Viduklė

Am 13. Mai 1983 wurde im Pfarrhaus von Viduklė bei Monika Gavėnaitė, der Haushälterin des Priesters Alf. Svarinskas, eine Durchsuchung gemacht. Die Durchsuchung leitete der Untersuchungsbeamte für kriminelle Durch­suchungen, Oberleutnant T. Vaivada. Während der Durchsuchung wurden mitgenommen: Die Veröffentlichung der Jugend »Lietuvos ateitis« (»Die Zukunft Litauens«) Nr. 5, »Tikybos pirmamokslis« (»Einführung in die Glaubenslehre«), 150 Stück; »Aušros žvaigždė« (»Der Morgenstern«), 48

Stück; 138 Fotoaufnahmen von Gefangenen und Verbannten, 72 Fotoauf­nahmen mit religiösen Motiven, 60 Seiten verschiedener Texte, die mit Schreibmaschine geschrieben waren, die Bücher »Jaunoms širdims« (»Für junge Herzen«), »Trupinėliai« (»Die Krümchen«), 3 Notizbüchlein mit Adressen, 6 Magnetophonbänder. Die Durchsuchung dauerte über zwei Stunden lang. Am selben Tag wurden bei dem Vater von M. Gavėnaitė, wohnhaft im Rayon Ukmergė, Dorf Jakutiškiai und ihrem Bruder Julius Gavėnas, wohnhaft in Kaunas, Kapsų 43-3, Durchsuchungen gemacht. Im Hause des Vaters wurden zwei Fotoaufnahmen des Priesters Alf. Svarinskas und eine Erklärung an die Bischöfe gefunden.

Kelmė

Nach der Festnahme des Priesters Alf. Svarinskas wurde Regina Teresiūtė, wohnhaft in Kelmė, Laisvės 11, ständig in die Abteilung für innere Ange­legenheiten des Rayons Kelmė zu Verhören vorgeladen. Die Beamten be­schuldigten R. Teresiūtė, Verbindungen mit dem Priester Alf. Svarinskas gehabt zu haben, wie auch der Weitergabe von die sowjetische Öffentlichkeit verleumdenden Nachrichten an ihn; sie behaupten, daß R. Teresiūtė eine Kontaktperson des Komitees der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen gewesen sei, deswegen sei gegen sie ein Verfahren einge­leitet.

Am 28. April 1983 erstattete der Milizbeamte Komikas den Eltern der R. Teresiūtė einen Besuch (er sagte, in den Angelegenheiten der Beschäfti­gung ihrer Tochter gekommen zu sein). Er drohte ihnen und zwang sie, irgendwelche Papiere zu unterschreiben, schrieb alle Familienangehörigen auf, stellte eine Beschreibung der Haustiere zusammen. R. Teresiūtė arbeitet in der Pfarrei Žalpiai als Organistin. Also fuhren die Beamten in der gleichen Absicht auch zum Pfarrer der Pfarrei Žalpiai, Priester Juozapas Razmantas und zum Vorsitzenden des Pfarrkomitees.

Kapsukas

Am 19. April 1983 wurde die Schülerin im IV. Kursus der Pädagogischen Schule, Zita Šarakauskaitė, zu einem Gespräch mit einem Sicherheitsbeamten aus Vilnius in den Sicherheitsdienst von Kapsukas eingeladen. Während des Gespächs wurde versucht, sie als Agentin anzuwerben. Den Tschekisten interessierte, wie ein Gespräch, das früher zwischen ihnen stattgefunden hatte, in die Untergrundveröffentlichung »Die Chronik« gelangen konnte. Er war auch ungehalten darüber, daß Zita über die damalige Begegnung den Lehrgangskollegen und den Bekannten erzählt habe. Er drohte beim

Abschied, daß er sich noch einmal mit ihr treffen werde, wenn über diese Begegnung wieder in der »Chronik« geschrieben werde.

Kybartai

Am 12. Mai 1983 wurde die Schülerin der 11. Klasse an der K. Donelaitis-Mittelschule zu Kybartai, Vida Merkevičiūtė, in das Arbeitszimmer des Di­rektors vorgeladen. Im Arbeitszimmer wartete auf sie der Mitarbeiter des KGB, Kanonenko. Nach den Worten des Sicherheitsbeamten sollte die Un­terhaltung kurz und geheim sein. Sein Ziel war es, Vida als Sicherheitsagentin anzuwerben. Zu Beginn bot er ihr den Übertritt in die Hochschule an, und danach bat er sie, am 18. Mai um 16 Uhr zu einem »Wiedersehen« zu kom­men. Als Stelle des Wiedersehens war ein Ort außerhalb der Grenzen der Stadt Kybartai, in der Gegend von Kaliningrad (früher Königsberg) vor­gesehen.

Vida war nicht einverstanden, mitzuarbeiten. Noch am selben Tag erzählte sie ihren Eltern, allen Freunden und Bekannten über diese Unterhaltung mit dem Sicherheitsbeamten Kanonenko; zu dem »Wiedersehen« ist sie nicht gefahren.

Vilnius

Bei der Suche und den Nachfragen nach Nijolė Sadūnaitė besuchten die Milizbeamten im März 1983 einige Male die Adresse Tiesos gt. 11-38. Ein Beamter der Kriminalabteilung der Miliz befragte in der Arbeit Marytė Sadūnienė (die Frau des Bruder von N. Sadūnaitė) und erkundigte sich, ob Nijolė nicht bei ihnen wohne; er versuchte zu erklären, daß die Nachbarn angeblich anonyme Briefe schreiben, daß N. Sadūnaitė nicht in ihrer Woh­nung wohne, nirgends arbeite, sich herumtreibe. Der Terror gegen N. Sadū­naitė dauert weiter an.