über die Lage der Religion und der Kirche in der SSR Litauen zum 1. Januar 1984

In der Republik arbeiten 764 angemeldete religiöse Gemeinschaften, die zehn Konfessionen angehören und 12 (1982 waren es 9) unangemeldete Gruppen von Gläubigen. Im Jahr 1983 organisierten sich zusätzlich noch eine Pfingstler- und zwei evangelische Baptisten-Gruppen.

767 Kultdiener versorgen diese religiösen Gemeinschaften (1982 waren es 781).

1983 wurden etwa 35 Prozent der in der Republik geborenen Kinder ge­tauft, etwa 35 Prozent der Verstorbenen wurden mit religiösen Zeremonien beigesetzt, 22 Prozent der Eheschließungen wurden in der Kirche wiederholt. 18 325 Kinder erhielten Katechismusunterricht, 20 366 Heranwachsende wurden gefirmt.

Die Einnahmen der religiösen Gemeinschaften aller Konfessionen betrugei 1983 insgesamt 1 874 900 Rubel, d. h. 264 100 Rubel oder 14 Prozent me' als 1982. Die religiösen Gemeinschaften, religiösen Zentren und das Klost der Orthodoxen haben dem Friedensfond 42 000 Rubel zugeführt.

Die katholische Kirche

In der Republik arbeiten, wie auch in den früheren Jahren, 630 katholisi religiöse Gemeinschaften, die in 49 Dekanate eingeteilt sind. Alle Pfarreie gehören zu den zuständigen religiösen Zentren — Erzdiözesen und Diözesen, von denen es in der Republik sechs gibt: Die Erzdiözese Kaunas und die Diözese Vilkaviškis, geleitet von Bischof L. Povilonis (er ist auch Vorsitzen­der der Bischofskonferenz Litauens), die Diözese Panevėžys, geleitet von dem Verwalter Prälat K. Dulksnys (dem ehemaligen Pfarrer der Kirche von Krekenava); er wurde am 9. Mai 1983 zum Verwalter gewählt. (Den Bischof von Panevėžys, R. Krikščiūnas hat der Vatikan im April 1983 seines Amtes enthoben). Die Diözese Vilnius leitet Priester A. Gutauskas als Verwalter; die Diözese Telšiai untersteht Bischof A. Vaičius, die von Kaišiadorys Bischof V. Sladkevičius. Bischof J. Steponavičius arbeitet immer noch als Geistlicher in der Kirche von Žagarė.

Die katholischen religiösen Gemeinschaften werden von 693 Priestern ver­sorgt (1982 waren es 694). 1983 sind 16 Priester gestorben. Im vergangenen Jahr hat die Zahl der religiösen Gemeinschaften, die keinen eigenen Priester haben und von den Priestern der benachbarten Pfarreien versorgt werden müssen, noch einmal zugenommen. Ende 1983 gab es 144 Kirchen ohne Priester (1982 waren es noch 139). Die meisten Pfarreien ohne Priester gab es in der Diözese Telšiai (56), die wenigsten in Kaišiadorys (5).

Am 1. Januar 1984 studierten im Priesterseminar zu Kaunas 104 Alumnen. Im vergangenen Jahr wurden 28 junge Männer in das Priesterseminar auf­genommen. 12 Seminaristen wurden 1983 zum Priester geweiht.

602 Personen stehen im Dienste der Kirchen (1982 waren es 647): 195 Organisten, 145 Sakristane, 195 Kirchenreiniger, 35 Wächter, 31 Glöckner, 6 Heizer.

Die katholischen religiösen Gemeinschaften haben 1983 Jahreseinnahmen von 1 530 200 Rubel gehabt (1982 waren es 1 282 800 Rubel). Für den Friedensfond haben sie 24 100 Rubel abgeführt.

Es wurde ein Kalender der Katholiken in einer Auflage von 4000 Exemplaren und im Umfang von 7 Druckbogen für das Jahr 1983 herausgegeben. Es sind auch schon drei Bände des Meßbuchs in litauischer Sprache gedruckt worden.

Der Kirchenbesuch war 1983 etwa so hoch wie in den früheren Jahren. Die meisten Menschen (etwa je 300 000) versammeln sich an den großen reli­giösen Festtagen — Ostern und Weihnachten in der Kirche. Nicht wenige Gäste kommen auch zu den Ablaßfeiertagen in die sogenannten »heiligen« Stätten. Šiluva besuchten etwa 37 000 Gläubige. In Varduva waren es etwa 30 000 und in Vepriai 2500 — 3000 Gläubige. In Šiluva und Varduva dauern die Ablaßfeierlichkeiten in den Monaten Juli und August je eine Woche, in Vepriai nur während der Pfingstfeiertage einen Tag.

Die Aktivität der katholischen Geistlichkeit in Litauen ist im wesentlichen von der Innen- und Außenpolitik des Vatikans abhängig. Der letztere erkennt aber auch weiterhin den Beitritt Litauens in den Verband der UdSSR nicht an; er sendet Rundfunksendungen antisowjetischen Inhalts in litauischer Sprache, in denen weitgehend verleumderische Informationen verbreitet wer­den, die von den Extremisten stammen; er unterstützte die in der Republik existierenden religiösen Extremisten moralisch auf jede Weise.

1983 betrieb Papst Johannes Paul II. die Expansion der Katholischen Kirche besonders aktiv, indem er seine sogenannte Sozialdoktrin propagierte, ständig zum Kampf gegen die Ideen des Atheismus aufforderte und seine Innen-und Außenpolitik den Forderungen der Zeit anpaßte.

Am 22. Januar verkündete der Papst in einer Bulle ein »außerordentliches« heiliges Jubiläumsjahr in Verbindung mit dem 1950. Jahrestag des Todes Christi, das am 22. April, d. h. an Ostern dieses Jahres zu Ende geht.

Am 26. April bestätigte er den neuen Codex des kanonischen Rechts der Kirche, der am 27. November in Kraft getreten ist. Ebenfalls im Januar gründete er eine päpstliche Kommission für kulturelle Angelegenheiten, die zum Hauptinstrument wird im Bemühen, seine Doktrin zu verwirklichen: ». . .wenn wir beweisen können, daß die marxistische Ethik durch die reli­giöse ersetzt werden kann, dann wird das Verlangen nach Sozialismus in den Massen des Volkes verschwinden . . .«

Auf Grund der Beschlüsse des zweiten Vatikanischen Konzils forderte der Papst in vielen seiner Reden ausdrücklich: ». .. das Atheismusproblem nicht abstrakt zu behandeln, sondern durch sorgfältige Beobachtung der reellen Lebensbedingungen jedes einzelnen Ungläubigen, seiner Wünsche und Ziele und darauf eine Antwort zu geben, indem man die Anwesenheit Gottes mehr durch konkrete, lebendige Beispiele als durch Auslegung der vorberei­teten Formeln nachweist. . .«

In den letzten Jahren fanden auf Anweisung des Papstes Zusammenkünfte und Konferenzen der Führungsorgane aller Mönchsorden statt. Am 13. Sep­tember wurde ein Kenner der sozialistischen Länder, der Holländer Hans Kolvenbach, zum General des Jesuitenordens gewählt, der vorher Rektor des päpstlichen Orientalischen Instituts war.

Während seines Besuchs in Polen im Juni unterstützte der Papst aktiv die »Solidarität« und forderte in seinen zahlreichen Reden auf, die Aktivität der Katholischen Kirche in sozialistischen Ländern zu vergrößern. Ähnliche Reden hielt er im August in Frankreich (Lourdes) und im September in Österreich.

Im Februar ernannte er 18 neue Kardinäle, darunter auch den Bischof von Riga und Liepaja, Vaivods.

Einen gewissen Einfluß hatten die Papstreden bei den Oberhäuptern der Diözesen Litauens, als diese im April zum »ad limina«-Besuch, das heißt zur persönlichen Berichterstattung und Entgegennahme der päpstlichen An­weisungen im Vatikan weilten.

Zur Zeit strengen sich alle Informationsmittel des Vatikans an, unter den Gläubigen unserer Republik religiösen Eifer und Nationalismus anläßlich des 500. Jahrestages des Todes des hl. Casimir zu schüren. Bei der Eröffnung der Jubiläumsfeier am 4. März im Vatikan unterstützte Papst Johannes Paul II. in seiner Predigt öffentlich die religiösen Extremisten in der Republik, als er erklärte, daß er » ... in der Verbundenheit der Liebe mit allen Brü­dern und Schwestern in Litauen bleibe, vor allem mit jenen, die um ihres Glaubens willen zu leiden haben . . .«

Die Kirche der Altgläubigen

Die in der Republik arbeitenden 52 religiösen Gemeinschaften der Altgläu­bigen leitet der Oberste Rat der Altgläubigen und eine geistliche Kom­mission. 23 Geistliche versorgen die Gemeinschaften (43 Prozent von ihnen sind schon über 80 Jahre alt); 56 Prozent der Pfarreien haben bereits keinen ständigen Kultdiener. In manchen ihrer Kirchen leiten Frauen, die die alte slawische Schrift noch kennen, die Andacht.

Die meisten Gemeinschaften (31) sind zahlenmäßig klein. Aber während der großen Festtage versammeln sich in den Kirchen von Vilnius, Kaunas, Klaipėda immer noch an die 1000 Gläubige.

Im Jahre 1983 sind 398 Kinder getauft worden (77 Prozent in den Kirchen der Großstädte), fanden 8 Eheschließungen und 289 Beerdigungen mit re­ligiösen Zeremonien statt.

Die religiösen Gemeinschaften hatten 28 000 Rubel Einnahmen, der Oberste Rat der Altgläubigen 8800 Rubel. Dem Friedensfond wurden 1100 Rubel zugeführt.

Die russische orthodoxe Kirche

Die Diözese der Orthodoxen von Vilnius ist in vier Dekanate unterteilt, in denen sich 41 religiöse Gemeinschaften befinden. Sie werden von 33 Geist­lichen versorgt, von denen ein Drittel unter 40 Jahre alt ist. Die Kurie von Vilnius mit Bischof Viktorin leitet die orthodoxe Kirche.

Während der Festtage versammeln sich in den Kirchen der Städte bis zu 600 Gläubige.

Ihre Grundeinnahmen haben die Gemeinschaften aus dem Verkauf von Kerzen und verschiedenen religiösen Gegenständen. Nur 23 Prozent der Einnahmen der Gemeinschaften kommen aus freiwilligen Spenden der Gläu­bigen zusammen.

Einfluß auf die Aktivität des religiösen Lebens hat das Hl. Geist-Kloster, in dem 10 Ordensmänner und 13 Ordensfrauen leben.

1983 hatte das Kloster 391 000 Rubel Einnahmen (1982 waren es 344 000 Rubel). 1983 sind 627 Neugeborene getauft und 37 Ehepaare getraut worden; es fanden 579 Beerdigungen mit religiösen Zeremonien statt.

Die Diözese der Orthodoxen und die religiösen Gemeinschaften hatten in­nerhalb dieses Jahres 869 000 Rubel Einnahmen (1982 waren es 779 100 Rubel). Dem Friedensfond wurden 16 100 Rubel zugeführt.

Die Lutheraner und die Kirche der Reformierten

Die 25 tätigen religiösen Gemeinschaften der Lutheraner und 2 nicht ange­meldete Gruppen werden von 9 Geistlichen versorgt. Den Gemeinschaften steht das Konsistorium in Tauragė mit Bischof Kalvanas vor.

1983 wurden 145 Neugeborene getauft, 50 Paare getraut; es fanden 97 Be­erdigungen mit religiösen Zeremonien statt. Im letzten Jahrzehnt nahmen die Taufen um 23 Prozent, die Eheschließungen um 11 Prozent und die kirchlichen Beerdigungen um 31 Prozent ab.

Die Kirche der Lutheraner hatte 25 100 Rubel Einnahmen. Dem Friedens­fond wurden 500 Rubel zugeführt.

Die fünf Gemeinschaften der Reformierten werden von einem Geistlichen versorgt. Ihnen steht formell das 1982 gewählte Konsistorium in Biržai vor. In den Bethäusern wurden 20 Neugeborene getauft, 10 Paare getraut, es fanden 35 Beerdigungen statt. Die Gemeinschaften hatten 7200 Rubel Ein­nahmen.

Die religiösen Gemeinschaften der Mohammedaner

Die drei in der Republik tätigen Gemeinschaften der Mohammedaner sind wenig aktiv, weil es wenige Gläubige gibt. Die Geistlichen sind schon alt und haben keine spezielle Ausbildung.

In den Moscheen wurden 14 Neugeborene getauft, 7 Paare getraut, es fanden 21 Beerdigungen statt. Die Geldeinnahmen betrugen 1400 Rubel. Während der großen Feste versammeln sich in den Bethäusern 50 — 100 Gläubige.

Religiöse Gemeinschaften der Juden

In Vilnius und Kaunas gibt es noch je eine religiöse Gemeinschaft der Juden. Geistliche gibt es keine, die religiösen Handlungen führen die Gläubigen selber aus. Während der sogenannten »Herbstfeiern« versammeln sich in der Synagoge von Vilnius bis zu 350 Gläubige. Die Gemeinschaften hatten 15 700 Rubel Einnahmen. Es wurden 19,3 Tonnen Mazzen (ungesäuertes Brot) gebacken.

Die Evangeliums-Christen-Baptisten (EKB)

Zu den angemeldeten 4 Baptisten-Gemeinschaften und der einen Pfingstler-Gemeinschaft gehören 649 Mitglieder, die von 5 Presbytern, 8 Diakonen und 17 Predigern versorgt werden.

Die größten und aktivsten sind die Gemeinschaften von Vilnius und Klaipeda, in denen 1983 31 Gläubige getauft worden sind. Die Gemeinschaften hatten 18 700 Rubel Einnahmen (1982 waren es 15 600 Rubel).

Andere religiöse Gemeinschaften

Die in Trakai ansässige Gemeinschaft der Karaiten ist faktisch auseinander­gebrochen; Andachten finden nicht mehr statt, religiöse Zeremonien werden nicht mehr abgehalten.

In Vilnius, Kaunas, Klaipėda, Šiauliai und auch noch anderswo gibt es un­angemeldete Sektierergruppen (Baptisten, Pfingstler, Adventisten). Illegal arbeiten etwa 250 Zeugen Jehovas (in Klaipėda, Šiauliai, Tauragė, Jurbarkas).

Am 1. Januar 1984 arbeiteten illegal in der Republik etwa 565 Sektierer. Es ist nicht gut, daß die Zahl der Sektierer wächst. Beispielsweise hat sich die Zahl der Zeugen Jehovas im Jahr 1983 verdoppelt.

Die Überwachung der Einhaltung der Kultgesetze und der Kampf gegen ihre Verletzer

Die verstärkte Anwendung der vorbeugenden, administrativen und straf­rechtlichen Maßnahmen in bezug auf die religiösen Extremisten brachte im Kampf gegen die Verletzer der Kultgesetze positive Ergebnisse. Trotzdem zeichnen sich wie schon in früheren Jahren manche Geistliche der katholi­schen Kirche durch ihren Extremismus aus. Viel Aufmerksamkeit widmen die Kultdiener in der jetzigen Zeit den Kindern und der Jugend. Manche von ihnen, wie beispielsweise A. Gražulis, R. Puzonas, V. Braukila, V. Užku­raitis, B. Belaisis und auch andere, organisieren spezielle Gottesdienste für Kinder, zeigen ihnen Dias, bereiten Weihnachtsbaumfeiern mit Programm vor, bei denen Väterchen Frost den Kindern Bonbons verteilt. Durch ver­schiedene Formen ihrer Tätigkeit locken die Geistlichen noch viele Kinder an, bei der Ausübung der religiösen Zeremonien zu ministrieren; die Kinder nehmen aktiv an Prozessionen und an anderen kirchlichen Zeremonien teil. Die Zahl der Ministranten nimmt nicht ab. In manchen Kirchen der Rayons Akmenė, Jurbarkas, Kaunas, Jonava, Pakruojis, Alytus, Raseiniai, Skuodas, Šakiai, Radviliškis, Plungė werden sogar Kinderchöre organisiert und wir­ken aktiv in der Kirche mit.

Manche extremistisch gesinnte Priester, wie auch andere Kirchenleute, haben versucht, unter grober Verletzung der Kultgesetze, Religionsunterricht füi Kinder zu organisieren und systematisch durchzuführen (so die Priester der religiösen Gemeinschaften von Šatės, Krinčinas, Adakavas, Krakės, Sasnava, Skardupiai, Šilutė, Šakiai und die Organistin der Kirche von Gižai). Das Material über das Vergehen der Priester V. Senkus, V. Šikšnys, S. Užda­vinys, V. Brusokas und der Organistin der Kirche von Gižai, J. Jasiulytė, wurde den Organen der Staatsanwaltschaft übergeben.

Den von den Überwachungskommissionen festgestellten Gegebenheiten zu­folge haben die Geistlichen I. Plioraitis (in Kapčiamiestis), A. Mockus (in Siesikai), G. Steponaitis (in Kybartai), V. Senkus (in Šatės) und R. Puzonas (in Kiaukliai) ohne Erlaubnis der Ortsverwaltungsorgane am Tag der Ver­storbenenehrung — 1. November — Prozessionen zum Friedhof organisiert, weswegen sie mit Administrativstrafen belegt wurden. Der Priester G. Ste­ponaitis ist von der Rayonstaatsanwaltschaft verwarnt worden.

Manche der extremistischen Geistlichen reisen ohne Einladung oder ohne Einverständnis der Ortsverwaltungsorgane von Kirche zu Kirche und halten dort antigesellschaftliche Predigten (J. Kauneckas, J. Zdebskis, V. Gustaitis, D. Valikonis, S. Puidokas . . .).

Achtzehn religiöse Gemeinschaften haben ihre Verträge über unentgeltliche Benützung des Bethauses und des darin befindlichen Besitzes noch nicht unterschrieben. (Im Rayon Pasvalys 4, Radviliškis 3, Pakruojis 2, Lazdijai 2 und im Rayon Joniškis, Jonava, Kelmė, Kėdainiai, Šiauliai, Utena und Ukmergė je eine religiöse Gemeinschaft).

Obwohl der Priester Jokubauskas (im Rayon Rokiškis) und der Priester Baltuška (im Rayon Utena) auf Beschlüsse der Rayonexekutivkomitees aus der Mitgliedschaft der Exekutivorgane (Kirchenkomitees — Übers.) ausge­schlossen wurden, sind an ihrer Stelle seit Jahren noch keine Ersatzpersonen nachgewählt worden.

Ohne das Verbot der Ortsverwaltungsorgane zu beachten, sind doch viele Priester bestrebt, die Funktion der Exekutivorgane und der Revisionskom­mission an sich zu reißen; sie übernehmen ihre Leitung, regeln ihre wirtschaft­lichen und fiianziellen Angelegenheiten, bewahren die Dokumente der reli­giösen Gemeinschaften und Kassenbücher bei sich auf, sammeln selber im Bethaus die Spenden ein. In manchen Rayons und Städten versuchen die extremistisch gesinnten Geistlichen sogar die Kaiende einzusammeln.

Die heftigsten Extremisten, Priester A. Svarinskas und S. Tamkevičius wie auch die religiöse Fanatikerin J. Bieliauskienė, die unter der Maske der Religion und der Kirche antisowjetische Propaganda und Agitation betrieben haben, sind 1983 gemäß § 68, Teil 1 des StGB der LSSR, und die religiösen Aktivisten J. Margis und A. Butėnaitė (im Rayon Rokiškis) wegen der Dro­hung gegen die Atheisten gemäß § 203 Teil 1 des StGB der LSSR verurteilt worden.

Die Organe der Ortsverwaltungen haben 118 Geistliche und 44 kirchliche Aktivisten wegen der Verletzung der Kultgesetze verwarnt und 597 pro­phylaktische Verwarnungsgespräche durchgeführt.

Der Bevollmächtigte des Rates hat 20 Geistliche und 26 Mitglieder der Exe­kutivorgane schriftlich verwarnt sowie 30 Verwarnungsgespräche mit Prie­stern und 66 mit Mitgliedern der Exekutivorgane geführt.

Bei der Überwachung der Einhaltung der Kultgesetze ist es das wichtigste, keine auch noch so geringe Verletzung ohne die nötige Aufmerksamkeit durchgehen zu lassen, denn eine verspätete Prophylaxe reizt den Verletzer nur dazu, noch mehr der Mißachtung der Kultgesetze zu verfallen.

Die Tätigkeit der Uberwachungskommission für Einhaltung der Kultgesetze im Jahre 1983

Die Mehrheit der Uberwachungskommissionen für Einhaltung der Kult­gesetze hat ihre Informationen für das Jahr 1983 rechtzeitig zugestellt. Gute ausführliche Informationen sind eingegangen aus Kaunas, Biržai, Telšiai,

Skuodas, Anykščiai, Kėdainiai, Šalčininkai, Malėtai, Rokiškis, Vilkaviškis und manchen anderen Rayon- oder Stadtrayonkommission.

Dem Abhören und Aufschreiben von Predigten wurde von den Überwa­chungskommissionen für Einhaltung der Kultgesetze in Utena, Skuodis, Bir­žai, Rokiškis, Rayon Požėla der Stadt Kaunas, Molėtai, Kapsukas, Kėdainiai, Anykščiai, Joniškis viel Aufmerksamkeit gewidmet; sie haben nicht wenige Ausschnitte von Predigten zugeschickt.

Gemäß der schon bestehenden Praxis wird über den Verlauf der Osterfeier-tage eine Extra-Information geschrieben und die über Weihnachten der Jah-resinfomation beigefügt. Über die Tätigkeit der Geistlichkeit und die Teil­nahme der Gläubigen während der Weihnachtsfeiertage wurde unsere Be­hörde von den Rayonkommissionen von Tauragė, Molėtai, Rokiškis, Plungė, Raseiniai, Panemunė der Stadt Kaunas, Lenino der Stadt Kaunas, der Stadt Šiauliai und auch noch von manch anderen informiert. Einige der Kommis­sionen haben viel Aufmerksamkeit der Aufklärungsarbeit gewidmet. Die Kommission zur Erläuterung der Kultgesetze des Rayons Panemunė (Stadt­teil von Kaunas) gründete eine Gruppe von Lektoren mit 6 Personen, die sich auf diesem Gebiet spezialisieren. Die Kommission des Rayons Molėtai hat einen Vortrag »Sowjetische Gesetze über religiöse Kulte« vorbereitet.

Man muß sagen, daß nicht alle Uberwachungskommissionen für Einhaltung der Kultgesetze so arbeiten, wie sie arbeiten sollten, und das nicht deswegen, weil sie nicht wüßten, wie man arbeiten muß. Obwohl in den zonenweise durchgeführten Seminaren für die Mitglieder der Kommission im November alle Fragen der Arbeit der Kommission geklärt wurden, verspäteten sich Ma­žeikiai mit der Zustellung der Jahresinformation trotzdem um sechs Tage, Šilutė um sieben, die Rayons Vilkaviškis und Alytus um acht Tage. Noch etwas schwache Informationen kamen aus Šilutė, Alytus, Mažeikiai, Šir­vintai, den Rayons der Stadt Vilius, Naujoji Vilnia (Stadtteil von Vilnius) und manchen anderen Uberwachungskommissionen für Einhaltung der Kult­gesetze.

Uberhaupt keine Auszüge aus den Predigten gingen aus den Rayons Trakai, Šilalė, Raseiniai, Plungė, Prienai, Vilnius, Tauragė und Akmenė ein. Je eine einzige Predigt schafften innerhalb eines Jahres die Uberwachungskom­missionen von Širvintai, Druskininkai, Naujoji Vilnia (Stadtteil von Vilnius). Es gibt noch Kommissionen, die Auszüge der Predigten herschicken, die aber nicht schreiben, welcher Geistliche das gesprochen hat.

Obwohl im Merkblatt über die Vorbereitung der Jahresinformation gesagt worden war, daß man die Organisation und den Verlauf der großen Feste beschreiben müsse, gab es doch viele Kommissionen, die das Weihnachtsfest wahrscheinlich zu den unbedeutenden gezählt und im Jahresbericht ganz ver­schwiegen haben.

Nicht in allen Rayons und Städten wird wenigstens einmal im Jahr ein Grup­pengespräch mit den Geistlichen durchgeführt, bei denen ihr bürgerliches und patriotisches Bewußtsein entwickelt werden soll. Ich muß sie daran erinnern, daß in diesem Falle der Beschluß des Zentralkomitees der KPL vom 11. Januar 1982 »Wegen der Stärkung der atheistischen Erziehung« und der Beschluß der Kommission für laufende Angelegenheiten des Prä­sidiums des Ministerrates der SSR Litauen vom 22. Februar 1982 »Wegen mancher Maßnahmen, gerichtet zur Einschränkung des religiösen Extremis­mus« nicht erfüllt werden.

In den Rayons Plungė, Pasvalys und Kelmė gibt man sich immer noch damit zufrieden, daß sich die Exekutivorgane von 24 religiösen Gemeinschaften weigerten, unter Verletzung der Verpflichtungen, die im Vertrag für Be­nützung des Bethauses genannt sind, den Organen der Ortsverwaltung die nötigen Angaben zu übermitteln.

Es sind Fälle vorgekommen, wo die Sachbearbeiter der Paßabteilungen bei der Abteilung für innere Angelegenheiten bei der Anmeldung von Geistlichen nicht einmal den Anmeldungsausweis der Behörde des Bevollmächtigten des Rates für Religionsangelegenheiten vorzulegen verlangen; damit schaffen sie den extremistisch gesinnten Priestern die Gelegenheit, Konflikte mit den Organen der Ortsverwaltung zu organisieren.

Es sind in der letzten Zeit häufiger Fälle vorgekommen, wo die katholischen Bethäuser bzw. Kirchen nicht nach ihrer Bestimmung, nämlich die religiösen Bedürfnisse der Gläubigen zu befriedigen, benützt wurden. In manchen Kir­chen versucht man Dias und Transparent-Bilder zu zeigen: die Gläubigen werden während des Gottesdienstes aufgefordert, unter den von Extremisten vorbereiteten Erklärungen, Briefen, Bittschriften und sogenannten Protesten zu unterschreiben. Solche Fälle müssen verschwinden.

In der Republik arbeiten noch zehn illegale katholische Priester:

1.     Brilius Kęstutis, Sohn des Jurgis, geboren 1954 im Rayon Kapsukas, Dorf Akmenynai, angemeldet in Vilkaviškis, Vilnius g. 30, ohne Beschäf­tigung.

2.     Matulionis Kąstytis-Jonas, Sohn des Leonas, geboren 1931 im Rayon Kupiškis, Dorf Pelyšiai, wohnhaft in Vilnius, Gorkio g. 17-6, ohne Beschäf­tigung.

3.     Paliokas Algis, Sohn des Andrius, geboren 1942 in Pasvalys, angemeldet in Kaunas, Jūratė g. 4, ohne Beschäftigung.

4.     Poderis Juozas, Sohn des Stasys, geboren 1924 im Rayon Kaunas, Dorf Kluoniškiai, wohnhaft in Kaunas, LTSR 25-čio g., ohne Beschäftigung.

5.     Repšys Ričardas, Sohn des Jonas, geboren 1950 in Kaunas, wohnhaft in Kaunas, Kelmės g. 2-2, ohne Beschäftigung.

6.     Boruta Jonas, Sohn des Jonas, geboren 1944 in Kaunas, Kandidat der Wissenschaften wohnhaft in Vilnius, Dūkšto g. 12-92, bis 20. Dezember 1982 war er im Physikinstitut der MA tätig, jetzt ohne Beschäftigung.

7.     Vaičiūnas Algirdas, Sohn des Antanas, geboren 1932, wohnhaft in Kau­nas, Signalu g. 2-10, arbeitet in der Bildergalerie.

8.     Lazauskas Antanas, Sohn des Antanas, geboren 1905, wohnhaft in Ariogala.

9.     Našlėnas-Kerbelis Petras, Sohn des Petras, geboren 1916, wohnhaft in Kaunas, Basanavičiaus g. 56-3.

10.        Tiškevič Česlav Adamovič, geboren 1917, wohnhaft in Vilnius, Ne-
menčinės pl. 41-1, arbeitet aktiv unter den Gruppen der Ordensleute.

Die illegalen Priester sind Personen, die keine Schule für Geistliche abge­schlossen haben und selbstverständlich auch kein Diplom über den Abschluß des Priesterseminars besitzen. Sie wissen nicht, wer sie zum Priester geweiht hat, besitzen keine Urkunde, die ihre Priesterweihe bestätigen könnte. Manche der illegalen Priester sind schon wegen verschiedener Vergehen gegen den Staat verurteilt gewesen, die meisten von ihnen sind extremistisch gesinnt. Die Illegalen werden von den gegnerisch gesinnten Geistlichen der katholi­schen Kirche mit dem Ziel vorbereitet, unter der Maske der Religion und der Kirche seine Zersetzungsarbeit zu führen und Unzufriedenheit mit der Po­litik des Staates hinsichtlich der Religion und der Kirche unter den Gläubigen zu stiften. Solche »Priester« muß man, sofern sie arbeitsfähig sind, über ihren Wohnort wegen Schmarotzertums zur Verantwortung ziehen, weil sie kein Anmeldungsschreiben besitzen. Die von ihnen vorgelegten und von den Leitern der religiösen Zentren, den Bischöfen oder Verwaltern der Diözesen ausgestellten Ernennungen sind bei der Anmeldung ungültig, weil die Kirche vom Staat getrennt ist.

Wir danken den Überwachungskommissionen für Einhaltung der Kultgesetze für ihre den Informationen beigefügten Vorschläge, die wir zu verwirklichen versuchen werden. Nach den gegebenen Möglichkeiten werden wir auch ihre Wünsche berücksichtigen.

Der Bevollmächtigte des Rates        P. Anilionis

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