An den Generalsekretär der ZK der KPdSU, M. Gorbatschow Erklärung

der Priester und der Gläubigen der Katholischen Kirche Litauens

Wir verlangen, S. Exz. dem Bischof von Vilnius, Julijonas Steponavičius, zu erlauben, aus der Verbannung in Žagarė nach Vilnius zurückzukehren und ungehindert sein Amt auszuüben.

Am 22.10.1988.

Es unterschrieben die Gläubigen:

In Vilnius        1569

in Kaišiadorys        487

in Širvintos        84

in Lazdijai        1296

in Kalvarija (Rayon Kapsukas)        713

in Keturvalakiai (Rayon Vilkaviškis)        333

in Šeštokai (Rayon Lazdijai)        300

in Šeduva (Rayon Radviliškis)        300

An den Sekretär des ZK der KPL, A. Brazauskas

An den Vorsitzenden des Ministerrates der LSSR, V Sakalauskas

Abschrift: An den Kardinal Litauens, S.E.V Sladkevičius

 

Erklärung

der Gruppe zum Schutz der politischen Gefangenen und Verbannten.

In der Freude über die aus der Verbannung nach Litauen zurückgekomme­nen politischen Gefangenen empfinden wir noch deutlicher die schon alt­gewordene tiefe Wunde: Uns bewegt die schon 28 Jahre, seit dem 18.1.1961, andauernde Verbannung des Bischofs von Vilnius, Julijonas Ste­ponavičius, nach Žagarė.

In der Erklärung des Bischofs J. Steponavičius vom 15.9.1975 an den Vor­sitzenden des Ministerrates der LSSR, J. Moniuška, wird gesagt: „Ich weiß bis jetzt nicht, warum, wofür und für wie lange ich verbannt worden bin." Uneinigkeiten mit der Regierung, mit dem Bevollmächtigten des Rates für Religionsangelegenheiten, J. Rugienis, hat es nur deswegen gegeben, weil der Bischof J. Steponavičius auf die Einmischung in die Angelegenheiten der Kirche der Stimme seines Gewissens und seines Amtes folgend geant­wortet hatte. Wegen der Rückführung des Bischofs in sein Amt sind viele Erklärungen und Bittgesuche geschrieben worden, aber vergebens.

Wir wollen Sie an die Worte des Papstes Johannes-Paul II. aus seiner Gratulation vom 20.3.1980 an Bischof J. Steponavičius zu seinem 25. bischöflichen Amtsjubiläum erinnnern: „...wir möchten Dir die voll­verdiente Verehrung kundtun, die wir Dir für Deinen reinen Glauben, den bischöflichen Eifer, für die geistigen und intellektuellen Eigenschaften und großen Verdienste, die Du Dir würdevoll und mit Fleiß durch die Ausübung des heiligen Amtes, in Sorge um die Erlösung menschlicher Seelen erworben hast, von ganzem Herzen übermitteln. In Vorbereitung auf dieses heilige Amt und in seiner heiligen Ausübung hast Du fast Dein ganzes Leben verbracht. Du folgtest den leuchtenden Spuren jener Männer, die in der Vergangenheit lebten, die fleißig und ausdauernd zur größeren Ehre Gottes, zum Wöhle der Katholischen Kirche gearbeitet und unseren Herrn Jesus Christus durch staunenswerte Worte und Taten bekannt haben."

Eine derartige Erscheinung, daß der Bischof verbannt ist, ist ein klarer Anachronismus. Es ist ein politischer Exzeß. Ist denn die Epoche der kriegerischen Atheisten immer noch nicht zu Ende?

Wir bitten darum, daß die Rückkehr Bischofs Julijonas Steponavičius in sein Amt durch ein offizielles Dokument sanktioniert und durch keine

Bedingungen eingeschränkt wird, auch dann nicht, wenn seine Verbannung auf eine ultimative mündliche Forderung erfolgt sein sollte.

Vilnius,

am 5.12.1988.

Es unterschrieben:

Jadvyga Bieliauskienė Birutė Burauskaitė Jonas Kareniauskas Vytautas Milvydas Nijolė Sadūnaitė Zita Vanagaitė

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An den Generalsekretär des ZK der KPdSU, M. Gorbatschow

Erklärung der Katholiken Litauens.

Wir alle wollen zu dieser Zeit der Umgestaltung bei der geistigen und moralischen Erneuerung der Gesellschaft mitwirken. Zu diesem Zweck bit­ten wir, die Gläubigen Litauens, daß den Priestern und den zu diesem Zweck vorbereiteten Laien erlaubt wird, die Lehre der Glaubenswahrheiten und der Sittlichkeit in den Schulen, in den Internaten und in den Kirchen versammelten Gruppen der Jugend systematisch beizubringen.

Es unterschrieben die Gläubigen:

In Vilnius        533

in Lazdijai        1053

in Vilkaviškis        840

in Keturvalakiai (Rayon Vilkaviškis)        321

in Kalvarija (Rayon Kapsukas)        719

in Švenčionėliai (Rayon Švenčionys)        866

in Adutiškis (Rayon Švenčionys)        367

in Simnas (Rayon Alytus)        1097

in Krikštonys (Rayon Lazdijai)        371

in Uliūnai (Rayon Panevėžys)        169

An den Generalsekretär des ZK der KPdSU, M. Gorbatschow

Erklärung der Katholiken Litauens

Wir bitten Sie, den Beschluß des Ministerrates der UdSSR vom 12. Sep­tember 1988, wonach die Produktion der alkoholischen Getränke erhöht werden soll, zu widerrufen. Wir bitten Sie, im Kampfe gegen Alkoholismus den Beschluß des Jahres 1985 anzuwenden. Ein mit „Sauf'-Rubeln gestütz­tes Budget ist eine Schande für den Staat, eine Quelle des Übels aber für das Volk.

Am 27.11.1988.

Es unterschrieben die Gläubigen:

In Lazdijai        1352

in Vilkaviškis        859

in Kalvarija (Rayon Kapsukas)        713

in Sangrūda (Rayon Kapsukas)        125

in Uliūnai (Rayon Panevėžys)        166

in Skardupiai (Rayon Vilkaviškis)        35

in Keturvalakiai (Rayon Vilkaviškis)        323

in verschiedenen Pfarreien        52

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An den Generalsekretär des ZK der KPdSU, M. Gorbatschow Abschriften an die Bischöfe Litauens

Erklärung der Katholiken Litauens

In der Nacht vom 2. zum 3. April 1982 haben Beamte der sowjetischen Regierung das kostbare Denkmal des gläubigen Volkes, den Berg der Mäd­chen, der sich im Dorf Pasruojis, Rayon Telšiai befindet, auf wandalische Weise verwüstet. Die Atheisten rissen die Marienkapelle ab, die dort war, zerschlugen die Statuen und vernichteten die dort errichteten Kreuze. Der Berg der Mädchen wird von den Gläubigen seit 1626 verehrt. Damals haben die nach Litauen eingedrungenen Soldaten des schwedischen Hee­res die Mädchen, die sich an dieser Anhöhe versteckt hatten, alle ermor­det, weil sie sich von den Soldaten nicht vergewaltigen ließen. Zu Ehren der Märtyrerinnen der Unschuld errichtete das Volk dort eine Kapelle und eine Anzahl von Kreuzen. Die Stätte wurden von Wallfahrern besucht.

Nach der wandalischen Verwüstung des Berges im Jahre 1982 versuchten die Gläubigen öfters, die Kreuze wieder aufzustellen, die Beamten der sowjetischen Regierung rissen sie jedoch sofort wieder aus und terrorisier­ten die Aufsteller der Kreuze.

Wir bitten Sie, Generalsekretär, die Beamten der sowjetischen Regierung zu beauftragen, die Kapelle auf dem Berg der Mädchen wiederaufzubauen, die Kreuze wieder zu errichten und die Wallfahrer nicht am Besuch dieser historischen Stätte zu hindern.

Im Jahre 1988

Es unterschrieben die Gläubigen:

In Vilnius        711

in Simnas (Rayon Alytus)        1027

in Krikštonys (Rayon Lazdijai)        368

in Adutiškis (Rayon Švenčionys)        367

in Švenčionėliai (Rayon Švenčionys)        821

R S. Diese Erklärung haben insgesamt 62952 Personen unterschrieben.

 

Erklärung

Auf Grund der Resolution des Kerns der Wiederbelebungsgruppe der am 10.2.1989 gegründeten Partei der Christlichen Demokraten Litauens machen wir bekannt, daß die Partei der Christlichen Demokraten Litauens (LKDP) am 16.2.1989 wieder ins Leben gerufen worden ist.

Ehrenmitglieder der Christlich Demokratischen Partei Litauens sind Kardi­nal Vincentas Sladkevičius und Bischof Antanas Vaičius.

Die LKDP wird sich leiten lassen und von dem im Jahre 1904 vom Prälaten Mačiulis-Maironis, Prälaten Aleksandras Jakštas-Dambrauskas, Bischof Pranciškus Bučys unter der Beratung mit dem seligen Erzbischof Jurgis Matulaitis, Kanonikus Juozas Tumas-Vaižgantas und anderen erstellten ersten Programm der LKD wie auch von den späteren Redaktionen dessel­ben und es den Realitäten dieser Tage anpassen.

Zum Leiter der Kommission für die Vorbereitung des Programms und des Statutes der LKDP wurde der Jurist Povilas Šilas gewählt.

Zum Vorsitzenden des Kerns der Wiederbelebungsgruppe, der aus 13 Per­sonen besteht, wurde Viktoras Petkus und zum Stellvertreter der Priester Edmundas Paulionis gewählt.

Die Koordination der gegründeten Gruppen der Partei der LKD wird Petras Gražulis und Vytautas Bogušis anvertraut.

Die genannten Personen bleiben in ihrem Amt bis zur Zusammenkunft der LKDP, die im Sommer 1989 vorgesehen ist.

Vilnius, am 16. Februar 1989.

Viktoras Keturakis (Mitglied der LKDP seit 1923), Viktoras Petkus, Priester Edmundas Paulionis, Priester Vincentas Vėlavičius, Priester Alionidas Budrius, Povilas Šilas, Petras Gražulis, Vytautas Bogušis, Kazimieras Kryževičius, Kazimieras Momkus, Priester Kazimieras Gražulis, Alfredas Macijauskas, Jadvyga Bieliauskienė.

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