Povilas Buzas ist am 3. Januar 1919 im Dorf Bačkininkai, Kreis Prienai, in einer großen Familie geboren. Povilas war das neunte von zehn Kindern. 1920 starb sein Vater und 1928 seine Mutter, deswegen mußte Povilas schon seit seiner Kind­heit viel arbeiten und hatte keine Gelegenheit zu lernen. Er beendete vier Klassen der Volksschule.

Als die Sowjetregierung Litauen okkupierte, schloß er sich den Partisanen an und kämpfte gegen die Okkupanten. 1946 wurde er unweit von Veiveriai festgenom­men und zu zehn Jahren Haft verurteilt. Seine Strafe saß er in Inta, in der auto­nomen Sowjetrepublik Komi ab. 1956 kam er nach Litauen zurück und gründete eine Familie. Zog zwei Söhne groß. Zuletzt wohnte er in Birstonas. Povilas Buzas — ein tüchtiger Litauer und ein eifriger Katholik. Seine Taten und seine Qualen im Lager werden ein großer Beitrag in der Auferstehung des Volkes und der Kirche sein.

An den Vorgesetzten der Anstalt VS — 389/35 Erklärung

der Bürgerin Pluirienė Aldona, Tochter des Antanas, wohnhaft in der Litaui­schen SSR, Kulautuva, Kreis Kaunas, Akaciju Str. 23—2

In Ihrer Anstalt verbüßt mein Mann Petras Plumpa seine Strafe. Schon länger als ein Jahr erhalte ich keine Briefe mehr von ihm. Auf meine Anfrage hin haben Sie mir erst kürzlich geantwortet, daß er das Recht habe, eine begrenzte Anzahl Brie­fe zu schreiben. Da Ihre Antwort nicht treffend und mich unbefriedigt läßt, wen­de ich mich wiederholt an Sie.

Mich interessieren nicht die Rechte meines Mannes, sondern, warum ich seine Briefe nicht erhalte. Die Benachrichtigungsscheine, die die Übergabe meiner Brie­fe an meinen Mann bestätigen sollen, kommen ohne die Unterschrift meines Mannes an mich zurück. Diese unterschreibt gesetzwidrig jemand anderes. Das heißt, daß dieser Jemand das ungeschriebene »Recht des Stärkeren« ausnutzt, um meine Rechte und die meines Mannes einzuschränken. Und diese willkürlich han­delnde Person muß bei Ihnen sein, denn die Benachrichtigungsscheine erhalte ich aus Ihrer Anstalt.

 

Bitte teilen Sie mir mit, warum ich die Briefe meines Mannes nicht erhalte, und was Sie unternommen haben, damit mich die Briefe meines Mannes künftig errei­chen.

Auf den Namen meines Mannes und an seine Adresse habe ich litauische Zeit­schriften und Zeitungen abonniert— Pergalė (Sieg), Mokslas ir gyvenimas (Wis­senschaft und das Leben), Tiesa (Die Wahrheit) und Literatūra ir menas (Litera­tur und Kunst). Bitte teilen Sie mir mit, ob Plumpa sie erhält. Bitte teilen Sie mir auch mit, wann ich ein gemeinsames und persönliches Wieder­sehen mit meinem Mann haben kann.

14. April 1980        A. Pluiriene

 

Die Lagerverwaltung ließ A. Pluiriene solch eine Antwort — Verhöhnung — zu­kommen:

Der Bürger Petras Plumpa befindet sich derzeit unter solchen Bedingungen, die ihm gestatten, einen Brief in zwei Monaten zu schreiben. Seit Januar 1979 bis April 1980 hat der Bürger Petras Plumpa 14 Briefe verschickt — neun davon an Ihre Adresse. Die Zeitschriften und Zeitungen erhält er alle. 1980 hat er kein Recht auf ein Wiedersehen mit Ihnen, gleich welcher Art.

Vorgesetzter der Anstalt VS 389/35        Kuzenov V. V.

 

Am 11. Juli 1980 besuchte Jadvyga Stanelytė die aus der Verbannung in Sibirien zurückgekehrte Nijolė Sadūnaitė.— Um am Abend zum Gottesdienst in die Kir­che des hl. Michael zu gelangen, bestieg sie und noch irgendein Typ den Autobus in der Architektenstraße — und seitdem war Stanelytė spurlos verschwunden. Am 22. Juli fanden Verwandte Jadvyga Stanelytė im Lukiškis-Gefängnis wieder. Auf Anweisungen des KGB fabrizierte man für sie einen Strafprozeß wegen »Ta­gesdieberei«. Ein KGB-ist sagte während des Verhörs zu Stanelytė: »Eine zweite Sadūnaitė werden wir nicht aus dir machen!«

Jadvyga-Gemma Stanelytė ist in Litauen weit bekannt. Wo immer sie auch sein wird — im Lukiškis-Gefängnis, im Lager zwischen Mördern und an anderen Or­ten des Gulag —, die Katholiken Litauens werden sehr aufmerksam jeden ihrer Opfer- und Leidensschritte beobachten. Ihr Opfer wird besonders die Jugend Li­tauens noch mehr um den eucharistischen Jesus vereinigen, den die Festgenom­mene besonders geliebt hat. Viele werden sich mehr noch als bisher von solch ei­ner Ideologie, die zu ihrer Unterstützung Lügen und Gewalt benötigt, abwenden. Solche wie Sadūnaitė, Stanelytė kann man vernichten, aber es ist unmöglich, sie zu besiegen.