Josvainiai (Rayon Kėdainiai)

Zwischen dem 20. und 24. Juni 1983 wurden folgende Schülerinnen der Mittelschule von Josvainiai, die die 8. Klasse abgeschlossen haben, zum Verhör in das Sicherheitskomitee nach Kėdainiai vorgeladen: Genutė Brigytė und Regina Augaitė. Aus Kėdainiai wurde die Mutter von Onutė Tunaitytė vorgeladen. Die Mädchen gingen mit ihren Müttern zum Sicherheitsdienst.

Den Untersuchungsbeamten aus Vilnius, Vidzėnas, interessierte, wie die Mädchen vor zwei Jahren in die Untergrundveröffentlichung »Chronik« ge­kommen seien. Er fragte sie aus, ob ihnen der Priester Leonas Kalinauskas nicht die genannte Veröffentlichung zum Lesen gegeben habe, was er in seinen Predigten sage, ob er sie nicht ab und zu mit Bonbons bewirte usw. Die Mädchen machten ihm klar, daß sie nur in die Kirche gingen, um zu beten; wie aber die Nachricht in die »Chronik der LKK« hineingekommen seien, wüßten sie nicht. Der Priester L. Kalinauskas erläutere in seinen Pre­digten nur das Evangelium Christi.

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Wie jedes Jahr, so bereiteten sich auch heuer die Kinder der gläubigen Eltern von Josvainiai zur Erstkommunion vor, die am 19. Juni stattfand. Damit aus diesem Anlaß am Sonntag kein Gedränge entsteht, wurden am 17. und 18. jeweils am Abend schon im voraus die Beichten abgenommen. An diesen zwei Tagen tobten im Verlauf des Abendgottesdienstes die Lehrer der Mittelschule von Josvainiai — Vitas Launikonienė, Bakienė, Kamins­kienė, der Sekretär der Parteiorganisation von Josvainiai, Leistrumas, und die Buchhalterin der Ortsverwaltung von Josvainiai, Ona Ribačiauskienė, sowohl in der Kirche wie auch auf dem Kirchhof. Sie fragten die gläubigen Kinder während des Gottesdienstes nach ihrem Namen, schickten die Kinder nach Hause, und drohten jenen, die ihnen nicht gehorchten, man werde sie der Miliz übergeben oder in eine Kolonie bringen. Nachdem sich die Atheisten so aufgeführt hatten, fanden sich an den Türen, bei der Orgel und im Gang der Kirche verschiedene häßliche Worte geschrieben und es tauchten sogar die Zeichen der Nazis auf. Dafür beschuldigten die Lehrer die gläubigen Kinder.

Prienai

Am 8. Juni 1983 machte die Schülerin der 8. Klasse an der I. Mittelschule zu Prienai, Jolanta Urbšaitė, die mündliche Prüfung in der litauischen Spra­che. Als die Schülerin die Fragenkarte Nr. 6 gezogen hatte, protestierte die Lehrerin für litauische Sprache, Baranauskienė, dagegen: »Diese ist für dich zu leicht. Ziehe eine andere!« Als Jolanta Urbšaitė die auf der Fragen­karte Nr. 21 angegebenen Fragen sehr gut beantwortet hatte, fragte die Leh­rerin spöttisch: »Wer hat dich, Urbšaitė, so vorbereitet — Narvydas (der Klassenlehrer), oder A. Gražulis (Vikar der Kirche von Prienai)?« Das Wissen wurde mit der Note »Gut« bewertet, obwohl J. Urbšaitė in allen Trimestern in der litauischen Sprache die Note »Sehr gut« gehabt hatte. Alle anderen Prüfungen bestand das Mädchen mit der Note »Sehr gut« Als Jolanta sich erkundigte, warum ihr Betragen nur mit der Note »Genü­gend« bewertet wurde, antwortete der Klassenlehrer Marvydas: »Mir scheint es, daß man dir das gar nicht zu erklären braucht.« Jolanta Urbšaitė ist tief gläubig und praktiziert ihren Glauben öffentlich.