An den Generalsekretär der KPSU Jurij Andropow
Abschriften an: den Generalsekretär der LSSR,
die Bischöfe und Verwalter der Diözesen, den Bevollmächtigten für Kultus in Litauen
Erklärung
der Priester der Diözese Kaišiadorys
In der letzten Zeit vermehrten sich in unserer Presse die Artikel mit atheistischen Themen, und am 26. Januar 1983 wurde der Pfarrer der katholischen Pfarrei Viduklė (Rayon Raseiniai), Priester Alfonsas Svarinskas, verhaftet. Gleich anschließend wurden in den Zeitungen der Rayons die alten Vorwürfe an die Adresse des Priesters Alfonsas Svarinskas wiederholt.
Wir kennen Priester Alfonsas Svarinskas als einen eifrigen und guten Priester, der aktiv gegen den Alkoholismus kämpft, der sich in Litauen immer weiter verbreitet; mutig erhebt er seine Stimme gegen die Übel in unserem Vaterland und wagt es auch auszusprechen, daß gegen die Gläubigen und das, was ihnen heilig ist, durch Willkür oder Mißbrauch der Gesetze verstoßen wird, daß die Heiligtümer entweiht werden und daß sich die Atheisten zu viel erlauben, wenn sie von niemandem zur Rede gestellt werden.
Der am 23. Juni 1983 in der »Tiesa« (»Die Wahrheit«) abgedruckte und jetzt in den Rayonzeitungen wiederholte Artikel von Vytautas Žeimantas über Priester Alfonsas Svarinskas ist falsch. In den Nachkriegsjahren sind in Litauen viele Menschen zu Unrecht und ohne Gerichtsbeschluß den Repressalien ausgesetzt worden. Deswegen darf man auch dem Priester Alfonsas Svarinskas diese Zeit nicht zur Last legen, wie man auch keinen wegen desselben Vergehens zweimal bestrafen darf. Die »Schuldhaftigkeit« dieser Zeitspanne ist vielen nur zugeschoben worden. Man darf nicht alle Menschen, die zu dieser Zeit gelitten haben, ausnahmslos »Banditen« nennen. Ebenso glauben wir nicht, daß alle diese Menschen, die jetzt zu Priester Alfonsas Svarinskas zu Besuch kommen, ehemalige »Banditen« sind.
Das sowjetische Recht behauptet, sehr human zu sein, auch wenn es tatsächliche Verbrecher bestrafen muß. Es erlaubt nicht, daß diese verspottet werden und schreibt vor, daß sie ohne Diskriminierung nach ihrer Entlassung wieder Arbeit finden müssen. Warum muß man dann ausgerechnet über Priester Alfonsas Svarinskas herfallen?
Auch die Mitgliedschaft des Priesters Alfonsas Svarinskas beim Komitee der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen darf man nicht als Vergehen betrachten. Es arbeitete öffentlich, es richtete seine Erklärungen an die sowjetische Behörden, und teilte darin mit, wo und auf welche Weise die gläubigen Menschen konkret diskriminiert werden. Alle wissen doch, daß die Gläubigen oft gekränkt oder schlecht behandelt werden. Die Verfassung gibt das Recht, Kritik zu üben und sieht Strafen vor, wenn sie unterdrückt wird.
Das Statut der religiösen Gemeinschaften ist veraltet; es widerspricht der Verfassung und den Internationalen Verpflichtungen der UdSSR; seine Forderungen stoßen mit dem Gewissen der Gläubigen, mit den unmittelbaren Aufgaben der Priester und mit den Gesetzen der Kirche zusammen. Die absolute Mehrheit der Priester Litauens hat der Regierung der UdSSR seinerzeit schriftlich mitgeteilt, daß sie viele dieser Vorschriften nicht richtig einhalten können, ohne die eigenen Pflichten zu verraten und die eigene Kirche zu verletzen. Wir sind der Meinung, daß die Gesetze den Menschen dienen und die bestehende und geduldete Kirche berücksichtigen müssen. Wenn der Mensch dem eigenen Gewissen gehorcht, wenn er seine Pflichten erfüllt und dafür bestraft wird, weil eben die Verordnungen nicht präzise sind, — dann fühlt er sich im Recht, und er ist es auch, er ist sogar ein Held.
Voriges Jahr haben wir uns gefreut über den Bischof unserer Diözese, Vincentas Sladkevičius, der nach einer 25jährigen völlig sinnlosen Isolation in sein Amt zurückgekommen ist. Diese Rückkehr erschien manchem wie ein heller Lichtblick unter unserem Himmel. Deswegen erschütterte uns die ganz unerwartete Verhaftung des Priesters Alfonsas Svarinskas um so mehr. Die Mehrheit der Priester Litauens ist ja in ähnlicher Weise »schuldig« wie er.
Die internationale Lage, die öffentlichen Erklärungen der sowjetischen Regierung an die ganze Welt und unser guter Wille, den Menschen zu dienen, gibt uns die Hoffnung, daß wir besser behandelt werden.
Deswegen bitten wie Sie, Schritte einzuleiten, damit der gegen den Priester Alfonsas Svarinskas eingeleitete Strafprozeß abgebrochen wird und damit diesem unserem eifrigen Priester in der Freiheit und in der Kirche zu arbeiten erlaubt wird, denn an Priestern mangelt es in Litauen sehr. Er wird ohnehin trotz allem ein Priester bleiben und überall und zu jeder Zeit als Priester arbeiten. Wir denken nicht, daß Priester Alfonsas Svarinskas, der einfühlsam, engagiert und offen über die derzeitigen Übel unserer Gesellschaft gesprochen hat, Ihr Feind ist. Es gibt Menschen, die nicht oder ungewissenhaft arbeiten, unordentlich leben und dadurch den Ernst und die Ordnung des Lebens stören. Unser Bemühen sollte darauf gerichtet sein, solche Menschen zu erziehen und zur Ordnung zu bringen.
Wir bitten, den Priestern und den Gläubigen zu erlauben, mit allen Menschen guten Willens zum Wohle unserer Allgemeinheit arbeiten zu dürfen, ohne sie zu benachteiligen und ohne sie daran zu hindern.
Im Februar 1983. Die Priester der Diözese Kaišiadorys:
Bischof Sladkevičius Vincentas Masalskas Juozapas
Aliulis Vaclovas Matulaitis Juozapas
Alkovikas Aleksandras Milašius Ignotas
Anusevičius Juozapas Misiūnas Hiliaras
Araminas Antanas Navickas Zenonas
Avižienis Vladislovas Novelskis Bronislavas
Ažubalis Alfonsas Novickis Mikalojus
Budrauskas Petras Paulikas Zigmantas
Bulika Bronislavas Petkevičius Mykolas Marijonas
Cukuras Viktoras Vilius Pilka Jonas
Čeberiokas Juozapas Pinkevičius Vincentas
Červokas Zigmantas Pivariūnas Kazimieras
Dabravolskas Juozapas Puzonas Liudvikas
Danyla Jonas Puzonas Rokas
Genevičius Pranciškus Sidaras Vytautas
Guobys Petras Smalinskas Leonas
Gusteinis Zigmantas Stančiauskas Zigmantas
Jonys Jonas Kanonikus Stankevičius Stanislovas
Jurgilas Antanas Stasiūnas Juozapas
Katulis Jonas Sudavičius Vytautas
Kaušyla Jonas Šalčiūnas Romualdas
Kavaliauskas Česlovas Šatas Alfonsas
Kavaliauskas Ignotas Šilkinis Albinas
Kazlauskas Jonas Šiugžda Petras
Kiškis Stanislovas Kanonikus Švogžlys Nikodemas
Kraujalis Edvardas Tomkus Jonas
Krikščiukaitis Petras Kastytis Trimonis Kazimieras
Kuizinas Jonas Valatka Petras
Čiupala Stanislovas Venckus Pranciškus
Laskauskas Petras Kanonikus Voveris Juozapas
Leonavičius Aleksandras Zubrus Jonas
Linda Stanislovas Žilys Kazimieras
Lunius Juozapas Žvinys Jonas
An den Generalsekretär des ZK der UdSSR Jurij Andropow
Erklärung
der Priester der Diözese Panevėžys
Am 27. Januar 1983 hat das Organ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Litauens, des Obersten Rates der SSR Litauen und des Ministerrates der SSR Litauen »Tiesa« (»Die Wahrheit«) die Nachricht veröffentlicht, daß gegen den Priester A. Svarinskas in der Staatsanwaltschaft der SSR Litauen ein Strafprozeß eingeleitet ist und daß er am 26. Januar 1983 nach der vom Gesetz vorgesehenen Ordnung zur Verantwortung gezogen wurde, indem man den Priester A. Svarinskas der antikonstitutionellen und antistaatlichen Tätigkeit beschuldigt.
Es wurde bekannt, daß nicht nur ein Prozeß eingeleitet wurde, sondern daß der Priester A. Svarinskas am 26. Januar d. J. in Raseiniai verhaftet und in das Gefängnis des Sicherheitsdienstes nach Vilnius überführt wurde. Diese traurige und sehr schmerzliche Nachricht verbreitete sich sehr weit, erschütterte Priester und Gläubige und versetzte sie in Unruhe. Die Tätigkeit des Priesters A. Svarinskas beschränkte sich nur auf den religiösen Sektor. Er wollte erreichen, daß die Gläubigen das in Anspruch nehmen dürfen, was durch das Grundgesetz, die Verfassung deklariert, garantiert, von der Regierung der Sowjetunion unterzeichnet, und in den internationalen Versammlungen ratifiziert worden ist. Ihm wird zur Last gelegt, daß er das Statut der religiösen Gemeinschaften nicht eingehalten habe. Zwei Bischöfe und 522 Priester haben seinerzeit der Regierung der UdSSR offiziell erklärt, daß dieses Statut den Cañones der Kirche widerspricht. Wenn man sich an die letzteren nicht hält, verletzt man das Gewissen eines treuen Priesters. Wenn der Priester A. Svarinskas, als Mitglied des Komitees der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen, gegen die Diskriminierung der Gläubigen gesprochen hat, dann tat er das auf Grund des Artikels 47 der Verfassung der LSSR: »Jeder Bürger der SSR Litauen hat das Recht, den staatlichen Organen und gesellschaftlichen Organisationen Vorschläge für die Verbesserung ihrer Tätigkeit zu unterbreiten und Mängel in der Arbeit zu kritisieren. (. . .) Die Verfolgung wegen Kritik ist verboten. Personen, die jemanden wegen Kritik verfolgen, werden zur Verantwortung gezogen.«
Die Verbreitung des Glaubens durch Predigten und die Verteidigung des Glaubens ist keine antikonstitutionelle oder antistaatliche Tätigkeit. Der Priester A. Svarinskas beschränkte sich in seiner Tätigkeit darauf. Wir bitten die sowjetische Regierung, diesen Strafprozeß gegen den Priester A. Svarinskas abzubrechen und ihm zu erlauben, das Priesteramt auszuüben.
Am 4. März 1983. Die Priester der Diözese Panevėžys:
Adomonis Petras Kadžius Alfonsas
Antanaitis Bronius Kairys Antanas
Arlauskas Vincentas Kapočius Vytautas
Bagdonas Jonas Keršulis Lionginas
Bagdonas Juozas Kiela Petras
Balaiša Bronius Kietis Antanas
Balaišis Antanas Kisielius Anicetas
Balašauskas Vytautas Klezys Povilas
Balčiūnas Jonas Kremenskas Vladas
Balčiūnas Juozas Krumpliauskas Stanislovas
Balickaitis Jurgis Kuzmickas Petras
Balsys Kostas Labakojis Jonas
Baltuška Petras Lapinskas Jonas
Baniulis Algis Liesis Antanas
Baronas Kazimieras Lukšas Juozas
Blynas Laimingas-Feliksas Lukšas Leonas
Braukyla Vlada Markevičius Petras
Breivė Adolfas Marozas Vytautas
Budriūnas Petras Masys Aleksandras
Buliauskas Jonas Masys Vytautas
Butkus Jonas Mikulėnas Antanas
Ciuckis Povilas Miškinis Povilas
Dubnikas Juozas Mitrikas Antanas
Dulksnys Kazimieras Mozūras Kazimieras
Galvydis Steponas Nagulevičius Jonas
Garška Juozas Narušis Algirdas
Giedraitis Juozas Neniškis Lionginas
Girnius Kazimieras Nykštas Petras
Gylys Mykolas Paltanavičius Albinas
Gobis Antanas Pelešynas Steponas
Gražys Alfonsas Petrauskas Antanas
Gutauskas Klemensas Pipiras Albinas
Ikamas Gaudentas Prenevičius Jonas
Ivanovskis Tadas Pranskietis Augustinas
Jančys Alfonsas Pukenis Robertas
Jankevičius Povilas Puriuškis Izidorius
Janulis Juozas Remeikis Antanas
Jasiūnas Vytautas Raščius Pranas
Jatulis Jonas Rimša Jonas
Juodelis Jonas Rinkevičius Edmundas
Juozėnas Povilas Sabaliauskas Pranas
Jurgaitis Jonas Saprigonas Raimundas
Juška Antanas Simsonas Bronius
Skardinskas Leonardas Tvarijonas Vytautas
Stonys Mykolas Uogintas Jonas
Stankevičius Vincentas Urbonas Benediktas
Strazdas Bronius Uždavinys Sigitas
Sungaila Aloyzas Vaičiūnas Jonas
Strelčiūnas Alfonsas Valančiūnas Antanas
Svirskis Povilas Varnas Juozas
Šiaučiūnas Ignas Varžinskas Povilas
Šlapelis Bronius Vaškevičius Antanas
Šliauteris Povilas Vaškevičius Juozas
Šukys Gediminas Zakrys Vytautas
Šumskis Juozas Zubavičius Stasys
Talačka Albertas Zulonas Antanas
Tamošauskas Leonardas Žilinskas Bronius
Tamulionis Stasys Žvinys Serafinas
Tarulis Petras
Von 126 Priestern der Diözese haben 117 unterzeichnet, 4 Priester verweigerten die Unterschrift; wegen der Schwierigkeiten, sie zu erreichen, wurde die Erklärung den restlichen 5 Priestern nicht zur Unterzeichnung vorgelegt.
*
An den Generalsekretär der KPSU Juij Andropow
Erklärung
der Priester der Erzdiözese Kaunas
Auf einen Befehl der Staatsanwaltschaft der SSR Litauen hin wurde am 26. Januar 1983 der Pfarrer von Viduklė, Priester Alfonsas Svarinskas, verhaftet.
Wir, die Priester der Erzdiözese Kaunas, kennen den Priester A. Svarinskas sehr gut, weil er eine ganze Reihe von Jahren in der Pfarrei Viduklė gearbeitet hat. Wir kennen ihn als einen guten und fleißigen Priester. Er bediente sehr herzlich die Gläubigen, erfüllte die Forderungen der Kirche, kämpfte eifrig gegen Alkoholismus und redete immer nur über das, was seiner Uberzeugung entsprach. Die Anschuldigungen gegen Priester Alf. Svarinskas, daß er sich mit antisowjetischer Tätigkeit beschäftigt habe, sind unbegründet.
Dem Priester Alf. Svarinskas wird zur Last gelegt, daß er das Statut der religiösen Gemeinschaften nicht eingehalten habe. Seinerzeit haben zwei Bischöfe und 522 Priester der Regierung der UdSSR offiziell erklärt, daß dieses Statut kein kirchentreuer Priester einhalten kann, weil es den Cañones der Kirche widerspricht und auch mit der Verfassung der UdSSR nicht in Einklang zu bringen ist. Deswegen hat nicht nur der Priester A. Svarinskas dieses Statut der religiösen Gemeinschaften nicht eingehalten, sondern keiner der kirchentreuen Priester Litauens richtet sich danach, denn, wenn sie es einhalten würden, so würden sie gegen die Cañones der Kirche und gegen das eigene Gewissen verstoßen. Ein Priester, der z. B. das Amt eines Pfarrers übernimmt, legt dabei den Eid ab, die Pfarrei sorgfältig sowohl in den seelsorgerischen wie auch in den materiellen Bereichen zu verwalten. Das Statut der religiösen Gemeinschaften verlangt aber, daß der Priester nur ein Kultusdiener sein soll. Nach dem, was in der Presse über den Priester Alf. Svarinskas geschrieben wurde, wurde kein einziges ernstes Argument angegeben, daß seine Tätigkeit antisowjetisch gewesen sein könnte.
Dem Priester A. Svarinskas wird seine Tätigkeit im Komitee der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen zur Last gelegt. Was kann man aber Antisowjetisches in den Dokumenten des Komitees der Katholiken vorfinden? Das Komitee der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen hob nur die Tatsachen der Diskriminierung der Gläubigen heraus. Wir sind tief überzeugt, daß der Priester Alf. Svarinskas nur wegen seiner religiösen Tätigkeit verhaftet wurde. Deswegen stellt sein Prozeß die sowjetische Regierung vor den Augen der ganzen Welt sehr stark bloß.
Wir bitten, den Priester Alf. Svarinskas freizulassen und den Prozeß gegen ihn einzustellen.
Unterzeichnet haben die Priester der Diözese Kaunas:
Bischof J. Steponavičius A. Lapė
S. Pilka J. Užkuraitis
L. Kalinauskas A. Dabravolskis
J. Survila A. Imbras
R. Mizaras P. Matulaitis
V. Brusokas A. Počiulpis
P. Ščepavičius B. Jakubauskas
A. Jakubauskas J. Preinas
J. Vaičekauskas V. Ramanauskas
B. Gimžauskas M. Buožius
K. Jakaitis V. Šauklys
P. Petraitis P. Meilus
A. Bulotas Z. Grinevičius
P. Martinkus R. Macevičius
A. Lileika P. Pranckūnas
A. Jurgutis L. Semaška
K. Statkevičius J. Razmantas
V. Griganavičius J. Fabijanskas
A. Petraitis E. Bartulis
A. Markaitis J. Indriūnas
P. Žiugžda J. Babonas
K. Pasliakas B. Nemeikšis
K. Daknevičius Z. Veselka
L. Vaičiulionis A. Ramanauskas
J. Maleckis R. Liukas
V. Radzevičius J. Želvys
J. Aleksiūnas J. Matulevičius
K. Sirūnas B. Povilanskis
B. Gaižutis J. Katinas
K. Dambrauskas P. Gaižauskas
P. Mikutis P. Tavoraitis
P. Bubnys A. Kazlauskas
V. Brilius B. Vaira
Iz. Butkus P. Bastys
V. Valavičius J. Kaknevičius
J. Raudonikis A. Danyla
J. Račaitis J. Tamonis
F. Baliūnas J. Girdzevičius
S. Kadys S. Gruodis
A. Ylius P. Liubonas
V. Luzgauskas A. Močius
J. Dobilaitis J. Voveris
G. Gudanavičius J. Vaičeliūnas
L. Jagminas J. Albavičius
V. Tamoševičius E. Semaška
B. Stasuitis G. Dunda
A. Vanagas J. Povilaitis
V. Pranskietis V. Petkevičius
A. Slavinskas J. Kazlauskas
P. Mačiūta
An den Staatsanwalt der SSR Litauen
Abschrift: an den Apostolischen Administrator der Erzdiözese Kaunas und der Diözese Vilkaviskis, Bischof L. Povilonis
Erklärung
des Kirchenkomitees der Pfarrei Kybartai
Bald sind es schon zwei Monate, seit der Pfarrer unserer Pfarrei, Priester S. Tamkeviöius, im Isolator des Komitees des Staatssicherheitsdienstes gehalten wird. Die Gläubigen der Pfarrei Kybartai warten ungeduldig auf seine Rückkehr.
Nach unserer Überzeugung hat er kein Vergehen begangen.
Es sind schon acht Jahre, seit wir ihn als fleißigen, aufrichtigen und herzlichen Menschen kennen. Sieben Jahre lang haben wir seinen Predigten gelauscht, aber wir haben nicht gehört, daß er jemanden verleumdet oder daß er dazu aufgefordert hätte, die bestehende politische oder ökonomische Ordnung zu ändern. Wir haben niemals gehört, daß unserer verehrter Pfarrer jemals aufgerufen hätte, die Verfassung nicht einzuhalten.
Vielmehr forderte er dazu auf, die anderen Menschen zu achten und verlangte Gewissenhaftigkeit bei der Arbeit. Für Faulheit und Trunkenheit hatte er nur Tadel übrig, wie auch für Raub von Hab und Gut des Nächsten.
Er forderte die Jugend auf, gut zu lernen, die Eltern, die Lehrer und das Alter zu ehren.
Wir bitten den Staatsanwalt, unserer Erklärung Aufmerksamkeit zu schenken und die Angelegenheit so zu regeln, daß unser verehrter Pfarrer, Priester S. Tamkevicius, unverzüglich freigelassen wird.
Am 30. Juni 1983. Die Mitglieder des Kirchenkomitees von Kybartai:
O. Griškaitienė M. Sabaliauskas
B. Siaurusaitytė K. Abraitis
N. Mačiulaitienė M. Mališkienė
S. Kroelskas J. Samuolis
T. Ferensas D. Abraitytė
D. Menčinskienė V. Urbonas
Katkevičius G. Želvienė
V. Paulauskas Tutlys
N. Ašmonas T. Basanavičiūtė
A. Bilickas
In ganz Litauen wurden und werden auch jetzt noch Unterschriften für die Freilassung der Priester Alfonsas Svarinskas und Sigitas Tamkevicius gesammelt. Unter dem Protestschreiben gegen die Verhaftung des Priesters A. Svarinskas haben die Gläubigen aus folgenden Pfarreien unterzeichnet:
Pajūris - 43 Šatės - 511 Šilalė - 257
Pievėnai - 48 Skaudvilė - 177 Klaipėda - 1709
Nachfolgend geben wir die Texte der Protesterklärungen wieder, unter denen die Unterschriften wegen der Verhaftung des Priesters Sigitas Tam-kevičius und der Verurteilung des Priesters Alfonsas Svarinskas zu langjährigen Lager- und Verbannungsstrafen gesammelt werden und die an den Generalsekretär der KPSU J. Andropow und an die anderen obersten Regierungsbehörden abgesandt werden.
Erklärung
Am 6. Mai 1983 erreichte uns, die Gläubigen, die traurige Nachricht, daß während des Prozesses gegen den Priester Alf. Svarinskas ein Strafverfahren gegen das Mitglied des Komitees der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen, den Pfarrer von Kybartai, Priester S. Tamkevičius, eröffnet wurde.
Der Priester S. Tamkevičius ist einer der besten Priester Litauens, und die Anschuldigung, er sei antistaatlich und antikonstitutionell eingestellt, ist unberechtigt. Wir betrachten die Verhaftung der Priester Litauens als unsere, der Gläubigen Verfolgung; wir sind aber diejenigen, die dafür sorgen, daß das Brot wächst, wir arbeiten in den Fabriken — auf uns ruht der Staat.
Wir verlangen, den verurteilten Priester Alf. Svarinskas und den verhafteten Priester S. Tamkevičius unverzüglich freizulassen.
Erklärung
Am 6. Mai 1983 erreichte uns, die Gläubigen Litauens, eine schmerzliche Nachricht: der Priester Alfonsas Svarinskas ist mit 7 Jahren Lager und 3 Jahren Verbannung bestraft worden. Das war noch nicht genug: der Priester S. Tamkevičius wurde verhaftet. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren deswegen eingeleitet, weil er ein guter und eifriger Priester der Katholischen Kirche war.
Was bedeutet das alles? Wie lange noch werden die Gläubigen verspottet und diskriminiert? Ist das womöglich Ihre Antwort auf die Bitte der 50 000 Gläubigen Litauens, den unschuldig verhafteten Priester Alfonsas Svarinskas freizulassen?
Gebt den Litauern die beliebten und teueren Priester Alf. Svarinskas und S. Tamkevičius wieder zurück!
*
Erklärung
Uber 150 Pfarreien in Litauen haben zu dieser Zeit keinen Priester. In der letzten Zeit wurden zwei Priester verhaftet: Alfonsas Svarinskas und Sigitas Tamkevičius. Dies alles macht uns, den Gläubigen, sehr große Sorgen: vielerorts können die religiösen Bedürfnisse der Gläubigen nicht mehr voll befriedigt werden.
Uns ist es unverständlich, weswegen die Priester verhaftet und verurteilt werden. Soweit wir ihre Predigten oder die Äußerungen des Komitees zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen gehört haben, sagen sie mit keinem Wort etwas gegen den Staat oder seine Ordnung aus. Als unsere Presse über den Prozeß des Priesters A. Svarinskas berichtete, wies sie auf kein Vergehen gegen den Staat oder seine Ordnung hin, um dessentwillen dieser Priester verurteilt werden müßte. Es wird in allgemeinen leeren Redensarten gesprochen: antikonstitutionelle, antisowjetische Tätigkeit, Verleumdung. Was für eine Tätigkeit es war, wird nicht gesagt. Diese Priester verteidigen in ihren Aussagen nur die Rechte der Gläubigen; sie hoben die Tatsachen in die Öffentlichkeit, die die Diskriminierung der Gläubigen in allen Bereichen des Lebens zeigen, sie hoben in die Öffentlichkeit die Willkür der Atheisten, die die Rechte und die Gefühle der Gläubigen verletzen. Wenn diese Tatsachen in der Öffentlichkeit bei ihren wirklichen Namen genannt werden, kann dies nicht als Verleumdung des Staates und seiner Ordnung betrachtet werden.
Sie haben in Ihrer Rede am 15. Juni d. J. gesagt: »In unserem Lande haben alle der Allgemeinheit gegenüber dieselben Rechte und dieselben Pflichten« (»Tiesa«, 16. 6. 1983, Nr. 138). Der Sekretär des ZK der KPSU, K. Tscher-nenko, sagte in seiner Rede am 14. Juni d. J.: »Es ist allen bekannt, daß unsere Verfassung die Gewissensfreiheit garantiert. Die Kommunisten sind folgerichtige Atheisten, die aber ihre Anschauungen niemandem aufzwingen. Unsere Methode ist die Bildung, Uberzeugung, Propaganda.« (»Tiesa«, 14. 6. 1983, Nr. 137). Es ist richtig gesagt, in der Praxis aber ist es anders. In allen Schulen Litauens wird von den Schülern verlangt, sich zu entscheiden: wenn du die Kirche besuchen wirst, wenn du kein Komsomolze, also kein Atheist, wirst, wirst du in keine höhere Schule eintreten dürfen. Ist das keine Diskriminierung, kein Aufzwingen des Atheismus? Als die Priester aber solche und ähnliche die Gläubigen diskriminierende Tatsachen öffentlich anführten, wurden sie der Verleumdung des Staates und seiner Ordnung angeschuldigt, festgenommen und verurteilt.
Wir bitten Sie, als Führer des Staates alles zu unternehmen, damit die Gläubigen nicht diskriminiert und die wegen der berechtigten Kritik verhafteten Priester Alfonsas Svarinskas und Sigitas Tamkevičius freigelassen werden.
*
Protest
Nachdem wir die Nachricht in der »Tiesa« vom 7. Mai gelesen hatten, daß der Priester Sigitas Tamkevicius auf Grund des § 68 Teil 1 des StGB der LSSR zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen wurde, waren wir tief verärgert.
Wir betrachten eine solche Anschuldigung des Obersten Gerichtes als ungerecht. Der Priester S. Tamkevicius ist, genau wie auch der Priester A. Svarinskas, einer der eifrigsten Priester unseres Volkes.
Er verteidigte in seinen Predigten die Autorität der Kirche und des Staates, er verkündigte den Antialkoholismus, forderte eine gewissenhafte Einstellung der Menschen zur Arbeit, sowie Tugendhaftigkeit der Jugend und Einhaltung der Gebote Gottes und der Kirche.
Seine Festnahme ist ein Exzeß gegen die Katholische Kirche Litauens und ihre eifrigsten Priester.
Verehrter Staatsanwalt, obwohl die sowjetische Regierung die Bezeugung der 45 000 Gläubigen unbeachtet gelassen hat, daß der Priester A. Svarinskas zu Unrecht zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen worden ist, verlangen wir unter Protest, daß die zu Unrecht bestraften Priester A. Svarinskas und S. Tamkevicius entlassen werden, und bitten, die eifrig ihren Pflichten nachgehenden Priester nicht zu terrorisieren.
Wir, die wir mit unseren schwieligen Händen das Brot für alle Führenden verdienen müssen, verlangen, daß die Glaubensfreiheit gewahrt bleiben soll.
Unter den Protest-Erklärungen unterzeichneten:
in Dotnuva 136 in Raseiniai 636
in Vidiškiai 170 in Balbieriškis 406
in Dūkštas 448 im Rayon Prienai 1020
in Imbradas 86 in Kėdainiai 1142
in Veisėjai 475 in Anykščiai 415
in Kirdeikiai 161 in Utena 828
in Sintautai 110 in Druskininkai 453
in Skirsnemunė 50 in Prienai 2996
in Santaika 571 in Šakiai 1717
in Meteliai 618 in Kybartai 1145
in Seirijai 371 in Pociūnėliai 76
in Vištytis 145 in Spitrėnai 42
in Viešvienai 89 in Užpaliai 454
in Paringys 1559 in Salakas 136
in Girdžiai 279 in Leipalingis 351
in Virbalis 128 in Skudutiškes 325
įn Vilkaviškis 1149 in Kapčiamiestis 754
in Gižai 87 in Kudirkos Naumiestis 357
in Riečiai 35 in Jurbarkas 479
in Krosna 419 in Simnas 627
in Liubavas 474 in Igliauka 161
in Pilviškiai 335 in Gudeliai 85
in Butrimonys 341 in Šeštokai 163
in Šimkaičiai 139 in Leckava 31
in Gražiškiai 535 in Punia 268
in Bartininkai 604 in Jonava 406
in Vilnius 1024 in Pajevonys 1705
in Šiauliai 1255 in Griškabūdis 227
in Ukmergė 489 in Kaunas 7324
in Zarasai 522 in Lazdijai 1848
in Biržai 2345 in Molėtai 212
in Telšiai 1007 in Panevėžys 2672
in Garliava 317 in Mažeikiai 671
in Rudamina 224 in Žagarė 270
in Leliūnai 218 in Alytus I und II 1098
in Smalvos 78
Auszüge aus den Prozeßakten gegen den Priester Alfonsas Svarinskas:
Die Prozeßakten gegen den Priester A. Svarinskas umfaßten 5465 Seiten.
Nach dem Beschluß der Anklageschrift vom 22. April 1983 besteht Grund, den Angeklagten dem Gericht zu übergeben. Unzweckmäßig ist es, zu der Gerichtsverhandlung folgende Zeugen einzuladen: S. Sotnitschenko, S. Ma-tuliauskas, P. Milius, A. Mačys. Die Gruppe A. Gudaitienė, J. Bernotatė, V. Jonaitienė, V. Vileikis, D. Tamašauskienė, A. Juodeikienė, G. Gudana-vičius, P. Kačiušis, S. Kaplanienė, E. Matonienė, J. Plitnikas, L. Rudžionytė, J. Bagdonienė, S. Sadauskienė, B. Kulpinskaitė, N. Mizaras, Z. Kubilius, Z. Kamarūnas, S. Kesleris, N. Znamenskienė, V. Cukuras, weil man die durch ihre Angaben festgestellten Umstände auch durch andere Beweisquellen überprüfen kann.
Die Zeugen A. Keina, J. Kauneckas, V. Vėlavičius, V. Stakėnas, L. Kalinauskas und M. Gavėnaitė haben keine Aussagen gemacht, die in Verbindung mit der Anklage gegen A. Svarinskas Anschuldigungen bringen könnten, deswegen werden auch diese Zeugen nicht zur Gerichtsverhandlung vorgeladen. Zeugen über seine Predigten gab es 21; 3 davon sind nicht erschienen; davon sind: 11 Parteiangehörige, 4 Komsomolzen, 4 Parteilose.
In Igliauka wurden der Priester A. Gražulis und einige Leute vernommen, die aber ebenfalls nichts gegen den Priester A. Svarinskas ausgesagt haben; deshalb werden auch sie nicht zur Gerichtsverhandlung vorgeladen.
Strafprozeß Nr. 09-2-003-83.
Die Vernehmung führte der Untersuchungsrichter der Staatsanwaltschaft für besondere Prozesse, Egidijus Bičkauskas, gebürtig aus Jeznas.
Verurteilt haben: der Stellvertreter des Vorsitzenden des Obersten Gerichts der LSSR, M. Ignotas, die Gerichtsräte E. Treinienė und A. Jašmantas, die Sekretärin V. Čeikauskaitė. Dem Untersuchungsrichter mitgeholfen haben 5 Untersuchungsbeamte des Sicherheitsdienstes: Oberstleutnant Markevičius, die Majore Pilelis und Rainys, der Hauptmann Jurkšta und der Oberleutnant Vydžėnas.
Nach der Untersuchung der Akten beschloß das Gerichtskollegium folgendes: Der Angeklagte A. Svarinskas verleumdete mit der Absicht, die sowjetische Regierung zu schwächen, und unter dem Vorwand der Verteidigung der Rechte der Gläubigen systematisch seit 1978 bis Januar 1983 schriftlich wie auch mündlich die sowjetische staatliche und gesellschaftliche Ordnung und forderte auf, gegen sie zu kämpfen. Sowohl in seinen Predigten an die Gläubigen als auch durch die im Namen des sogenannten Komitees der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen vorbereiteten Dokumente brachte A. Svarinskas verdrehte oder erfundene Tatsachen wie auch verleumderische Erdichtungen vor, würdigte jene Personen, die gegen die sowjetische Regierung gearbeitet haben und forderte die Leute auf, ihre Beispiele nachzuahmen, jene sowjetischen Gesetze zu brechen, die die Trennung des Staates von der Kirche regeln, wie auch den Ortsverwaltungsorganen nicht zu gehorchen. Predigten hat es am Anfang 29 gegeben, aber die aufgenommenen Magnetophonbänder gingen kaputt, deswegen blieben nur 18 übrig: 4 in Kybartai, 4 in Kalvarija, 3 in Viduklė, 2 in Šiluva, 2 in Miroslavas, 1 in Žagare, 1 in Pagramantis und 1 in Veiviržėnai. Der Anklagebeschluß des Gerichts sagt folgendes über die Predigten:
Er behauptet darin, daß die Regierungsorgane mit Administrativmaßnahmen die Grundrechte der Gläubigen und der Kirche eingeschränkt, auf besondere Weise die gläubige Jugend und die Schülerschaft diskriminiert, die Gläubigen und die Priester verfolgt und daß sie vorsätzlich die Uberfälle auf die Geistlichen und die Kirchen nicht bekämpft haben sollen und sich auch nicht bemüht haben, die wahren Mörder der Priester zu ermitteln. Ohne seine feindselige Einstellung der sowjetischen Ordnung gegenüber zu verbergen, führte A. Svarinskas in seinen Predigten Beweise auf, daß sich in Sowjetlitauen als Folge der sozialistischen Lebensweise moralische Laster weit verbreitet haben, wie Sauferei, Faulheit, Alkoholismus, Rowdytum, Ausschweifungen und die Geschlechtskrankheiten. A. Svarinskas forderte auf, mehr Kraft und Zeit der Sache der sogenannten »Wiedergeburt der Nation« zu widmen und propagierte gegen die Idee der sowjetischen Ordnung den Widerstand.
Im Zuge der Erweiterung seiner antisowjetischen Tätigkeit ernannte sich A. Svarinskas selbst gemeinsam mit noch anderen Personen, ohne irgendwelche Vollmacht und ohne Erlaubnis der Regierungsorgane, am 13. November 1978 zum Komitee der Katholiken zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen. Unter diesem Namen verbreitete er Texte. In der Zeit zwischen November 1978 und September 1982 bereitete er nicht weniger als 51 Dokumente vor.
Bei einer zu diesem Zweck von den Mitgliedern des sogenannten »Christlichen Komitees« am 22. November 1978 in Moskau in der Wohnung von V. Kapitantschiuk vorbereiteten Versammlung mit den Vertretern der bour-geoisen Presse übergab A. Svarinskas die ersten vier Dokumente des »Komitees der Katholiken« an die bourgeoisen Korrespondenten. Im Juni 1979 übergab er in Kaunas in der Wohnung von A. Znameiskis an einen Touristen aus den USA, Voldemaras Cukuras, drei Dokumente des »Komitees« (die Nr. 12, 15, 17) . . .
Die Propagandaorgane des bourgeoisen Auslands benützten weitläufig diese Schriften des verleumderischen sogenannten »Komitees der Katholiken« für ihre Aktion gegen die sowjetische Ordnung, brachten sie in verschiedenen Veröffentlichungen unter und gaben sie in den antisowjetischen Rundfunksendungen durch.
Am 22. November 1978 beteiligte sich A. Svarinskas an der Abfassung eines gemeinsamen Schreibens des sogenannten »Christlichen Komitees« und unterzeichnete auch selber. Es war adressiert an Papst Johannes Paul II., an andere Führer der Christlichen Kirchen und an die Komitees der die Rechte der Gläubigen verteidigenden Gemeinschaften, sowie an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, J. Carter. In diesem Dokument wird behauptet, daß in der Sowjetunion die Gläubigen verfolgt werden. Die ausländischen Institutionen werden provoziert, sich in die inneren Angelegenheiten der Sowjetunion einzumischen, man strebt eine propagandistische Kampagne gegen die Sowjetunion an. Zu demselben Zweck unterzeichnete A. Svarinskas am 8. Dezember 1978, als angegliedertes Mitglied des Komitees der Katholiken an die sogenannte Moskauer Gruppe zur Unterstützung der Beschlüsse von Helsinki, das »Dokument« Nr. 60, mit dem Titel »30 Jahre der allgemeinen Deklaration der Menschenrechte«. In diesem Appell, adressiert an die Öffentlichkeit der Welt, wird tendenziös behauptet, daß in der Sowjetunion die Gewissensfreiheit und andere durch die Verfassung garantierte bürgerliche Rechte verletzt werden.
Zu antisowjetischen Zwecken verkündete A. Svarinskas im Februar 1982 den Gläubigen in der Kirche von Viduklė eine selbstverfaßte und selbstunterzeichnete Erklärung, adressiert an den ersten Sekretär des ZK der KPL, und organisierte eine Unterschriftensammlung für diese Erklärung. In dieser Erklärung schrieb er über angebliche Terrorisierung und Verfolgung der gläubigen Jugend in den Städten und Rayons in Litauen; unter der Erklärung wurden Unterschriften gesammelt. Der Text dieses Schreibens wurde in der »Chronik der Litauischen Katholischen Kirche« Nr. 54 veröffentlicht. Er wurde nicht nur in Litauen, sondern auch im Ausland verbreitet.
A. Svarinskas erwarb im Jahre 1980 fünf Fotokopien eines antisowjetischen Artikels, der in der antisowjetischen Sammlung »Kontinent« untergebracht war wie auch in dem sogenannten Informationsbulletin des Komitees zur Verteidigung der Tatjana Welikanowa Nr. 2, und hob sie bei sich zu Hause auf. Drei der genannten Fotokopien der Artikel übergab er in seiner Wohnung in Videkle am 17. Juni 1980 zu Verbreitungszwecken an Gustavas Gudanavičius.
A. Svarinskas bekannte sich während der Gerichtsverhandlung nicht für schuldig. Er sagte aus, daß er die genannten Predigten gehalten habe, daß er als Mitglied des »Komitees der Katholiken« beim Unterschreiben der 52 Dokumente dabei gewesen sei und auch selbst unterschrieben habe; 4 von ihnen habe er in Moskau an ausländische Korrespondenten übergeben. Außerdem habe er auch das Schreiben des »Christlichen Komitees« an Papst Johannes Paul II. unterzeichnet, wie auch die Beschlüsse auf Grund des Dokumentes Nr. 69 der Helsinki-Gruppe der UdSSR in Moskau. Er habe die Erklärung an den ersten Sekretär des ZK der KPL geschrieben, in der Kirche von Viduklė vorgelesen, sie selbst unterschrieben und eine Unterschriftenaktion organisiert.
A. Svarinskas behauptete aber, daß er gegen die sowjetische Regierung nicht gekämpft habe, sie nicht verleumdet und nicht herabgewürdigt habe. Er habe nur gewollt, daß alle diese Abweichungen, die es seiner Meinung nach in Litauen gebe, abgeschafft würden. Er habe sich in diesen Fragen an die Behörden des Rayons gewandt, habe aber keine Antwort bekommen, sondern sei im Gegenteil immer nach administrativer Ordnung bestraft worden. Er war der Auffassung, daß die Kirche diskriminiert werde, deswegen habe er sie und den Glauben verteidigt, und zwar sowohl in seinen Predigten als auch durch seine Beteiligung an der Tätigkeit des »Komitees der Katholiken«, wo er nicht nur die eigenen Dokumente, sondern auch die der anderen unterzeichnet habe. Verleumdet habe er den sowjetischen Staat und seine öffentliche Ordnung in seinen Predigten nicht, behauptete A. Svarinskas, wohl aber habe er die Mängel beim Namen genannt, welche immer wieder vorkommen. Er wies darauf hin, daß es viele Personen gäbe, die die sowjetisehen Gesetze mißbrauchen und die von der Verfassung gewährleisteten Rechte der Bürger verletzen. A. Svarinskas machte darauf aufmerksam, daß er die schon erwähnten Dokumente niemand ins Ausland übergeben, sondern sie direkt an die Adressaten geschickt habe. Daß sie für die antisowjetische Propaganda benützt und daß sie in der »Chronik der LKK« veröffentlicht würden, habe er nicht gewußt. A. Svarinskas gab zu, daß er bei sich zu Hause drei Fotokopien der Artikel aus »Kontinent« aufbewahrt hatte. Drei von ihnen habe er Gustavas Gudadavičius übergeben, das sei aber keine Literatur antisowjetischen Inhalts. A. Svarinskas bestritt entschieden, daß er dem Bürger der USA V. Cukuras die Dokumente des »Komitees der Katholiken« mit der Absicht übergeben habe, daß er sie ins Ausland bringe.
Die Schuld des Angeklagten A. Svarinskas sei bewiesen. Die Zeugen: P. Žukauskas, Č. Valaiša, R. Lipinas, J. Černiauskytė, Cehnolonskis, A. Didre-vičius, V. Vidra, J. Rasimavičius, M. Budinienė, B. Arlauskienė, V. Labei-kis, N. Bernotienė, S. Stropus und andere hätten bewiesen, daß sie die Predigten von A. Svarinskas gehört haben ...
. . . Der Inhalt dieser Predigten, wie auch die Ideen seien verleumderischen Charakters. Zum Beispiel habe A. Svarinskas in seiner Predigt, die er am 22. August 1982 in der Kirche von Veiviržėnai gehalten hat, behauptet, die Gottlosen hätten bei uns die Kirche gefesselt, und jetzt würde sie von ihnen auch noch geprügelt. — »Und sie behaupten noch dabei, daß das ein ideologischer Kampf sei! Niemals! Wir wollen die Dinge beim richtigen Namen nennen. Das ist ein ideologisches Rowdytum, das in Litauen schon seit vier Jahrzehnten andauert.«
In seiner Predigt, die er am 24. Juni 1982 in der Kirche von Kybartai gehalten hat, behauptete er verleumderisch, den Regierungsorganen, die er »die Gottlosen« nannte, »gefällt das besoffene Volk«. Und er fährt fort: »Wenn unser Volk ständig >trezwilka< (betrunken, blau — Ubers.) ist, werden wir überhaupt nichts erreichen können... Wenn die Litauer dagegen nüchtern bleiben, dann werden sie nicht bloß an die Tinte (alkoholische Getränke — Übers.) denken, sondern anfangen, sich mit geistigen Werten zu befassen.«
A. Svarinskas verteidigte und würdigte in seinen Predigten jene Personen, die gegen die sowjetische Ordnung gearbeitet haben und forderte die Leute auf, ihre Beispiele nachzuahmen, jene sowjetischen Gesetze zu brechen, die die Trennung der Kirche vom Staat regeln, die Interessen des Staates zu mißachten und mehr Zeit und Kraft der Sache der »Wiedergeburt des Volkes« zu widmen. In seiner Predigt am 24. April 1982 in Kybartai z. B. habe A. Svarinskas die Zuhörer gegen die sowjetische Ordnung stimmen wollen und behauptet, daß das Material (gesprochen wurde über das Material des IV. Plenums des ZK der KPL des Jahres 1982) zeige, daß die Gottlosen das Volk in eine physische und geistige Sackgasse hineingeführt hätten.
Unzweideutig habe er die Zuhörer zu einem Kampf gegen die sowjetische Ordnung eingeladen und in seiner Predigt am 2. Juli 1980 in der Kirche von Varduva behauptet: ». .. Angesichts dieser Verwüstung, dürfen wir nicht ruhig bleiben, im Gegenteil! — Auf in den Kampf! Nicht der ist ein edler Christ, der die derzeitigen Übelstände des Lebens aufzeichnen kann, sondern der, der für die Wahrheit arbeiten, kämpfen, sich opfern, und wenn es nötig ist, für sie auch sterben kann. Auch jetzt befinden sich viele Kinder der Kirche in verschiedenen Gefängnissen und Lagern und legen Zeugnis für den lebendigen Glauben des Volkes ab.«
In seiner Predigt vom 21. Februar 1981 in Kybartai rief A. Svarinskas auf: »...Brüder, wir wollen hinausgehen, um eine neue Welt zu schaffen, das neue Litauen. Wir wollen hinausgehen, um die Zukunft unseres Vaterlandes zu schaffen... Wir wollen in einen großen Kampf ziehen, und die Gnade Gottes segnet uns« ...
Die unter Beteiligung von A. Svarinskas vorbereiteten wie auch die von ihm unterzeichneten Dokumente des »Komitees der Katholiken« sind verleumderischen Charakters. Dort wird versucht, die sowjetischen Gesetze bloßzustellen, die die Trennung der Kirche vom Staat regeln, dort werden verurteilte und besonders gefährliche Verbrecher gegen den Staat wie Petkus, Jakunin, Dudko, Skuodis, Sasnauskas gewürdigt; ihrer verbrecherischen Tätigkeit wird zugestimmt, und die sowjetischen Justizorgane werden wegen ihrer Verhaftungen und Verurteilungen angeschuldigt. Mit diesem Dokument versuche man zu beweisen, daß in Litauen die Gläubigen und die Priester verfolgt werden, daß die Jugend und die Kinder geistig lahmgeschlagen würden, daß als Ergebnis der atheistischen Erziehung zunehmend eine Abwertung der Persönlichkeit erfolge und die Unsittlichkeit sich vermehrt ausbreite. In vielen dieser Dokumente wird um Fürsprache und Unterstützung für das angeblich leidende litauische Volk gebetet. A. Svarinskas hat zum Zwecke der Verbreitung die Artikel »Die Geschichte von Ribbentrop-Mototow hinter den Kulissen der Tatsachen« von Addu-zachmanow-Aworopamow, »Die Menschen und die Bestien« von Abraham Terz, aus der Sammlung »Kontinent« vorbereitete Fotokopien wie auch die Memoiren des früheren ungarischen Kardinals Mindszenty »Im Angesicht der neuen Erprobungen« in seiner Wohnung aufgehoben. Das Gerichtskollegium beschloß:
Alfonsas Svarinskas, Sohn des Vaclovas, wird für schuldig erklärt, Vergehen gemäß § 68 Teil 1. des StGB der LSSR begangen zu haben und wird mit sieben Jahren Freiheitsentzug bestraft. Außerdem wird A. Svarinskas noch eine zusätzliche Strafe von drei Jahren Verbannung zugesprochen.
Es ist vorgesehen, A. Svarinskas die Strafe des Freiheitsentzuges in einer Besserungsarbeitskolonie mit strengem Regime verbüßen zu lassen; sie wird gerechnet ab 26. Januar 1983.
A. Svarinskas hat außerdem die Gerichtskosten von 161,67 Rubel für den Staat zu zahlen.
Dieser Gerichtsbeschluß ist endgültig, nach der Berufungsordnung nicht einklagbar und unanfechtbar.
Der Stellvertreter des Vorsitzenden M. Ignotas