

Das Christentum, das ist Christus selbst, der in unser Land, in unsere Häuser, in unsere Herzen gekommen ist. Das ist Christus, der das Licht für unsere Vernunft brachte und den Vorhang wegzog, der bis dahin die Ant­worten auf die wichtigsten Fragen des Lebens verdeckt hatte, die jeden Menschen ohne Ausnahme bewegen: Woher kommt diese Welt? Woher komme ich selbst? Was wartet auf mich nach dem Tode? Wie soll ich leben? Das ist Christus, der uns den Weg gezeigt hat, wie der Mensch glücklich, wahrhaftig und ewig selig werden kann. Das ist Christus, der unser Freund wurde, der uns niemals enttäuschen wird; Er ist unser Führer auf den verwirrenden Wegen des Lebens geworden. Er ist uns Trost und Stütze in schweren Stunden und wird unsere Hoffnung sein, wenn eines Tages die Sonne des menschlichen Lebens untergeht. Christus ist die Kraft unseres schwachen Willens, die fortwährende Einladung zu edler Menschlichkeit, eine einladende Stimme, die uns verpflichtet, dem Hilferuf eines Unglücklichen Antwort zu geben; Er lädt uns ein, durch unsere Arbeit die Welt zu verbessern und gegen die Lüge, gegen die Sünde und gegen den Irrtum anzukämpfen. Er lädt uns ein zu Liebe und Opferbereit­schaft und dazu, dem Großen und Heiligen zu dienen. Der Geist Christi ist, so ein Deutscher (J. Ratzinger?), wie nichts anderes in der Lage zu bewirken, daß wir Herr über unsere eigenen Laster und Neigungen und Diener unserer Brüder werden, daß aus Wölfen Lämmer, aus Lämmern aber Helden werden können. Es ist wirklich sinnvoll, darüber nachzuden­ken und sich in diesen Gedanken zu vertiefen, besonders dann, wenn die Fülle der Zeit dem Volke ein neues Jahrhundert eröffnet.

Die Gedenkfeierlichkeiten des 600-jährigen Jubiläums rollen durch ganz Litauen. Das wird das ganze Jubiläumsjahr andauern.

In den einzelnen Pfarreien wird es unterschiedlich begangen, was davon abhängt, wieviel inneres Engagement und wieviel Einsatz die Seelsorger der Pfarreien und auch die Gläubigen selber aufbringen.

Die zentralen Gedenkfeierlichkeiten dieses Jubiläums fanden am 28. Juni in Vilnius in der St. Peter und Paul-Kirche während des Hochamtes statt. Zur selben Zeit fanden in noch fünf anderen Kirchen in Vilnius Gedenk­feiern statt. Den feierlichen Gottesdienst in der St. Peter und Paul-Kirche leitete S. Exz. Erzbischof Liudvikas Povilonis; in der St. Theresien-Kirche Bischof Romualdas Krikščiūnas und der Verwalter der Erzdiözese Vilnius, Algirdas Gutauskas; in der St. Nikolai-Kirche Bischof Julijonas Stepona­vičius und der Verwalter der Diözese Panevėžys, Kazimieras Dulksnys; in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis Mariae Bischof Juozapas Preik­šas. In zwei Kirchen von Vilnius, und zwar in der Hl. Geist-Kirche, in der Bischof Vladislovas Michelevičius, und in der St. Raphael-Kirche, in der Bischof Vincentas Sladkevičius feierten, wurde der feierliche Gottesdienst in polnischer Sprache abgehalten.

An den Jubiläumsfeierlichkeiten haben auch Gäste teilgenommen, die dazu gekommen waren: der Bischof von Riga und Vertreter der ortho­doxen und der protestantischen Kirche.

An. S. Exz. Erzbischof  Liudvikas Povilonis

Abschriften an: S. Exz. Bischof Vincentas Sladkevičius S. Exz. Bischof Antanas Vaičius S. Exz. Bischof Juozapas Preikšas Prälat Kazimieras Dulksnys Prälat Algirdas Gutauskas

Eure Exzellenz,

die Bischöfe und die Verwalter der Diözesen Litauens haben mir Ihr Schreiben vom 11. März d. J. zukommen lassen, in dem sie sich an mich wenden mit dem Vorschlag, den feierlichen Gottesdienst zum 600-jährigen Jubiläum der Taufe Litauens zu leiten, der in Vilnius in der Kirche der hei­ligen Apostel Peter und Paul stattfinden soll, und dabei die Hauptpredigt zu halten. Dieses Schreiben, Eure Exzellenzen und Ehrwürden, bietet mir eine Möglichkeit, mich zu den Jubiläumsfeierlichkeiten zu äußern. Der Jubiläumshauptgottesdienst muß das Ergebnis der dreijährigen Vorberei­tungsarbeit der Bischöfe und der Jubiläumskommission der Taufe werden.

Vilkaviškis. Am 6. März 1987 führte eine Gruppe von Sicherheits­beamten, die ihre Namen nicht genannt haben, im Wohnhaus des Ehepaa­res Ona und Jurgis Brilius in der Stadt Vilkaviškis, Vilniaus g-vė Nr. 30, eine Durchsuchung durch. Dabei nahmen die Tschekisten drei Nummern der Untergrundveröffentlichung „Tiesos kelias" („Der Weg der Wahrheit"), 10 Packungen Schreibmaschinenpapier, Kohlepapier und andere Sachen mit. Die Durchsuchung dauerte fünf Stunden lang. Während der Durch­suchung wurde auch der Pfarrer der Pfarrei Bartininkai (im Rayon Vilkaviš­kis), Priester A. Liubšys, angehalten. Erst als er entschieden erklärt hatte, daß er zum Abendgottesdienst noch in seine Pfarrei zurückkehren müsse, wurde der Priester nach einiger Zeit freigelassen.

Nach der Durchsuchung brachten die Sicherheitsbeamten J. Brilius in den Sicherheitsdienst von Vilkaviškis zum Verhör. Die Tschekisten waren empört darüber und machten ständig Vorwürfe, daß J. Brilius seine Kinder schlecht erzogen habe - zwei seiner Söhne sind Priester; sie machten ihm außerdem damit Angst, daß seine Tochter Birutė Briliūtė beim Schreiben der „Chronik" ertappt und festgenommen worden sei. J. Brilius erklärte ihnen, daß er seine Kinder in dem Geiste erzogen habe, in dem er selbst lebe. Der Vernommene weigerte sich, das Protokoll zu unterschreiben.

Irina Ratuschinskaja

(Ist wegen religiöser Gedichte verurteilt gewesen).

Was gibt es Schändlicheres, als deine Nächte,

du meine verhaßte Heimat...

Umsomehr, da es dir an Mißgeburten,

Scharfrichtern und Sklaven nicht fehlte!

Wie hast du jene zertrampelt, die an dich glaubten,

wie hast du in blindem Eifer jene gemordet,

die weder sich noch die anderen verkaufen konnten,

die verurteilt waren, dich ewig zu lieben...

Ich verurteile nicht die Verängstigten, o nein -

die Scharen deiner Nachtigallen schweigen.

Warum erstarren die Tropfen deiner Tränen

auf den Kreuzen der Verhafteten?

Im Traume erscheinen die von dir Gekreuzigten,

bald werde auch ich in ihren Fußstapfen

für dich, du verfluchte, geliebte

in den grausamen Tod mich begeben,

Auf diesem Weg, dem grausamsten von allen -

wo Haß und Liebe sich berühren -

segne mich, du Stiefmutter und Mutter,

du, die du geschändet und benachteiligt bist!

Kaunas. Am 29. April 1987 waren die Priester des Rayons zu einer Begegnung mit den Regierungsvertretern in das Rayonexekutivkomitee eingeladen. Verschiedene Beamten erzählten den Priestern von den Errun­genschaften des Rayons. Unter anderem wurde auch an eine Tatsache er­innert wie diese, daß nach Einschränkung des Schnapsverkaufs der Rayon im Jahr zwei Millionen Rubel Verlust habe. Nachdem die Beamten alles ausgesprochen hatten, fragte der Pfarrer der Pfarrei Babtai, Priester Ričar-das Mikutavičius, warum die Priester immer noch nicht dieselben Rechte hätten wie die Atheisten. Die Redner versuchten dies zu widerlegen, indem sie sagten, daß in das Prädidium dieser Begegnung auch ein Priester eingeladen sei. Priester R. Mikutavičius wies darauf hin, daß die Priester in die Denkmalschutzvereine nicht aufgenommen werden; obwohl es auch unter Priestern solche gebe, die die Feder nicht schlecht führen, ist keiner ) von ihnen in der Schriftstellerorganisation. Der Pfarrer von Tabariškės, Priester Petras Dumbliauskas, gab zu bedenken, daß die Priester nicht ein­mal in die Abstinenzvereine aufgenommen werden, hier aber könnten sie durch ihre Tätigkeit wahrhaftig zum Wohle aller wirken.

Während der Begegnung brachten die im Rayon Kaunas tätigen Priester ihren Protest gegen die von der Regierung legitimierte Tötung der unge­borenen Kinder vor, von denen jedes Jahr in Litauen wesentlich mehr ermordet werden, als Männer während des Krieges gefallen sind.