Eure Heiligkeit!
Wir, Priester und Gläubige Litauens, grüßen Sie anläßlich Ihrer Wahl zum Oberhirten der Kirche und der Inaugurationsfeierlichkeiten des Amtsantritts. Wir wünschen Ihnen die Erleuchtung des Heiligen Geistes und das Feuer Seiner Liebe bei der Leitung der Kirche in dieser Zeit des kämpferischen Atheismus und Niedergangs aller Tugend.
Wir glauben und hoffen, daß Litauen und den anderen Nationen, in denen die Kirche verfolgt wird, in Ihrer Person jene starke Hilfe eines eifrigen Verfechters der Rechte und Freiheiten der Gläubigen zuteil wird, auf daß Christi Evangelium unbehindert jedes nach Wahrheit und Liebe dürstende Herz erreicht. Diese unsere Hoffnung wird durch den Umstand bestärkt, daß unsere Lebensbedingungen Ihnen sehr wohl bekannt sind und Sie selbst über große Erfahrung im Kampf für die Rechte der Gläubigen verfügen.
Unsere Erwartungen beziehen sich besonders darauf, daß die vatikanische Diplomatie unter Ihrer Führung eine Richtung einschlägt, die uns mit Ehrfurcht und Vertrauen zum Heiligen Stuhl erfüllt und Gläubige wie Geistlichkeit der Länder des Ostens nicht in Pessimismus und Passivität wegen diplomatischer Nachgiebigkeit gegenüber den Atheisten versinken läßt. Während des 41. Eu-charistischen Kongresses begeisterte uns der von Ihnen geleitete Gottesdienst für die Nationen, in denen die Kirche verfolgt wird.
Mit mutigen Worten sind Sie damals für die Verteidigung der Rechte der Gläubigen eingetreten und verwiesen besonders auf den Mut der Gläubigen Litauens bei ihrem Kampf für die Kirche Christi.
In Ihrer ersten Ansprache an die Kardinäle gedachten Sie der Menschen, die um des Glaubens willen in Gefängnissen schmachten. Eine ganze Reihe der Söhne und Töchter unseres Volkes — Petras Plumpa, Nijolė Sadūnaitė, Ona Pranskü-naitė, Vladas Lapienis u. a. — erleiden für die Sache Christi Lagerhaft und Verbannung.
Uns erreichte die Nachricht, Sie hätten bereits in Ihren ersten Erklärungen gesagt, die Hälfte Ihres Herzens gehöre Litauen. Sie haben den Wunsch geäußert, Ihr Vaterland Polen und auch die Sowjetunion besuchen zu wollen. Wie sehr wünschten wir, daß Sie bei dieser Gelegenheit auch das katholische Litauen besuchen würden! Sie werden dann Gelegenheit haben, die Gläubigkeit und Treue der Litauer zur Kirche und ihrem Obersten Hirten zu erfahren. Ihre Grußworte in litauischer Sprache haben wir hier als Wertschätzung unserer Opfer für die Sache Christi empfunden. Durch den Empfang unserer Bischöfe haben Sie den Gläubigen Litauens erneut Ihr väterliches Wohlwollen bezeugt.
Gott hat unser Flehen wahrhaft erhört, und wir fühlen uns heute weniger verlassen, denn je zuvor. Unsere von Herzen kommenden Gebete werden Ihr Leben und Wirken in Erwartung wirksamer Hilfe treulich geleiten.
Im Namen der Geistlichen und Gläubigen Litauens »Chronik der Litauischen Katholischen Kirche«