In der »Kauno tiesa« vom 22. Juni 1983 war ein offener Brief eines Atheisten »Ich fürchte mich vor keiner Verleumdung« von Bronius Jauniškis abge­druckt, den die ELTA später mit dem abgeänderten Titel »Ich fürchte mich vor keiner Erpressung« an die Regionalzeitschriften verschickte. Auch in diesem Artikel wimmelt es, wie auch in den anderen Artikeln von Jauniškis nur so von Verdrehungen und Unwahrheiten.

1.     »Ich fürchte mich vor keiner Verleumdung«, schreibt Jauniškis. Ich bin mit dieser seiner Behauptung völlig einverstanden: Jauniškis hat tatsächlich keinen Grund, sich vor einer Verleumdung zu fürchten, denn er wird auch von niemandem verleumdet; er selbst aber verleumdet die anderen andau­ernd und schreibt Unwahrheiten.

2.     Am Anfang des Artikels behauptet Jauniškis, daß er »in einer sehr re­ligiösen Familie« aufgewachsen sei. War es wirklich so? Eine Familie ist nur dann sehr religiös, wenn beide Elternteile wirklich religiös sind, nicht aber dann, wenn der eine nach der einen Seite zieht und der andere nach der anderen, wie dies in der Familie Jauniškis der Fall war, wo die Mutter wohl religiös, der Vater aber liberal oder gar Atheist war. Aus diesem Grund könnte man die Familie Jauniškis mit dem gleichen Recht auch als über­haupt nicht religiös bezeichnen.

3.     Jauniškis schreibt: »Ich trat in das Salesianerkloster ein.« Jauniškis ist niemals in ein Kloster eingetreten; bei den Salesianern ist er nur als An­wärter — als Schneiderlehrling, genannt »Kleiderflicker« — gewesen, und dabei hat er den Lehrgang der Volksschule besucht. In ein Kloster ist ein Mensch dann eingetreten, wenn er als Novize im Noviziat lebt, und ein richtiger Ordensmann ist er, wenn er das Ordensgelübde ablegt. Jauniškis hat keinen einzigen Tag im Noviziat verbracht, hat kein Gelübte abgelegt. Das bestätigt auch sein Gönner, der Priester J. Žemaitis, und auch Jauniškis selbst gibt das in seinem Brief zu, daß er nur Anwärter, aber nicht Ordens­mann gewesen sei. Trotzdem behauptet er aber in seiner Beschreibung »Dievo praradimas« (»Der Verlust Gottes«), daß er das Gelübde abgelegt habe. Als sich die Zeiten 1940 geändert hätten, habe er sich bemüht, vom Papst eine Befreiung zu bekommen (»Žmonės su abitai« / »Menschen in der Ordenstracht«, Seiten 47 und 48). Hier zeigt sich also der wahre Jauniškis: Er schreibt so, wie es ihm gerade bequemer ist, ohne die Wahrheit zu be­rücksichtigen.

Wie gut wäre es, wenn Jauniškis, anstatt zu lügen, zu verleumden und zu fälschen, die Wahrheit geschrieben hätte. Alles, was er über Juozas Misiūnas geschrieben hat, ist Lüge und Fälschung. Jauniškis weiß nicht einmal, wo Schlesien ist: Er versetzt es nach Holland, und beschreibt das Land aus eigener Phantasie, denn er findet dort felsige Berge, die es in Holland über­haupt nicht gibt, und steinerne Windmühlen zum Wasserpumpen, wie sie die Holländer gar nicht errichten; er sieht sogar berittene Polizei, die eine Versammlung von Gottlosen zerstreut, ohne zu wissen, daß Holland ein demokratisches Land ist und daß dort die verschiedensten Parteien ihre Ver­sammlungen abhalten, ohne daß sie jemand daran hindern würde. Auch Misiūnas selbst vollbringt, wie Jauniškis schreibt, im holländischen Schlesien wahre Wunder; ohne die holländische Sprache gelernt zu haben, unterhält er sich ohne weiteres mit den Einheimischen. Als er die Rede des Atheisten­führers Minauris aus Den Haag hört, hat er das dringende Verlangen, ihn zu kritisieren, fürchtet sich aber nur, daß er nicht in der Lage ist, so gut zu reden, und weil er Minauras nicht widerlegt, bindet man Misiūnas halbnackt an einer Säule fest und geißelt ihn bis zur Ohnmacht und Erblindung. Nachher schickt man ihn nach Kaunas, Kipp empfängt ihn unfreundlich und befiehlt ihm unter Androhung des Karzers, ein Gesuch zu schreiben, daß er aus dem Kloster entlassen werden kann. Misiūnas bittet um Entlassung und verläßt das Kloster, kaum noch das Licht des Tages sehend.

In dieser ganzen Geschichte gibt es kein einziges Tröpfchen Wahrheit, son­dern nur Erdichtungen und Verleumdungen. Auch der kommunistische Schriftsteller Julius Butėnas hat darauf hingewiesen, daß Jauniškis ein »Mei­ster« der Erdichtungen ist: »Es ist erfreulich, daß Br. Jauniškis wohlwollend an seine Professoren und Lektoren zurückdenken will, ärgerlich ist es aber, daß diese Ausflüge erdichtet sind... Wenn man mit Erinnerungen operiert, dann müßte man wenigstens ein bißchen an die Wahrheit und die Logik denken (Literatūra ir menas / Literatur und Kunst, Nr. 49, 1983).

Also gibt es auch in dieser Beschreibung wie in allen anderen weder Wahr­heit noch Logik, sondern ausnahmslos eine freche Erdichtung, und es ist seltsam, daß die Redakteure und die Herausgeber diese groben Fehler von Jauniškis nicht bemerken wollen. Deswegen kommt einem ungewollt der Verdacht, daß es ihnen wie Jauniškis um so lieber ist, je abscheulicher man über die Vertreter des Glaubens schreibt. Das ist aber eine Schande für die litauische Literatur, eine Kränkung für die Leser, wenn sie mit solchem Schund gefüttert, ständig irregeführt und zum Narren gehalten werden.

Wir wollen ein bißchen bei diesen Ungereimtheiten verweilen. Die Tatsache, daß Jauniškis nicht weiß, wo Schlesien ist, zeigt seinen Bildungsstand, den Redakteuren aber und den Verlegern ist es doch vollkommen gleichgültig, wo Schlesien liegt; ihnen ist es nur wichtig, daß die unerwünschten Personen so schlecht wie möglich gemacht werden.

a)        Da Schlesien sich nicht in Holland befindet, sondern im damaligen Deutschland, konnte Misiūnas dort auch keine Windmühlen zum Wasserpumpen sehen, denn Feuchtigkeit gibt es in Schlesien eher zu wenig, als zu viel.

b)        Juozas Misiūnas ist niemals in Holland gewesen; deswegen konnte er auch nicht den Atheistenführer Hollands, Minauris aus Den Haag, gesehen haben, der eine Versammlung der Atheisten geführt haben soll, und Misiūnas kann auch nicht eine große Strafe mit der Bezeichnung »Rendikont« auferlegt worden sein, weil er überhaupt nicht kritisiert hat.

c.     Da Misiūnas den Minauris nie gesehen und seine Rede nie gehört hat, war es ihm auch unmöglich, Minauris zu kritisieren, und deswegen konnte er auch nicht dafür bestraft werden; wenn er aber nicht bestraft wurde, ist er also auch nicht blind geworden.

d.     Da er aber gesund war, wurde er nicht sofort nach Kaunas zurückge­schickt, sondern er blieb noch für ein ganzes Jahr in Mittelsteine, um dort Sprachen zu studieren und um sich für das Philosophiestudium vorzuberei­ten.

e.     Als er nach einem Jahr wahrhaftig mit gesunden Augen nach Kaunas zurückkam, und auch nichts verbrochen hatte, brauchte er durchaus nicht sofort ein Gesuch zu schreiben, um aus dem Kloster entlassen zu werden, sondern er wurde zum Präfekten einer Gruppe von Schülern im Internat des Jesuitengymnasiums zu Kaunas ernannt.

Außerdem hat das Wort »Rendikont«, soweit ich mich erkundigen konnte, keiner der Jesuiten gehört und niemand weiß, was es bedeuten soll. Es ist auch keinem eine Strafe bekannt, bei der jemand an eine Säule gebunden und schmerzvoll gegeißelt wird. Das ist eine »freie Schöpfung« des »Schrift­stellers« Bronius Jauniškis, eine Erdichtung.

Als ein Jahr später (im Jahre 1934) wieder die Studiumsfrage von Misiūnas zur Debatte stand, begann Misiūnas, sich aus Angst vor sieben Jahren schweren Studiums zu winden und sich zu rechtfertigen, daß er nicht die Absicht gehabt hätte, ins Kloster einzutreten, sondern nur deswegen den Schritt getan habe, weil er gemeint habe, es sei seine Pflicht, weil er doch vier Jahre lang unentgeltlich verköstigt und ausgebildet worden war. Dann wurde ihm gesagt, daß er hier falsch am Platze sei, denn mit Gewalt werde niemand in ein Kloster getrieben, und ein unter Zwang abgelegtes Gelübde sei ungültig.

Nachdem er im Sommer 1934 vom Gelübde befreit war, verließ Misiūnas das Kloster mit vollkommen gesunden Augen und, nach der Befragung der zuverlässigsten Zeugin, seiner Ehefrau Sofija Misiūnienė, hat Juozas Mi­siūnas die nächsten 21 Jahre, d. h. bis 1955, gesunde Augen gehabt. Misiūnas wurde also nicht irgendwie benachteiligt: Er lebte 8 Jahre lang bei den Je­suiten, von denen er 7 Jahre gelernt und ein Jahr gearbeitet hat. Er kam mit 4 abgeschlossenen Klassen und hat hier das Gymnasium absolviert. In Pagryžuvys und in Mitteisteine studierte er die lateinische und die deutsche Sprache und hätte ohne Schwierigkeiten weiter als Lehrer an einem Gym­nasium arbeiten und die lateinische, deutsche und französische Sprache un­terrichten können.

4.     Keine Benachteiligungen hat auch Juozas Stankaitis gehabt: Er kam 1934 zu den Jesuiten nach dem Abschluß der 2. Klasse. Im Kloster hat er das Gymnasium abgeschlossen und noch zwei Jahre Philosophie studiert. 1944, als er aus dem Kloster ausgetreten ist, wurde er gleich im Herbst desselben Jahres zum Direktor der Mittelschule von Šiluva berufen. Beim Verlassen des Klosters von Pagryžuvys, Anfang Juni, bedankte sich Stankaitis mit Tränen in den Augen: »Ich werde dem Kloster immer für alles dankbar bleiben, weil ich alles nur dank der Gesellschaft Jesu erreicht habe.« Später hat er mir mit Freuden aus Šiluva geschrieben, daß er auch vor der Lehrer­versammlung eine Rede halten durfte, und daß diese seine Rede als die beste anerkannt wurde, weil er die Werke benützt hatte, die ich ihm damals ausgeliehen habe.

5.     Weiter schreibt Jauniškis: »Es ist lächerlich, wenn man hört, wie schein­heilig sich die ausländischen Rundfunkstationen bemühen, die Wahrheit zu bestreiten. In unserer Presse zum Beispiel wurde viel über die »Hirten­tätigkeit« des Oberen der Jesuiten in Litauen, J. Kipp, geschrieben. In allen Erinnerungen und Erzählungen wurde dieser faschistische Offizier unbe­streitbar als Spitzel entlarvt.

Das ist ebenso völlige Unwahrheit. Ich bitte Sie, mir zu sagen, wessen so­genannte »Erinnerungen und Erzählungen« Kipp als faschistischen Offizier-Spitzel entlarven?

Jede Absurdität ist für Jauniškis gut genug, wenn man nur damit ihm un­passende Menschen anschwärzen kann. Schon ein Kind versteht, daß ein Mensch, der keine Kriegswissenschaft gelernt hat, ja nicht einmal beim Militär gewesen ist, kein Offizier sein kann. Kipp aber absolvierte mit 18 Jahren das Gymnasium und trat sofort nicht in eine Offiziersschule, son­dern ins Kloster ein. Als er schon im Orden war, konnte er keine Kriegs­wissenschaft studieren, denn das verbieten die Gesetze der Kirche. Während des ersten Weltkrieges wurden auch die jüngeren Geistlichen einberufen: die Priester mußten als Militärkapläne, die Seminaristen und die Ordensbrüder als Sanitäter in Feldlazaretten dienen. Daß Kipp nur ein Kaplan war und nicht ein Führer einer Militärabteilung, das anerkennen auch die Gründer des atheistischen Museums in Vilnius. Dort steht unter dem Bild Kipps geschrieben: »Jonas Kipas... war während des ersten Weltkrieges ein Kaplan.« Waren also vielleicht die Gründer dieses Museums ebenfalls »naive Scheinheilige«? Sicherlich nicht, diese Bezeichnung eines naiven Scheinheiligen eignet sich eher für Bronius Jauniškis selbst.

Noch absurder ist die Behauptung, daß »Kipp ein faschistischer Offizier-Spion« gewesen sein soll. In dieser Behauptung steckt genau soviel Wahr­heit, wie wenn wir behaupten würden, daß Kipp ein Offizier-Spitzel der Kommunisten gewesen ist.

Mich greift Jauniškis an, weil ich Kipp verteidige. Ja, ich verteidige Kipp, und ich werde ihn auch weiter verteidigen, weil ich ihn gut gekannt habe, fünf Jahre lang habe ich mit ihm zusammengearbeitet, ich war sein Stell­vertreter, Vizedirektor. Außerdem hatte ich Gelegenheit, an denselben Schu­len zu studieren, an denen ein paar Jahrzehnte früher J. Kipp studiert hat. Ich bin vielen Menschen begegnet, die ihn noch aus jenen Studienzeiten gekannt haben, und niemand ist jemals der Gedanke gekommen, ihn einen Offizier zu nennen. Kipp war ein eifriger, gewissenhafter Priester und Or­densmann, der in seiner Jugend, dem Beispiel seines Onkels Kipp folgend, entschlossen war, als Missionar nach Indien zu gehen. Als er das Studium der Philosophie abgeschlossen hatte, erfüllte er seine vier Praktikums jähre als Lehrer auf dem Jesuitengymnasium in Bombay. Im Jahre 1912 kam er wieder nach Europa zurück, um Theologie zu studieren.

Anfang 1915 wurde er zum Priester geweiht und am 12. Februar zum Mi­litär einberufen und zum Militärkaplan ernannt. Wann hat er also die Kriegswissenschaften studiert? Und was für ein Offizier kann er ohne Kriegswissenschaften sein? Und von wem stammen also diese »Erinnerungen und Erzählungen«, die »Kipp als Offizier und faschistischen Spitzel« ent­larven? Behaupten, daß Kipp ein »Offizier und faschistischer Spitzel« ge­wesen sein soll, kann nur der, den die Wahrheit überhaupt nichts angeht.

Nach Litauen kam Kipp im Juli 1923, zu der Zeit also, zu der in Deutsch­land noch niemand etwas vom Nationalsozialismus wußte. Wie alle deut­sehen Jesuiten, trug auch Kipp schwer an dem Einzug der Nazis in die Re­gierung. Ihre atheistische Weltanschauung war schon früher, schon vor 1933 bekannt, als sie aber die Regierungsgewalt übernommen hatten, zeigten sie sich noch bestialischer, nicht nur in der Verfolgung der Juden, sondern auch der Gläubigen ihres eigenen Volkes. Sie lösten gleich alle religiösen Orga­nisationen auf, schlössen und verstaatlichten alle katholischen Schulen, Krankenanstalten, schlössen zahlreiche Klöster, liquidierten schrittweise die gesamte religiöse Presse, steckten viele Priester in die Konzentrationslager und ermordeten dort mehr als 4000 von ihnen. Allein im Lager Dachau sind 1120 Priester umgekommen — das ist der größte Priesterfriedhof der Welt. Als Kipp anfangs 1941 nach Deutschland repatriierte, mußte er selbst während des Krieges längere Zeit im Nazigefängnis verbringen. Wann war er also ein »faschistischer Offizier«?!

6.     Über das Arbeitszimmer des Priesters Gustas weiß ich nur von anderen, aber sehr glaubwürdigen Leuten, wie von dem aus Saldutiškis stammenden Priester Bronius Bulika, wie auch von dem auch von Br. Jauniškis selbst geehrten Priester J. Žemaitis, denen ich glauben muß. Außerdem habe ich selbst nur sehr einfach eingerichtete Zimmer gesehen, denn ein Luxus stimmt mit dem Gelübde der Armut nicht überein. Die Ordensleute nahmen auch alle dieselben Speisen zu sich, aus demselben Topf geschöpft. Nur Br. Jauniškis schreibt auch hier wieder die Unwahrheit. Wenn sie nämlich von der Kirche zurückgekommen seien, dann hätten im Speiseraum »die Priester weißen Kaffee und mit Wurst belegte Brote, die Brüder schwarzen Kaffee und mit Käse belegte Butterbrote, und wir, die Novizen, Tee mit Gersten­brei zum Essen bekommen« (»Be iliuzijų — »Ohne Illusionen«, Seite 37).

7.     Dasselbe ist auch über die bettelnden faulen Mönche zu sagen, an denen der Vater von Jauniškis Anstoß nimmt. Im Litauen der Vorkriegsjahre gab es keine bettelnden Tagediebe unter den Mönchen. Aus welchem Kloster in Ostlitauen konnten diese Mönche stammen? Aus dem Kloster in Saldutiškis ist doch niemand zum Betteln gegangen. Auch Jauniškis ist nicht gegangen, denn er ist nie Ordensmann gewesen. »Wenn er seinen Worten Glaubwür­digkeit verleihen will, macht er sich eben selbst zu einem Mönch«, schrieb ganz richtig der Priester J. Žemaitis. Wer hat also hier gelogen? Bronius Jauniškis oder sein Vater? Den Vater von Bronius habe ich nicht gekannt, und über einen unbekannten Menschen negativ zu schreiben, wäre unge­recht; seinen Sohn Bronius aber habe ich schon viele Male beim Lügen ertappt. Und nicht nur ich allein, sondern auch Julius Butėnas, Priester J. Žemaitis und Priester Br. Bulika, und deswegen behaupte ich, daß der Vater von Bronius nicht über bettelnde Mönche gesprochen haben kann, weil er sie nie wirklich gesehen hat. Außerdem gibt es in den Klöstern keine Tage­diebe, dort arbeiten alle, und arbeiten viel...

B. Jauniškis fragt, warum ich über die objektiven Ursachen der Erlebnisse der in seinen Illusionen beschriebenen Personen nicht rede, wegen denen sie ihren Weg als Geistliche aufgeben und so viel leiden mußten.

Ganz einfach deswegen, weil die »Benachteiligten« von Jauniškis in Wirk­lichkeit nicht benachteiligt waren. Sie sind ins Kloster gekommen, nicht von dem Wunsch geführt, Ordensleute zu werden, sondern nützten die Gelegen­heit, sich auszubilden. Als sie die Ausbildung bekommen hatten, gingen sie fort, und als Dank dafür werfen sie auf ihre Wohltäter mit Dreck.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit fragen, warum so viele Lehrer in den sowjetischen Jahren ihre geliebte Arbeit als Erzieher allein deswegen auf­geben mußten, weil sie praktizierende Christen waren? Wir wollen nur an Professor Sivickis, an die Lehrerin Brilienė in Vilkaviškis und viele andere zurückdenken. Wieviele Studenten wurden der Hochschulen verwiesen, wie­viele Kinder leiden an den Schulen unter Verspottung, Verhöhnung, Be­schimpfung und sogar Herabsetzung der Note im Betragen bis zum Genü­gend nur deswegen, weil sie in die Kirche gehen, während der hl. Messe ministrieren, Blumen während der Prozession streuen oder im Kirchenchor singen..., was tun sie dabei Schlechtes, warum werden sie bestraft und erniedrigt?

9. Jauniškis schreibt: »Ich habe niemals jemand genötigt... Die Atheisten schimpfen über keinen gläubigen Menschen, weil er gläubig ist... Warum dann also die Rache des Himmels auf die aktiven Atheisten heraufbeschwö­ren?«

Ich protestiere nicht gegen die Atheisten, sondern gegen die von ihnen ver­breiteten Lügen und Verleumdungen, gegen die Irreführung der Leser und das Zumnarrenhalten der Menschen, wenn von Atheisten die Klöster wie ein Gehege für wilde Tiere dargestellt werden. Und ist allein die Tatsache, daß die Atheisten die Religion als Aberglauben bezeichnen, und die Gläu­bigen als abergläubisch, ungebildet, Dunkelmänner, Frömmlinge, die den religiösen Aberglauben noch nicht abgeworfen haben — ist denn das alles keine Beleidigung der Gläubigen? Ist das denn keine Beschimpfung und Verachtung eines Menschen, wenn man ihn, als ob er nicht ganz normal wäre, einen Ungebildeten nennt?

Weiter schreibt Jauniškis, daß »der Atheist verpflichtet ist, den Menschen zu helfen, sich der Irrwege zu entledigen«. Dieser Irrweg ist aber nach Jauniškis die Religion. Welches Recht haben wir aber, die Religion als Irr­weg zu bezeichnen, wenn sich viele der berühmtesten Wissenschaftler der Welt an sie halten? Eurer Meinung nach sind sie alle Ungebildete, die ihren religiösen Aberglauben nicht abgeworfen haben.

Um den jetzigen Papst zu ehren, haben ihn am 9. Mai vergangenen Jahres mehr als 500 der berühmtesten Wissenschaftler der Welt aus allen Erdteilen besucht, unter ihnen waren auch etwa 30 Nobelpreisträger. Und als derselbe Papst vor einigen Jahren, als er Amerika besuchte, eingeladen wurde, vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen zu sprechen, hörte die ge­samte Versammlung seine lange Rede mit großer Aufmerksamkeit und er­habener Stimmung an. Der damalige Generalsekretär der UNO, Waldheim, sagte: »Der Besuch des Papstes, das ist der glücklichste Tag meines Lebens.« Der Name eines Ungebildeten paßt also zu jemand anderem, aber keines­falls zum Papst.

10. Zum Schluß schreibt Jauniškis: »Ich freue mich über das alles, was ich getan habe und was ich tue.«

Diese Aussage, das ist eine moralische Pleite. Jauniškis freut sich darüber, daß er viele Lügen und Verdrehungen verbreitet und ganz unschuldige Menschen, ja sogar seine eigenen Wohltäter mit Dreck beworfen hat. Es gibt aber auch solche, die ihm für seine Verleumdung Honorare zahlen und mit solchen Schmähschriften den Leser, besonders aber das Bewußtsein der unerfahrenen und unwissenden Jugend vergiften.

 

Bijutiškis, am 26. Januar 1984.        J. Danyla