An seine Heiligkeit Papst Johannes Paul II, Vatikan Heiliger Vater,

Wir, die Katholiken Litauens, verfolgen mit besonderer Aufmerksamkeit über Radio Vatikan und andere Rundfunksender des Westens Ihre Worte, Predigten, Arbeiten und ständigen Reisen durch verschiedene Kontinente, die unserer heutigen, verlorenen Welt die Wahrheit und die Liebe bringen. Uns, die wir in den letzten vier Jahrzehnten viel gelitten haben, bewegt die fortwährende Sorge Ihrer Heiligkeit um die Grundrechte der Menschen, die bei uns besonders unbarmherzig zertreten werden, und Ihre bewundernswerte Liebe zu Ihrer Heimat.

Wegen der geographischen Nähe und ähnlicher politischer Verhältnisse ist uns die Tragödie Polens gut bekannt und begreiflich. Wie immer das Schicksal dieses Volkes verläuft, es wird auch auf unsere weiteren Anstrengungen und unseren Kampf Einfluß haben. Die Gottlosen der Regierung wiederholen ständig im Kampf gegen die gläubige Jugend: »Auch in Polen begann es mit dem Rosenkranz ...«

Aus Ihren Taten, Heiliger Vater, lernen wir die Liebe zu Gott und zur Hei­mat. Wir haben jetzt ein unbestritten gültiges Beispiel, daß wir, wenn wir für die Rechte Gottes, der Kirche und unserer Volksangehörigen kämpfen, gegen unsere eigentliche Mission nicht verstoßen.

Die Priester und die Gläubigen Litauens danken Ihnen im Gebet und mit Worten für die Güte Ihres väterlichen Herzens, das tägliche Gedenken im Gebete, für die Grüße in litauischer Sprache bei verschiedenen Gelegenheiten, für die litauische Predigt in der Kapelle des St. Kasimir Kollegiums, für die Ernennung des Bischofs Paulius Marcinkus, des Bischofs Jonas-Vytautas Bulaitis und des Mgr. Andrius Bačkys zu hohen und verantwortungsvollen Amtsträgern der Kirche. Auf diese Weise haben Sie, Eure Heiligkeit, die Aufmerksamkeit der Welt auf ein kleines katholisches Volk an der Bernstein­küste der Ostsee gelenkt, das schon über 40 Jahre lang einen Kampf auf Leben und Tod für Gott im Herzen der Menschen und für die Existenz der Kirche und des Volkes führt. Diese moralische Unterstützung ist uns un­schätzbar wichtig und notwendig.

Unser Volk, das schon seit vier Jahrzehnten terrorisiert wird, hat alle seine geistigen Kräfte aufgeboten und geht, besonders im letzten Jahrzehnt, das unter dem Motto steht: »Alles in Christus erneuern« mit Hoffnung in eine Wiedergeburt.

Die Katholiken Litauens beten ständig für Eure Heiligkeit und bitten den Allmächtigen, Euer Leben vor gedungenen Mördern zu schützen, Sie für viele Jahre zur Ehre Gottes und zum Wohle der Kirche zu erhalten. Wir wollen den Gedanken reifen lassen, daß wir im Jahre 1987, wenn das ehren­volle Jubiläum der Einführung des Christentums in Litauen vor 600 Jahren begangen wird, Sie bei der Mutter Gottes im Tor der Morgenröte empfangen dürfen, welcher Sie, bei der Einnahme des Stuhls des Hl. Petrus, ihre Kar­dinalskalotte geschenkt haben.

Wir, die Priester und die Gläubigen Litauens, bitten, zu den Füßen Eurer Heiligkeit kniend im Gedenken des zehnjährigen Bestehens der »Chronik der Litauischen Katholischen Kirche«: »Heiliger Vater, segnen Sie den Kampf der vier Jahrzehnte unserer Kirche und unseres Volkes, alle die Leiden, die unermeßlichen Opfer, alle unsere Gefangenen mitsamt dem Lehrer Petras Paulaitis (er wird am 30. Oktober dieses Jahres seine 35jährige Strafzeit beenden), unsere Bischöfe, besonders die Verbannten — Julijonas Stepona­vičius und Vincentas Sladkevičius, — die über 20 Jahre in der Verbannung verbracht haben, unsere Priester (ein Drittel von ihnen sind den Weg des Leidens im GULAG gegangen), unsere Ordensleute, die Gläubigen und un­sere Brüder im Exil.«

Die Priester und die Gläubigen Litauens

 

An seine Exzellenz, den Erzbischof Paulius Marcinkus, Vatikan

Wir gratulieren Ihnen, Eure Heiligkeit, zur Übernahme einer wichtigen und verantwortungsvollen Stelle im Vatikan, und bitten Gott um gute Gesundheit und mancherlei Segen für Sie. Seit 1940 sind wir vom Westen getrennt und der Osten endet in Sibirien, deswegen können wir Sie nur im Gebet recht­zeitig erreichen und Ihnen gratulieren.

Schon lange kennen wir Sie, Eure Exzellenz, durch das Radio Vatikan. Wir freuen uns, daß ein Litauer das Leben des Papstes Paul VI von der Hand eines Mörders gerettet hat, wir sind stolz darauf, daß Sie schon den zweiten Papst auf seinen Reisen durch verschiedene Kontinente begleiten dürfen. Im vergangenen Jahr haben wir uns sehr gefreut, als wir erfuhren, daß Sie Ihre bisher noch nie gesehene, aber geliebte Heimat besuchen wollten. Leider fürchten sich die Sowjets vor diesem Besuch und der Begeisterung Ihrer Landsleute, die Ihr Besuch im Land der Vorfahren ausgelöst hätte. Wir geben die Hoffnung nicht auf, daß Euer alter Traum, »die kostbare Erde Litauens küssen zu dürfen«, anläßlich der beiden Gedenkfeiern im Jahre 1984 oder 1987 in Erfüllung gehen wird.

Wir danken der westlichen Presse, daß sie, wenn sie Ihren Namen erwähnt, gleichzeitig auch unseren verbannten Bischof Julijonas Steponavičius erwähnt.

Eine Erfüllung der Prophezeihung der Presse — das wäre die schönste Frucht der Opfer und der Leiden unseres Volkes.

Die Predigt Eurer Exzellenz, gehalten am 5. Juli 1981 über das Radio Vatikan, fand ein tiefes Echo im Herzen jedes edlen Litauers. Wie gut wäre es, wenn alle Söhne und Töchter unseres Volkes, gleichgültig wo sie auch leben mögen, Ihre Worte wiederholen könnten:

»Ich bin von ganzem Herzen mit der Geschichte Litauens verbunden, denn das ist die Geschichte meiner Eltern und meiner Ahnen. Ich bin von ganzem Herzen mit der litauischen Kultur verbunden, denn das ist die Kultur meiner Eltern und meiner Ahnen ...« Danke für das schöne Beispiel der Heimat-< liebe, das auch für die in Litauen Lebenden gilt. Segnen Sie, Exzellenz, die freie Stimme unserer Kirche — die »Chronik der Litauischen Katholischen Kirche«, die das erste Jahrzehnt begeht. Ubergeben Sie, bitte, unseren herzlichsten Dank allen, die ihr geholfen haben, die Bar­rieren mehrerer Sprachen zu überwinden und die Nöte der Katholiken Li­tauens kundzutun. Wir brauchen die Hilfe der öffentlichen Meinung der Welt in dieser Stunde sehr. Mögen Sie, Exzellenz, lange leben!

Die Priester und die Gläubigen Litauens.

 

An seine Exzellenz, den Erzbischof Jonas-Vytautas Bulaitis, Zentralafrika

Unsere herzlichste Gratulation Ihnen zur erreichten Vollendung des Priester-tums — zur Bischofsweihe und zur Ernennung zum hohen Kirchlichen Amt. Wir wünschen Ihnen allseitig Gottes Segen und viele Jahre im Dienste Gottes und der Kirche.

Wir waren am Dreikönigstag im Geiste in Rom gemeinsam mit Ihnen und allen Litauern, die zu Ihren Feierlichkeiten gekommen sind. Ihnen, Exzellenz, gilt die Verehrung und Liebe des ganzen kämpfenden Volkes! Uns allen tat es sehr wohl, über die Rundfunkwellen Ihre bezeugenden Worte zu hören, daß Sie, überall, wo Sie sein werden, die Angelegenheiten Ihrer katholischen Landsleute unterstützen werden. Wir möchten Ihr Wort so oft wie möglich hören.

Ihre Heimat und die Heimatpfarrei Ihrer lieben Eltern — Kučiūnai lädt Sie, Exzellenz, zu einem Besuch ein. Ihr Besuch würde uns viel Freude bereiten und Sie hätten Gelegenheit, nicht nur die Liebe Ihrer Landsleute zu erfahren, sondern auch die schweren Bedingungen kennenzulernen, unter welchen sie ihren Glauben leben müssen.

Wir danken Ihrer lieben Mutter — einer Litauerin, die eine große litauische und christliche Familie erzogen hat. Das ist ein glänzendes Beispiel auch für uns, die wir in der Heimat leben.

Wir grüßen Ihre lieben Brüder und Schwestern! Wir wünschen Ihnen Ge­sundheit und gute Zeit!

Obwohl Sie, Exzellenz, unmittelbar für die Christen in Afrika zu sorgen haben, so helfen Sie, bitte, auf jede mögliche Weise auch unserer Heimat. Heben Sie das Unrecht unseres Volkes und der Kirche in die Öffentlichkeit, helfen Sie dem Apostolischen Stuhl, sich in den aus Ihrer Heimat kommenden Informationen zurechtzufinden.

Segnen Sie unsere Leiden, unseren Kampf und unser Streben, eine hellere Zukunft für unsere Heimat und die Kirche zu schaffen.

Die Priester und die Gläubigen Litauens.