Das katholische Litauen dankt seiner Heiligkeit für die von Ihr gezeigte Aufmerksamkeit für die Kirche unseres Landes, für Ihre warmen und ermu­tigenden Worte am Fest des hl. Casimir, für Ihre festliche Gratulation in der litauischen Sprache und für Ihre Sorge um alle Angelegenheiten unserer Kirche. Gleichzeitig wollen wir auch unsere tiefe Verehrung und unsere herz­liche Ergebenheit wie auch unsere Treue dem Heiligen Stuhl gegenüber zum Ausdruck bringen.

Am 5. Februar 1986 kam bei einem Autounfall der Pfarrer der Pfarrei Rudamina, einer der Gründer des Komitees der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen, Priester Juozapas Zdebskis ums Leben.

Am 10. Februar teilte die staatliche Autoinspektion Litauens in der Fern­sehsendung »Keliai, Mašinos, Žmonės« (Straßen, Autos, Menschen) mit, daß auf der Straße zwischen Varena und Eišiškės bei der Kreuzung von Val­kininkai das Auto der Marke Žiguli, das J. Zdebskis gehörte und von A. Sabaliauskas gefahren wurde, auf die linke Straßenseite geraten und mit einem entgegenkommenden Milchwagen zusammengestoßen sei. Bei dem Unfall seien drei Insassen des Žiguli ums Leben gekommen und der vierte, R. Žemaitis, sei dabei verletzt worden. Die Ursache des Unfalls werde noch untersucht.

 (Das sollte am 10. Februar 1986 am Grabe des Priesters J. Zdebskis gesagt werden)

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schmetterte die Nachricht über den Tod des Priesters Juozapas Zdebskis ganz Litauen nieder. . . Man wollte eher glauben, daß es sich um ein Gerücht handele, denn der Sicherheitsdienst hatte ähnliche Erdichtungen auch schon vor den Gerichtsverhandlungen ge­gen die Priester S. Tamkevičius und A. Svarinskas verbreitet. Leider wurden die Details des Falles immer klarer, von allen Seiten kamen bestätigende Nachrichten, und der letzte Rest des noch glimmenden Zweifels erlosch... Am 5. Februar 1986, am Tag der Märtyrerin St. Agatha, ist das Auto des Priesters Juozas, ein »Ziguü«, auf der Straße zwischen Varėna und Eišiškiai mit einem Milchwagen zusammengestoßen. Der Fahrer des Wagens, Aigis Sabaliauskas, der neben ihm sitzende Priester Juozas Zdebskis und die Mit­fahrerin D. Šidlauskaitė sind dabei ums Leben gekommen. Der vierte Mit­reisende im »Ziguli«, R. Žemaitis, wurde verletzt und ins Krankenhaus nach Šalčininkai gebracht.

Im Frühjahr 1985 schrieb der Pfarrer der Pfarrei Skaudvile, Priester Jonas Kauneckas, eigenen Angaben nach, eine Beschwerde nach Moskau, undzwar darüber, wie die Beamten des Sicherheitsdienstes und der Staatsanwaltschaft die sowjetischen Gesetze und die eigenen Beschlüsse brechen. Nicht einmal den allernächsten Freunden des Priesters J. Kauneckas ist es gelungen, dieses Schreiben zu Gesicht zu bekommen oder Einzelheiten der Beschwerde zu erfahren. Er sagte, er wolle keinen Anlaß für eine Rache oder Kritik bieten, denn die verurteilten Mitglieder des Komitees zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen seien deswegen der antisowjetischen Agitation und Propaganda angeklagt worden, weil die Dokumente des Komitees im Aus­land bekannt geworden seien.

An die Bischöfe und die Verwalter der Diözesen Litauens Bittgesuch

der Priester der Diözese Panevėžys

In der Sorge um eine würdige Feier des 600jährigen Jubiläums der Taufe Litauens, wenden wir, die unterzeichneten Priester der Diözese Panevėžys, uns an die Bischöfe und Verwalter der Diözesen Litauens mit folgenden Bitten:

1.  Wir bitten Sie, den Heiligen Vater Johannes Paul II. einzuladen, während der Jubiläumsfeierlichkeiten 1987 Litauen zu besuchen.

2.  Bitten Sie den Heiligen Vater Johannes Paul II., er möge aus Anlaß des 600jährigen Jubiläums der Taufe Litauens den ehrwürdigen Diener Gottes, Erzbischof Jurgis Matulaitis seligsprechen. Wir bitten Sie, dafür Sorge zu tragen, daß in der Zeit der Vorbereitung das gläubige Volk vom Leben, von der Tugend und vom Werk des Bischofs Jurgis Matulaitis etwas erfährt und daß auch die Verehrung des Seligen Mykolas Giedraitis bewußter gemacht wird. Auch andere geistige Persönlichkeiten sollen den Gläubigen vorgestellt werden: die Priester A. Rudamina, Priester J. Pabrėža, Erzbischof M. Reinys, Erzbischof T. Matulionis, Bischof V. Borisevičius, Priester A. Lapniūnas, Professor S. Šalkauskis, Professor P. Dovydaitis, Barbara von Žagarė, M. Pečkauskaitė ...

Das Gebiet von Nowosibirsk

Der vor einem Jahr verurteilte Priester von Nowosibirsk, Josef Swidnickij, wird im Gebiet von Nowosibirsk, in der Stadt Kuibyschew, UP 91/12 ostr. 6 brigada 71, Index 632350 gefangengehalten. Seine Verwandten, die ihm am 2. Februar besucht haben, erzählen, daß sich seine Gesundheit stark verschlechtert hat, obwohl der Priester Josef immer guter Stimmung ist. Ihren Worten nach sieht er aus, »wie vom Kreuz heruntergenommen«. Die Verpflegung sei sehr schlecht, und die Pakete werden von den Kriminellen gestohlen. Vor kurzem haben den Priester ein schwerer Herzschlag getroffen. Früher hat er in der Küche gearbeitet, jetzt ist er zu einer anderen Arbeit versetzt worden — er muß Bretter schleppen. Das Wiedersehen wurde nur über eine Glaswand erlaubt und sprechen durfte man nur russisch.

Panevėžys

Am 24. Oktober 1985 kamen fünf Milizmänner zum Heimatkundler Juozas Ruzas und machten, nachdem sie einen Durchsuchungsbefehl vorgezeigt hatten, etwa 3 Stunden lang eine Hausdurchsuchung. Nachher tauchten etwa zehn Sicherheitsbeamte auf, die wieder das ganze Zimmer durchstöberten. Die Tschekisten verheimlichten ihre Namen und wollten sich nicht vorstellen. Später wurde erst klar, daß einer von ihnen mit Famliennamen Skudas hieß. Die Sicherheitsbeamten nahmen eine Schreibmaschine mit, sie waren sehr scharf auf die offiziell herausgegebenen Gedichte von Twardowski und sagten, sie seien gekommen, um die Erinnerungen von Vaidulis abzuholen, um sie zu vernichten. Dabei drohten sie Ruzas, wenn er nicht alle sechs Exemplare der Erinnerungen finde, werde er sechs Jahre Gefängnis bekom­men. J. Ruzas hat einige Exemplare der Erinnerungen gefunden und sie dem Sicherheitsdienst übergeben. Nach der Durchsuchung wurden J. Ruzas und seine Frau O. Ruziene zu einem Verhör gebracht. Am nächsten Tag wurden sie beide wiederholt verhört.

Gintautas Iešmantas befindet sich bereits in Verbannung. Er schreibt:

»Schon seit fünf Jahren begleiten mich Ihre Worte und guten Wünsche auf meinem schweren Leidensweg. Sie haben mir Kraft und Freude gegeben, daß mein Opfer nicht in der Dunkelheit des Vergessens verlorengegangen ist, daß es Menschen gibt, die das Schicksal eines unbekannten Menschen kümmert. Heute bin ich schon in der Verbannung, — schon seit 5. April morgens, — und jetzt habe ich die Möglichkeit, mich bei Ihnen für diese unschätzbare geistige Unterstützung, die mir Ihre kurzen Grußsendungen brachten, für die Wärme der Seelen und Herzen, die mich in der Schnee­wüste des Urals trotz aller Hindernisse und eventuellen Unannehmlichkeiten erreicht haben, zu danken. Selbstverständlich ist mir nur ein Teil Ihrer Briefe übergeben worden, und im letzten Jahr habe ich überhaupt keinen bekommen, aber ich spürte, daß sie in meinem Leben da sind und mir helfen, in keinem Augenblick die Hoffnung und den Glauben zu verlieren. Sie waren mir eine berauschende Stimme aus der Heimat — so kostbar und so lieblich in dieser unseligen Ferne.

Die letzten sechs Monate habe ich im 36. Lager verbracht, (...) Pater Alfonsas, so nennen ihn die Gefangenen, ist immer lebhaft, guter Laune und voll Glaube und Zuversicht. Ich freue mich, daß mir das Schicksal die Mög­lichkeit gab, ihn kennenzulernen; denn er ist ein Mensch von bewunderns­werter geistiger Stärke, eines weiten Denkens und einer bezaubernden To­leranz. In meiner Erinnerung wird der Eindruck, den er auf mich gemacht hat, nie verblassen. Wenn man weiß, daß es solche Menschen gibt wie er, dann wird es leichter zu leben; man spürt dann, daß man unter der Last des bitteren Kreuzes, das einem auferlegt wurde, mit ungebrochenem Herzen und zu allem entschlossen durchhalten kann bis zum Ende.

Wir bedanken uns!

Wir danken herzlich der Liga der Balten für die uns zugesprochene Prämie! Das ist eine Anerkennung der Bemühungen, des Kampfes und der Leiden unseres Volkes und gleichzeitig eine Ermutigung, noch eifriger zu arbeiten und sich zu opfern.

Wir danken allen unseren Brüdern im Ausland, die unsere Bemühungen durch Gebet, Wort oder andere mögliche Mittel unterstützen.

Möge der gütige Gott allen vergelten!

Kretinga

Am 19. Februar 1986 ist in Kretinga nach langer Krankheit der langjährige Gefangene, feurige Kämpfer und edle Mensch Petras Paulaitis gestorben. Der Verstorbene wurde am Friedhof von Kretinga beigesetzt.

Šiauliai

Der Mitarbeiter der Bildungsabteilung des Rayons Šiauliai, Jonas Jurevi­čius, wurde am 28. August 1985 zum Leiter der Bildungsabteilung Krūmas gerufen. Der Leiter fragte J. Jurevičius, ob er während der Beerdigung seines

Nachbarn Greičius in der Kirche gewesen sei. Als der Gefragte geantwortet hatte, daß er für einige Minuten hineingegangen sei (aus der Arbeit hat er sich mit der Erlaubnis seiner unmittelbaren Vorgesetzten entfernt), drohte ihm der Leiter, ihn aus der Arbeit wegen angeblicher Bummelei zu entlas­sen. Das hätte schon längst, allein schon wegen seines Bruders Mečislovas Jurevičius, getan werden sollen. Nach einigen Tagen wurde Jurevičius wieder zu dem Leiter gerufen. Hier wartete die Vorsitzende des Rayonkomitees der Berufsgenossenschaft, Dirvonskienė, die Parteisekretärin der Bildungs­abteilung, Mečvienė und noch andere auf ihn. Jurevičius wurde mitgeteilt, daß hier nicht der richtige Platz für ihn sei. Er werde auf Anordnung der Parteisekretärin des Rayons, Abkaitė, aus seiner jetzigen Tätigkeit entlas­sen. Der Leiter Krūmas verlangte von ihm, daß der Vorgeladene eine Erklä­rung schreiben solle, daß er selbst freiwillig von seinem jetzigen Amt zurück­trete, andernfalls werde in sein Dienstbüchlein eine Bemerkung eingetragen, und er werde keine Arbeit mehr bekommen. So wurde der Ausbildungslehrer J. Jurevičius, der 17 Jahre in der Bildungsabteilung tätig und mit einer Aus­zeichnung der LSSR für Bildung und Ehrenschreiben ausgezeichnet worden war, gezwungen, seine Arbeit aufzugeben. Zur Zeit arbeitet er als einfacher Lehrer an der Achtjahreschule in Grinkūnai.

Priester Alfonsas Svarinskas
Priester Sigitas Tamkevičius
Priester Jonas-Kąstytis Matulionis
Dozent Vytautas Skuodis
Viktoras Petkus
Jadvyga Bieliauskienė
B. Gajauskas
G. Iešmantas
V. Lapienis
Romas Žemaitis
Julius Sasnauskas
Povilas Pečeliūnas
Liudas Dambrauskas

und andere tragen die Ketten der Unfreiheit, damit du frei leben und glauben darfst!