Alytus

Am 6. Mai 1982 hat ein Milizbeamter den Priester Kazimieras-Mindaugas Žilys bei der Kirche angehalten und ihm erklärt, daß sie sein Zimmer (in Alytus, Penemunykėliu 5.) durchsuchen möchten. Denn in Kaunas ist der Bürger Voveris festgenommen worden, der von Priester K. Žilys bestellte Katechismen gedruckt haben soll. Während der Durchsuchung sind eine Menge Katechismusblätter in Litauisch und Polnisch mitgenommen worden. Nach der Durchsuchung wurde Priester K. Žilys mehrmals verhört. Er wurde auch zu einer Gegenüberstellung mit Voveris zusammengeführt. Voveris erkannte den Priester. Der Untersuchungsbeamte versuchte, nötige Beweise aus dem Priester K. Žilys herauszubekommen; er aber verweigerte die Aus­sage. Bei der Entlassung des Priesters nach Hause legte ihm der Unter­suchungsbeamte Hausarrest auf.

Kaunas

Anfangs Mai 1982 ist eine Gruppe Milizmänner in das Priesterseminar ge­kommen und hat bei dem Seminaristen des III. Kursus, Petras Linkevičius, eine Durchsuchung gemacht. Anschuldigende Sachen wurden nicht gefunden. Es scheint so, daß die Durchsuchung deshalb durchgeführt wurde, weil man die Hersteller der religiösen Drucksachen — Katechismen und Gebetbücher — finden wollte.

Leipalingis (Rayon Lazdijai)

Robertas Grigas wurde am 2. April 1982 in den Sitz des Sicherheitsdienstes der Republik zu dem Vernehmungsbeamten R. Sprindys vorgeladen. Als der Vorgeladene den Vernehmungsbeamten gebeten hat, sich vorzustellen, erwiderte der Oberst des KGB Sprindys barsch: »Lies die >Chronik<, dort wirst du meinen Namen finden!« Die während der Durchsuchungen mitge­nommene patriotische und religiöse Literatur bei dem Verhör zeigend, schwärzte der Tschekist, wie er nur konnte, den Untergrund Litauens an und würdigte ihn herab. Er machte Vorwürfe, daß dem Verhörten die sowjetische Regierung nicht gefalle. Schließlich konnte er sich nicht mehr beherrschen: »Du brauchst mir weiter gar nichts zu sagen, erkläre nur, wer deine Über­zeugung geformt hat!« — schrie der Tschekist Sprindys. »Das von euch unterjochte und gepeinigte Litauen« — antwortete ruhig der Jungmann.

Während der Tschekist zu beweisen versuchte, daß die wahren Patrioten Litauens sie seien, erkundigte sich Grigas, warum im Wartezimmer zwei ausgelegte Zeitungen, »Sovjetskaja Litva« (»Das sowjetische Litauen«) und »Prawda« (»Die Wahrheit«) nur in russischer Sprache sind. »Wir sind Internationalisten« — erklärte der Tschekist; auf die Frage, ob die Internationalisten nur russisch sprechen, gab er keine Antwort. Auf das Verlangen, den Zweck der Vorladung zu erklären, gab der Oberst Sprindys dem Vorgeladenen eine offizielle Ermahnung des KGB zu lesen, wegen der »Aufbewahrung von Staatsinteressen schädigender Literatur«. Die Ermah­nung, in der auch die bei Grigas während der Durchsuchungen mitgenomme­ne Literatur genannt wird, schloß er mit einer Drohnung: Im Wiederho­lungsfall, und wenn das »Verbreitungsmoment« feststeht, droht eine straf­rechtliche Verantwortung.

Robertas Grigas weigerte sich, die Ermahnung zu unterschreiben.

Rokiškis

Im März 1982 waren zum Sicherheitsdienst des Rayons Rokiškis Jonas Margys und andere Gläubige der Pfarrei Rokiškis zu einem Verhör vorge­laden. Es interessierte die Tschekisten: Was die Leute über ihre Priester wissen, ob die Priester im Pfarrhaus keine Versammlungen organisieren, ob sie nicht die »Chronik der LKK« drucken usw. Der Tschekist verlangte die Namen der Erwachsenen und der Kinder, die den Kirchenchor besuchen, zu nennen.

Als das Verhör zu Ende war, schüchterten die Tschekisten die Leute ein, über das Verhör niemandem etwas zu erzählen.

 

Vilnius

Sechs Tschekisten haben am 6. Mai 1982 die Wohnung der Marytė Suba-čiūtė (Dzeržinskio 138-40) durchsucht. Sie haben mitgenommen: Die Nr. 51 der »Chronik der LKK«, das Buch »Dievas ir tėvynė (»Gott und Vater­land«), »Rūpintojėlis« (»Der Schmerzensmann«) und andere.

Eine interessante Kleinigkeit: Kaum waren die Tschekisten in die Wohnung eingedrungen, stürzten sie sich genau dorthin, wo sich die sie interessieren­den Veröffentlichungen befanden. Irgendwo anders haben sie beinahe über­haupt nicht gesucht. Als M. Subačiūtė sich weigerte, das Durchsuchungspro­tokoll zu unterschreiben, nahmen die Tschekisten alles mit und ließen keine Belege über die mitgenommenen Sachen zurück.

Nach der Durchsuchung wurde M. Subačiūtė zweimal verhört. Sie drohten, gegen sie ein Verfahren einzuleiten, und als den besten Ausweg haben sie ihr angeboten, mit dem Sicherheitsdienst zusammenzuarbeiten.