Am 18. März 1981 wurde der Vikar der Pfarrei Prienai, Antanas Gražulis, eingeladen, im Rayon Prienai die Gläubigen der Bauernschaften Ašminta, Apušotas und Bagrėnai zu besuchen und ihre Häuser einzusegnen.
Am 30. März 1981 wurde die Mitarbeiterin der Bibliothek der Gemeinde Ašminta, Ona Vaitauskienė, zum Stellvertreter des Vorsitzenden des Exekutivkomitees Rayon Prienai, K. Morkvėnas, vorgeladen.
Einer Kulturschaffenden ist es nicht erlaubt, zur Kirche zu gehen, dabei die Tochter mitzunehmen, eine Liste von Menschen anzufertigen, die auf den Priester warten, und nachher den Priester einzuladen, — herrschte K. Morkvėnas die Vorgeladene an. Der Stellvertreter unterstrich, daß es für Ona Vaitauskienė an der Zeit sei, entsprechende Schlüsse zu ziehen und ihre Weltanschauung zu ändern, denn sonst mache sie dem Rayon nur Schande. Ona Vaitauskienė erklärte, daß sie die Kirche besucht hat und besuchen wird, ihre Tochter mitgenommen hat und mitnehmen wird; niemand wird sie umerziehen und sie wird ihren Glauben nicht verleugnen, und wenn sie wegen ihrer Überzeugung nicht mehr in der Bibliothek arbeiten kann, dann wird sie eben jede andere Arbeit verrichten.
Der Stellvertreter des Vorsitzenden des Exekutivkomitees Rayon Prienai, K. Morkvėnas, hat der Direktorin der Zentralbibliothek Prienai, G. Polekauskienė, befohlen, Frau O. Vaitauskienė von der Arbeit zu entlassen.
Am 6. April wurde O. Vaitauskienė in die Kulturabteilung Rayon Prienai vorgeladen, wo der Vorsitzende des Exekutivkomitees der Gemeinde Ašminta, A. Veselis, zu beweisen versuchte, daß O. Vaitauskienė wegen ihrer Uberzeugung die Arbeitsdisziplin nicht einhalte.
(Das ist nicht wahr! O. Vaitauskienė hat fleißig und gewissenhaft ihre Pflichten erfüllt. — Red.). An dem Tag hat O. Vaitauskienė gezwungenermaßen eine Erklärung geschrieben, daß man sie ab 18. Mai 1981 von der Mitarbeit in der Gemeindebibliothek Ašminta entpflichten möge.
Am 28. März 1981 feierte im Rayon Prienai, Bauernschaft Ašminta, ein gläubiges Mädchen ihren Geburtstag. Zum Geburtstag war auch der Priester Antanas Gražulis eingeladen. Bald nach dem Geburtstag setzte der Verhör von Schülern ein. Der Vorsitzende der Gemeinde Ašminta, A. Veselis, hat die Schüler — Rolandas Čeplinskas (VII. Kl.) und Loreta Lapinskaitė — vorgeladen und sie grob ausgefragt, wer an dem Geburtstag teilgenommen hat usw.; durch sein Verhör hat der Vorsitzende A. Veselis die Schülerin Loreta Lapinskaitė zu Tränen gebracht.
Die Direktorin der achtjährigen Schule von Ašminta, A. Šervenikienė, hat den Klassenleitern befohlen, die Eltern der Schüler zu verwarnen. Diese ängstigen sie, daß alles in die Charakteristiken des Schulabschlusses eingetragen wird und daß die Kinder nirgendwo / mit Weiterbildung / anfangen können.
In der Schulleitung von Prienai wurden verhört die Schülerinnen: V. Ben-doraitytė, D. Bendinskaitė und D. Čeplinskaitė (X. KL). Die Schulleitung hat die Eltern der genannten Mädchen vorgeladen und ausgefragt, wer den Priester zum Geburtstag eingeladen, was er geredet hat; schließlich wurde erklärt, daß es den Schülern verboten ist, zu solchen Veranstaltungen hinzugehen, wo ein Priester teilnimmt; man hat versucht, die Eltern zu erweichen, indem man sagte, daß sie die Zukunft ihrer Kinder zerstören, daß alles in die Charakteristiken eingetragen werde und die Töchter nach Abschluß der Mittelschule nirgendwo weiterlernen könnten.
In der Sportschule von Birštonas wurde die Schülerin Z. Padelskaitė verhört.
Am 11. April 1981 hat der Gemeindevorsteher von Ašminta, A. Veselis, die Bibliothekarin A. Vaitauskienė vorgeladen und sie beschuldigt, daß sie den Geburtstag organisiert und den Priester eingeladen habe. »Die Schule führt atheistische Arbeit, und was hast du ausgedacht? Daß du die Arbeit verlierst, das ist klar... Der Sicherheitsdienst wird verhören, da kannst du im Gefängnis landen... Es wäre besser, wenn die Bibliothek 10 Jahre geschlossen geblieben wäre, als daß solche Angestellte dort gearbeitet haben. Wo waren wir bloß, daß wir früher nicht gesehen haben, wer du bist?!« — ärgerte sich der Vorsitzende A. Veselis.
Am 6. September 1981 hat am Geburtstag von Giedrė Babravičiūtė (V. KL), wohnhaft in der Bauernschaft Ašminta, außer ihren Freunden auch Hochw. Antanas Gražulis teilgenommen. Ende Oktober hat in der achtjährigen Schule von Ašminta der Klassenleiter die Schülerinnen Giedrė Babravičiūtė (V. KL), Odeta Dereškevičiūtė (III. KL), Rasa Vaitauskaitė (V. Kl.) und R. Daugėlytė (V. Kl.) ausgefragt. Auf die vorgelegten Fragen haben die Mädchen ihre Antwort verweigert. Dann haben die Lehrer versucht, durch Drohungen und Einschüchterung die Mädchen auszukundschaften. Die Mutter der Schülerin Giedrė Babravičiūtė hat der Klassenleiterin erklärt, daß sie in ihr Haus diejenigen einladen wird, die sie will, und verlangte, ihre Tochter nicht zum Heulen zu treiben.
Am 5. Dezember 1981 versammelten sich einige Bewohner der Bauernschaft Pagaršvis mit ihren Kindern in dem Anwesen von A. Šukevičius. Gegen Abend kam auch eine kleine Schar von Jugendlichen hinzugeeilt. An der Zusammenkunft nahm auch Hochw. Antanas Gražulis teil. Am 7. Dezember haben die Lehrer der achtjährigen Schule von Ašminta dem Schüler Romas Juozaitis (III. Kl.) befohlen, seine Eltern mitzubringen. Während des Verhörs haben die Lehrer den Knaben vielfältig geängstigt und brachten ihn sogar zum Weinen. Aus demselben Grund wurde auch Rasa Vaitauskaitė (V. Kl.) verhört.
Am 30. Dezember 1981 wurde O. Vaitauskienė schriftlich vorgeladen, zum Gemeinderat Ašminta zu kommen. Dort wurde sie vom Vorsitzenden der Kolchose »Lenino keliu« (Auf Lenins Weg), P. Šeniauskas, Gemeindevorsteher A. Veselis, der Parteisekretärin der Kolchose, Grigaravičienė, und von der Direktorin der achtjährigen Schule Ašminta, A. Šervenikienė, erwartet.
»In der Gemeinde ereignen sich unliebsame Dinge — Begegnungen mit dem Priester werden organisiert. Die Leute nehmen Anstoß an deinem Benehmen. Die Eltern der Kinder sind ebenfalls unzufrieden ... Du überlegst überhaupt nicht, was du deiner Familie antust. Die Tochter wird nach Schulabschluß nirgendwo anfangen können, und du kommst für deine Taten ins Gefängnis.. . Über dich wird schon viel gesprochen, sowohl im Parteikomitee, im Exekutivkomitee des Rayon, als auch beim Sicherheitsdienst. Wir wissen genau, wieviele solche Begegnungen stattgefunden haben und wer dagewesen ist. Gib schon zu, daß du alles organisiert hast«, — ängstigte und beschuldigte der Gemeindevorsteher A. Veselis Ona Vaitauskienė.
Die Schuldirektorin Šervenikienė behauptete, daß gläubige Menschen sich nur im Gebetshaus versammeln dürfen, aber ähnliche Begegnungen in der Bauernschaft nicht stattfinden dürfen; am meisten war sie darüber erbost, daß auch Eltern mit ihren Kindern daran teilnehmen.
— Schon 17 Jahre besucht kein Priester mehr die Leute, und jetzt ist es dir eingefallen, einen einzuladen, — spottete die Parteisekretärin der Kolchose, Grigaravičienė.
Auf die vorgetragenen Anschuldigungen antwortete Ona Vaitauskienė, daß für die Kinder sie, die Eltern verantwortlich sind, »wie wir wollen, so erziehen wir sie auch, wen wir wollen, den laden wir für sie ein. Ich verbitte mir, daß die Kinder verhört und zum Weinen gebracht werden; und wenn ihr behauptet, daß ihr alles wißt, warum fragt ihr mich noch?«
Am Schluß des Gesprächs hat der Gemeinderat von Ašminta gesagt, daß Ona Vaitauskienė hiermit zum letzten Mal verwarnt ist.