1.     Die sowjetische Regierung bereitet in der Person des Priesters Liudvikas Ma-žonavičius einen neuen Bischof oder zumindest einen Verwalter einer Diözese vor. Um seine Autorität zu heben, erwirkte der Bischof L. Povilonis den Titel des Monsignore für ihn. Es verbreitet sich das Gerücht, daß Msgr. L. Mažonavičius als Kandidat für das Bischofsamt vorgestellt wurde. Es ist annehmbar, daß, wenn er nicht zum Bischof erhoben wird, er Kapitularvikar bleibt. Dieses löst Befürch­tungen unter den Priestern aus, denn Msgr. Mažonavičius steht unter absolutem Einfluß der sowjetischen Regierung.

2.     Der Bischof L. Povilonis erzählte den Priestern nichts über seine Arbeiten während des anderthalbmonatigen Aufenthaltes in Rom. Bischof L. Povilonis sagte den Bischöfen und Verwaltern, daß der Papst ihm, dem Bischof L. Povilo­nis, erlaubt habe, die Tätigkeit der Priesterräte nach seinem Ermessen zu verbie­ten. Der Grund: in die Priesterräte können auch »rote Priester« gelangen und so­mit den Bischof stören. Unsere Meinung: Niemals werden die Priesterräte röter sein als die zur Zeit offiziell amtierenden Bischöfe. Als der Bischof Povilonis in Rom war, verbreitete sich die Nachricht aus dem Amt des Bevollmächtigten des Rates für religiöse Angelegenheiten, P. Anilionis, daß der Bischof in Rom den Auftrag gehabt hatte, die Priesterräte sowie das Kath. Komitee zur Verteidigung der Rechte Gläubiger zu verschmähen. Die offiziellen Bediensteten des Rates für religiöse Angelegenheiten berieten, wie man die Tätigkeit der Priesterräte verhin­dern könnte, selbst wenn der Papst sie befürworten würde!?

3.     Der Bevollmächtigte des Rates für religiöse Angelegenheiten bestimmt durch die einzelnen Bischöfe (zur Zeit durch den Bischof L. Povilonis) die Richtung der Politik der litauischen katholischen Kirche und leitet diese an den Vatikan wei­ter. Die Priester wissen einstweilen nichts davon oder erfahren es meistens dann, wenn diese Schlechtigkeit nicht mehr zu verhindern ist.

4.     Das KGB bestätigt, daß wenn Bischof J. Labukas nicht gestorben wäre, würde er jetzt Kardinal sein. Dieses Amt würde nun der Bischof L. Povilonis überneh­men. Das wäre ein großes Unglück.

5.     Die Priester, die aus Polen oder anderswo nach Litauen kommen, geraten in den Einfluß der Kollaborateure des KGB. So auch z. B. der Priester Gružovs-ki (?), der zirka 2 Monate in Litauen gelebt hat und einen recht regen Kontakt zu dem 100%igen KGB-Kollaborateur, Priester Izidorius Butkus, pflegte.

6.     Die gegenwärtige Lage der verbannten Bischöfe ist besser, als wenn sie zu Koadjutoren beordert worden wären. Dieser Meinung sind auch die vertriebenen Bischöfe.

7.     Es gehen Gerüchte um, daß der Papst, ausnahmsweise, einem Kapitel in der Erzdiözese Kaunas zustimmt. Die Priester befürchten, daß dieses Domkapitel sehr rot werden würde.

8.     Der Rektor des Priesterseminars, Priester Dr. Viktoras Butkus, verwaltet alles so, als ob er dem Bischof überhaupt nicht unterstehen würde. Er fährt nicht nur selber zu den Konferenzen des »Friedens« nach Berlin, sondern wählt auch selber die Priester als Kandidaten für diese Konferenzen aus. Ganz im Sinne der Sowjet­regierung ist er ihr sehr dienlich, da er zur Zerstörung der Priestereinigkeit bei­trägt.

9.     Sehr skandalös ist die pastorale Lage in Vilnius und Kaunas. In Kaunas z. B. haben die »Drei« — der Domherr Čėsna (er unterschrieb ein Regierungsschreiben gegen Papst Pius XII.), der Priester Alfonsas Lapė und der Priester Rapolas Liu­kas (beide Kollaborateure des KGB und Alkoholiker) — das hauptsächliche Sa­gen in Kirchenangelegenheiten.

Bischof L. Povilonis ist zu schwach, um eine Versetzung des amoralischen Prie­sters Jonas Jakubonis (KGB-Kollaborateur) zu erwirken.

10.   Es ist sehr bedauerlich, aber der Bischof Julijonas Steponavičius unterstützt die Kandidatur des Priesters Algirdas Gutauskas für das Bischofsamt. (Während Bischof J. Steponavičius die Erzdiözese Vilnius verwaltete, kannte er den Priester A. Gutauskas als einen fleißigen Priester, vielleicht hält er ihn deswegen für den besseren Kandidaten der sonst noch kandidierenden Priester.) Und der Bischof V. Sladkevičius unterstützt den Priester V. Aliulis. Bischof L. Povilonis erhält eben­so die Priester V. Aliulis und L. Mažonavičius als Kandidaten aufrecht.

11.   Bischof J. Steponavičius wünscht, daß die Touristen, die aus dem Ausland kommen, nach Möglichkeiten zu einem Zusammentreffen mit den vertriebenen Bischöfen suchen, damit eine noch präzisere Information den Vatikan erreicht.