Weißrußland Gervetschy

Anfang Mai 1980 verhängte die Ortsverwaltung dem Pfarrer der Kirche in Ger­vetschy, Priester Zenevskij Josif Ivanovic, eine Geldstrafe von 50 Rubel. Er wur­de bestraft, weil er sich in der Kleinstadt mit den Schülern grüßte, sie manchmal zum Gottesdienst in die Kirche einlud und sich nach ihrem Erfolg in der Schule er­kundigte. Somit hätte der Priester die sowjetischen Gesetze verletzt, er habe über die Kirchengrenzen hinaus religiöse Propaganda betrieben. Diesen Beschwerde-brief, unterzeichnet von der ganzen Schulverwaltung, schrieb die Organisatorin für außerschulische Angelegenheiten der Mittelschule, Murina Taisa Nikolajevna, und reichte ihn im Exekutivkomitee des Bezirkes Gervetschy ein. Offensichtlich ist ein katholischer Priester in Weißrußland gleich einem Aussätzi­gen, dem es aufgrund eines Gesetzes verboten ist, sich mit Menschen zu treffen und mit ihnen in Kontakt zu bleiben.

 

Ukraine

Am gleichen Tag, als im Sommer 1975 L. Breschnew die Existenz der Glaubens­freiheit in der UdSSR deklarierte, verlasen die Richter und der Staatsanwalt von Lvov das Gerichtsurteil für den griechisch-katholischen Priester Michail Vinickij. Er wurde für eine angebliche seelische Beeinflussung auf das Mädchen Novosad und die Unterrichtung der Kinder in Religion zu fünf Jahren Haft und drei Jah­ren Verbannung verurteilt. Die Verhandlung zog sich eine ganze Woche hin. Der Priester M. Vinickij wurde beschuldigt, er habe durch seine Gebete das Mädchen psychisch beeinflußt.

Das Gericht legte dem Verurteilten nahe, seine Tat, nämlich, daß er mit seinem Unterricht die Gesundheit der Kinder angegriffen habe, zu bereuen. Ebenso be­schuldigte man M. Vinickij, er habe den Kindern erlaubt, an den Gottesdiensten teilzunehmen, die in privaten Räumlichkeiten abgehalten wurden.

Im Sommer 1977 umstellte eine Miliztruppe mit Hunden im Dorf Mschan, Bezirk Lvov, unweit von Gorodok, die ukrainische Kirche, vernichtete sie von innen und konfiszierte die wertvolleren Sachen. Die Kirche wurde zu einem Lagerhaus um­funktioniert. Die Gläubigen wendeten sich mit der Bitte nach Kiew und Moskau und verlangten die Kirche zurück. Die Beamten Moskaus mußten anerkennen, daß die Gläubigen im Recht sind, aber sie halfen ihnen nicht, die Kirche wiederzu­erlangen.

Auf ähnliche Weise wurde im Sommer 1979 die Kirche des Dorfes Chischevitschi im Bezirk Gorodok geschlossen.

Zur gleichen Zeit konfiszierte man das Kirchengut im Dorf Kamenobrod, Kreis Javorov.

Auch werden ständig die ukrainischen Priester, Josef Budzinski, Pjotr Perischok u. a. von der Sowjetregierung terrorisiert. Man gestattet es ihnen nicht, sich ord­nungsgemäß zu registrieren und sie erhalten somit kein Dauerwohnrecht. — Sie gehörten zu den Priestern, die sich 1946 nicht bereit erklärt hatten, den Glauben der Provoslawen anzunehmen.

Am 9. Mai 1980 ist in Lvov der katholische Priester und Mönch Eugenijus Vo-sikevitsch ermordet worden. Einige Monate später hätte er in den Ruhestand tre­ten sollen.

Man fand den Priester E. Vosikevitsch ermordet in einem Aufenthaltszimmer sei­ner Arbeitsstätte. Sein Mund war vollgestopft mit Brot. Besondere Merkmale, die auf eine Körperverletzung schließen könnten, wurden nicht festgestellt. Der Prie­ster E. Vosikevitsch arbeitete als Wächter auf dem Autoparkplatz in Lvov.