»Aušra« (Die Morgenröte) Nr. 50 (90). Im September 1985 erschien eine neue Nummer der Untergrundveröffentlichung »Aušra«. Um die Erinnerung an 45 Jahre der sowjetischen Okkupation herauszustreichen, schreibt ein ehe­maliger Fahnenjunker Litauens in seinem öffentlichen Brief mit dem Titel j>Kaip rusų tankai balsavo už >Lietuvos seimą<« (Wie die Panzer der Russen das >Parlament Litauens< gewählt haben) über die schmerzliche Lage des li­tauischen Heeres im Jahre 1940: »Wir waren mutterseelenallein zwischen zwei Ungeheuern von Osten und von Westen. . . Wir, die Zeugen der Missetaten des russischen Imperiums, die wir noch am Leben geblieben sind, rufen auch heute noch nach 45 Jahren nach Gerechtigkeit! Nach Freiheit!«, schließt der ehemalige Soldat seinen Brief. In dem Artikel »Kas tie tikrieji Piratei?« (Wer sind die wahren Piraten?) wird den sehr notwendigen Anstrengungen der baltischen Patrioten im Ausland und aller freiheitsliebenden Menschen zuge­stimmt, die Aufmerksamkeit der Welt auf die wahre Lage der baltischen Staaten zu lenken; es wird allen gedankt, die zu dem Tribunal der Balten in Kopenhagen, zu der Friedens- und Freiheitsreise auf der Ostsee im Juli 1985 ihren Teil beigetragen haben. Mit der Demonstration der Reisenden des Schiffes »Baltic star« in Helsinki und mit öffentlichen Versammlungen in Stockholm hatte man die »Späher« in Moskau noch einmal daran erinnert, daß das wahre Piratenstück im Baltikum vor 45 Jahren stattgefunden habe, als Moskau die drei baltischen Staaten geraubt hat.

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»Aušra« (Die Morgenröte) Nr. 51 (91). Die im Dezember 1985 erschienene »Aušra« Nr. 51 (91) bringt in ihrem Leitartikel »Kalėdiniai apmąstymai« (Gedanken zu Weihnachten) die feste Überzeugung zum Ausdruck, daß »der weihnachtliche Christus alle Menschen guten Willens zu einem Ziel zusam­menbringen wird: zur Wiederherstellung der Wahrheit und der Liebe in unserer Heimat und in unserem Volke.«

In der Veröffentlichung wird die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die schwere Lage dreier junger Männer gelenkt: Ricardas Andrijauskas, und die Brüder Mečislovas und Gintaras Tarasevičius. Sie hatten im Mai 1983 den Versuch unternommen, die Grenze zwischen Sowjetunion und Finnland zu überschreiten, wofür das KGB sie bis jetzt terrorisiert; es wird ihnen nicht erlaubt, sich weiterzubilden, eine ständige Arbeit anzutreten, ständig wird ihnen gedroht, sie von der Öffentlichkeit zu isolieren, ständig besteht die Gefahr der physischen Vernichtung. Es wird ein Brief der Mütter Litauens veröffentlicht, eine Antwort an die Mutter S. Antonows in Form eines Briefes. Die »Tarybinio kalinio memuarai« (Erinnerungen eines sowjetischen Ge­fangenen) von Vladas Lapienis werden fortgesetzt.